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Sie ist frech wie Rotz und Meisterin im Weitspucken. Und nebenbei erfindet Dakota Pink für ihre Freundin Sirup Huhn noch die ausgefallensten Schimpfwörter. Was soll man auch sonst machen, wenn die eigene Mutter tagein, tagaus trostlos im Sessel sitzt und der fiese Untermieter nervt? Doch es gibt noch etwas anderes außer Weitspucken und Schimpfwörter: die Möchtegern-Schauspielerin Medusa und den geheimnisvollen Bestseller-Autor Leander Brent, der in einer Festung lebt. Und in Dakotas Leben fliegen die Fetzen.
Ein modernes Hörspielabenteuer für Kinder mit Julia Hummer - bekannt aus "Die
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Produktbeschreibung
Sie ist frech wie Rotz und Meisterin im Weitspucken. Und nebenbei erfindet Dakota Pink für ihre Freundin Sirup Huhn noch die ausgefallensten Schimpfwörter. Was soll man auch sonst machen, wenn die eigene Mutter tagein, tagaus trostlos im Sessel sitzt und der fiese Untermieter nervt? Doch es gibt noch etwas anderes außer Weitspucken und Schimpfwörter: die Möchtegern-Schauspielerin Medusa und den geheimnisvollen Bestseller-Autor Leander Brent, der in einer Festung lebt. Und in Dakotas Leben fliegen die Fetzen.

Ein modernes Hörspielabenteuer für Kinder mit Julia Hummer - bekannt aus "Die Stille nach dem Schuss", "Crazy", "Absolute Giganten" - als Dakota Pink.

Hörspiel für Kinder ab 9
Autorenporträt
Matthias Habich, Jahrgang 1940, begann 1967 seine Theaterlaufbahn mit Engagements an verschiedenen Bühnen, darunter die Münchner Kammerspiele, das Schauspielhaus Zürich und das Renaissancetheater Berlin. Neben wichtigen Titelrollen am Theater spielte Matthias Habich in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen wie in der ARD-Serie Klemperer Ein Leben in Deutschland, in der Verfilmung des Grass-Romans Die Rättin oder in Margarethe von Trottas Verfilmung von Uwe Johnsons Jahrestage. Für seine Darstellung des Heinrich Cresspahl wurde er mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Im Kino war er außerdem in Caroline Links Jenseits der Stille und in ihrem Oscar-prämierten Film Nirgendwo in Afrika zu sehen, für den er 2002 den Deutschen Filmpreis als Bester Nebendarsteller erhielt. Für seine Rolle in dem Thriller Das Urteil erhielt er 1998 den Adolf-Grimme-Preis. 2005 spielte er in der deutsch-polnischen Verfilmung der Unkenrufe von Günter Grass und 2008 in der internationalen Kinoproduktion Der Vorleser. Lebt seit 25 Jahren in Paris
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.04.1996

Apokalypse und Sonnenaufgang
Philip Ridleys grellbeleuchtete Kinderszenerien

Wenn Fillies und Fergals Eltern miteinander streiten, dann wackeln die Wände, es rieselt der Putz. Täglich wird im Haus der Familie Donner eine neue Schlacht eingeläutet. Wie hilft man sich als Kind, wenn um einen herum die Welt in Scherben fällt? Indem man sich innerlich so weit wie möglich vom Ehekrieg der Eltern distanziert und zum nüchternen Chronisten der Ereignisse macht. Akribisch führen Fillie und Fergal das Buch der Streite - Datum, Dauer und Anlaß eines jeden Krachs werden darin vermerkt, und jede der sich an Nichtigkeiten entzündenden Auseinandersetzungen erhält einen Namen. So wird zum "Streit, bei dem das Essen vergeudet wurde", folgende Ursache notiert: "Dad gähnte, und Mum sah seine ganzen Füllungen und sagte "uach!'." Die "Allgemeinen Anmerkungen" vermelden: "Essen flog durch die Luft. (. . .) Noch ein riesiger Riß in der Wand."

Drei Kinderbücher des Engländers Philip Ridley - Maler, Filmemacher, Drehbuchautor, Theaterschreiber, Romancier - sind hierzulande bisher erschienen. Jedes von ihnen lebt von der hautengen Verbindung zwischen Kindern und Eltern. Die Erwachsenen sind defekte Menschen. Vom Leben enttäuscht, von Schuldgefühlen zerfressen, von unerwiderter Liebe zu Krüppeln des Gefühls geschlagen: So träumen und trauern sie einer Vergangenheit nach, in der die Welt noch bunt und grenzenlos war, die Liebe süß wie Zucker, und beides ewig, damals.

In "Dakota Pink" bewegt sich die Mutter der titelgebenden Heldin seit zehn Jahren nicht aus ihrem bis hin zum Einbau von Mikrowelle und TV-Gerät perfektionierten Rollstuhl. "Krindelkrax" zeichnet die Eltern des kleinen Henry als ewige Verlierer, um kaum mehr als Haaresbreite vom Autismus entfernt. Herr und Frau Donner, die Streithähne im "Meteoritenlöffel", Ridleys jüngst erschienenem Werk, nun, sie führen eben Krieg. So lange, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht.

Die Welt ist das, was Erwachsene daraus machen. Und so sind die phantastischen Gestalten und Ungeheuer, denen Ridleys kleine Helden auf ihren Reisen begegnen, nichts anderes als Verdrängungen und Kopfgeburten der neurotischen Eltern: Krindelkrax, das gigantische Krokodil, lebt versteckt im Dunkel der verschlungenen Kanalisation und bringt ganze Straßenzüge zum Erbeben. Die verzauberte Schildkröte mit dem kostbaren edelsteingeschmückten Panzer, die Dakota Pink so fasziniert, birgt auch ein tragisches Geheimnis. In Fillies und Fergals ständig vom Einsturz bedrohter Welt hat alles Risse, die kleinste Kaffeekanne wie das größte Haus.

Das Leben ist ein Albtraum, und der kann - da liegt der heimliche Schrecken in Ridleys Büchern - nicht nur besser, sondern durchaus schlimmer werden. Immer sind die Kinder auch Verkörperung dessen, was die Großen einst gewesen sein müssen, damals. Nicht umsonst gleichen Henry, Dakota, Fillie und Fergal ihren Eltern äußerlich bis aufs Haar: Die Gefahr, zu ebensolchen Verlierern oder zänkischen Sauertöpfen zu werden, ist ständig präsent.

Sie wehren sich eher instinktiv. Henry kämpft gegen Krindelkrax, heldenhaft, wenn auch mit bangem Herzen. Dakota Pink schlägt sich, mit einer frechen Klappe gesegnet, wacker durch den postapokalyptischen Alltag einer vom Unrat der Zivilisation zerstörten Welt, wo mutierte Mörderaale in verseuchten Flüssen lauern.

Und Fillie und Fergal? Die verschlägt es nach dem Streit, bei dem die Welt unterging, dank der magischen Hilfe des geheimnisvollen Meteoritenlöffels in die Vergangenheit. Genauer gesagt, in das aus wehmütigen Erzählungen der Eltern bekannte Flitterwochenparadies, wo sie auf die verjüngte Ausgabe ihrer Erzeuger treffen. Die lieben sich sehr, aber wie schrecklich: Die einstige Liebe der Eltern ist in Wahrheit klebrig wie Honig, von derselben Selbstsucht geprägt wie später der verzehrende Haß. Gefühle, gleich welcher Couleur, brauchen ein Regulativ. Als sie das erkennen, mucken auch Fillie und Fergal endlich auf. Das liest sich, glänzend übersetzt, stellenweise wie ein Comic. Nicht jeder wird das mögen. Ganze Sätze stehen im Großdruck, jeder Streit der Donners ist ein Spektakel in Breitwandformat und Dolby-Surround. Man merkt, daß Ridley auch Filmemacher ist. Action! ruft der Autor, und siehe, es wird Licht, grell, neonfarben, plakativ. Aber anders als in seinen düsteren Werken für Erwachsene geht in Ridleys Kinderwelten am Ende für jeden die Sonne auf.

Was seine tapferen kleinen Helden mit den wenigen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln betreiben, ist die Verteidigung kindlicher Würde. Wer sie verliert, kann sich als Erwachsener abmelden, später. Zum Beispiel, indem er sich in einen schicken Rollstuhl verkriecht, in die Kanalisation oder in einen mit Edelsteinen besetzten Panzer. Oder in die Erinnerung an ein Paradies, das in Wirklichkeit der Vorhof zur Hölle ist. "Seid tapfer, meine Küken, seid tapfer", ruft Fergal allen Kindern zu, die keinen Meteoritenlöffel besitzen.

ANDREAS STEINHÖFEL.

Philip Ridley: "Dakota Pink". Mit Bildern von Damon Burnard. 1995. 10,90 DM. Ab 9 J.; "Krindelkrax". Mit Bildern von Mark Robertson. 1995. 192 S., 12,90 DM. Ab 9 J.; "Der Meteoritenlöffel". Mit Bildern von Chris Riddell. 1996. 234 S., geb., 24,80 DM. Ab 10 J. Alle aus dem Engl. von Sigrid Ruschmeier. Fischer Schatzinsel, Frankfurt am Main.

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