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Ein furioses Werk über das Ende eines Idylls - kraftvoll und überragend.
Joni Sigerius (Susanne Wolff), Stieftochter eines angesehenen Mathematikers und Rektors einer holländischen Universität, hat zusammen mit ihrem Freund Aaron (Benno Fürmann) ein Unternehmen aufgezogen, das sie vor anderen lieber geheim halten will. Als es auffliegt, fliegt wenig später in der Stadt Enschede, in der die Familie lebt, auch eine Feuerwerksfabrik in die Luft. Für Siem Sigerius (Axel Milberg) schlägt das plötzliche Wissen ein wie eine Bombe, erschüttert den Boden, auf dem er vermeintlich mit beiden Beinen…mehr

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Produktbeschreibung
Ein furioses Werk über das Ende eines Idylls - kraftvoll und überragend.

Joni Sigerius (Susanne Wolff), Stieftochter eines angesehenen Mathematikers und Rektors einer holländischen Universität, hat zusammen mit ihrem Freund Aaron (Benno Fürmann) ein Unternehmen aufgezogen, das sie vor anderen lieber geheim halten will. Als es auffliegt, fliegt wenig später in der Stadt Enschede, in der die Familie lebt, auch eine Feuerwerksfabrik in die Luft. Für Siem Sigerius (Axel Milberg) schlägt das plötzliche Wissen ein wie eine Bombe, erschüttert den Boden, auf dem er vermeintlich mit beiden Beinen steht. Da im Sommer desselben Jahres auch noch sein Sohn aus der Haft entlassen wird, bleibt in der Familie kein Stein mehr auf dem anderen: Ist Nähe ein Garant dafür, dass man einander auch vertraut?

Bonita Avenue - benannt nach einer Straße in Kalifornien, wo die Familie in früheren Jahren glücklich lebte - ist ein mitreißender, reich nuancierter, kraftvoll-bildhafter Roman über das Auseinanderbrechen einer Patchworkfamilie, über einen Vater, dessen Kinder die Erwartungen, die er an sie stellt, durchkreuzen, über Familien - geheimnisse, Wahrheit und Lüge, Schein und Sein.

(12 CDs, Laufzeit: 15h)

Autorenporträt
Peter Buwalda, 1971 in Brüssel geboren, arbeitete für eine Musikzeitschrift, bevor er seinen ersten Roman schrieb und freier Schriftsteller wurde. Peter Buwalda lebt in Haarlem.

Benno Fürmann ging mit 19 Jahren nach New York und studierte dort am Lee Strasberg Institute. Nach mehreren TV- und Kinorollen gelang ihm 2000 der Durchbruch mit "Anatomie". Inzwischen wandelt er gekonnt zwischen Mainstream und Arthouse und ist ein beliebter Synchronsprecher. So leiht er dem "gestiefelten Kater" in der Hollywood Blockbuster Reihe Shrek seine Stimme. Er gewann u.a. den "Deutschen Fernsehpreis", den "Bayerischen Filmpreis" und den "Grimme-Preis".
Trackliste
CD 1
1Bonita Avenue00:07:18
2Bonita Avenue00:09:39
3Bonita Avenue00:08:53
4Bonita Avenue00:08:51
5Bonita Avenue00:09:53
6Bonita Avenue00:12:08
7Bonita Avenue00:09:03
8Bonita Avenue00:06:59
9Bonita Avenue00:06:06
CD 2
1Bonita Avenue00:11:09
2Bonita Avenue00:11:46
3Bonita Avenue00:09:49
4Bonita Avenue00:08:37
5Bonita Avenue00:09:47
6Bonita Avenue00:07:41
7Bonita Avenue00:10:04
CD 3
1Bonita Avenue00:09:20
2Bonita Avenue00:09:43
3Bonita Avenue00:09:43
4Bonita Avenue00:09:01
5Bonita Avenue00:07:57
6Bonita Avenue00:06:47
7Bonita Avenue00:07:15
8Bonita Avenue00:09:39
9Bonita Avenue00:05:13
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Die Handlungen krass, die Figuren extrem, eine gewaltige Familientragödie aus drei Perspektiven erzählt von drei guten bis sehr guten Sprechern: Susanne Wolff, Benno Fürmann, Axel Milberg, Letzterer wie immer variabel und äußerst virtuos. Doch passen die männlichen Stimmen zu den Charakteren, die sie verkörpern? Die sich dramatisch zuspitzenden Geschehnisse drehen sich um die Familie des niederländischen Rektors und Mathematikprofessors Siem Sigerius - ein Judokämpfer mit "büffelartigem" Körper, präsentiert von Milbergs eher feiner Stimme. Das korrespondiert nicht. Der wenig selbstbewusste, labile Freund der Tochter präsentiert von Fürmanns dunkler markanter Stimme. Das verwirrt. Ganz unabhängig von der ausgezeichneten Sprechleistung.

Die Geschichte - extraordinär und faszinierend. Die Charaktere - extravagant und überspannt, dennoch mit Charakterzügen, die jeder aus dem Alltag kennt. Der bullige Rektor hat scheinbar alles im Griff. Bis seine Kinder sein Leben zum Einsturz bringen: ein krimineller Sohn aus erster Ehe und eine Tochter auf sexuellen Abwegen, deren Freund am Ende psychotisch. Die Explosion einer Feuerwerksfabrik rüttelt die Patchwork-  Familie durcheinander.

© BÜCHERmagazin, Sabine Stamer (sta)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2013

Und drinnen schleift und sägt die züchtige Hausfrau
Wälder brennen, Knochen krachen: Peter Buwalda lässt in seinem gefeierten Debütroman "Bonita Avenue" eine Familie im großen Stil in die Brüche gehen

Wenn man pornographisches Schreiben als etwas versteht, bei dem es allgemein nicht um Sublimation, sondern um Stimulation geht, dann hat Peter Buwalda einen fast siebenhundert Seiten langen Porno geschrieben. In den Niederlanden ist er damit sagenhaft erfolgreich gewesen. Zahlreiche nationale Literaturpreise wurden dem Debütanten zuerkannt. Eine auf dem Buchrücken zitierte englische Tageszeitung bringt den unvermeidlichen Vergleich mit Jonathan Franzen, denn auch Buwalda hatte wohl ursprünglich vor, einen psychologisch komplexen Familienroman zu schreiben.

Die Figurenkonstellation ist in der Tat vielversprechend: Siem Sigerius ist ein anerkannter Hochschulrektor mit Berkeley-Background (Knot-Theory) und Judoka-Vergangenheit (Blumenkohlohren). Mutter Tineke führt ein phlegmatisches Dasein an der Seite ihres Mannes, wenn sie nicht gerade Einrichtungsgegenstände am hauseigenen Schwingschleifer bearbeitet. Zwei von Tineke mit in die Ehe gebrachte Töchter, Joni und Janis, bilden die Ebene der kritischen Generation. Der latent inzestuöse Konflikt zwischen dem Adoptivvater und seiner ältesten Tochter Joni ergibt sich aus dieser wahlverwandtschaftlichen Lage nahezu von selbst. Doch bis es zur Entfaltung dieses Skandalmaterials kommt, fliegt erst einmal eine Fabrik in die Luft. Mit der Druckwelle, die tatsächlich im Jahr 2000 ein ganzes Stadtviertel der niederländischen Stadt Enschede unbewohnbar gemacht hatte, begannen die Dinge aus dem Ruder zu laufen.

So sieht es rückblickend Aaron, Jonis Jugendfreund - und ihr ehemaliger, nun ja, Geschäftspartner. Er lebt zu Beginn des Romans allerdings als Psychotiker in Belgien. Offensichtlich, so erfährt man aus seinen nicht eben zuverlässigen Erinnerungen, war die Explosion der Firma S. E. Fireworks eine Art Urknall, der eine Reihe von Folgedetonationen im Leben der Akademikerfamilie auslöst. Bald schon kommt ans Licht, dass Joni und Aaron eine Porno-Seite im Internet betrieben haben. Wir schreiben das letzte Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts, das "Internet" hat noch nicht sehr viel mehr zu bieten als Schweinekram. Dass man es in dieser frühen Phase der Digitalisierung damit zu einer Yacht im Hafen von Saint-Maxime bringen konnte, erfährt man in der Mitte des Buches.

Nun sollte man die Sogwirkung des Romans nicht schmälern, indem man seine Handlung - so unwahrscheinlich auch immer - nacherzählt. Nur so viel: Sigerius deckt das schmutzige Geschäftsgeheimnis seiner Tochter auf, empfindet zu seinem Entsetzen nicht nur Ekel, sondern auch Lust dabei und verstrickt sich in einen Scham-Schuld-Komplex mit tödlichem Ausgang. Hinter allem steckt ein missratener leiblicher Sohn des alten Sigerius - ein Monstrum, das die Familie ohne erkennbares Motiv terrorisiert. So weit, so ungut. Doch was macht Buwalda aus dieser Lage? Wie gesagt: etwas, das man im weitläufigen Sinne als pornographisches Schreiben bezeichnen könnte.

Erste Anzeichen dafür, dass es dem Autor weniger um die Entwicklung seiner Figuren und sozialen Anordnungen geht als um deren unmittelbare Wirkungsästhetik, gibt es bei den Seitensträngen. Unmotivierte Detailinformationen haben fast immer eine pragmatische, nie eine poetologische Funktion. Sie werden drei-viermal wie Brotkrumen im Roman ausgestreut, um sich endlich einem Hauptstrang anzugliedern. Ein Beispiel für dieses Vorgehen ist Ehefrau Tineke, von der man nicht mehr erfährt, als dass sie dick und gutmütig ist. Es fällt einem schwer, sich diese Frau an einer Hobelbank vorzustellen, doch am Ende kommt ihre unwahrscheinliche Heimtischlerei doch noch zu ihrem Recht - in einer Splatterszene nämlich. Merke: Tineke musste Möbel bauen, damit in ihrer Tischlerei am Ende eine Leiche zersägt werden kann.

Zu respektabler Meisterschaft läuft Buwalda hingegen auf, wenn es um die Schilderung sinnlicher Vorgänge geht. Unablässlich splittern Verandatüren, fliegen Knallkörper in die Luft, brennen Wälder, krachen Knochen, eitern Wunden und sägen Sägen. Obwohl es im Kern der Sache um Sex geht, kommt der grundsätzlich nur in zwei Formen vor: Als Reden über Pornographie (Joni ist inzwischen in Kalifornien zu einer angesehenen Pornoproduzentin aufgestiegen) oder in Form von anfallartigen Ejakulationen. Diese künden in der Symbolik des Romans von nichts Gutem und stehen synonym für unerwünschten und meist folgenreichen Kontrollverlust. Selbst der Ort des Neuanfangs steht auf schwankendem Grund: Los Angeles, eine Stadt, "die jeden Moment wackelnd und bebend einstürzen und in einer Spalte verschwinden konnte". Die Bonita Avenue, in der Familie Sigerius vor Jahrzehnten ein paar unbeschwerte kalifornische Jahre während eines Forschungsaufenthaltes ihres Patriarchen in Berkeley verbracht hat, ist in unerreichbare Ferne gerückt. Ein Porno Valley, lehrt uns Filmproduzentin Joni, ist eben kein Ponyhof.

Was bleibt dem Roman? Rausch, Tabubruch, Manie als Zustandsbeschreibung. Sprache, die einen anfasst, schnell, gierig und ungalant. Die geheimen Triebwerke des Romans enthüllt Peter Buwalka seinen Lesern nicht wirklich, aber er stimuliert sie mächtig. Dass er beim Plot in Philip Roths "Amerikanischem Idyll" gewildert hat - vom Inzestmotiv bis hin zum aus der Art geschlagenen terroristischen Kind -, macht es nicht leichter, diesen Roman wirklich zu mögen. Peter Buwalda hält einen fast siebenhundert Seiten lang in Atem, ohne dass man am Ende genau versteht, warum. Er hat einen körperlich intensiven, phantastisch überdrehten, auf der Handlungsebene dann schwächelnden Text geschrieben. Sehr viele Leser in den Niederlanden haben das dem Debütanten verziehen. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass man einen zwischen zwei Buchdeckeln in Händen hält, in dem der Familienroman und mit ihm die Familie selbst heiß und gefährlich in die Atmosphäre katapultiert wird.

KATHARINA TEUTSCH.

Peter Buwalda: "Bonita Avenue". Übersetzt von Gregor Seferens.

Rowohlt Verlag, Reinbek 2013. Geb., 640 S., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Toll gelesen von Susanne Wolff, Benno Fürmann und Axel Milberg!" Saarländischer Rundfunk