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Der Bestseller von Pascal Mercier nach dem Erfolgsroman »Nachtzug nach Lissabon«
Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er, den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben - bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als…mehr

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Produktbeschreibung
Der Bestseller von Pascal Mercier nach dem Erfolgsroman »Nachtzug nach Lissabon«

Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er, den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben - bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann.

Der renommierte Sprecher Markus Hoffmann wählt jedes seiner Worte mit Bedacht und zieht so den Hörer in den Bann der Geschichte.
Autorenporträt
Pascal Mercier, 1944 in Bern geboren, lebt in Berlin. Nach »Perlmanns Schweigen« und »Der Klavierstimmer« wurde sein Roman »Nachtzug nach Lissabon« einer der großen Bestseller der vergangenen Jahrzehnte und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2007 folgte die Novelle »Lea«. Für sein literarisches Werk wurde Mercier mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2006 mit dem Marie-Luise Kaschnitz Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.01.2020

Der Schmetterling kann nichts dafür
Unter dem Namen Pascal Mercier betätigt sich der Schweizer Philosophieprofessor Peter Bieri als Erfolgsautor. Sein neuer
Roman „Das Gewicht der Worte“ handelt von der Macht der Sprache. Daran muss man ihn messen
VON FRANZISKA AUGSTEIN
Auf die Handlung kommt es in „Das Gewicht der Worte“ nicht an. Anfang und Ende des Buches dürfen deshalb kurz zusammengefasst werden: Der aus England gebürtige Simon Leyland ist versessen auf Wörter. Er beherrscht viele Sprachen. Weil er Sprachen liebt, wird er von Beruf Übersetzer. Seine Frau ist bei einem Unfall gestorben, weshalb er ihren Verlag in Triest übernommen hat. Er leidet an schweren Migräneanfällen. Einmal kippt er um, wird ins Krankenhaus gebracht, wo man ihm mitteilt, dass er an einem Hirntumor leide und nur noch wenige Monate zu leben habe. Daraufhin verkauft er den Verlag. Kurz danach stellt sich indes heraus, dass Patientenakten vertauscht wurden, er hat keinen Hirntumor, er ist bloß geschlagen mit seiner Migräne. Das ist umwerfend für ihn und seine zwei Kinder. Selbstverständlich tauchen noch mehr Figuren auf, die sich alle – bis hin zum letzten Arbeitslosen – vor allem für Sprache, für Bücher, für deren grafische Ausstattung und für das Verlagswesen interessieren. Sie sind Funktionswesen in diesem Roman, Personen ohne Belang und Kontur.
Pascal Mercier, dies das Alias des in Berlin Philosophie lehrenden Peter Bieri, ist mit dem Roman „Perlmanns Schweigen“ (1995) bekannt geworden. Das Buch handelt von einem Mann, dessen Frau bei einem Unfall (siehe oben) zu Tode kam. In der SZ war damals zu lesen, Perlmann schwanke zwischen „Selbstbezichtigung und Satire“, der Roman sei „kurzweilig“. „Perlmanns Schweigen“ fand sein Publikum, und Mercier gilt seither als bedeutender Autor. „Das Gewicht der Worte“ wiederholt manches, was „Perlmanns Schweigen“ erfolgreich machte.
Weil Pascal Mercier in diesem Roman so großen Wert auf Sprache legt, soll er daran gemessen werden. Sein Protagonist Simon Leyland wird als glanzvoller Übersetzer vorgestellt. Folgende Übersetzung von Leyland – einerlei wie das Original lautet, das zitiert wird – klingt aber holprig. Gute Übersetzer würden so hölzern nicht schreiben: „Es ist einfach etwas, was einen Augenblick festhält, und dann vergisst man diese Zeit nicht …“
Merciers Roman liest sich leider oftmals wie holprig übersetzt. Wäre das ein Stilmittel für die Redeweise einer Figur, es wäre kunstvoll. Dagegen spricht, dass Mercier neben seine Erzählerstimme lauter Briefe von Simon Leyland und anderen in Kursivschrift stellt, die alle in demselben Duktus verfasst sind und alles erklären wie für Idioten. Zuerst wird aus Leylands Perspektive sein Zustand geschildert, und dann, als ob die Leser es nicht kapiert hätten, folgt eine ähnliche Schilderung in einem Brief, den Leyland an seine tote Frau schreibt. Zudem ist der Autor ziemlich fantasielos, was Wörter angeht.
Leyland, Kind polyglotter Eltern und angeblich ein Liebhaber von Sprachen, teilt mit, „dass Worte den Gefühlen nicht äußerlich waren, auch nicht einfach Ausdruck von ihnen in einem plumpen Sinne, sondern dass die Gefühle in ihnen waren, direkt in ihnen, und sich in ihrem Klang offenbarten“. Das würde bedeuten, dass eine eher harte Sprache wie das Deutsche für die Formulierung sanfter Gefühle weniger als andere geeignet sei. Soll man das glauben? Ähnlich sinnlos wäre die Bemerkung, ein Buchautor sei mit einer enervierten Rezensentin immer noch besser bedient als mit einer enttäuschten. Am Ende kommt es auf diese Unterscheidung nicht an, sondern darauf, was in der Zeitung zu stehen kommt. Und am Ende ist es nicht der Klang der Wörter, in dem Gefühle sich offenbaren, sondern die Wahl der Wörter und wie sie intoniert werden.
Etwas anderes ist es, dass der Klang eines Wortes tatsächlich mal besser und mal schlechter zu seinem Gegenstand passt. Das klassische Beispiel dafür ist der Schmetterling, dessen Benamung einem zarten Flatterwesen Unrecht tut, das auf Italienisch melodisch farfalla heißt. Dafür kann das arme Wort Schmetterling, das an schmettern erinnert, nichts: Sprachgeschichtlich ist es mit dem tschechischen smetana verwandt, das klingt viel weicher und bedeutet Sahne.
Das Gleiche gilt für die Sprache der Erotik. Viele deutsche Liebespaare scheuen im Bett zurück vor den konsonantenreichen zuständigen Begriffen. Eines der grässlichsten unter allen deutschen Wörtern ist Brustwarze. Selbst wenn man noch bekleidet ist, klingt das englische „member“ netter als das deutsche „Glied". Aber auch dieses Thema – an sich ein naheliegendes für Merciers Roman – hat der Autor ausgelassen. Leylands Sohn Sidney leidet an Asthma, ohne dass das in der Geschichte relevant würde, sein Krankheitszustand soll dieser unbedeutenden Nebenfigur bloß Bedeutung geben. Einmal, beim TV-Glotzen, beschreibt Sidney die Show als „bonbonfarbengrell“. Der Erzähler Mercier scheint mit diesem Einfall sehr zufrieden: Vater und Sohn, schreibt er, „lachten über das gelungene Wort“, über „die Wortschöpfung“. Hätte nicht irgendjemand dem Philosophieprofessor Bieri vor Publikation seines Romans mitteilen können, dass „bonbonfarbengrell“ nicht besonders originell ist?
Merciers Protagonist Simon Leyland hat als junger Mann oft seinen Professor in London besucht, dem er versicherte, er wolle alle Sprachen lernen, die ums Mittelmeer gesprochen werden. Das fand der Professor so ungewöhnlich vielversprechend, dass er Leyland sein Haus vererbt hat. Zu Beginn des Romans sitzt Leyland in diesem Haus und leidet, wie fast alle Figuren in diesem Roman, unter Selbstzweifeln. Auf Seite 20 ist er unsicher: „Warum bloß hatte er geglaubt, in diesem Haus, das ja trotz aller Besuche ein fremdes Haus geblieben war, Klarheit über sein weiteres Leben gewinnen zu können?“ Auf Seite 32 steht ein Brief von Leyland an seine Kinder: „… hatte ich oft das Bedürfnis, mit mir selbst zu sprechen und mir in ausdrücklicher Form darüber klar zu werden, was ich dachte, fühlte und wollte …“ Auf Seite 36 wird aus Leylands Perspektive geschrieben, er sei nicht sicher, ob das ererbte Haus „der richtige Ort sein könnte, um Klarheit über sein weiteres Leben zu gewinnen“. Um es ganz klar zu sagen: Nachdem man dreimal binnen 15 Seiten erfahren hat, wie sehr es dem Protagonisten um „Klarheit“ geht, ist man an dieser Frage nicht mehr sonderlich interessiert.
Auf den folgenden mehr als 500 Seiten bleibt es dabei: Simon Leyland ist dermaßen mit sich selbst befasst, dass die Leser ziemlich bald sein Schicksal nicht mehr mitfühlen können. Seine Gedanken kreisen um die vertauschten Patientenakten, darum, dass er den Arzt beschied, er lege keinen Wert auf die Aushändigung der Bilder seines gescannten Gehirns samt Bewertung. Seine beiden Kinder, jedes für sich, fühlen sich schuldig, weil auch sie versäumt haben, um die Bilder zu bitten.
Eine Frau, eine Autorin, sagt in Pascal Merciers Roman über ihre Bücher: „Man verbringt ein ganzes Stück seines Lebens mit ihnen, das Leben in solchen Zeiten ist ein Leben durch die Bücher hindurch, das Schreiben ist die eigentliche Lebendigkeit des Lebens. Ich habe mich zu erinnern versucht, wie es war, das eigene Buch im Schaufenster zu sehen: War es Stolz oder eher Beklommenheit?“ Der englische Schriftsteller Robert Macfarlane hat geschrieben: „Manchmal ist das Einzige, was uns vom Lesen eines Buches bleibt, eine Papierschnittwunde.“ An diesem Buch schneidet man sich nicht einmal.
Pascal Mercier: Das Gewicht der Worte. Roman. Hanser Verlag, München 2020. 576 Seiten, 26 Euro.
Merciers Roman liest sich oft
wie holprig übersetzt. Wäre das
ein Stilmittel, wäre es genial
Simon Leyland ist derart mit sich
selbst befasst, dass sein Schicksal
keiner mehr mitfühlen kann
Peter Bieri alias Pascal Mercier stammt aus Bern. „Das Gewicht der Worte“ ist sein fünfter Roman. Foto: imago stock & people
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Niklas Bender fühlt sich "beleidigt" durch Pascal Merciers neuen Roman. Denn Merciers Einladung zum Rundgang im Textgebäude zieht sich oft so arg hin, dass der Kritiker alle Mühe hat, die Lektüre durchzustehen. Wenn ihm Mercier in der Geschichte um einen verschrobenen britischen Übersetzer, der nach einer falschen Hirntumor-Diagnose seinen geerbten Verlag verkauft, Lebensbilanz zieht und den Neuanfang als Schriftsteller plant, seitenweise und "geschwätzig" von Kühlschrankpostkarten, Topfpflanzen oder Tapetenfalten erzählt, muss Bender feststellen: Mercier ist nicht Proust. Und auch das "leicht exzentrische", aber natürlich absolut tugendhafte Personal des Romans, das sich "kollektiv auf die Schulter klopft", wirkt auf den Rezensenten doch recht "banal".

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.08.2020

Schön gefühlt, aber wozu?
Treffen sich zwei Schiffbrüchige: Pascal Merciers Roman "Das Gewicht der Worte" setzt allein auf kollektives Schulterklopfen

Die Literatur hat ihre eigene Geselligkeit, aber auch für Autor und Leser gelten Höflichkeitsregeln. Nehmen wir an, dass der Autor ein Gastgeber ist, der durch sein Haus führt: Dann gibt es Ecken, die er dem Leser gern zeigt, andere, die er kaschiert - oder die gerade deshalb gezeigt werden müssen, weil sie schön schmuddelig sind. Es gibt Gesetze des Verweilens, die Dauer entspricht dem Gezeigten; diese Regeln sind andere als etwa in der Philosophie, wo man alle Zeit der Welt hat. In der Literatur sind Regeln der Ästhetik und des Sozialverhaltens verknüpft: Was wegen Überlänge nervt, missfällt dem Geschmack. Anders gesagt: Plaudertaschen sind doppelt verpönt, ethisch und ästhetisch.

Der neue Roman von Pascal Mercier (bürgerlich Peter Bieri, Philosophieprofessor em.) heißt "Das Gewicht der Worte" und ist zutiefst unhöflich. Dabei läge seinem Helden nichts ferner: Simon Leyland wirkt wie ein exzentrischer, aber erzanständiger Mann, das Abziehbild eines Briten eben. Der einundsechzigjährige Übersetzer ist in einer eigenartigen Lage: Im Sommer noch glaubte er sich an einem Hirntumor erkrankt und verkaufte den Triester Verlag, den seine verflossene Frau Livia ihm elf Jahre zuvor überlassen hatte. Dann - nach elf Wochen Todesangst - hat er erfahren, dass man ihm Bilder und Krankheit eines anderen zugeschrieben hat. Aktuell ist er in London, wo er in einem geerbten Haus sein Leben neu ordnet. Die Gefühle mischen sich: Die Rückschau auf die überstandene Schreckenszeit, welche ihrerseits eine gedanken- und wortreiche Lebensbilanz enthält, geht über in den Londoner Neuanfang, Abstecher nach Triest, Mailand und Padua inklusive. Nach dem Verlagsverkauf steht Leyland vor viel Geld und wenig Projekten. Das halbe Jahr der Romanhandlung dient seiner Neuorientierung inklusive der Entdeckung seiner schriftstellerischen Berufung.

Um seinen Helden herum entwirft Mercier einen schönfühlenden Mikrokosmos. Da wären Leylands Kinder Sophia und Sidney, angehende Ärztin respektive angehender Anwalt, die aber die "weiße" und die "schwarze Kaste" verlassen, um ihren Leben eine neue Richtung zu geben. Hinzu kommen mit Andrej Kuzmín ein ehemaliger russischer Häftling (Totschlag aus Leidenschaft) und Übersetzer, mit Leylands Nachbar Kenneth Burke ein ehemaliger Apotheker, der die Armen gesetzeswidrig mit Medikamenten versorgt hat, mit Pat Kilroy ein irischer Kellner, der Dichtung liebt, mit Francesca Marchese eine steinreiche Autorin, die einen mühsam verfassten Roman nicht publiziert, mit Paolo Michelis ein bettelarmer Autor und Hilfslehrer - und noch viele mehr. Den Wichtigeren unter ihnen gemein ist, dass sie einen befreienden Schritt machen, der sie dem Eigentlichen näher bringt, weil er mit sozialen Regeln bricht. Mercier benennt sein Programm apropos der Freundschaft mit Burke: "Es gab Momente, da kam es mir vor, als sprächen zwei Schiffbrüchige miteinander. Doch dabei blieb es nicht. Es begann eine neue gemeinsame Zukunft." Kollektives Wohlfühlen und Schulterklopfen sind zentral.

Zurück zur Höflichkeit. Der Gastgeber Mercier ist charmant und unterhaltsam, doch er nötigt seine Besucher: Bei jeder Kühlschrankpostkarte verweilt er, jeder Topfpflanze, jeder Tapetenfalte widmet er zwanzig geschwätzige Seiten. Literarische Abschweifungskunst kann legitim sein, bei Proust etwa, weil der Leser Wichtiges über den Erzähler erfährt oder in den Genuss raffinierter Ansichten zu Gesellschaft, Psychologie, Kunst, Literatur kommt. Vielleicht war das Merciers Kalkül, aber es geht nicht auf. Sein Held ist zwar ebenfalls ein Mensch der Erinnerung und der Worte, bleibt aber flach; seine An- und Einsichten sind meist banal. Anders als vom Titel angekündigt, wird den Worten kaum Gewicht zuteil. Wer sie in großer Menge ohne Sachwertdeckung und blind streut, darf sich über Inflation nicht wundern.

Verstärkt wird sie durch das Wiederkäuen des Erlebten in Briefen an die verstorbene Livia, eine verbale Verdauung, die wiederum kommentiert wird: "Er wollte es sich vergegenwärtigen, den Bildern, Gedanken und Worten freien Lauf lassen und ihnen zugleich eine Ordnung geben. Und so begann er, die Geschehnisse und Empfindungen in der Art, wie sie ineinandergriffen, für sich und Livia aufzuschreiben." Wer meint, solche Banalitäten überhaupt erklären zu müssen, und dies dann erst auf Seite 500 tut, beleidigt seine Leser doppelt.

Hinzu kommt Gesinnungskitsch. Nicht nur der Held, alle Figuren sind leicht exzentrisch, aber - dem Maßstab des Romans zufolge - grundinteger; keine hat wirkliche Ambivalenzen oder Abgründe. Michelis zum Beispiel ist arm, aber großzügig. "Man brauchte nicht lange mit ihm zu reden, um zu wissen: Er war ein Mann, der für etwas brennen konnte, ein Mann, der immer etwas suchen würde, was ihn entflammen könnte. Schon die Art, wie er in seinem weit geschnittenen, hellen Leinenanzug an die Tür kam und Francesca umarmte: Es lag eine solche Offenheit und Großzügigkeit darin, ein solches Bedürfnis, etwas zu verschenken." So geht es weiter: "Alles war von dieser überwältigenden Großzügigkeit. Sogar seine Art zu sitzen war großzügig, verschwenderisch", denn "er brauchte das ganze Sofa für sich allein". Na, wenn das mal nicht großzügig ist.

Wie in einem sepiafarbenen Puzzle ("Die fabelhafte Welt der Amélie" liegt nicht fern) findet jeder dieser Tugendbolde seinen Platz, auch dank der Wohlhabenden, welche die Rolle der Maschinengötter übernehmen. Schließlich gibt es ein paar Böse, Ärzte und Juristen, denen ein Kastenbewusstsein zugeschrieben wird - oder aber Literaturkritiker; Neil McKenna, das schlimmste Exemplar, lässt Mercier reuevoll knirschen. Viel davon kennt man aus anderen Mercier-Romanen (am bekanntesten ist "Nachtzug nach Lissabon" von 2004), die ihren Erfolg nicht radikalen Zweifeln verdanken, sondern einem unbedarften Grundvertrauen ins Gute, das wie der naive Freundschaftskult den Pseudonymbezug auf Blaise Pascal absurd scheinen lässt. Besonders ärgerlich ist dieses Gutmenschentum aber nun in "Das Gewicht der Worte", einem Roman über Literatur. Damit setzt Mercier sich einen Maßstab, dem er nicht genügen kann, allem prophylaktischen Schimpfen auf Rezensenten zum Trotz.

NIKLAS BENDER

Pascal Mercier: "Das Gewicht der Worte". Roman.

Hanser Verlag, München 2020. 574 S., geb., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein Roman zum Runterkommen, der aber durchaus intellektuelle Substanz bietet." Denis Scheck, Tagesspiegel, 05.07.20

"Ein Buch, das mit sanfter Beharrlichkeit gegen den Strom schwimmt." Torsten Unger, MDR Kultur, 22.03.20

"Der Roman ist philosphisch, nachdenklich und poetisch." Uta Kenter, 3sat Kulturzeit, 11.02.20

"Mercier liefert mit diesem großen lebenshungrigen Roman endlich Nachschub für alle 'Nachtzug nach Lissabon'-Fans." Brigitte, 29.01.20

"Ein tiefgründiges und zugleich unterhaltsames Buch - das auch etwas über den Schriftsteller dahinter erzählt." Luzia Stettler, SRF Literatur, 27.01.20

"Als Schriftsteller, nah an Proust, entfaltet Mercier anhand einer Figur, was die Zeit anrichten kann. Als Philosoph Bieri entwickelt er Fragen, die einen lange beschäftigen können. Wie ist es, sich selbst zu fühlen? Was habe ich aus der Zeit meines Lebens gemacht?" Christine Richard, Tages-Anzeiger, 26.01.20

"Vorsichtig, behutsam lässt Pascal Mercier seinen Protagonisten sein literarisches Potential entdecken. Dabei beweist er sein eindrucksvolles Gespür für sprachliche Nuancen. ... Ein hochgradig reflektierter Roman, der nicht nur die Geschichte eines erwachenden Autors, sondern eines sich völlig neue erfindenden Menschen erzählt.." Anja Dalotta, Norddeutscher Rundfunk, 22.01.20