Ein Coup, der die Buchwelt erschüttert
In einer spektakulären Aktion werden die handgeschriebenen Manuskripte von F. Scott Fitzgerald aus der Bibliothek der Universität Princeton gestohlen. Eine Beute von unschätzbarem Wert. Das FBI übernimmt die Ermittlungen, und binnen weniger Tage kommt es zu ersten Festnahmen. Ein Täter aber bleibt wie vom Erdboden verschluckt und mit ihm die wertvollen Schriften. Doch endlich gibt es eine heiße Spur. Sie führt nach Florida, in die Buchhandlung von Bruce Kable, der seine Hände allerdings in Unschuld wäscht. Und so heuert das Ermittlungsteam eine junge Autorin an, die sich gegen eine großzügige Vergütung in das Leben des Buchhändlers einschleichen soll. Doch die Ermittler haben die Rechnung ohne Bruce Kable gemacht, der überaus findig sein ganz eigenes Spiel mit ihnen treibt.
Charles Brauer macht Das Original zum Hör-Ereignis.
(2 mp3-CDs, Laufzeit: ca. 10h 04)
In einer spektakulären Aktion werden die handgeschriebenen Manuskripte von F. Scott Fitzgerald aus der Bibliothek der Universität Princeton gestohlen. Eine Beute von unschätzbarem Wert. Das FBI übernimmt die Ermittlungen, und binnen weniger Tage kommt es zu ersten Festnahmen. Ein Täter aber bleibt wie vom Erdboden verschluckt und mit ihm die wertvollen Schriften. Doch endlich gibt es eine heiße Spur. Sie führt nach Florida, in die Buchhandlung von Bruce Kable, der seine Hände allerdings in Unschuld wäscht. Und so heuert das Ermittlungsteam eine junge Autorin an, die sich gegen eine großzügige Vergütung in das Leben des Buchhändlers einschleichen soll. Doch die Ermittler haben die Rechnung ohne Bruce Kable gemacht, der überaus findig sein ganz eigenes Spiel mit ihnen treibt.
Charles Brauer macht Das Original zum Hör-Ereignis.
(2 mp3-CDs, Laufzeit: ca. 10h 04)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2017Lähmendes Vergessen über dem Land
Krimis in Kürze: John Grisham, Jean Echenoz und Sven Heuchert
Eine Lesepause tut bei manchen Autoren, deren Bücher so verlässlich wie die Jahreszeiten kommen, ganz gut. Einem selbst und den Autoren erst recht. So war es jetzt auch mal wieder Zeit für einen neuen Roman von John Grisham, der ja längst nicht mehr die Monokultur der Anwalts- und Justizromane bewirtschaftet. "Das Original" (Heyne, 368 S., geb., 19,99 [Euro]) heißt das Buch, und gemeint sind damit die handschriftlichen Manuskripte aller Romane von F. Scott Fitzgerald, die aus dem Tresor der Princeton University gestohlen werden. Es gibt schnell einen Verdächtigen. Und eine junge Autorin, die sich mit Geldnöten und ihrem zweiten Roman herumquält, wird von einer Firma für Sicherheit und Ermittlungen auf den verdächtigen Buchhändler angesetzt.
Der Schauplatz ist Camino Island, vor der Küste Floridas gelegen, dort sind Buchhandlung und Händler, die junge Autorin hat dort früher ihre Sommer verlebt, eine überschaubare literarische Szene gibt es auch. Der Händler ist zugleich ein Womanizer, was der Ermittlung nützlich ist. Grisham entfaltet sein Szenario mit einer gewissen Bedächtigkeit, was die Spannung zwar zunächst fördert, aber auch ein wenig ungeduldig werden lässt, weil die Abschweifungen, die milde selbstreferentiellen Passagen über kommerziellen und künstlerischen Erfolg von Schriftstellern nicht wirklich abendfüllend sind. Und die gelegentlich aufblitzende Pose des allwissenden Erzählers wirkt doch arg onkelhaft. Routiniert bringt Grisham seine wie immer sehr präzise durchdachte Plotkonstruktion ins Ziel. Ein Unikat ist es nicht geworden. Verehrung für Fitzgerald allein garantiert noch keine Inspiration. Aber serientauglich wie ein solider Mittelklassewagen ist das schon.
Noch ein allwissender Erzähler spricht einen bei Jean Echenoz an, nicht von der Seite, sondern ganz direkt, aber eben auch nicht immer zuverlässig. Dass man ihm nicht über den Weg traut, ist eine reizvolle Ausgangssituation. Und dann lockt einen "Unsere Frau in Pjöngjang" (Hanser Berlin, 272 S., geb., 22 [Euro]) natürlich auch mit dem Titel - wobei man bald feststellen wird, dass der Großteil der Handlung in Paris spielt. Das macht aber nichts. Ein alternder Geheimdienstgeneral will noch mal zeigen, dass er mehr kann als alle Dienste dieser Welt. Nordkorea soll destabilisiert werden, zu diesem Zweck wird eine hübsche junge Pariserin entführt und einer Spezialbehandlung unterzogen, aus der sie mit der Attitüde völliger Gleichgültigkeit hervorgehen soll, um dann in Pjöngjang einen Wackelkandidaten in Kims Führungsriege zu umgarnen.
Das ist so abgedreht, wie es klingt. Der erstaunlich ungerührte Ehemann der jungen Frau, der von den Tantiemen früherer Hits lebt, kommt auch noch ins Spiel, und dauernd triumphiert Murphys Gesetz, dass alles schiefgeht, was schiefgehen kann. Es ist ein mittleres Wunder, dass man es überhaupt bis in Kims Reich des Bösen schafft, aber die Disparität zwischen Zielen und Fähigkeiten des Personals liefert Echenoz Stoff für irre Wendungen und viel Sprachwitz. Wer von Kriminalromanen nicht wie von Politikern einfach erwartet, dass sie "liefern", der ist hier gut aufgehoben.
Nur unwesentlich einladender und charmanter als Nordkorea ist es offenbar im deutsch-belgischen Grenzgebiet. Zumindest wenn man mit den Augen von Sven Heuchert auf diese Gegend blickt. Nebel, "kilometerlange Einöde", aufgelassene Fabriken, keine Arbeit, Schlaglöcher auf den Straßen, ein trostloser Animierschuppen, eine einsame Tankstelle mit Autowracks. "Das Land verlor auf beiden Seiten der Straße die Ordnung, verschmolz zu einem Streifen in den Augenwinkeln", heißt es. "Über diesem Land lag lähmendes Vergessen." Heuchert schreibt in seinem ersten Roman "Dunkels Gesetz" (Ullstein, 192 S., br., 14,99 [Euro]) eine Prosa, die keine Gefangenen macht. Genau, hart, mit lyrischen Einschüssen, Dialogen im Slang. Wo es grausam und hässlich wird, da werden die Dinge auch beim Namen genannt.
Das kann leicht zur Pose werden, zur unfreiwilligen Noir-Parodie, doch Heuchert verfügt sehr bewusst über seine Mittel, er kann dosieren und seinen Figuren jenseits von Sympathie, Mitleid oder Abneigung vor allem eine traurige Lebendigkeit verleihen. Dunkel, Veteran zahlreicher Auslandseinsätze, kommt in diese tote Gegend, weil ein Freund ihm einen Job als Wachmann verschafft hat. Hier wird gedealt, der Puffbetreiber Falco ist der Provinzpate, Achim, dem nur noch die Tankstelle gehört, will mit zwei Kumpels ins Drogenschäft. Die Frau ohne Namen - "sie hatte das Gesicht eines Menschen, dem etwas geschehen ist" - will sich und ihre halbwüchsige Tochter durchbringen.
Sie hofft auf den Kerl, der sie in ein besseres Leben mitnimmt. Meist ist es der falsche. Und am Ende dieses bemerkenswerten Buches stehen Verzweiflung, Rache, Gewalt und Tod. In dieser Welt gibt es keine Gewinner.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Krimis in Kürze: John Grisham, Jean Echenoz und Sven Heuchert
Eine Lesepause tut bei manchen Autoren, deren Bücher so verlässlich wie die Jahreszeiten kommen, ganz gut. Einem selbst und den Autoren erst recht. So war es jetzt auch mal wieder Zeit für einen neuen Roman von John Grisham, der ja längst nicht mehr die Monokultur der Anwalts- und Justizromane bewirtschaftet. "Das Original" (Heyne, 368 S., geb., 19,99 [Euro]) heißt das Buch, und gemeint sind damit die handschriftlichen Manuskripte aller Romane von F. Scott Fitzgerald, die aus dem Tresor der Princeton University gestohlen werden. Es gibt schnell einen Verdächtigen. Und eine junge Autorin, die sich mit Geldnöten und ihrem zweiten Roman herumquält, wird von einer Firma für Sicherheit und Ermittlungen auf den verdächtigen Buchhändler angesetzt.
Der Schauplatz ist Camino Island, vor der Küste Floridas gelegen, dort sind Buchhandlung und Händler, die junge Autorin hat dort früher ihre Sommer verlebt, eine überschaubare literarische Szene gibt es auch. Der Händler ist zugleich ein Womanizer, was der Ermittlung nützlich ist. Grisham entfaltet sein Szenario mit einer gewissen Bedächtigkeit, was die Spannung zwar zunächst fördert, aber auch ein wenig ungeduldig werden lässt, weil die Abschweifungen, die milde selbstreferentiellen Passagen über kommerziellen und künstlerischen Erfolg von Schriftstellern nicht wirklich abendfüllend sind. Und die gelegentlich aufblitzende Pose des allwissenden Erzählers wirkt doch arg onkelhaft. Routiniert bringt Grisham seine wie immer sehr präzise durchdachte Plotkonstruktion ins Ziel. Ein Unikat ist es nicht geworden. Verehrung für Fitzgerald allein garantiert noch keine Inspiration. Aber serientauglich wie ein solider Mittelklassewagen ist das schon.
Noch ein allwissender Erzähler spricht einen bei Jean Echenoz an, nicht von der Seite, sondern ganz direkt, aber eben auch nicht immer zuverlässig. Dass man ihm nicht über den Weg traut, ist eine reizvolle Ausgangssituation. Und dann lockt einen "Unsere Frau in Pjöngjang" (Hanser Berlin, 272 S., geb., 22 [Euro]) natürlich auch mit dem Titel - wobei man bald feststellen wird, dass der Großteil der Handlung in Paris spielt. Das macht aber nichts. Ein alternder Geheimdienstgeneral will noch mal zeigen, dass er mehr kann als alle Dienste dieser Welt. Nordkorea soll destabilisiert werden, zu diesem Zweck wird eine hübsche junge Pariserin entführt und einer Spezialbehandlung unterzogen, aus der sie mit der Attitüde völliger Gleichgültigkeit hervorgehen soll, um dann in Pjöngjang einen Wackelkandidaten in Kims Führungsriege zu umgarnen.
Das ist so abgedreht, wie es klingt. Der erstaunlich ungerührte Ehemann der jungen Frau, der von den Tantiemen früherer Hits lebt, kommt auch noch ins Spiel, und dauernd triumphiert Murphys Gesetz, dass alles schiefgeht, was schiefgehen kann. Es ist ein mittleres Wunder, dass man es überhaupt bis in Kims Reich des Bösen schafft, aber die Disparität zwischen Zielen und Fähigkeiten des Personals liefert Echenoz Stoff für irre Wendungen und viel Sprachwitz. Wer von Kriminalromanen nicht wie von Politikern einfach erwartet, dass sie "liefern", der ist hier gut aufgehoben.
Nur unwesentlich einladender und charmanter als Nordkorea ist es offenbar im deutsch-belgischen Grenzgebiet. Zumindest wenn man mit den Augen von Sven Heuchert auf diese Gegend blickt. Nebel, "kilometerlange Einöde", aufgelassene Fabriken, keine Arbeit, Schlaglöcher auf den Straßen, ein trostloser Animierschuppen, eine einsame Tankstelle mit Autowracks. "Das Land verlor auf beiden Seiten der Straße die Ordnung, verschmolz zu einem Streifen in den Augenwinkeln", heißt es. "Über diesem Land lag lähmendes Vergessen." Heuchert schreibt in seinem ersten Roman "Dunkels Gesetz" (Ullstein, 192 S., br., 14,99 [Euro]) eine Prosa, die keine Gefangenen macht. Genau, hart, mit lyrischen Einschüssen, Dialogen im Slang. Wo es grausam und hässlich wird, da werden die Dinge auch beim Namen genannt.
Das kann leicht zur Pose werden, zur unfreiwilligen Noir-Parodie, doch Heuchert verfügt sehr bewusst über seine Mittel, er kann dosieren und seinen Figuren jenseits von Sympathie, Mitleid oder Abneigung vor allem eine traurige Lebendigkeit verleihen. Dunkel, Veteran zahlreicher Auslandseinsätze, kommt in diese tote Gegend, weil ein Freund ihm einen Job als Wachmann verschafft hat. Hier wird gedealt, der Puffbetreiber Falco ist der Provinzpate, Achim, dem nur noch die Tankstelle gehört, will mit zwei Kumpels ins Drogenschäft. Die Frau ohne Namen - "sie hatte das Gesicht eines Menschen, dem etwas geschehen ist" - will sich und ihre halbwüchsige Tochter durchbringen.
Sie hofft auf den Kerl, der sie in ein besseres Leben mitnimmt. Meist ist es der falsche. Und am Ende dieses bemerkenswerten Buches stehen Verzweiflung, Rache, Gewalt und Tod. In dieser Welt gibt es keine Gewinner.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main