Über seine Mutter Gertrud schrieb der Künstler Einar Schleef einen Roman. Er nannte ihn »Gertrud« und versuchte darin, ihre ostdeutsche Gedankenwelt nachzuempfinden, von der er seit seiner Flucht in den Westen getrennt war. Mit ihr schrieb er sich auch Briefe. Die Angst der Mutter, die Unbedenklichkeit des Sohnes, die Anhänglichkeit und die Unabhängigkeit - es sind Kräfte, die sich anziehen und gleichzeitig abstoßen. Ihr poetischer wie persönlicher Briefwechsel, hier gelesen von Jutta Hoffmann und Thomas Thieme, umspannt die Zeit von 1963 bis 1990 und ist damit auch ein Stück deutsch-deutscher Zeitgeschichte.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Alexander Kosenina erfreut sich an dem vertonten Briefwechsel zwischen Einar Schleef und seiner Mutter Gertrud Schleef. In den Briefen gab die vom DDR-Leben geprägte Gertrud ihrem Sohn, dem damals jungen Theatermacher und Autor, Einweisungen ins Erwachsenenleben und später, nach dem Erfolg seines Buches "Gertrud", in dem er die Beziehung zur Mutter literarisch verarbeitete, auch Aufzeichnungen und Skizzen für einen weiteren Erfolgsband. Die Briefe zeigen nicht nur die Alltäglichkeit im Leben der beiden auf, sondern zeugen auch von der ungewöhnlichen Nähe der Mutter und ihres Sohnes zueinander, erklärt Kosenina. Dass all diese Banalitäten in der Vertonung so eindrucksvoll wirken, ist dem Rezensenten zufolge der plastischen, dynamischen und authentischen Lesung Jutta Hoffmanns und Thomas Thiemes zu verdanken. Da kann auch das hörbare Schnaufen Thiemes die gefühlserregenden und starken Dialoge nicht schwächen, resümiert Kosenina.
© Perlentaucher Medien GmbH
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