Locked-In-Syndrom als Romanthema
Dies ist ein älteres Werk von John Scalzi, aber man merkt schon seine Begabung. Ein Krimi vor dem Hintergrund einer SF-Situation.
Nach einer Grippewelle, die in vielen Fällen eine Meningitis nach sich zieht, sind Millionen von Menschen auf der ganzen Erde am
Locked-In-Syndrom erkrankt - schon heute eine furchtbare Krankheit! Der Patient liegt da, als wäre er im…mehrLocked-In-Syndrom als Romanthema
Dies ist ein älteres Werk von John Scalzi, aber man merkt schon seine Begabung. Ein Krimi vor dem Hintergrund einer SF-Situation.
Nach einer Grippewelle, die in vielen Fällen eine Meningitis nach sich zieht, sind Millionen von Menschen auf der ganzen Erde am Locked-In-Syndrom erkrankt - schon heute eine furchtbare Krankheit! Der Patient liegt da, als wäre er im Koma, aber er hört alles, fühlt alles und sieht manches. Aber er kann sich seiner Umgebung nicht mitteilen.
Das berühmteste Opfer ist die Frau des amerikanischen Präsidenten, nach der die an dieser neuen Variante Erkrankten "Hadens" genannt werden. Und ihretwegen werden der Forschung an dieser Krankheit Milliarden zur Verfügung gestellt. Man entwickelt Roboterkörper, in die das Bewußtsein der Kranken transferiert wird, damit sie am normalen Leben teilnehmen können.
Chris ist ein Haden und er hat sich zum Kriminalbeamten beim FBI ausbilden lassen. Aufgrund seiner besonderen Voraussetzungen wird er eingesetzt, um entsprechende Fälle zu bearbeiten. In "Das Syndrom" erleben wir seine erste Woche im Dienst, und da beginnt die Krimi-Handlung:
Das Bestechende hier ist die Tatsache, daß Körper und Geist keine Einheit bilden. Ein Haden kann abwechselnd verschiedene Körper "bewohnen", andererseits kann er auch die Dienste von verschiedenen Menschen in Anspruch nehmen, um ihren Körper vorübergehend zu benutzen. Man weiß also nie, ob man demjenigen gegenübersteht, den man vor sich sieht.
Das macht das Spannende am Roman aus. Und das macht die Lösung des Mordfalls kompliziert. Mir hat die Art besonders gefallen, in der der Autor die Zivilisation beschreibt: Die speziellen Probleme, die für die Gesellschaft dadurch entstehen, daß es "andere" gibt. Ihr Körper muß gepflegt werden wie jeder Intensivpatient, aber ihr Geist ist wach und aktiv - und auch dazu fähig, Verbrechen zu begehen.
Dieser Roman hat großes Potential als Grundlage für weitergehende Überlegungen und es wäre phantastisch, wenn man heutigen Kranken auch solche Möglichkeiten zur Verfügung stellen könnte, trotz aller möglichen Komplikationen. Aber dafür muß vermutlich erst jemand Berühmtes erkranken...