Hier kommt man aus dem Staunen nicht heraus! Katharina von der Gathen erzählt von den Verführungskünsten der Tiere, von ihren Liebesspielarten und Familienformen. Wir erfahren etwas über die Zärtlichkeit der Skorpione, der Brutalität der Bettwanzen und die liebevolle Fürsorge mancher Tierpapas für ihren Nachwuchs.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.11.2017BUCHTIPP
Gibt es auch Babys von Spinnen? Wie pflanzen Elefanten sich fort? Können Tiere schwul sein? Diese und viele andere Fragen zum Liebesleben von Tieren beantwortet Autorin Katharina von der Gathen klar, genau und mit viel Humor. Wie gut sie das kann, hat sie schon in ihrem Buch "Klär mich auf!" bewiesen: Darin geht sie auf Kinderfragen zur menschlichen Sexualität ein. Auch das neue Buch wird durch die lustigen Zeichnungen der Frankfurter Zeichnerin Anke Kuhl noch anschaulicher. Man erfährt nicht nur, wie Elefanten für Nachwuchs sorgen, sondern auch Giraffen, Haie, Wespenspinnen oder Maulwürfe. In der Zeit der Liebeswerbung müssen sich vor allem die Männchen anstrengen: So verlieren zum Beispiel Rothirsche in der Brunftzeit bis zu 30 Kilogramm Gewicht. So heftig kämpfen sie um die Weibchen. Auch Tragzeit, Geburt und Familienleben sind in der Tierwelt ganz unterschiedlich. Gut ist, dass am Anfang von manchen Kapiteln Warnungen stehen: "Nichts für schwache Nerven" heißt es da. So ein Kapitel kann man dann einfach erst mal überblättern.
steff.
Katharina von der Gathen, Anke Kuhl: "Das Liebesleben der Tiere".
Klett Kinderbuch. 144 Seiten, 18 Euro. Von 8 Jahren an.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gibt es auch Babys von Spinnen? Wie pflanzen Elefanten sich fort? Können Tiere schwul sein? Diese und viele andere Fragen zum Liebesleben von Tieren beantwortet Autorin Katharina von der Gathen klar, genau und mit viel Humor. Wie gut sie das kann, hat sie schon in ihrem Buch "Klär mich auf!" bewiesen: Darin geht sie auf Kinderfragen zur menschlichen Sexualität ein. Auch das neue Buch wird durch die lustigen Zeichnungen der Frankfurter Zeichnerin Anke Kuhl noch anschaulicher. Man erfährt nicht nur, wie Elefanten für Nachwuchs sorgen, sondern auch Giraffen, Haie, Wespenspinnen oder Maulwürfe. In der Zeit der Liebeswerbung müssen sich vor allem die Männchen anstrengen: So verlieren zum Beispiel Rothirsche in der Brunftzeit bis zu 30 Kilogramm Gewicht. So heftig kämpfen sie um die Weibchen. Auch Tragzeit, Geburt und Familienleben sind in der Tierwelt ganz unterschiedlich. Gut ist, dass am Anfang von manchen Kapiteln Warnungen stehen: "Nichts für schwache Nerven" heißt es da. So ein Kapitel kann man dann einfach erst mal überblättern.
steff.
Katharina von der Gathen, Anke Kuhl: "Das Liebesleben der Tiere".
Klett Kinderbuch. 144 Seiten, 18 Euro. Von 8 Jahren an.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2017Schmeicheln und Protzen
Von der Pantoffelschnecke bis zum Goldhaubengärtner: Katharina von der Gathen und Anke Kuhl
zeigen die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten, wie sich Tiere fortpflanzen und ihre Jungen aufziehen
VON KATRIN BLAWAT
Zugegeben, das Sexleben der Pantoffelschnecken wirkt ziemlich bizarr. Die kleinen Meeresbewohner sind Zwitter. Das allein ist noch nicht weiter ungewöhnlich im Tierreich. Doch ist eine Pantoffelschnecke nicht gleichzeitig männlich und weiblich, sondern sie wechselt ihr Geschlecht mit der Zeit. Und währenddessen hockt sie eingeklemmt zwischen Artgenossen, die sich gerade paaren. Pantoffelschnecken praktizieren „Stapelsex“, wie es Katharina von der Gathen und Anke Kuhl in ihrem Buch über „Das Liebesleben der Tiere“ nennen. Zunächst setzt sich ein Männchen auf ein Weibchen und befruchtet es. Irgendwann kommt ein weiteres Männchen und hockt sich oben drauf. Daraufhin entwickelt sich das bisherige Männchen in der Mitte zum Weibchen. Auf diese Weise können Türme von bis zu zwölf aufeinandergestapelten Pantoffelschnecken entstehen.
Ist das normal? Ja, ist es. Genau wie das Sexleben der Pandas, bei denen die Weibchen – wenn es gut läuft – nur an zwei Tagen im Jahr Lust haben, oder die Verausgabung der australischen Breitfuß-Beutelmäuse. Die Männchen dieser Art paaren sich tagelang am Stück mit so vielen Weibchen wie möglich. Für Essen und Trinken haben sie keine Zeit. Nach einigen Tagen sterben die Männchen an Erschöpfung. Für Sexualität und Fortpflanzung gibt es kein Schema F, das zeigt sich auf jeder einzelnen der ansprechend gestalteten Seiten. Jeder Versuch einer Einteilung in „normal“ und „unnatürlich“ erscheint bestenfalls albern, wenn man sich den Reichtum der Sex- und Partnerwahlpraktiken im Tierreich vor Augen führt. Da gibt es Delfinmännchen, die sich gegenseitig stimulieren, und männliche Meerschweinchen, die ihre Rangordnung über das gegenseitige Besteigen klären. Auch Bonobos lösen viele Gruppenkonflikte routinemäßig mithilfe von Sex. Mauersegler paaren sich blitzschnell mitten im Flug in der Luft, während der Akt bei Nashörnern leicht eine Stunde dauert.
Die inhaltliche Vielfalt haben Katharina von der Gathen als Autorin und Anke Kuhl als Illustratorin auch auf die Gestaltung ihres Buches übertragen. Längere, aber immer gut verständliche Texte wechseln sich ab mit eher cartoonartigen Zeichnungen und doppelseitigen Postern, etwa zu den unterschiedlichen Penissen und Vaginas, die sich quer durchs Tierreich entwickelt haben.
Wie viel aufwendiger als der eigentliche Sexualakt in vielen Fällen all das vorangehende Werben, Umschmeicheln und Protzen ist, zeigt das Buch etwa am Beispiel des Goldhaubengärtners. Die Männchen dieser Vogelart versuchen die Weibchen zu beeindrucken, indem sie aus Ästen einen weihnachtsbaum-förmigen Turm auf dem Waldboden aufschichten und diesen mit glitzernden Tierhaaren schmücken. Blaufußtölpel wollen über möglichst knallblau gefärbte Füße überzeugen, unter Mützenrobben-Männchen dagegen gilt ein roter Hautballon als Qualitätsmerkmal.
Nicht weniger groß ist die Auswahl an Möglichkeiten, wie Tiere die Pflege des Nachwuchses und das Familienleben organisiert haben. Sie reichen vom schwangeren Seepferdchen-Männchen, dessen Kinder direkt nach der Geburt ohne elterliche Hilfe zurechtkommen müssen, bis hin zur Großfamilie der Erdmännchen mit ihrer effizienten Aufgabenteilung: Manche Erdmännchen stehen Wache, andere schaffen vor allem Futter heran. Doch paaren – und da wird es dann doch wieder ein bisschen bizarr – darf sich bei diesen Tieren nur das ranghöchste Weibchen. Oft bleiben seine unterlegenen Geschlechtsgenossinnen sogar unfruchtbar.
Katharina von der Gathen: Das Liebesleben der Tiere. Mit Illustrationen von Anke Kuhl. Klett Kinderbuch, Leipzig 2017. 144 Seiten, 18 Euro.
Illustration aus Katharina von der Gathen und Anke Kuhl: Das Liebesleben der Tiere
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Von der Pantoffelschnecke bis zum Goldhaubengärtner: Katharina von der Gathen und Anke Kuhl
zeigen die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten, wie sich Tiere fortpflanzen und ihre Jungen aufziehen
VON KATRIN BLAWAT
Zugegeben, das Sexleben der Pantoffelschnecken wirkt ziemlich bizarr. Die kleinen Meeresbewohner sind Zwitter. Das allein ist noch nicht weiter ungewöhnlich im Tierreich. Doch ist eine Pantoffelschnecke nicht gleichzeitig männlich und weiblich, sondern sie wechselt ihr Geschlecht mit der Zeit. Und währenddessen hockt sie eingeklemmt zwischen Artgenossen, die sich gerade paaren. Pantoffelschnecken praktizieren „Stapelsex“, wie es Katharina von der Gathen und Anke Kuhl in ihrem Buch über „Das Liebesleben der Tiere“ nennen. Zunächst setzt sich ein Männchen auf ein Weibchen und befruchtet es. Irgendwann kommt ein weiteres Männchen und hockt sich oben drauf. Daraufhin entwickelt sich das bisherige Männchen in der Mitte zum Weibchen. Auf diese Weise können Türme von bis zu zwölf aufeinandergestapelten Pantoffelschnecken entstehen.
Ist das normal? Ja, ist es. Genau wie das Sexleben der Pandas, bei denen die Weibchen – wenn es gut läuft – nur an zwei Tagen im Jahr Lust haben, oder die Verausgabung der australischen Breitfuß-Beutelmäuse. Die Männchen dieser Art paaren sich tagelang am Stück mit so vielen Weibchen wie möglich. Für Essen und Trinken haben sie keine Zeit. Nach einigen Tagen sterben die Männchen an Erschöpfung. Für Sexualität und Fortpflanzung gibt es kein Schema F, das zeigt sich auf jeder einzelnen der ansprechend gestalteten Seiten. Jeder Versuch einer Einteilung in „normal“ und „unnatürlich“ erscheint bestenfalls albern, wenn man sich den Reichtum der Sex- und Partnerwahlpraktiken im Tierreich vor Augen führt. Da gibt es Delfinmännchen, die sich gegenseitig stimulieren, und männliche Meerschweinchen, die ihre Rangordnung über das gegenseitige Besteigen klären. Auch Bonobos lösen viele Gruppenkonflikte routinemäßig mithilfe von Sex. Mauersegler paaren sich blitzschnell mitten im Flug in der Luft, während der Akt bei Nashörnern leicht eine Stunde dauert.
Die inhaltliche Vielfalt haben Katharina von der Gathen als Autorin und Anke Kuhl als Illustratorin auch auf die Gestaltung ihres Buches übertragen. Längere, aber immer gut verständliche Texte wechseln sich ab mit eher cartoonartigen Zeichnungen und doppelseitigen Postern, etwa zu den unterschiedlichen Penissen und Vaginas, die sich quer durchs Tierreich entwickelt haben.
Wie viel aufwendiger als der eigentliche Sexualakt in vielen Fällen all das vorangehende Werben, Umschmeicheln und Protzen ist, zeigt das Buch etwa am Beispiel des Goldhaubengärtners. Die Männchen dieser Vogelart versuchen die Weibchen zu beeindrucken, indem sie aus Ästen einen weihnachtsbaum-förmigen Turm auf dem Waldboden aufschichten und diesen mit glitzernden Tierhaaren schmücken. Blaufußtölpel wollen über möglichst knallblau gefärbte Füße überzeugen, unter Mützenrobben-Männchen dagegen gilt ein roter Hautballon als Qualitätsmerkmal.
Nicht weniger groß ist die Auswahl an Möglichkeiten, wie Tiere die Pflege des Nachwuchses und das Familienleben organisiert haben. Sie reichen vom schwangeren Seepferdchen-Männchen, dessen Kinder direkt nach der Geburt ohne elterliche Hilfe zurechtkommen müssen, bis hin zur Großfamilie der Erdmännchen mit ihrer effizienten Aufgabenteilung: Manche Erdmännchen stehen Wache, andere schaffen vor allem Futter heran. Doch paaren – und da wird es dann doch wieder ein bisschen bizarr – darf sich bei diesen Tieren nur das ranghöchste Weibchen. Oft bleiben seine unterlegenen Geschlechtsgenossinnen sogar unfruchtbar.
Katharina von der Gathen: Das Liebesleben der Tiere. Mit Illustrationen von Anke Kuhl. Klett Kinderbuch, Leipzig 2017. 144 Seiten, 18 Euro.
Illustration aus Katharina von der Gathen und Anke Kuhl: Das Liebesleben der Tiere
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Absolut gelungenes Kinderbuch, findet Rezensentin Maria Linsmann. Mit viel Humor, geistreichen Illustrationen und Kommentaren gehen Sexualpädagogin Katharina von der Gathen als Autorin und Illustratorin Anke Kuhl dem Liebesleben der Tiere nach - und dabei wird kein Blatt vor den Mund genommen, freut sich Linsmann. So werden nicht nur typische Kinderfragen über das Paarungsverhalten von Tieren mit viel Wissenswertem beantwortet, versichert sie, sondern das Buch beweise auch Mut zu Unkonventionellem, indem es kuriose Geschlechtsteile und ungewohnte Paarungsrituale nachzeichnet. Das Buch zeugt für die Rezensentin von einer neuen, offenen und spielerischen Art, über den Ursprung der Lebewesen zu sprechen. Ein Lob geht auch an den Leipziger Klettverlag, der sich für liberale, alternative Kinderbücher wie dieses einsetzt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein geniales Bildungsbuch, nicht nur für Nachwuchszoologen und Verliebte" Tierfreund, 5/2018