Familiendrama und Krimi in einem
Wer psychologisch tiefgründige und interessante Kriminalromane mit starkem Fokus auf dem Innenleben der Figuren mag, wird „Das Verschwinden der Linnea Arvidsson“ von Frida Skybäck sicher gerne lesen, denn das Buch verbringt mehr Zeit in den Köpfen seiner
Charaktere als mit ihren Handlungen.
Lydia sorgt sich um ihren Bruder Dani, der im Zusammenhang mit dem…mehrFamiliendrama und Krimi in einem
Wer psychologisch tiefgründige und interessante Kriminalromane mit starkem Fokus auf dem Innenleben der Figuren mag, wird „Das Verschwinden der Linnea Arvidsson“ von Frida Skybäck sicher gerne lesen, denn das Buch verbringt mehr Zeit in den Köpfen seiner Charaktere als mit ihren Handlungen.
Lydia sorgt sich um ihren Bruder Dani, der im Zusammenhang mit dem Verschwinden einer jungen Frau, Linnea, polizeilich gesucht wird. Beim Versuch, ihren Bruder und die Wahrheit zu finden und ihn vor der Polizei zu schützen, enthüllt sie eine tragische Kindheit, während der Dani schon früh auf die schiefe Bahn geriet. Seine eigene Perspektive ergänzt die seiner Schwester – er erinnert sich an die Zeit in der Pflegefamilie, das Abdriften in Gangs und Drogenhandel und seine verzweifelten Versuche, wieder ein normales Leben aufzubauen. Über all dem schwebt stets die Frage, was wirklich zwischen ihm und Linnea passiert ist, die erst im dritten Teil aus Linneas Perspektive aufgelöst wird.
Das Besondere an diesem Roman ist die schrittweise Struktur, die zunächst den Blick einer nahe-, aber außenstehenden Person (Lydia) auf die Handlung beschreibt, dann die Perspektive des mutmaßlichen Täters (Dani) und zuletzt die des mutmaßlichen Opfers (Linnea). So dringt man nach und nach durch die Schichten von Trauma und Erinnerungen vor zum Kern der Geschichte und lernt die Figuren und ihre tragischen Lebenswege dabei hautnah und sehr intim kennen. Sehr spannend, wenn man es psychologisch und tiefgehend mag, wer eher auf Action aus ist, ist hier nicht ganz richtig. Der einzige Wermutstropfen ist das Ende, das im Kontrast zum langsamen und intensiven Aufbau des Buchs sehr hastig abgewickelt wird und nicht ganz befriedigend ist.
Trotzdem insgesamt ein sehr intensiver und psychologisch interessanter Spannungsroman, der einen hautnah an die Figuren und ihr Innenleben heranlässt.