Lasst das Fest beginnen!
Vor 20 Jahren erschien "Lemprière's Wörterbuch" und machte Lawrence Norfolk über Nacht zum Star der internationalen Literaturszene. Nun legt er nach langem Schweigen einen neuen, grandiosen Roman vor. In ihm erzählt er die Geschichte eines Waisen, der im 17. Jahrhundert zum bedeutendsten Koch seiner Epoche wird - ein Fest für die Sinne und den Intellekt.
England im 17. Jahrhundert. Als John seine Mutter verliert, hat er als Sohn einer angeblichen Hexe nur eine Chance, den Religionsfanatikern zu entkommen: Er muss seine vertraute Umgebung verlassen und das Herrenhaus von Buckland erreichen. Hier werden er und das von seiner Mutter überlieferte geheime Wissen um Pflanzen und Rezepte sicher sein. In Buckland steigt John vom Küchenjungen schnell zum Koch auf. Er versteht es, Lucretia, die verwöhnte Tochter von Sir William, mit seinen Kochkünsten zu betören. Aber Krieg und Standesunterschiede lassen kaum Platz für die Liebe zwischen dem berühmtesten Koch desLandes und der Lady von Buckland.
Lawrence Norfolk zeigt sein Liebespaar inmitten eines von politischen und religiösen Kämpfen zerrissenen Landes. Johns magische Rezepte und seine Geschichten aus jener Zeit, als Frauen und Männer, Herren und Knechte frei, gleich und glücklich ein sinnliches Fest feierten, sind wie ein Versprechen und schützen ihre Liebe vor Fanatismus, Gewalt und Verzweiflung.
(6 CDs, Laufzeit: 8h 1)
Vor 20 Jahren erschien "Lemprière's Wörterbuch" und machte Lawrence Norfolk über Nacht zum Star der internationalen Literaturszene. Nun legt er nach langem Schweigen einen neuen, grandiosen Roman vor. In ihm erzählt er die Geschichte eines Waisen, der im 17. Jahrhundert zum bedeutendsten Koch seiner Epoche wird - ein Fest für die Sinne und den Intellekt.
England im 17. Jahrhundert. Als John seine Mutter verliert, hat er als Sohn einer angeblichen Hexe nur eine Chance, den Religionsfanatikern zu entkommen: Er muss seine vertraute Umgebung verlassen und das Herrenhaus von Buckland erreichen. Hier werden er und das von seiner Mutter überlieferte geheime Wissen um Pflanzen und Rezepte sicher sein. In Buckland steigt John vom Küchenjungen schnell zum Koch auf. Er versteht es, Lucretia, die verwöhnte Tochter von Sir William, mit seinen Kochkünsten zu betören. Aber Krieg und Standesunterschiede lassen kaum Platz für die Liebe zwischen dem berühmtesten Koch desLandes und der Lady von Buckland.
Lawrence Norfolk zeigt sein Liebespaar inmitten eines von politischen und religiösen Kämpfen zerrissenen Landes. Johns magische Rezepte und seine Geschichten aus jener Zeit, als Frauen und Männer, Herren und Knechte frei, gleich und glücklich ein sinnliches Fest feierten, sind wie ein Versprechen und schützen ihre Liebe vor Fanatismus, Gewalt und Verzweiflung.
(6 CDs, Laufzeit: 8h 1)
CD 1 | |||
1 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:05:01 | |
2 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:04:59 | |
3 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:09:25 | |
4 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:05:17 | |
5 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:11:31 | |
6 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:06:04 | |
7 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:07:01 | |
8 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:10:26 | |
9 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:44 | |
10 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:05:43 | |
11 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:09:36 | |
12 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:33 | |
CD 2 | |||
1 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:04:56 | |
2 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:05:15 | |
3 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:10:23 | |
4 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:10:11 | |
5 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:06:26 | |
6 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:10:47 | |
7 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:04:34 | |
8 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:04:11 | |
9 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:10:08 | |
10 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:08:17 | |
11 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:06:01 | |
CD 3 | |||
1 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:07:18 | |
2 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:09:26 | |
3 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:11:11 | |
4 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:11:23 | |
5 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:08:12 | |
6 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:03:13 | |
7 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:06:43 | |
8 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:09:18 | |
9 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:06:22 | |
10 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:08:11 | |
CD 4 | |||
1 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:05:07 | |
2 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:10:02 | |
3 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:21 | |
4 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:05:24 | |
5 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:08:46 | |
6 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:07:47 | |
7 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:06:33 | |
8 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:10:27 | |
9 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:09:48 | |
10 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:04:01 | |
11 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:05 | |
12 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:08:27 | |
CD 5 | |||
1 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:11:58 | |
2 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:04:25 | |
3 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:04 | |
4 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:06:33 | |
5 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:04:46 | |
6 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:08:07 | |
7 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:12:17 | |
8 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:03 | |
9 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:08:28 | |
10 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:11:13 | |
11 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:13 | |
12 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:06:40 | |
CD 6 | |||
1 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:23 | |
2 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:12:04 | |
3 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:09:18 | |
4 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:07:15 | |
5 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:07:31 | |
6 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:06:52 | |
7 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:37 | |
8 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:05:09 | |
9 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:08:43 | |
10 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:11:46 | |
11 | Das Festmahl des John Saturnall | 00:02:59 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.01.2013Festmahl für Puritaner
Historischer Roman oder verkleidetes Märchen? Lawrence Norfolk entführt den Leser in die Küche eines englischen Gutshauses zur Zeit Oliver Cromwells.
Es gibt Märchen, in denen nichts Übernatürliches geschieht. Die Esel sprechen nicht, und es fallen keine blanken Taler vom Himmel. Trotzdem sind es Märchen. Der Wunsch der sterbenden Mutter wird Wirklichkeit. Und die bösen Schurken sterben grausamer als Schneewittchens Stiefmutter. Lawrence Norfolk hat ein solches Märchen geschrieben, das sich als Roman verkleidet hat.
Norfolk ist der gefeierte Autor von dicken historischen Romanen auf hohem literarischem Niveau, für die er akribisch recherchiert. Nummer vier sollte "The Levels" werden. Dieses Projekt gab er schließlich auf, weil es selbst ihm zu komplex wurde. Ein paar Ideen daraus übernahm er dann in "Das Festmahl des John Saturnall".
Dieses Buch spielt zur Zeit der englischen Bürgerkriege in Buckland, einem abgelegenen Tal in Südwestengland. Susan Sandall lebt dort mit ihrem elfjährigen Sohn John in einem Dorf. Üble religiöse Fanatiker bezichtigen sie der Hexerei. Ihre Hütte wird in Brand gesetzt, und die beiden fliehen in den Wald, wo die Mutter bald stirbt. Doch vorher gibt sie noch ihr Wissen über die Pflanzen der Welt an John weiter. Der Junge besitzt wie eine andere bekannte Romanfigur ein intuitives Gespür für Gerüche.
Durch einen glücklichen Zufall bekommt er eine Stelle als Küchenjunge auf dem Landgut von Sir William Freemantle, dem Herrscher von Buckland. Am Ende der Geschichte, Jahrzehnte später, ist John ein berühmter Koch. Norfolk berichtet mit unendlich vielen Details über die englische Küche dieser Zeit, vor allem über die aufwendige, die perfektionistische. Mit diesem Vokabular hat die Übersetzerin erfolgreich gekämpft, der restliche Text ist wohltönende, aber doch sachliche Beschreibung.
Aber ist der Aspekt der haute cuisine anglaise wirklich so wichtig? Norfolk braucht eine Kulisse für sein Drama, und dazu dient die riesige Küche im Untergeschoss des Gutshauses. Er wirft mit alten Kochbüchern nach uns. Entscheidend ist dabei nur, dass es um Genuss und Luxus geht, also etwas, was die Puritaner aus tiefster Seele hassten. Das Buch hätte genauso gut eine Geschichte über das Tanzen werden können.
Eine Schicht des Buchs führt uns indirekt die Geschehnisse zur Zeit von Oliver Cromwell vor. Wir erleben nur die Auswirkungen in der Provinz. Einmal kommt sogar Charles I. nach Buckland zu Besuch. Der inzwischen etwa siebzehnjährige John bereitet eine komplizierte Süßspeise für ihn zu, die ihm sehr zusagt. Jahre später muss John mit einer Küchenbrigade in den Krieg ziehen. Nach der entscheidenden Niederlage der königlichen Truppen bei Naseby kehrt er mit einer Narbe am Kopf nach Buckland zurück. Dort hat die republikanische Miliz übel gehaust, und was sie noch nicht zerstört hat, zerstört sie beim nächsten Besuch. Der calvinistische Fanatismus kennt keine Grenzen.
Nach dem Krieg, aus dem Sir William nicht zurückkehrt, normalisiert sich das Leben allmählich wieder einigermaßen. John verlässt Buckland und wird berühmt. Die Kunde von seinen Erfolgen in aller Welt findet sogar den Weg zurück ins Tal, noch ehe er selbst wieder heimkehrt.
Verwoben mit Johns Biographie ist ein Mythos. Zu der Zeit, als die Römer die Macht in Britannien verloren hatten, veranstaltete eine weise Frau namens Bellicca in Buckland alle Jahre ein Festmahl, an dem jedermann teilnehmen konnte. Man erkennt dahinter so etwas wie die Saturnalien, die das goldene Zeitalter, als noch Saturn herrschte, nachspielten.
Ein Christ namens Clodock wurde von Priestern aufgehetzt. Er zerstörte den Festplatz und verjagte Bellicca. Bei dem heidnischen Festmahl, das nun nicht mehr stattfinden konnte, vergnügte man sich ohne jeden Zwang. Der Gegenentwurf dazu war der christliche Garten Eden, in dem die wichtigste Speise verboten war. Eva missachtete das Verbot und war deshalb für viele die erste der Hexen, die Seuchen und andere Unglücke verursachen.
John ist ein Nachkomme von Bellicca. Deshalb nennt er sich Saturnall statt Sandall. Er träumt davon, Belliccas Festmahl wieder aufs Neue zu veranstalten. An seinem ersten Tag im Gutshaus trifft er auf Lady Lucretia, die Tochter von Sir William Freemantle. Lucretia, genannt Lucy, ist etwa zwölf Jahre alt. Aus diesem Treffen entsteht im Laufe vieler Jahre eine große Liebe. Aber der Klassenunterschied ist unüberbrückbar, mehr als heimliches Treffen in der Nacht ist nicht möglich.
Lucy, die nach dem Tod des Vaters nur übergangsweise herrscht, steht unter großem Druck. Es gibt zwei verwandte Adelslinien, die der Freemantles und die der Callocks. Beide stammen von Sankt Clodock ab. Es gibt für Lucy nur diese Alternativen: Entweder wird Buckland von den Gläubigern der Krone zerfleddert, oder sie heiratet Sir Piers Callock, den Fiesling, Feigling und Trunkenbold mit einem Gesicht wie eine Wasserpastinake, und bekommt einen Sohn, der dann Buckland erbt. Nach langem Schwanken entschließt sie sich zu dieser Ehe. John verlässt das Tal. Ein Jahrzehnt später, nach dem Tod von Piers, kehrt er zurück. Es ist tatsächlich ein Erbe geboren worden: Will Callock. Welche Überraschungen den Leser dann kurz vor dem Schluss des Romans noch erwarten, sei hier verschwiegen.
Oberflächlich gesehen, ist das Buch ein historischer Roman, und man weiß, dass bei Lawrence Norfolk die Fakten immer stimmen. Das betrifft aber hauptsächlich die Beschreibung der Speisen und ihrer Zubereitung. Alles andere wird eher so geschildert, als ob man damit ohnehin vertraut wäre. Wir erfahren über das Landgut nicht viel mehr, als wir auch über Dornröschens Schloss wissen.
John ist perfekt. John ist der Musterschüler mit dem Zauberkochlöffel. Die Schurken im Buch sind völlig verderbt und zeigen nie die geringsten Zweifel. Die anderen Bewohner von Buckland sind ohne Unterschied brav und anständig. Lucy ist differenzierter gezeichnet. Sie wächst vom verspielten Kind zur willensstarken Hausherrin heran. Aber warum verliebt sich die Göre ausgerechnet in John? Natürlich weil der Abkömmling von Bellicca mit der Nachfahrin von Clodock zusammengebracht werden soll, um den tausendjährigen Konflikt zu beenden. Man merkt, wie die Schicksalsgöttinnen ihre Fäden spinnen.
Natürlich ist das alles Absicht. Norfolk wollte ein Märchen schreiben. Kaufen Sie sich den Roman, wenn Ihnen so etwas liegt. Die Historienschinken stehen in einem anderen Regal.
ERNST HORST
Lawrence Norfolk: "Das Festmahl des John Saturnall". Roman.
Albrecht Knaus Verlag, München 2012. 448 S., geb., 24,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Historischer Roman oder verkleidetes Märchen? Lawrence Norfolk entführt den Leser in die Küche eines englischen Gutshauses zur Zeit Oliver Cromwells.
Es gibt Märchen, in denen nichts Übernatürliches geschieht. Die Esel sprechen nicht, und es fallen keine blanken Taler vom Himmel. Trotzdem sind es Märchen. Der Wunsch der sterbenden Mutter wird Wirklichkeit. Und die bösen Schurken sterben grausamer als Schneewittchens Stiefmutter. Lawrence Norfolk hat ein solches Märchen geschrieben, das sich als Roman verkleidet hat.
Norfolk ist der gefeierte Autor von dicken historischen Romanen auf hohem literarischem Niveau, für die er akribisch recherchiert. Nummer vier sollte "The Levels" werden. Dieses Projekt gab er schließlich auf, weil es selbst ihm zu komplex wurde. Ein paar Ideen daraus übernahm er dann in "Das Festmahl des John Saturnall".
Dieses Buch spielt zur Zeit der englischen Bürgerkriege in Buckland, einem abgelegenen Tal in Südwestengland. Susan Sandall lebt dort mit ihrem elfjährigen Sohn John in einem Dorf. Üble religiöse Fanatiker bezichtigen sie der Hexerei. Ihre Hütte wird in Brand gesetzt, und die beiden fliehen in den Wald, wo die Mutter bald stirbt. Doch vorher gibt sie noch ihr Wissen über die Pflanzen der Welt an John weiter. Der Junge besitzt wie eine andere bekannte Romanfigur ein intuitives Gespür für Gerüche.
Durch einen glücklichen Zufall bekommt er eine Stelle als Küchenjunge auf dem Landgut von Sir William Freemantle, dem Herrscher von Buckland. Am Ende der Geschichte, Jahrzehnte später, ist John ein berühmter Koch. Norfolk berichtet mit unendlich vielen Details über die englische Küche dieser Zeit, vor allem über die aufwendige, die perfektionistische. Mit diesem Vokabular hat die Übersetzerin erfolgreich gekämpft, der restliche Text ist wohltönende, aber doch sachliche Beschreibung.
Aber ist der Aspekt der haute cuisine anglaise wirklich so wichtig? Norfolk braucht eine Kulisse für sein Drama, und dazu dient die riesige Küche im Untergeschoss des Gutshauses. Er wirft mit alten Kochbüchern nach uns. Entscheidend ist dabei nur, dass es um Genuss und Luxus geht, also etwas, was die Puritaner aus tiefster Seele hassten. Das Buch hätte genauso gut eine Geschichte über das Tanzen werden können.
Eine Schicht des Buchs führt uns indirekt die Geschehnisse zur Zeit von Oliver Cromwell vor. Wir erleben nur die Auswirkungen in der Provinz. Einmal kommt sogar Charles I. nach Buckland zu Besuch. Der inzwischen etwa siebzehnjährige John bereitet eine komplizierte Süßspeise für ihn zu, die ihm sehr zusagt. Jahre später muss John mit einer Küchenbrigade in den Krieg ziehen. Nach der entscheidenden Niederlage der königlichen Truppen bei Naseby kehrt er mit einer Narbe am Kopf nach Buckland zurück. Dort hat die republikanische Miliz übel gehaust, und was sie noch nicht zerstört hat, zerstört sie beim nächsten Besuch. Der calvinistische Fanatismus kennt keine Grenzen.
Nach dem Krieg, aus dem Sir William nicht zurückkehrt, normalisiert sich das Leben allmählich wieder einigermaßen. John verlässt Buckland und wird berühmt. Die Kunde von seinen Erfolgen in aller Welt findet sogar den Weg zurück ins Tal, noch ehe er selbst wieder heimkehrt.
Verwoben mit Johns Biographie ist ein Mythos. Zu der Zeit, als die Römer die Macht in Britannien verloren hatten, veranstaltete eine weise Frau namens Bellicca in Buckland alle Jahre ein Festmahl, an dem jedermann teilnehmen konnte. Man erkennt dahinter so etwas wie die Saturnalien, die das goldene Zeitalter, als noch Saturn herrschte, nachspielten.
Ein Christ namens Clodock wurde von Priestern aufgehetzt. Er zerstörte den Festplatz und verjagte Bellicca. Bei dem heidnischen Festmahl, das nun nicht mehr stattfinden konnte, vergnügte man sich ohne jeden Zwang. Der Gegenentwurf dazu war der christliche Garten Eden, in dem die wichtigste Speise verboten war. Eva missachtete das Verbot und war deshalb für viele die erste der Hexen, die Seuchen und andere Unglücke verursachen.
John ist ein Nachkomme von Bellicca. Deshalb nennt er sich Saturnall statt Sandall. Er träumt davon, Belliccas Festmahl wieder aufs Neue zu veranstalten. An seinem ersten Tag im Gutshaus trifft er auf Lady Lucretia, die Tochter von Sir William Freemantle. Lucretia, genannt Lucy, ist etwa zwölf Jahre alt. Aus diesem Treffen entsteht im Laufe vieler Jahre eine große Liebe. Aber der Klassenunterschied ist unüberbrückbar, mehr als heimliches Treffen in der Nacht ist nicht möglich.
Lucy, die nach dem Tod des Vaters nur übergangsweise herrscht, steht unter großem Druck. Es gibt zwei verwandte Adelslinien, die der Freemantles und die der Callocks. Beide stammen von Sankt Clodock ab. Es gibt für Lucy nur diese Alternativen: Entweder wird Buckland von den Gläubigern der Krone zerfleddert, oder sie heiratet Sir Piers Callock, den Fiesling, Feigling und Trunkenbold mit einem Gesicht wie eine Wasserpastinake, und bekommt einen Sohn, der dann Buckland erbt. Nach langem Schwanken entschließt sie sich zu dieser Ehe. John verlässt das Tal. Ein Jahrzehnt später, nach dem Tod von Piers, kehrt er zurück. Es ist tatsächlich ein Erbe geboren worden: Will Callock. Welche Überraschungen den Leser dann kurz vor dem Schluss des Romans noch erwarten, sei hier verschwiegen.
Oberflächlich gesehen, ist das Buch ein historischer Roman, und man weiß, dass bei Lawrence Norfolk die Fakten immer stimmen. Das betrifft aber hauptsächlich die Beschreibung der Speisen und ihrer Zubereitung. Alles andere wird eher so geschildert, als ob man damit ohnehin vertraut wäre. Wir erfahren über das Landgut nicht viel mehr, als wir auch über Dornröschens Schloss wissen.
John ist perfekt. John ist der Musterschüler mit dem Zauberkochlöffel. Die Schurken im Buch sind völlig verderbt und zeigen nie die geringsten Zweifel. Die anderen Bewohner von Buckland sind ohne Unterschied brav und anständig. Lucy ist differenzierter gezeichnet. Sie wächst vom verspielten Kind zur willensstarken Hausherrin heran. Aber warum verliebt sich die Göre ausgerechnet in John? Natürlich weil der Abkömmling von Bellicca mit der Nachfahrin von Clodock zusammengebracht werden soll, um den tausendjährigen Konflikt zu beenden. Man merkt, wie die Schicksalsgöttinnen ihre Fäden spinnen.
Natürlich ist das alles Absicht. Norfolk wollte ein Märchen schreiben. Kaufen Sie sich den Roman, wenn Ihnen so etwas liegt. Die Historienschinken stehen in einem anderen Regal.
ERNST HORST
Lawrence Norfolk: "Das Festmahl des John Saturnall". Roman.
Albrecht Knaus Verlag, München 2012. 448 S., geb., 24,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
„Es liest, wie immer, toll: Heikko Deutschmann.“