Carlos Ruiz Zafón
MP3-CD
Das Labyrinth der Lichter / Barcelona Bd.4 (4 MP3-CDs)
Gekürzte Lesung. 1620 Min.
Übersetzung: Schwaar, Peter;Gesprochen: Teschner, Uve
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Spanien in den dunklen Tagen des Franco-Regimes: Ein Auftrag der Politischen Polizei führt die eigenwillige Alicia Gris zurück in ihre Heimatstadt Barcelona. Unter größter Geheimhaltung soll sie das plötzliche Verschwinden des Ministers Mauricio Valls aufklären. In seinem Besitz befand sich ein geheimnisvolles Buch aus der Serie "Das Labyrinth der Lichter", das Alicia auf schmerzliche Weise an ihr eigenes Schicksal erinnert. Es führt sie in die Buchhandlung Sempere & Söhne. Der Zauber dieses Ortes schlägt sie in seinen Bann, und wie durch einen Nebel steigen Bilder ihrer Kindheit in i...
Spanien in den dunklen Tagen des Franco-Regimes: Ein Auftrag der Politischen Polizei führt die eigenwillige Alicia Gris zurück in ihre Heimatstadt Barcelona. Unter größter Geheimhaltung soll sie das plötzliche Verschwinden des Ministers Mauricio Valls aufklären. In seinem Besitz befand sich ein geheimnisvolles Buch aus der Serie "Das Labyrinth der Lichter", das Alicia auf schmerzliche Weise an ihr eigenes Schicksal erinnert. Es führt sie in die Buchhandlung Sempere & Söhne. Der Zauber dieses Ortes schlägt sie in seinen Bann, und wie durch einen Nebel steigen Bilder ihrer Kindheit in ihr auf. Doch die Antworten, die Alicia dort findet, bringen nicht nur ihr Leben in allerhöchste Gefahr, sondern auch das der Menschen, die sie am meisten liebt.
Mit seinen Barcelona-Romanen schuf Carlos Ruiz Zafón eine der faszinierendsten Erzählwelten aller Zeiten. Die Verheißung, die mit Der Schatten des Windes begann, findet in seinem diesem Hörbuch ihre Vollendung.
Mit seinen Barcelona-Romanen schuf Carlos Ruiz Zafón eine der faszinierendsten Erzählwelten aller Zeiten. Die Verheißung, die mit Der Schatten des Windes begann, findet in seinem diesem Hörbuch ihre Vollendung.
Carlos Ruiz Zafón begeistert mit seinen Barcelona-Romanen um den Friedhof der vergessenen Bücher - Der Schatten des Windes, Das Spiel des Engels und Der Gefangene des Himmels - ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt. Auch Marina, der Roman, den er kurz vor den großen Barcelona-Romanen schuf, stand wochenlang auf den Bestsellerlisten. Seine ersten Erfolge feierte Zafón mit den drei phantastischen Schauerromanen Der Fürst des Nebels, Mitternachtspalast und Der dunkle Wächter. Carlos Ruiz Zafón wurde 1964 in Barcelona geboren und starb 2020 in Los Angeles.
© Douglas Kirkland/Suhrkamp Verlag
Produktdetails
- Verlag: Argon Verlag
- Anzahl: 4 MP3-CDs
- Gesamtlaufzeit: 1345 Min.
- Erscheinungstermin: 16. März 2017
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783839815236
- Artikelnr.: 46835109
Herstellerkennzeichnung
Argon Verlag GmbH
Waldemarstraße 33A
10999 Berlin
www.argon-verlag.de
030 25762060
Endstation
Buchhandlung
In „Labyrinth der Lichter“ erzählt Carlos Ruiz Zafón von
Barcelona unter Franco – und scheitert an seinem Ehrgeiz
VON KARIN JANKER
Häufig gehen hoher Anspruch und hohe Verkaufszahlen nicht gut zusammen. Wenn Autoren am laufenden Band Bestseller produzieren, unterstellt man ihnen gerne, sie würden vor allem auf den Erfolg beim Publikum schielen. Auch wenn es immer wieder Gegenbeispiele gibt, lautet die Anklageschrift, sie würden eine Art Populismus in Buchform betreiben: indem sie Reflexe bedienten, trügen sie zur Verflachung des literarischen Diskurses bei.
Der spanische Bestsellerautor Carlos Ruiz Zafón scheint angetreten zu sein, um die Falschheit dieser
Buchhandlung
In „Labyrinth der Lichter“ erzählt Carlos Ruiz Zafón von
Barcelona unter Franco – und scheitert an seinem Ehrgeiz
VON KARIN JANKER
Häufig gehen hoher Anspruch und hohe Verkaufszahlen nicht gut zusammen. Wenn Autoren am laufenden Band Bestseller produzieren, unterstellt man ihnen gerne, sie würden vor allem auf den Erfolg beim Publikum schielen. Auch wenn es immer wieder Gegenbeispiele gibt, lautet die Anklageschrift, sie würden eine Art Populismus in Buchform betreiben: indem sie Reflexe bedienten, trügen sie zur Verflachung des literarischen Diskurses bei.
Der spanische Bestsellerautor Carlos Ruiz Zafón scheint angetreten zu sein, um die Falschheit dieser
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Unterstellung zu beweisen, indem er Bücher schreibt, die sich millionenfach verkaufen, in denen aber Literatur dennoch eine zentrale Rolle spielt. Der „bibliophile Bestseller“ ist sein Metier, sein neues Buch „Das Labyrinth der Lichter“ ist dafür das beste Beispiel. Doch der Roman ist das Zeugnis eines Scheiterns. Ruiz Zafón verwurstet den Kanon der Weltliteratur, ohne ihm auch nur einen eigenen Gedanken hinzuzufügen. Es scheint, als glaube er, dass die bloße Anwesenheit geistreicher Literatur in seiner Erzählung auf diese ausstrahlen könnte. Ein äußerst plumper Versuch.
„Das Labyrinth der Lichter“ ist der vierte Teil der Serie vom „Friedhof der vergessenen Bücher“ und zugleich ihr Finale. Es kehren viele Figuren wieder, die bereits aus den Vorgängern „Der Schatten des Windes“, „Das Spiel des Engels“ und „Der Gefangene des Himmels“ bekannt sind. Besonders der Auftakt der Tetralogie war so erfolgreich, dass es heute in Barcelona „Der Schatten des Windes“-Stadtführungen gibt. Der Verlag betont, dass man den neuen Ruiz Zafón auch lesen könne, ohne die drei anderen Romane zu kennen. Das stimmt, besonders voraussetzungsreich ist das Buch nicht.
Wieder ist die Handlung im franquistischen Spanien angesiedelt. Sie spielt vor allem im Jahr 1959, allerdings führen von dort immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit. Dieses Mal begleitet der Erzähler eine dubiose weibliche Hauptfigur, die Waise Alicia Gris, durch die Straßen Barcelonas, der „Mutter aller Labyrinthe“. Es entspinnt sich zunächst eine genretypische Thrillerhandlung mit der Atmosphäre eines film noir. Alicia soll im Auftrag der Politischen Polizei nach dem verschwundenen Bildungsminister Mauricio Valls suchen. Valls wurde von seiner dunklen Vergangenheit als Direktor des Gefängnisses von Montjuïc eingeholt, wo Franco politische Gegner foltern und ermorden ließ.
Von der Vergangenheit eingeholt zu werden, ist ein Leitmotiv der ganzen Serie. Statt den Figuren charakterliche Tiefe zu geben, bindet der Erzähler jeder von ihnen eine Vergangenheit ans Bein. Die häufigen Rückblenden führen zu Schachtelungen, Parallelführungen und Spiegelungen — und zu einem Eindruck von Redundanz. Wer beispielsweise „Der Schatten des Windes“ gelesen hat, wird beim Lesen von „Das Labyrinth der Lichter“ das Déjà-vu-Gefühl nicht los. Nicht nur wegen der wiederkehrenden Figuren, sondern weil Ruiz Zafón immer wieder in die gleichen Erzählstrukturen verfällt. Das labyrinthische Schreiben soll wohl Borges nachahmen, ergibt aber nur eine mittelmäßige Kopie.
Bei ihren Ermittlungen in Madrid und Barcelona stößt Alicia nicht nur auf Erinnerungen aus ihrer Kindheit, sondern auch auf ein geheimnisvolles Buch, das sie in die Buchhandlung Sempere & Söhne führt. An diesem Ort laufen schließlich einige lose Fäden aus den bisherigen Bänden des „Friedhofs der vergessenen Bücher“ zusammen. Eingewoben sind Versatzstücke unterschiedlichster Genres: ein paar Folterszenen für Splatter-Liebhaber, eine sich anbahnende Liebesgeschichte, etwas politische Historie aus der Franco-Diktatur und dazwischen etliche humoristische Kalauer. Es ist, als wolle Ruiz Zafón in seinen Roman alles hineinrühren, was die Bahnhofsbuchhandlung hergibt.
Damit verkommt nicht nur das Nachkriegs-Barcelona zur bloßen Kulisse, auch der stellenweise anklingende und durchaus spannende, weil noch längst nicht abgeschlossene, spanische Aufarbeitungsdiskurs gerät in diesem Eklektizismus unter die Räder. Der Roman erzählt zwar von Verbrechen, die von Regimetreuen begangen wurden, aber er tut dies vollkommen unpolitisch, indem er „die Bösen“ mystifiziert und zu klischeehaften Märchencharakteren macht. Der Franquismo wird so zur Schicksalsmacht. Damit erzeugt „Das Labyrinth der Lichter“ eine stillgestellte Vergangenheit, konserviert, um sie sich vom Leib zu halten. Literatur kann einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit leisten, aber Ruiz Zafón versucht das nicht einmal.
Am enervierendsten allerdings ist die Art, wie der Erzähler mit Literatur umgeht. Jede Figur, und sei sie noch so unbedeutend, wird mit einem literarischen Attribut ausgestattet. So liest der Rezeptionist in Alicias Hotel drittklassige Krimis, Alicia selbst hingegen rettet als kleines Mädchen — wie könnte es anders sein — „Alice im Wunderland“ aus ihrem zerbombten Elternhaus. Womöglich ist es dem Verlangen geschuldet, sich in den Kanon der Weltliteratur einreihen zu dürfen, dass Ruiz Zafón massenweise literarische Werke zitiert.
Eine kleine Auswahl von Anspielungen und Referenzen: Lewis Carroll, Lope de Vega, John Steinbeck, Charlotte Brontë, Miguel de Cervantes, Francesco Petrarca, Dante Alighieri, Alexandre Dumas, Victor Hugo, Goethe, D.H. Lawrence, Miguel de Unamuno, Molière, John Milton, Jules Verne. Die Liste ließe sich fortsetzen. In Ruiz Zafóns Roman bleibt Literatur jedoch Dekoration. Und von der Ironie, die entsteht, wenn diese Referenzen in Reihe gebracht sind, ist im Roman nichts zu spüren. Der Spanier benutzt den Kanon der Weltliteratur, ohne sich an ihm abzuarbeiten.
Er setzt die Anspielungen, um sein Projekt voranzutreiben: möglichst viele unterschiedliche Leserinteressen gleichzeitig zu befriedigen. Die Buchhandlung Sempere & Söhne, vollgestellt mit Werken großer Namen, ist daher wie eine Metapher für Ruiz Zafóns Art zu schreiben: Angesichts all dieser Bücher und des Wissens, das sie enthalten, entscheidet sich der Erzähler dafür, staunend die Gänge entlangzuschleichen und nur hie und da einen Blick auf einzelne Buchrücken zu werfen. Doch wer nur zwischen Büchern herumläuft, sieht vielleicht klug aus, lernt aber nichts dabei. Ruiz Zafón geht es nicht um Konzepte wie Hypertext oder Intertextualität, er macht nichts aus oder mit diesen Referenzen, sondern benutzt sie, um hohe Literatur und Bestsellerei zusammenzuführen. Doch das Name-Dropping bewirkt das Gegenteil: Beide klaffen unvereinbar auseinander.
Ruiz Zafón gelingt mit „Das Labyrinth der Lichter“ nicht einmal ein unterhaltsamer Genre-Roman. Vor lauter Anspielungen entgleitet ihm die eigene Geschichte. Das Projekt „bibliophiler Bestseller“ muss in der Zafón’schen Ausführung daher begraben werden.
Carlos Ruiz Zafón: Das Labyrinth der Lichter. Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. 944 Seiten, 25 Euro. E-Book 19,99 Euro.
Es ist, als wolle Ruiz Zafón in den
Roman alles hineinrühren, was die
Bahnhofsbuchhandlung hergibt
Wer nur zwischen Büchern
herumläuft, sieht vielleicht
klug aus, lernt aber nichts dabei
Carlos Ruiz Zafón, geboren 1964 in Barcelona, im April 2017 in Hamburg.
Foto: Christophe Gateau/picture-alliance
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
„Das Labyrinth der Lichter“ ist der vierte Teil der Serie vom „Friedhof der vergessenen Bücher“ und zugleich ihr Finale. Es kehren viele Figuren wieder, die bereits aus den Vorgängern „Der Schatten des Windes“, „Das Spiel des Engels“ und „Der Gefangene des Himmels“ bekannt sind. Besonders der Auftakt der Tetralogie war so erfolgreich, dass es heute in Barcelona „Der Schatten des Windes“-Stadtführungen gibt. Der Verlag betont, dass man den neuen Ruiz Zafón auch lesen könne, ohne die drei anderen Romane zu kennen. Das stimmt, besonders voraussetzungsreich ist das Buch nicht.
Wieder ist die Handlung im franquistischen Spanien angesiedelt. Sie spielt vor allem im Jahr 1959, allerdings führen von dort immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit. Dieses Mal begleitet der Erzähler eine dubiose weibliche Hauptfigur, die Waise Alicia Gris, durch die Straßen Barcelonas, der „Mutter aller Labyrinthe“. Es entspinnt sich zunächst eine genretypische Thrillerhandlung mit der Atmosphäre eines film noir. Alicia soll im Auftrag der Politischen Polizei nach dem verschwundenen Bildungsminister Mauricio Valls suchen. Valls wurde von seiner dunklen Vergangenheit als Direktor des Gefängnisses von Montjuïc eingeholt, wo Franco politische Gegner foltern und ermorden ließ.
Von der Vergangenheit eingeholt zu werden, ist ein Leitmotiv der ganzen Serie. Statt den Figuren charakterliche Tiefe zu geben, bindet der Erzähler jeder von ihnen eine Vergangenheit ans Bein. Die häufigen Rückblenden führen zu Schachtelungen, Parallelführungen und Spiegelungen — und zu einem Eindruck von Redundanz. Wer beispielsweise „Der Schatten des Windes“ gelesen hat, wird beim Lesen von „Das Labyrinth der Lichter“ das Déjà-vu-Gefühl nicht los. Nicht nur wegen der wiederkehrenden Figuren, sondern weil Ruiz Zafón immer wieder in die gleichen Erzählstrukturen verfällt. Das labyrinthische Schreiben soll wohl Borges nachahmen, ergibt aber nur eine mittelmäßige Kopie.
Bei ihren Ermittlungen in Madrid und Barcelona stößt Alicia nicht nur auf Erinnerungen aus ihrer Kindheit, sondern auch auf ein geheimnisvolles Buch, das sie in die Buchhandlung Sempere & Söhne führt. An diesem Ort laufen schließlich einige lose Fäden aus den bisherigen Bänden des „Friedhofs der vergessenen Bücher“ zusammen. Eingewoben sind Versatzstücke unterschiedlichster Genres: ein paar Folterszenen für Splatter-Liebhaber, eine sich anbahnende Liebesgeschichte, etwas politische Historie aus der Franco-Diktatur und dazwischen etliche humoristische Kalauer. Es ist, als wolle Ruiz Zafón in seinen Roman alles hineinrühren, was die Bahnhofsbuchhandlung hergibt.
Damit verkommt nicht nur das Nachkriegs-Barcelona zur bloßen Kulisse, auch der stellenweise anklingende und durchaus spannende, weil noch längst nicht abgeschlossene, spanische Aufarbeitungsdiskurs gerät in diesem Eklektizismus unter die Räder. Der Roman erzählt zwar von Verbrechen, die von Regimetreuen begangen wurden, aber er tut dies vollkommen unpolitisch, indem er „die Bösen“ mystifiziert und zu klischeehaften Märchencharakteren macht. Der Franquismo wird so zur Schicksalsmacht. Damit erzeugt „Das Labyrinth der Lichter“ eine stillgestellte Vergangenheit, konserviert, um sie sich vom Leib zu halten. Literatur kann einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit leisten, aber Ruiz Zafón versucht das nicht einmal.
Am enervierendsten allerdings ist die Art, wie der Erzähler mit Literatur umgeht. Jede Figur, und sei sie noch so unbedeutend, wird mit einem literarischen Attribut ausgestattet. So liest der Rezeptionist in Alicias Hotel drittklassige Krimis, Alicia selbst hingegen rettet als kleines Mädchen — wie könnte es anders sein — „Alice im Wunderland“ aus ihrem zerbombten Elternhaus. Womöglich ist es dem Verlangen geschuldet, sich in den Kanon der Weltliteratur einreihen zu dürfen, dass Ruiz Zafón massenweise literarische Werke zitiert.
Eine kleine Auswahl von Anspielungen und Referenzen: Lewis Carroll, Lope de Vega, John Steinbeck, Charlotte Brontë, Miguel de Cervantes, Francesco Petrarca, Dante Alighieri, Alexandre Dumas, Victor Hugo, Goethe, D.H. Lawrence, Miguel de Unamuno, Molière, John Milton, Jules Verne. Die Liste ließe sich fortsetzen. In Ruiz Zafóns Roman bleibt Literatur jedoch Dekoration. Und von der Ironie, die entsteht, wenn diese Referenzen in Reihe gebracht sind, ist im Roman nichts zu spüren. Der Spanier benutzt den Kanon der Weltliteratur, ohne sich an ihm abzuarbeiten.
Er setzt die Anspielungen, um sein Projekt voranzutreiben: möglichst viele unterschiedliche Leserinteressen gleichzeitig zu befriedigen. Die Buchhandlung Sempere & Söhne, vollgestellt mit Werken großer Namen, ist daher wie eine Metapher für Ruiz Zafóns Art zu schreiben: Angesichts all dieser Bücher und des Wissens, das sie enthalten, entscheidet sich der Erzähler dafür, staunend die Gänge entlangzuschleichen und nur hie und da einen Blick auf einzelne Buchrücken zu werfen. Doch wer nur zwischen Büchern herumläuft, sieht vielleicht klug aus, lernt aber nichts dabei. Ruiz Zafón geht es nicht um Konzepte wie Hypertext oder Intertextualität, er macht nichts aus oder mit diesen Referenzen, sondern benutzt sie, um hohe Literatur und Bestsellerei zusammenzuführen. Doch das Name-Dropping bewirkt das Gegenteil: Beide klaffen unvereinbar auseinander.
Ruiz Zafón gelingt mit „Das Labyrinth der Lichter“ nicht einmal ein unterhaltsamer Genre-Roman. Vor lauter Anspielungen entgleitet ihm die eigene Geschichte. Das Projekt „bibliophiler Bestseller“ muss in der Zafón’schen Ausführung daher begraben werden.
Carlos Ruiz Zafón: Das Labyrinth der Lichter. Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. 944 Seiten, 25 Euro. E-Book 19,99 Euro.
Es ist, als wolle Ruiz Zafón in den
Roman alles hineinrühren, was die
Bahnhofsbuchhandlung hergibt
Wer nur zwischen Büchern
herumläuft, sieht vielleicht
klug aus, lernt aber nichts dabei
Carlos Ruiz Zafón, geboren 1964 in Barcelona, im April 2017 in Hamburg.
Foto: Christophe Gateau/picture-alliance
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Die Verschrobenheit der Charaktere, die stilsicher inszenierten, oft von Ironie durchtränkten Wortgefechte [...] all das bricht den genretypischen, linearen Erzählfluss immer wieder erfrischend auf. Fabian Wegener Deutsche Presse Agentur 20170403
Broschiertes Buch
»Die Erinnerungen, die man im Schweigen begräbt, sind die, die einen unaufhörlich verfolgen.«
Madrid, im Jahr 1959. Ein einflussreicher Minister wurde entführt, Alicia, eine Geheimagentin, erhält den Auftrag, ihn zu finden. Dazu muss sich Alicia in ihre Heimatstadt …
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»Die Erinnerungen, die man im Schweigen begräbt, sind die, die einen unaufhörlich verfolgen.«
Madrid, im Jahr 1959. Ein einflussreicher Minister wurde entführt, Alicia, eine Geheimagentin, erhält den Auftrag, ihn zu finden. Dazu muss sich Alicia in ihre Heimatstadt Barcelona aufmachen. Bei der Suche müssen sich sowohl Alicia als auch die anderen Protagonisten immer wieder eigenen Dämonen und den Schatten der Vergangenheit stellen. Für alle Beteiligten wird es äußerst gefährlich und für den Leser sehr spannend…
Ich liebe Zafóns Barcelona Reihe, hatte mich sehr auf diesen Band gefreut. Erwartet hatte ich einen Abschlussband, doch dieser 4. Teil kann viel mehr. Auf raffinierte Art verknüpft er die vier Bände miteinander, lässt Handlungen zusammenlaufen, füllt Lücken. Trotzdem funktioniert dieses Buch eigenständig, man kann es verstehen, ohne die anderen Werke kennen zu müssen. Ich fand das persönlich sehr hilfreich, denn obwohl ich die anderen Bände verschlungen habe, liegen einige Jahre und viele andere Bücher dazwischen und meine Erinnerung hatte ebenfalls Lücken. Der Kunstgriff, durch den dieses Verständnis funktioniert, ist, dass jedes Buch einen anderen Ansatz verfolgt, jedes den Leser auf anderem Weg »ins Zentrum der Geschichte« führt.
Wie schreibt man so? Ich war wieder begeistert! Die Geschichte entwickelt einen Sog, der fesselt, einen nicht mehr loslässt, verhindert, dass man das Buch weglegt und Dinge tut, die man eigentlich tun müsste.
Wer wie ich die Vorgängerbände kennt, freut sich über ein Wiederlesen mit den großartigen Charakteren, zu denen hier neue, interessante hinzukommen. Natürlich spielen die Buchhandlung Sempere & Söhne und der Friedhof der vergessenen Bücher wieder eine wichtige Rolle, die Sprache ist gewohnt poetisch und von unglaublicher Strahlkraft. Die politische Situation in den Tagen des Franco-Regimes wird intensiv dargestellt, es kommt dabei auch zu einigen sehr brutalen Schilderungen, die empfindlichen Lesern möglicherweise zusetzen könnten.
Fazit: Großartiger Abschlussband der Reihe! Es ist Jahre her, dass ich in Zafóns Barcelona war – ich schätze, ich werde bald wieder zu Band 1 zurückkehren.
»Eine Geschichte hat weder Anfang noch Ende, nur Eingangstüren.«
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Gebundenes Buch
Abschied mit Längen
Auch ich habe die Barcelonas-Krimi beendet und frage mich, ob nicht ein guter Lektor die Seiten 200 bis 500 hätte streichen können. Vermutlich wächst mit der Bekanntheit des Autors seine Macht gegenüber dem Autor und das dickste Buch hat die meisten …
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Abschied mit Längen
Auch ich habe die Barcelonas-Krimi beendet und frage mich, ob nicht ein guter Lektor die Seiten 200 bis 500 hätte streichen können. Vermutlich wächst mit der Bekanntheit des Autors seine Macht gegenüber dem Autor und das dickste Buch hat die meisten Längen.
Die Krimiteile gefallen mir, wie in den anderen Bänden. Kapitel 1 und die Kapitel um die Entführung des Minister Valls sind spannend.
Das Buch wird mir ein wenig zu viel auserzählt, so dass das Ende wie schon im dritten Band schwächelt. Alles in allem ist meiner Vorrednerin sowie den gelehrten Kritikern sonst zuzustimmen.
3 Sterne.
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Broschiertes Buch
Das liebe ich an den Barcelona-Romanen von Carlos Ruiz Zafón: Die Leser werden eingesogen in die Geschichte, in den Strudel der Ereignisse und werden selbst Teil des komplexen Beziehungsgeflechts. Man möchte eingreifen in den einen oder anderen Handlungsstrang, muss sich aber mit der …
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Das liebe ich an den Barcelona-Romanen von Carlos Ruiz Zafón: Die Leser werden eingesogen in die Geschichte, in den Strudel der Ereignisse und werden selbst Teil des komplexen Beziehungsgeflechts. Man möchte eingreifen in den einen oder anderen Handlungsstrang, muss sich aber mit der Rolle des Beobachters auf einer Metaebene begnügen.
Der Fokus liegt auf Alicia Gris, die als Kind in Barcelona gelebt hat, den Buchladen Sempere kennt und in den Wirren des spanischen Bürgerkrieges schwer verletzt wurde. Zwanzig Jahre später kommt sie in geheimer staatlicher Mission zurück, um das Verschwinden des Ministers Mauricio Valls aufzuklären. Es handelt sich um denselben Mauricio Valls, der in der Vergangenheit Direktor des Gefängnisses von Montjuїc gewesen ist.
Damit sind Brücken geschlagen zu bekannten Vertretern der Barcelona-Reihe wie David Martin, Fermin, Familie Sempere und anderen Protagonisten. Alicia Gris ist eine außergewöhnliche junge Frau, die sich trotz einer Behinderung zu wehren weiß. In ihrer Kindheit hatte sie bereits Berührungspunkte mit Fermin, die im Laufe der Entwicklung der Ereignisse wiederbelebt werden. Fermin ist ein markanter Typ, Meister „geschraubter Weisheiten“ (711) und für mich der eigentliche Held der Barcelona-Romane.
Zafón versteht es, verschiedene Genres zu bedienen. „Das Labyrinth der Lichter“ beschreibt Auswirkungen der Franko-Ära und ist damit ein politischer bzw. gesellschaftskritischer Roman. Mit dem „Friedhof der vergessenen Bücher“ und den Bezügen zu geheimnisvollen Büchern integriert der Autor magische Elemente und es ist auch ein Krimi und ein Abenteuerroman.
Die vier Bände sollten in der Reihenfolge gelesen werden, in der sie erschienen sind, wobei die Bände zwei und drei durchaus vertauscht werden können. Band vier sollte aber nicht als erstes gelesen werden, weil zu viele Antworten gegeben werden auf Fragen, die in den ersten Bänden angesprochen werden. So sind z.B. die Ausführungen zu Carax zu weitgehend (709), sodass dem Leser von „Der Schatten des Windes“ ein Teil der Spannung genommen werden würde.
Wo liegen die Schwächen? Fumeros Nachfolger Hendaya, ein knallharter Hund, greift nicht durch, als Alicia Gris zusammen mit Daniel Sempere in der benachbarten Bäckerei gesehen wird (696) und er faltet auch nicht Fernandito zusammen, als dieser in der Nähe einer verdächtigen Villa von ihm aufgegriffen wird (499). Ja, er kann nicht einmal dessen Namen ermitteln, obwohl Fernandito neben seiner Vespa aufgegriffen wird.
Zur Vorgeschichte oder zu „Zafóns Kosmos“ gehört auch „Der Fürst der Parnass“, eine Art Zusatzgeschenk des Autors zur Unterhaltung und zum Verständnis der Hintergründe. Im Hinblick auf das nunmehr bekannte Ende der Barcelona-Reihe verwirrt dieser Roman, der u.a. „Corelli“ und den „Friedhof der vergessenen Bücher“ behandelt, ein wenig.
Da die Romane im Abstand von mehreren Jahren erschienen sind, hat man als Leser nicht mehr alle Details aus den Anfangsbüchern parat. Auch wenn „Das Labyrinth der Lichter“ in sich geschlossen ist, hätte ich bei verschiedenen Themen am Liebsten mal eben in den Anfangsbüchern nachgeschlagen, um noch ein wenig tiefer in Zafóns Kosmos einzutauchen.
Der Roman strebt nicht, wie ein Thriller, einem Höhepunkt zu, sondern hat mehrere Zwischenhochs. Auch wenn die eine oder andere Gefahr beseitigt ist, wird die Erzählung immer wieder erneut spannend. Der Roman findet einen würdigen Abschluss, alle Fäden laufen zusammen. Aber die Geschichte der Semperes geht weiter, wie im Nachwort deutlich wird.
Zafón schreibt verständlich, fesselt die Leser, versprüht Magie und ist eine große Bereicherung für den Büchermarkt.
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