Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag, der das Ende der Geschichte vorwegnimmt. Die Spannung des Lesers bezieht sich daher auf den Weg dorthin: wie kommt es, dass Claire, die Ich-Erzählerin, nachts vor vielen Leuten im Rausch auf der Straße tanzt? Und noch dazu nackt?
Claire hat sich in ihrem
Leben gut eingerichtet. Sie liebt ihren Mann und ihre pubertierende Tochter, sie liebt ihren Beruf…mehrDer Roman beginnt mit einem Paukenschlag, der das Ende der Geschichte vorwegnimmt. Die Spannung des Lesers bezieht sich daher auf den Weg dorthin: wie kommt es, dass Claire, die Ich-Erzählerin, nachts vor vielen Leuten im Rausch auf der Straße tanzt? Und noch dazu nackt?
Claire hat sich in ihrem Leben gut eingerichtet. Sie liebt ihren Mann und ihre pubertierende Tochter, sie liebt ihren Beruf als Englischlehrerin, sie ist im Kollegium gut integriert, ihre Familie wohnt in einem eigenen Haus, alle sind gesund, sie haben keine finanziellen Sorgen. Bis sie eines Tages ein tiefes Summen hört, dessen Herkunft sie sich nicht erklären kann. Und dieses Summen ist es, dass ihre Lebensidylle zum Einsturz bringt.
Zusammen mit einem ebenfalls betroffenen Schüler recherchiert sie, indem sie Frequenzen misst, und beide stellen fest, dass sie keine konkrete Geräuschquelle ausmachen können. Im Lauf der Zeit finden sich einige Leute zusammen, die ebenfalls das Summen hören und wie sie unter Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen leiden, und so entwickelt sich ein Kreis, der sich zunächst wöchentlich, schließlich täglich trifft. Es bleibt offen, wie die Mitglieder das mit ihren Berufen verbinden können. Die Gruppe beschließt, das Summen nicht mehr als Störung, sondern als Bereicherung zu betrachten. Mit Hilfe von Meditation wollen sie sich dem „großen Mysterium“ nähern, sich gemeinsam in das Summen einschwingen, sich eins fühlen mit dem Universum und in einen Energieaustausch mit der Erde treten. Die Belohnung für das Einschwingen sei, so die Leiterin, ein zehnminütiger Orgasmus. Offenbar hat sie ihn gestoppt 😊??
Claires Zugehörigkeit zu diesem sektiererischen Zirkel artet in eine Obsession aus und führt schließlich zum Verlust ihrer Arbeitsstelle, ihres Freundeskreises und ihrer Familie. All das ersetzt nun der Zirkel. Damit wird ein interessantes Thema angeschlagen: es geht um das Anders-Sein, um gesellschaftliche Isolation und Zugehörigkeit.
Schade, dass es an zu vielen Stellen in diesem Roman ziemlich knirscht. So droht die Tochter z. B. schon sehr früh mit Auszug und Trennung, weil die Mutter in der Schule unkonzentriert sei. Das allmähliche Auseinanderbrechen der Familie hätte diffiziler erzählt werden können. Recht ermüdend waren für mich die langen Gespräche im Zirkel, die thematisch mäandern und in Zeitdeckung wiedergegeben werden, ebenso die genauen Beschreibungen des Interieurs (Tisch aus Mangoholz, Bildbände etc.) ohne jeden Handlungsbezug, und auch das Gespräch über Claires Sex-Träume und ihre ausführliche Beschreibung ihrer mehr oder weniger geglückten sexuellen Freuden mit ihrem Mann bringen die Handlung nicht voran.
Der Roman wird aus der Ich-Perspektive erzählt, die auch meistens konsequent durchgehalten wird. Umso störender sind die Passagen, in denen die Ich-Erzählerin Dinge erzählt, die sie gar nicht wissen kann, z. B. beim ersten Treffen Charaktereigenschaften der anderen Mitglieder oder Ereignisse während ihrer psychotischen Phase.
Der Roman spricht sicher Leser an, die offen sind für esoterische Betrachtungsweisen.
Trotzdem: mir hat das Thema des Romans gefallen. Er zeigt, wie sich jemand mit kleinen Schritten aus dem gesellschaftlichen Konsens löst und ins Abseits gerät.
Die Sprecherin Marion Elskis spricht sehr deutlich, sehr pointiert und sehr langsam. Auch hier wäre, wie beim Roman selbst, eine Beschleunigung gut gewesen.