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Ein Verbrechen kehrt zurück Ein Mädchen verschwindet - genau an der Stelle, an der vor dreiunddreißig Jahren ein anderes Mädchen vergewaltigt und ermordet wurde. Das Verbrechen verstört nicht nur Polizei und Öffentlichkeit, sondern auch einen der beiden damaligen Täter ... Niemand weiß besser als Kimmo Joentaa, wie es sich anfühlt, einen geliebten Menschen zu verlieren. Wenn die Angst der Gewissheit weicht, dass der andere fort ist. Für immer. Deshalb hütet sich der Kriminalkommissar aus Turku davor, den Eltern von Sinikka Vehkasalo zu widersprechen. Ihnen die Hoffnung zu nehmen, dass ihre…mehr

Produktbeschreibung
Ein Verbrechen kehrt zurück
Ein Mädchen verschwindet - genau an der Stelle, an der vor dreiunddreißig Jahren ein anderes Mädchen vergewaltigt und ermordet wurde. Das Verbrechen verstört nicht nur Polizei und Öffentlichkeit, sondern auch einen der beiden damaligen Täter ... Niemand weiß besser als Kimmo Joentaa, wie es sich anfühlt, einen geliebten Menschen zu verlieren. Wenn die Angst der Gewissheit weicht, dass der andere fort ist. Für immer. Deshalb hütet sich der Kriminalkommissar aus Turku davor, den Eltern von Sinikka Vehkasalo zu widersprechen. Ihnen die Hoffnung zu nehmen, dass ihre Tochter noch leben könnte. Auch wenn er es besser weiß. Wissen muss. Denn die Parallelen sind zu offensichtlich. Wenn dreiunddreißig Jahre nach dem ungeklärten Mord an einem jungen Mädchen an genau der gleichen Stelle ein anderes Mädchen unter ähnlichen Umständen verschwindet, muss es einen Zusammenhang geben. Denkt nicht nur Kimmo, sondern auch sein in den Ruhestand verabschiedeter Kollege Ketola. Getrieben von der Hoffnung auf späte Antworten, nimmt er die Fährte seines ungelösten Falles wieder auf. Die beiden damaligen Täter beginnen, sich gegenseitig zu belauern. Und für einen von ihnen wird die Reise in die eigene Vergangenheit eine gnadenlose Auseinandersetzung mit der lange verdrängten Verantwortung... Jan Costin Wagner ist ein grandios komponierter und sprachlich brillanter Roman über Schuld und Sühne, Verlust und Verbrechen gelungen, ein spannender Thriller und ein literarischer Glücksfall gleichermaßen.
Autorenporträt
Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, lebt als freier Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main und in Finnland, seiner zweiten Heimat. Unlängst erschien seine erste Songwriter-CD. Seine Romane wurden vielfach ausgezeichnet (Deutscher Krimipreis, Nominierung zum Los Angeles Times Book Prize) und in 14 Sprachen übersetzt.

Matthias Brandt wurde 1961 in Berlin geboren. Er studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover und war anschließend an verschiedenen Theatern engagiert. Seit Beginn der 90er Jahre spielte Brandt diverse TV-Rollen. 2009 erhielt er den Adolf-Grimme-Preis für "Die zweite Frau". Matthias Brandt ist Träger des deutschen Hörbuchpreises 2010.
Trackliste
CD 1
1Track 100:11:00
2Track 200:06:18
3Track 300:07:07
4Track 400:08:20
5Track 500:09:49
6Track 600:08:47
7Track 700:07:33
8Track 800:07:26
9Track 900:07:42
10Track 1000:08:24
11Track 1100:06:27
CD 2
1Track 100:08:15
2Track 200:11:24
3Track 300:07:32
4Track 400:07:00
5Track 500:07:32
6Track 600:08:31
7Track 700:03:32
8Track 800:02:36
9Track 900:10:38
10Track 1000:07:32
11Track 1100:07:35
12Track 1200:03:49
CD 3
1Track 100:06:54
2Track 200:06:52
3Track 300:02:55
4Track 400:09:29
5Track 500:07:02
6Track 600:09:46
7Track 700:04:43
8Track 800:07:45
9Track 900:09:02
10Track 1000:03:20
11Track 1100:04:24
12Track 1200:05:23
13Track 1300:06:52
14Track 1400:02:27
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.07.2007

Diese Arglist dient einer guten Sache
Es geht nicht um Aufklärung, ist aber trotzdem spannend: Jan Costin Wagners Kriminalroman „Das Schweigen”
Jan Costin Wagner hat seine Magisterarbeit über Adalbert Stifter geschrieben, und das ist für einen Kriminalschriftsteller nicht die schlechteste Schule. Wo sich auf der Außenhaut der Wirklichkeit die Dinge nur leicht kräuseln, wenn im Inneren sich schon Abgründe auftun, wo das Drama zwischen den Zeilen schläft, statt Oberflächenspannung freizusetzen, da gibt es für Spannungsautoren etwas abzuschauen. Wagner jedenfalls hat in seinen nunmehr vier Romanen einen Ton entwickelt, den man in Anlehnung an Stifters „Bergkristall” als kristallin bezeichnen kann. Hier wird nicht Spannung „erzeugt”, sie ist immer schon da. Hier wird nichts erklärt und auch nur das Notwendige erzählt. So schlackenlos, reduziert und in seiner Effektarmut zuletzt effektvoll geht Wagner in seinem jüngsten Roman zu Werke, dass man glaubt, es gebe für den hier verhandelten Fall keine bessere Sprachform als diese.
Zur Schweigsamkeit seines Stils (die ihn nicht unbedingt mit Stifter verbindet) passt es, dass der Roman in Finnland spielt. In Finnland, seiner zweiten Heimat, hatte Wagner bereits den Roman „Nachtmond” angesiedelt und dabei die Galerie nordischer Kommissare um Kimmo Joentaa bereichert, der nunmehr seinen zweiten Fall absolviert. Wen wundert es, dass dieser Joentaa ein Schweiger ist? Schließlich ist unser knappes Wissen von Finnland um die Annahme gruppiert, dass Finnen so ausgiebig schweigen wie trinken können, dass sie zu fortgeschrittener Stunde Tango tanzen oder Wittgensteins Sprachphilosophie gesungen darbieten, und dass sie ansonsten gern in die Sauna gehen und angelnd am See sitzen. Kimmo Joentaa ist also ein Schweiger, und außerdem ein Phlegmatiker, und seitdem seine Frau an Krebs gestorben ist, macht ihm die Einsamkeit zu schaffen. Nicht dass er darum Worte machen würde, er macht um gar nichts viele Worte, auch nicht um den Kriminalfall, der seinen lang gedienten Kollegen Ketola ausgerechnet am Tage seiner Verabschiedung in Beschlag nimmt. Ein junges Mädchen ist verschwunden, was in Turku so selten vorkommt, dass die Nachricht sogleich in die Abendnachrichten gelangt – und dass der Fall den alten Polizisten an eine 33 Jahre zurückliegende Geschichte erinnert, die bis heute unaufgeklärt geblieben ist.
Der Prolog des Romans rollt das Geschehen von damals wieder auf. Zwei Männer mit pädophilen Neigungen hatten ein Mädchen vergewaltigt und ermordet. Den alten Ketola hat der Fall nie losgelassen, und so kommt es, dass er das damals von der Polizei gebastelte Plastikmodell vom Tatort als Requisit mit in den Ruhestand nimmt. Das Déjà-vu am letzten Arbeitstag hat zur Folge, dass Ketola, nun schon als Privatier, die Ermittlung fortsetzen und dem diensthabenden Kollegen Joentaa ziemlich in die Quere kommen wird. Ein paar Kilometer entfernt, im Abendidyll am finnischen See, beschleicht den Familienvater Timo Korvensuo, ein Gefühl der Unruhe. Das Fernsehen zeigt ein Fahrrad neben einem Kreuz auf einem Feld, den Tatort von 1974. „Korvensuo nickte vor sich hin und konzentrierte sich auf das Lachen der Kinder, die unten am Steg ein Kartenspiel spielten. Das Flimmern vor seinen Augen war schwächer geworden, dafür rieselte jetzt wieder, ganz leicht, aber stetig, Sand durch seinen Körper.” Von jetzt an wird sich Timo Korvensuo sehr sonderbar benehmen, fast so, als wolle er mit Macht die Polizei auf seine Spur lenken oder als wolle er endlich seinen Seelenfrieden finden. Die Polizei hat indessen jemand anderen im Visier, Pärssinen, der heute als jovialer Hausmeister die Gärten seiner Mieter pflegt und seine dunklen Gelüste sorgsam von der Umwelt abschirmt. Am Ende des Romans ist einer der beiden Täter von damals tot, der andere dagegen geht gut gelaunt seiner Wege – kein Ende, das den Leser moralisch zufriedenstellt.
Alles über den Fernseher
Wieder ganz in der Nähe, in einem hellgrünen Haus, fürchten Ruth und Kalevi Vehkasalo, dass ihre Tochter Sinikka einem ähnlichen Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Hat der Mörder von damals wieder zugeschlagen – nach 33 Jahren eine kühne Hypothese –, oder ist womöglich ein Nachahmungstäter am Werk? Ein merkwürdiges Polizistenduo macht sich an die Arbeit: der eine frisch pensioniert und plötzlich mit der Chance konfrontiert, den Kriminalfall seines Lebens zu lösen, der andere wortkarg und lethargisch wie immer, und obendrein in Gedanken die ganze Zeit bei seiner verstorbenen Frau. Während Joentaa nur fallweise aus seiner Art Teilnahmslosigkeit erwacht, hat sich der Kollege Ketola den großen Auftritt erwählt. Mit Elina Lehtinen, der Mutter der damals ermordeten Pia, tritt er in einer TV-Talkshow auf und verspricht, den oder die Mörder zur Strecke zu bringen – und weil es in Finnland bis heute offenbar nur ein Fernsehprogramm gibt (dass Täter und Zeugen übers Fernsehen auf dem Laufenden gehalten werden, scheint bis heute eine dramaturgisch unentbehrliche Bedingung des Kriminalgenres), schauen und hören alle mit.
Eigentlich ist es Ketola, der Joentaa in diesem Roman die Schau stiehlt, sodass von einem Joentaa-Roman füglich nicht gesprochen werden kann, von einem Ketola-Roman freilich auch nicht, denn der Roman ist nicht wirklich um die Aufklärung des Falles zentriert. Vielmehr wird hier wenig aufgeklärt, sondern es geht der eine Täter straffrei aus, während sich der andere nach einem bizarren Wiedereintritt in die eigene Vergangenheit selbst richtet. Und was ist mit der Verschollenen, mit Sinikka Vehkasalo? Sie sitzt eines Abends bei Ketola auf der Terrasse, als wäre nichts gewesen. Und Ketola, der Mann mit dem Modell, hat offenbar schon die ganze Zeit Schicksal gespielt, damit die Polizei endlich seinen Lebensfall, den Mord an Pia Lehtinen, aufklärt. Eine Rechnung, die voll aufgegangen ist. Und die mit der Sorge der Angehörigen und auch der des mitfühlenden Lesers ein ziemlich übles Spiel treibt. Ein ziemlich hinterlistiges Spiel haben sich der Veteran Ketola und sein Erfinder Jan Costin Wagner da ausgedacht. Gut nur, dass die Arglist, kriminalistisch wie literarisch, einer guten Sache dient.CHRISTOPH BARTMANN
JAN COSTIN WAGNER: Das Schweigen. Roman. Eichborn Berlin Verlag, Berlin 2007. 286 Seiten, 19,95 Euro.
Wo lauert das Böse, wenn das Sonnenlicht flimmert? Foto: picture-alliance/dpa
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