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Mit Leib und Seele New Yorkerin, erzählt Helene Hanff in ihrer unvergleichlichen Art Geschichten aus ihrem Leben, aus ihrem Freundeskreis und rund um die Stadt New York. Wieso der Central Park als "Garten" aller New Yorker gilt, wie sich die Upper West Side von der Upper East Side unterscheidet, wie es zu den unzähligen Paraden auf New Yorks Straßen kommt - auf all diese Dinge gibt Helene Hanff Antworten. Die Amerikanerin in ihrem Alltag zu begleiten ist in jedem Fall ein Geschenk.

Produktbeschreibung
Mit Leib und Seele New Yorkerin, erzählt Helene Hanff in ihrer unvergleichlichen Art Geschichten aus ihrem Leben, aus ihrem Freundeskreis und rund um die Stadt New York. Wieso der Central Park als "Garten" aller New Yorker gilt, wie sich die Upper West Side von der Upper East Side unterscheidet, wie es zu den unzähligen Paraden auf New Yorks Straßen kommt - auf all diese Dinge gibt Helene Hanff Antworten. Die Amerikanerin in ihrem Alltag zu begleiten ist in jedem Fall ein Geschenk.
Autorenporträt
Helene Hanff, geb. 1917, wuchs in Philadelphia auf und lebte später in New York. Seit 1936 schrieb sie Theaterstücke und arbeitete als Drehbuchautorin. Hanff starb 1997 in New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.01.2005

Das neue Jahr beginnt im Herbst
Gute Nachbarschaft: In ihren "Briefen aus New York" vermittelt Helene Hanff das Bild einer liebenswürdigen Stadt

Die siebziger und frühen achtziger Jahre in New York waren keine beschauliche Zeit. Die Stadt stand vor dem Bankrott. Die öffentlichen Dienste traten immer wieder einmal in den Streik. Einen Sommer lang ging ein Serienmörder um, Son of Sam, im selben Sommer fiel der Strom aus, und Plünderer zogen durch die Stadt. Der Central Park verwilderte jährlich ein bißchen mehr, die Kriminalstatistik erreichte Höhen, die selbst Pessimisten für unmöglich gehalten hatten, ganze Viertel verfielen, und der Times Square gehörte den Drogen- und Pornohändlern. Die ganze Welt wußte, daß New York dem Untergang wahrscheinlich nicht entkommen würde. Apokalyptisch war's, die Bühne für "Taxi Driver", aber auch kreativ, aufregend, untergründig. Wer sich nicht fürchtete, sah New York als eine riesige Subkultur aus Pop, Dreck und Rausch, für die Namen wie Andy Warhol, Jean Michel Basquiat, Lou Reed, John Lurie und viele andere stehen.

Zur selben Zeit aber gab es noch ein anderes, weniger bekanntes New York, das dörfliche, das bürgerliche. Auch dort war der Alltag geprägt vom täglichen Kampf um Kleinigkeiten, der die New Yorker nie zur Ruhe kommen läßt. Aber er war auch gestützt von nachbarschaftlichen Netzwerken und gegenseitigen Hilfestellungen innerhalb von Hausgemeinschaften. Es war das New York der ganz normalen Stadtbewohner, die ihrer Wege gehen, was auch immer um sie herum geschehen mag. Das New York von Helene Hanff.

Einmal im Monat hat sie zwischen 1978 und 1984 eine fünf Minuten lange Reportage an die BBC in London geschickt und in diesen "Briefen aus New York" vor allem davon erzählt, was in ihrem Viertel vor sich ging. Etwa wie im Oktober der Sommerschlaf endet und mit den Pflanzen auch die Libido und Bildungswut erwachen; wie sie und mit ihr ein Großteil der restlichen Stadtbevölkerung zum Zeichen neuen Tatendrangs ihre Schränke von innen schrubbt, wie sie sich von der Laubfärbung im Umland bezaubern läßt und bald schon mit ihren Festvorbereitungen beginnt, für Thanksgiving erst und dann für Weihnachten. Zu den streikenden Transportbetrieben fällt ihr ein, daß der Bürgermeister zu preisen sei, dem es gelungen war, die Laufzeit der Tarifverträge in den April hinein zu verlängern, so daß die New Yorker zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad oder auf Rollschuhen zu ihrem Arbeitsplatz gelangen können, ohne widrigen Temperaturen ausgesetzt zu sein, wenn wieder einmal für bessere Tarife gestreikt wird. Helene Hanff ist nicht nur eine freundliche, sehr witzige und unerschrockene Frau, sie ist auch eine kaum zu erschütternde Optimistin.

Sie ist New Yorkerin. Nicht von der Herkunft, Helene Hanff kommt aus Philadelphia, aber von Herzen. 1917 geboren, brachte ein Stipendium sie 1936 in die Stadt, in der sie blieb, bis sie 1997 starb. Als sie, die immer, oft mehr schlecht als recht, vom Schreiben lebte, ihren ersten literarischen Erfolg hatte, war sie schon beinahe sechzig. "84, Charing Cross Road", ihr Briefwechsel mit einem Buchantiquar in London, machte sie so bekannt, daß sie endlich genug Geld hatte, um selbst nach London zu fahren. Davon erzählte sie in "Die Herzogin der Bloomsbury Street". Aufwendig gelebt aber hat sie auch nach ihren Erfolgen nicht. Sie wohnte Uptown, meistens auf der Upper East Side, dort, wo der East River näher ist als der Central Park, dort also, wo sich der Luxus vornehmer Adressen und des von sehr viel Geld beflügelten Dünkels verflüchtigt hat. Hier, auf und östlich der Second Avenue, spielt sich ihr Leben ab, und hier spielen auch die meisten Geschichten, die sie aus New York erzählt.

Die Stadt, wie Helene Hanff sie sieht, ist bevölkert von freundlichen Nachbarn, die in ihren Kühlschränken gern die Schüsseln für ein Abendessen aufbewahren, die in der kleinen Wohnung der Autorin keinen Platz mehr haben, Hausgenossen, die für dasselbe Essen ihr Geschirr, ihre Stühle, oft auch ihre Kochkunst zur Verfügung stellen und sich im Gegenzug darauf verlassen, daß Helene Hanff ihren Hund ausführt, wenn sie verhindert, und den Elektriker hereinläßt, wenn sie verreist sind. In diesem Viertel leben mit ihren einigermaßen närrischen Nachbarn so viele Hunde, daß sie ihrer Tierliebe freien Lauf lassen kann, und offenbar so wenige Drogensüchtige, daß sie nicht der Rede wert sind.

Wenn von Helene Hanff die Rede ist, kommt man um Beschreibungen wie charmant, schrullig, augenzwinkernd kaum herum. In ihren "Briefen aus New York" ist sie all dies auch. Vor allem aber ist sie ohne blasierte Attitüde und ohne Hochmut in einer der hochmütigsten, blasiertesten Städte der Welt. Für sie ist New York ein liebenswürdiger Ort, und ihre Erzählungen beweisen, daß sie damit recht hat.

Bei Hoffmann und Campe liegt nach den Ausgaben von "84, Charing Cross Road" und "Die Herzogin der Bloomsbury Street" hiermit der dritte Band von Helene Hanff in derselben handlichen Aufmachung vor. Susanne Höbel hat den lockeren, oft ironisch grundierten Ton sicher und leichthändig ins Deutsche gebracht. So ist eine kleine Reihe für Romantiker entstanden, für Leser, die in der heutigen Gestalt von Städten wie London oder New York noch Spuren dessen finden, wovon Helene Hanff vor Jahrzehnten so begeistert war.

Helene Hanff: "Briefe aus New York". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Susanne Höbel. Mit einem Nachwort von Rainer Moritz. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2004. 221 S., geb., 14,90 [Euro].

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