Explizit vom Darm zu sprechen, ist weitestgehend tabu. Dabei hat dieses Organ einen Orden verdient! Mit gesunder Darmflora können wir Übergewicht, Allergien und Alzheimer die Stirn bieten. Doch warum gerät dieses komplexe Gebilde manchmal aus der Balance? Wie beeinflusst es unsere Psyche? Science-Slam-Gewinnerin Giulia Enders verrät klug und humorvoll, warum man am Darm einfach nicht vorbeikommt.
CD 1 | |||
1 | Darm mit Charme | 00:04:07 | |
2 | Wie geht kacken? - ... und warum das eine Frage wert ist | 00:05:32 | |
3 | Sitze ich richtig auf dem Klo? | 00:04:14 | |
4 | Der Aufbau des Darms | 00:01:43 | |
5 | Die "gargelige" Speiseröhre | 00:01:46 | |
6 | Das schiefe Magenbeutelchen | 00:02:21 | |
7 | Der umherschlängelnde Dünndarm | 00:03:04 | |
8 | Der umherschlängelnde Dünndarm | 00:02:48 | |
9 | Der umherschlängelnde Dünndarm | 00:03:10 | |
10 | Der unnötige Blinddarm und der pummelige Dickdarm | 00:03:04 | |
11 | Der unnötige Blinddarm und der pummelige Dickdarm | 00:03:11 | |
12 | Was wir wirklich essen | 00:03:44 | |
13 | Was wir wirklich essen | 00:03:11 | |
14 | Was wir wirklich essen | 00:02:37 | |
15 | Was wir wirklich essen | 00:03:10 | |
16 | Allergien, Unverträglichkeit und Intoleranzen | 00:01:07 | |
17 | Zöliakie und Glutensensitivität | 00:04:07 | |
18 | Laktose- und Fruktose-Intoleranz | 00:03:38 | |
19 | Laktose- und Fruktose-Intoleranz | 00:04:21 | |
20 | Das Nervensystem des Darms | 00:02:10 | |
Weitere 4 Tracks anzeigen | |||
21 | Der Magen | 00:02:32 | |
22 | Der Dünndarm | 00:03:52 | |
23 | Der Dickdarm | 00:02:37 | |
24 | Erbrechen | 00:02:50 | |
CD 2 | |||
1 | Warum wir erbrechen und was wir dagegen tun können | 00:04:34 | |
2 | Verstopfung | 00:03:02 | |
3 | Verstopfung | 00:03:29 | |
4 | Gehirn und Darm | 00:02:49 | |
5 | Gehirn und Darm | 00:02:53 | |
6 | Wie der Darm das Hirn beeinflusst | 00:03:28 | |
7 | Wie der Darm das Hirn beeinflusst | 00:03:31 | |
8 | Von gereizten Därmen, Stress und Depressionen | 00:03:19 | |
9 | Von gereizten Därmen, Stress und Depressionen | 00:02:36 | |
10 | Von gereizten Därmen, Stress und Depressionen | 00:02:34 | |
11 | Von gereizten Därmen, Stress und Depressionen | 00:01:57 | |
12 | Von gereizten Därmen, Stress und Depressionen | 00:02:24 | |
13 | Wo das Ich entsteht | 00:04:29 | |
14 | Die Welt der Mikroben | 00:02:35 | |
15 | Der Mensch als Ökosystem | 00:04:23 | |
16 | Das Immunsystem und unsere Bakterien | 00:02:40 | |
17 | Das Immunsystem und unsere Bakterien | 00:03:12 | |
18 | Die Entwicklung der Darmflora | 00:04:12 | |
19 | Die Entwicklung der Darmflora | 00:03:58 | |
20 | Die Darmbewohner eines Erwachsenen | 00:03:43 | |
Weitere 5 Tracks anzeigen | |||
21 | Die Darmbewohner eines Erwachsenen | 00:02:36 | |
22 | Die drei Darmtypen | 00:01:02 | |
23 | Die drei Darmtypen | 00:03:01 | |
24 | Die drei Darmtypen | 00:02:23 | |
25 | Die drei Darmtypen | 00:02:32 | |
CD 3 | |||
1 | Die Rolle der Darmflora | 00:04:32 | |
2 | Cholesterin und Darmbakterien | 00:04:21 | |
3 | Übeltäter - schlechte Bakterien und Parasiten | 00:05:01 | |
4 | Salmonellen mit Hütten | 00:03:42 | |
5 | Helicobacter - das älteste "Haustier" der Menschheit | 00:03:28 | |
6 | Helicobacter - das älteste "Haustier" der Menschheit | 00:01:57 | |
7 | Helicobacter - das älteste "Haustier" der Menschheit | 00:03:00 | |
8 | Helicobacter - das älteste "Haustier" der Menschheit | 00:01:27 | |
9 | Toxoplasmen - angstlose Katzenpassagiere | 00:03:30 | |
10 | Toxoplasmen - angstlose Katzenpassagiere | 00:03:43 | |
11 | Toxoplasmen - angstlose Katzenpassagiere | 00:03:02 | |
12 | Toxoplasmen - angstlose Katzenpassagiere | 00:03:09 | |
13 | Von Sauberkeit im Darm und guten Bakterien | 00:01:13 | |
14 | Antibiotika | 00:03:45 | |
15 | Antibiotika | 00:04:22 | |
16 | Antibiotika | 00:01:12 | |
17 | Probiotika | 00:03:15 | |
18 | Probiotika | 00:02:31 | |
19 | Probiotika | 00:03:29 | |
20 | Probiotika | 00:04:03 | |
Weitere 4 Tracks anzeigen | |||
21 | Präbiotika | 00:03:41 | |
22 | Präbiotika | 00:02:22 | |
23 | Präbiotika | 00:02:38 | |
24 | Präbiotika | 00:02:54 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2014Unser Stuhlgang
Wer hätte gedacht, dass man liebevoll über den Darm schreiben kann
Zugegeben, als eine Freundin mir erzählte, dass sie gerade ein Buch lese, das "Darm mit Charme" heißt, dachte ich, sie mache einen Witz. Normalerweise liest sie anspruchsvolle Literatur, oder hin und wieder auch mal was über Hirnforschung. Aber sie sprach so nett davon und auch so überraschend ernsthaft, dass ich beschloss, es mir zu besorgen. Als ich im Buchladen danach fragte, war es mir so peinlich, dass ich ernsthaft vorausschickte "diesen ,Spiegel'-Bestseller", als verleihe dies der Sache Seriosität. Aber Drumherumreden nutzt nichts: Es geht um Verdauung. Um einen wichtigen Teil unseres Lebens also, von dem wir allerdings, wenn alles gut läuft, nicht allzu viel mitkriegen. Einem so wichtigen Teil, dass man eigentlich sagen kann: Dieses Buch handelt von uns.
Geschrieben hat es Giulia Enders, eine erst 24-jährige Medizinstudentin von der Universität Frankfurt, und wie man hört, steht kein Quatsch drin, sondern fußt alles auf den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft. Sie habe begonnen, schreibt sie in ihrer Einleitung, über den Darm und seine Auswirkungen auf unsere Psyche nachzudenken, nachdem sie einmal, zu Beginn ihres Studiums, neben einem Jungen gesessen habe, der den stärksten Mundgeruch hatte, den sie jemals gerochen habe. Einen Tag später war er tot. Selbstmord. "Ich musste immer wieder daran denken", schreibt Enders. "Könnte es sein, dass ein sehr kranker Darm so übel riecht und dass so eine Erkrankung auch die Stimmung beeinflusst?"
Hat man ihr Buch gelesen, hält man dies nicht nur für möglich, sondern sogar für wahrscheinlich. Doch das ist nicht die einzige Erkenntnis, die sich aus diesem faszinierenden Sachbuch ziehen lässt. Neben allerhand Wissenswertem und Kuriosem, das zuvor höchstens Menschen geläufig gewesen sein dürfte, die, eben, Medizin studieren (wussten Sie etwa, dass Speichel nichts anderes ist als gefiltertes Blut? Oder dass die Bakterien in unserem Darm ein Gesamtgewicht von bis zu zwei Kilo haben?), lässt sich hier gut sehen, wie ansteckend Liebe ist. Selten ein Sachbuch gelesen, für dessen Gegenstand sein Autor so viel Begeisterung aufbrachte wie diese Giulia Enders für den Darm. Und niemals, selbst nach ausführlichem Studium von Charlotte Roches Weltbestseller "Feuchtgebiete" nicht, hätte ich gedacht, dass man sich eines als so unappetitlich geltenden Themas so angstfrei und, ja, charmant annehmen kann.
Die Sprache ist, als würde einem eine wirklich sehr nette Person am Telefon von ihrem Hobby erzählen - direkt, einfach und mitunter ziemlich lustig. So kommt es zu Sätzen, die man so bestimmt noch nie zuvor gelesen hat, etwa: "Würde man hundert Menschen nebeneinanderstellen, die in nächster Zeit kotzen, ergäbe das ein sehr buntes Bild"; "Noch nie war ich von syrischen Goldhamstern so enttäuscht"; oder auch "Finger- und Mundlose sind hier also endlich mal im Vorteil".
Und nach der Lektüre, bei der man viel über die Wunder erfährt, die der eigene Körper vollbringt, während man nichtsahnend vor sich hin lebt, ist man vielleicht sogar ein kleines bisschen stolz. Auf das, was man offenbar alles so kann, Dünndarmzotten jetzt mal ausdrücklich mit eingeschlossen.
JOHANNA ADORJÁN
Giulia Enders: "Darm mit Charme". Ullstein, 285 Seiten, 16,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer hätte gedacht, dass man liebevoll über den Darm schreiben kann
Zugegeben, als eine Freundin mir erzählte, dass sie gerade ein Buch lese, das "Darm mit Charme" heißt, dachte ich, sie mache einen Witz. Normalerweise liest sie anspruchsvolle Literatur, oder hin und wieder auch mal was über Hirnforschung. Aber sie sprach so nett davon und auch so überraschend ernsthaft, dass ich beschloss, es mir zu besorgen. Als ich im Buchladen danach fragte, war es mir so peinlich, dass ich ernsthaft vorausschickte "diesen ,Spiegel'-Bestseller", als verleihe dies der Sache Seriosität. Aber Drumherumreden nutzt nichts: Es geht um Verdauung. Um einen wichtigen Teil unseres Lebens also, von dem wir allerdings, wenn alles gut läuft, nicht allzu viel mitkriegen. Einem so wichtigen Teil, dass man eigentlich sagen kann: Dieses Buch handelt von uns.
Geschrieben hat es Giulia Enders, eine erst 24-jährige Medizinstudentin von der Universität Frankfurt, und wie man hört, steht kein Quatsch drin, sondern fußt alles auf den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft. Sie habe begonnen, schreibt sie in ihrer Einleitung, über den Darm und seine Auswirkungen auf unsere Psyche nachzudenken, nachdem sie einmal, zu Beginn ihres Studiums, neben einem Jungen gesessen habe, der den stärksten Mundgeruch hatte, den sie jemals gerochen habe. Einen Tag später war er tot. Selbstmord. "Ich musste immer wieder daran denken", schreibt Enders. "Könnte es sein, dass ein sehr kranker Darm so übel riecht und dass so eine Erkrankung auch die Stimmung beeinflusst?"
Hat man ihr Buch gelesen, hält man dies nicht nur für möglich, sondern sogar für wahrscheinlich. Doch das ist nicht die einzige Erkenntnis, die sich aus diesem faszinierenden Sachbuch ziehen lässt. Neben allerhand Wissenswertem und Kuriosem, das zuvor höchstens Menschen geläufig gewesen sein dürfte, die, eben, Medizin studieren (wussten Sie etwa, dass Speichel nichts anderes ist als gefiltertes Blut? Oder dass die Bakterien in unserem Darm ein Gesamtgewicht von bis zu zwei Kilo haben?), lässt sich hier gut sehen, wie ansteckend Liebe ist. Selten ein Sachbuch gelesen, für dessen Gegenstand sein Autor so viel Begeisterung aufbrachte wie diese Giulia Enders für den Darm. Und niemals, selbst nach ausführlichem Studium von Charlotte Roches Weltbestseller "Feuchtgebiete" nicht, hätte ich gedacht, dass man sich eines als so unappetitlich geltenden Themas so angstfrei und, ja, charmant annehmen kann.
Die Sprache ist, als würde einem eine wirklich sehr nette Person am Telefon von ihrem Hobby erzählen - direkt, einfach und mitunter ziemlich lustig. So kommt es zu Sätzen, die man so bestimmt noch nie zuvor gelesen hat, etwa: "Würde man hundert Menschen nebeneinanderstellen, die in nächster Zeit kotzen, ergäbe das ein sehr buntes Bild"; "Noch nie war ich von syrischen Goldhamstern so enttäuscht"; oder auch "Finger- und Mundlose sind hier also endlich mal im Vorteil".
Und nach der Lektüre, bei der man viel über die Wunder erfährt, die der eigene Körper vollbringt, während man nichtsahnend vor sich hin lebt, ist man vielleicht sogar ein kleines bisschen stolz. Auf das, was man offenbar alles so kann, Dünndarmzotten jetzt mal ausdrücklich mit eingeschlossen.
JOHANNA ADORJÁN
Giulia Enders: "Darm mit Charme". Ullstein, 285 Seiten, 16,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ein sehr lustiges, lässiges, lehrreiches Buch." Margarete Stokowski taz 20140316