Paul Gaugin und die Schule von Pont-Aven, Fleur de Sel aus Guérande, Belon-Austern, Fischfangquoten, Schmuggel und das maritime Naturschutzgebiet Parc Iroise. All das und noch viel mehr ist charakteristisch für die Bretagne. Für Jean-Luc Bannalec, deutscher Autor mit französischem Pseudonym, ist
diese sturmumtoste Halbinsel im Westen Frankreichs nicht nur Wahlheimat sondern auch der Mittelpunkt…mehrPaul Gaugin und die Schule von Pont-Aven, Fleur de Sel aus Guérande, Belon-Austern, Fischfangquoten, Schmuggel und das maritime Naturschutzgebiet Parc Iroise. All das und noch viel mehr ist charakteristisch für die Bretagne. Für Jean-Luc Bannalec, deutscher Autor mit französischem Pseudonym, ist diese sturmumtoste Halbinsel im Westen Frankreichs nicht nur Wahlheimat sondern auch der Mittelpunkt seiner Kriminalromane um den aus Paris nach Concarneau strafversetzten Kommissar Dupin. Bannalec greift sich immer ein für die Bretagne typisches Thema sowie eine bestimmt Region heraus und baut darum herum seine Kriminalromane mit französischem Flair: „Bretonische Verhältnisse“, „Bretonische Brandung“, „Bretonisches Gold“, „Bretonischer Stolz“ und nun der fünfte Band der Reihe mit dem Titel „Bretonische Flut“.
Für den neuesten Fall muss Dupin einmal mehr seine Angst vor dem offenen Meer überwinden, denn ein Leichenfund in der Fischauktionshalle von Douarnenez (Département Finistère) erfordert Ermittlungen auf der Île de Sein, dem Wohnort der Toten. Céline war eine Einzelgängerin, eine der wenigen Küstenfischerinnen, die ihren Broterwerb auf dem offenen Meer suchte. Als schließlich eine weitere junge Frau getötet wird, entdecken Dupin und seine Kollegen Verbindungen zwischen den beiden Mordopfern. Die eine hat für die Umweltorganisation, die das maritime Naturschutzgebiet Parc Iroise betreut, gearbeitet, die andere hat offenbar illegale Aktionen in selbigem Gebiet beobachtet und diese an die entsprechenden Stellen weitergegeben. Und es ist immer wieder derselbe Name, der in den Befragungen, die der Kommissar mit seinem Assistenten Riwal auf der Île de Sein durchführt, auftaucht…
Jean-Luc Bannalec ist Wahl- bzw. Teilzeitbretone, und es ist offensichtlich, dass er die Bretagne mit all ihren Facetten liebt. Diese verpackt er in eine Krimihandlung. So weit, so gut, oder aber auch nicht. Denn genau das ist das Problem. Der Leser wird mit diversen Informationen zu den verschiedenen Départements, Städten und Landschaften versorgt. Das reicht von keltischen Mythen bis zu der Historie der Gegenwart, von detailverliebter Schilderung der Salzgewinnung bis zu der Erörterung der aktuellen Fangquoten in der Hochseefischerei. Die Betrachtung der bretonischen Ernährungsgewohnheiten darf hier natürlich auch nicht fehlen. Und last but not least natürlich ausführliche Landschafts- und Wetterbeschreibungen. Das ist alles höchst informativ und macht große Lust auf einen Urlaub in der Bretagne. Und genau wegen diesen imaginären „kleinen Fluchten“ lese ich die Bücher des Autors gerne.
Aber - „Bretonische Flut“ will kein Reiseführer sondern ein Kriminalroman sein. Und an diesem Anspruch muss er sich messen lassen. Von einem Kriminalroman erwarte ich nicht nur ein gut beschriebenes Setting und zwei Leichen, sondern zusätzlich interessantes Personal, Tempo, Spannung und eine gut geplottete Story. Das bleibt leider bei „Bretonische Flut“ durch die Überfütterung mit den unzähligen Informationen fast komplett auf der Strecke. Schade!