Abwechslungsreicher Kurzgeschichtenband mit mörderischen Storys rund um Weihnachten und mehr
Jonathan Meadows ist ein erst 26 Jahre alter Automechaniker aus Moorside. Als er grausam ermordet aufgefunden wird, nachdem er auf einem einsam gelegenen Feld gefesselt und geknebelt verbrannt wurde,
nehmen Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Dr. Tony Hill ihre Ermittlungen auf. Jonathan…mehrAbwechslungsreicher Kurzgeschichtenband mit mörderischen Storys rund um Weihnachten und mehr
Jonathan Meadows ist ein erst 26 Jahre alter Automechaniker aus Moorside. Als er grausam ermordet aufgefunden wird, nachdem er auf einem einsam gelegenen Feld gefesselt und geknebelt verbrannt wurde, nehmen Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Dr. Tony Hill ihre Ermittlungen auf. Jonathan wurde von seiner Freundin vermisst gemeldet, da er nicht im Fitnessstudio aufgetaucht ist, das er nach der Arbeit besucht. Weitere Spuren ergeben sich nicht, was die sonst so erfolgreiche DCI Jordan in diesem Fall vor einem Rätsel stehen lässt. Besteht vielleicht ein Zusammenhang zu Tina Chapman, der alleinerziehenden Lehrerin, die kurz zuvor ertränkt wurde? Geht womöglich ein Serienmörder um?
Und das ist nur der Anfang der ersten Geschichte dieses Kurzgeschichtenbands, die den Titel "Schöne Bescherung" trägt. Insgesamt umfasst dieses Buch zwölf verschiedene Storys von Val McDermid. Einige, aber nicht alle der in diesem Band versammelten Geschichten haben einen weihnachtlichen Bezug, allen voran die Titel gebende Geschichte "Das Mädchen, das den Weihnachtsmann umbrachte", der aber wie in der Story "Schöne Bescherung" nicht immer auf den ersten Blick erkennbar ist.
Jede Geschichte dieses Buchs, die von mindestens einem Mord erzählt, ist in sich abgeschlossen, da der Fall inklusive des Motivs des Täters aufgeklärt wird. Neben Val McDermids flüssigem Schreibstil und seiner gekonnten Erzählweise hat mich diese Sammlung von Storys besonders mit ihrem Abwechslungsreichtum unterhalten. Denn da keine der Geschichten einer anderen gleicht, hat dieses Buch für mich ein kleines Wunderwerk an Überraschungen geboten. Über die Geschichten hinweg wird so vom Autor eine große Bandbreite abgedeckt, die von Serienmördern und an Hexenfolter erinnernde Taten, über als Unfälle getarnte Morde bis hin zu Unschuldig Verurteilten reicht.
Neben der Wahl der Waffe (u.a. Einsatz von Gift oder eine Schrotflinte) variiert auch der Ton der Storys. So ist "Das Mädchen, das den Weihnachtsmann umbrachte" ein weihnachtlicher Cozy Crime, der aus Sicht eines kleinen Mädchens schildert, wie es glaubt, den Weihnachtsmann ermordet zu haben. "Weihnachten nach alter Väter Sitte" ist ein klassischer Whodunit, bei dem sich gut mitraten lässt, wer der Mörder ist. "Weihnachten mit Holmes" erinnert an einen Historien-Krimi, wenn Sherlock Holmes, der nur noch Bienenzüchter ist, für einen letzten spektakulären Fall aus seinem Ruhestand zurückkehrt. Und "Lange schwarze Schleier" ist mehr intensives Familien-Drama als Krimi, wobei natürlich auch in dieser Geschichte der Mord, um den diese kreist, von zentraler Bedeutung ist.
Jede der Storys kreist um neue Figuren, mit denen die Schauplätze und die Zeiten, in denen diese Geschichten angesiedelt sind, wechseln. Dabei werden die Ereignisse nicht nur aus Sicht der in einem Mordfall ermittelnden Polizisten geschildert, sondern lassen auch eine Giftmörderin, ein erst sieben Jahre altes Mädchen, wie es mit sich ringt, ob es noch an den Weihnachtsmann glauben soll, und Dr. Watson, der einem Fall an der Seite von Sherlock Holmes nachgeht, zu Wort kommen. Manchmal tauchen Charaktere aus der einen Geschichte wieder in einer anderen Geschichte auf. So spielt etwa Detective Sergeant Maggie Staniforth, die als eine der Hauptfiguren im Fall von "Wen es trifft" ermittelt, zumindest am Rand eine Rolle in der Geschichte "Weihnachten nach alter Väter Sitte".
Val McDermids Charakterisierungen sind so gelungen, dass sie mir trotz der Kürze der Geschichten nie zu einseitig geraten sind und ich in die Gedankengänge dieser Figuren auf nur wenigen Seiten eintauchen konnte. In manchen Geschichten sind dies die Überlegungen der Polizisten gewesen, denen ich bei der Ermittlung in ihrem Mordfall folgen und die ich so bei dessen Aufklärung begleiten konnte. Neben der Sicht von Zeugen und den Opfern nahestehenden Personen habe ich besonders die Tätersicht, die in einigen Geschichten mit eingeflossen ist, als interessant empfunden. Letztere wird etwa spannend in den Storys "Wen es trifft" und "Lange schwarze Schleier" beschrieben. Diese setzen sich mit der Hintergrundgeschichte des Täters auseinander, erklären so sein Motiv und ließen für mich verständlich werden, was diesen zu seinen Taten getrieben hat. Dabei ist das Drama, das damit einhergeht, trotz der recht kurzen Geschichte nicht zu oberflächlich, sondern intensiv und eindringlich geraten.