Eine Legende - der unvergessene Sieg Deutschlands in der Fußball-WM 1954. Es ist die Geschichte von Matthias Lubanski, dessen Vater 1954 nach zehnjähriger Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkehrt. Matthias hat es sich in den Kopf gesetzt, als "Maskottchen" von Fußballnationalspieler Rahn zur WM nach Bern zu fahren, doch der Vater kat kein Verständnis, er stellt sich quer. Am 4. Juli 1954 muss sich alles entscheiden ...
Erzählt von Kinoschauspieler Armon Rohde und mit den Originalstimmen des Films: Peter Lohmeyer, Louis Kmamroth, Johanna Gastdorf u. a.
Sommer 1954: Familie Lubanski erwartet voll Sorge die Rückkehr des Vaters aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Längst hat der elfjährige, fußballbegeisterte Matthias Lubanski in den Nachkriegsjahren in seinem Idol, dem Fußballnationalspieler Helmut Rahn, einen Ersatzvater gefunden: Als sein Taschenträger und "Maskottchen" verdient sich Matthias ein paar Groschen dazu.
Zur gleichen Zeit erwartet man in der Schweiz die Fußballweltmeisterschaft. Während Sepp Herberger und seine Elf zur WM fahren, steht in Essen die Familie Lubanski vor einer Zerreißprobe: Vater Richard bleibt nach seiner Rückkehr verschlossen und aggressiv. Als die deutsche Mannschaft überraschend ins Finale einzieht, will Matthias unbedingt nach Bern, um Rahn Glück zu bringen ? doch Richard Lubanski hat für die Träume seines Sohns kein Verständnis. Am 4. Juli muss sich alles entscheiden...
Autorisierte Lesefassung
"Die Auseinandersetzung mit dem Stoff, besonders die knifflige Frage, wie man sich einem solchen im kollektiven Gedächtnis der Deutschen tief verankerten Ereignis nähern soll, war zu Beginn sehr schwierig; und dennoch zumeist packend und von einer großen Anziehungskraft, gerade weil es um so viel mehr geht als nur um ein Fußballspiel." (SÖNKE WORTMANN)
Erzählt von Kinoschauspieler Armon Rohde und mit den Originalstimmen des Films: Peter Lohmeyer, Louis Kmamroth, Johanna Gastdorf u. a.
Sommer 1954: Familie Lubanski erwartet voll Sorge die Rückkehr des Vaters aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Längst hat der elfjährige, fußballbegeisterte Matthias Lubanski in den Nachkriegsjahren in seinem Idol, dem Fußballnationalspieler Helmut Rahn, einen Ersatzvater gefunden: Als sein Taschenträger und "Maskottchen" verdient sich Matthias ein paar Groschen dazu.
Zur gleichen Zeit erwartet man in der Schweiz die Fußballweltmeisterschaft. Während Sepp Herberger und seine Elf zur WM fahren, steht in Essen die Familie Lubanski vor einer Zerreißprobe: Vater Richard bleibt nach seiner Rückkehr verschlossen und aggressiv. Als die deutsche Mannschaft überraschend ins Finale einzieht, will Matthias unbedingt nach Bern, um Rahn Glück zu bringen ? doch Richard Lubanski hat für die Träume seines Sohns kein Verständnis. Am 4. Juli muss sich alles entscheiden...
Autorisierte Lesefassung
"Die Auseinandersetzung mit dem Stoff, besonders die knifflige Frage, wie man sich einem solchen im kollektiven Gedächtnis der Deutschen tief verankerten Ereignis nähern soll, war zu Beginn sehr schwierig; und dennoch zumeist packend und von einer großen Anziehungskraft, gerade weil es um so viel mehr geht als nur um ein Fußballspiel." (SÖNKE WORTMANN)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.05.2004Kalte Hundeschnauze zur Hitzeschlacht Süße Siege und köstliche Niederlagen
Es gibt Tage, die man nicht vergessen sollte, und es gibt solche Tage, die man nicht vergißt. Zur ersten Kategorie gehören vor allem persönliche Daten wie Geburtstage, Hochzeitstage und Geschäftstermine; zur zweiten Gruppe all jene Tage, die auch Teil des kollektiven Gedächtnisses sind. Schier unvergeßlich, wie jemand die Terroranschläge von New York, den Mauerfall in Berlin oder die Mondlandung für sich erlebt hat. Kaum weniger präsent als diese Daten der Weltgeschichte bleiben jene Tage, an denen Sporthistorie geschrieben wurde. Was für jüngere Deutsche insbesondere Boris Beckers Wimbledon-Sieg am 7. Juli 1985 ist, bedeutet für ältere Jahrgänge auch ein anderer Tag in der ersten Juliwoche. Kein Wunder also, daß augenblicklich eine Welle von Büchern auf den Markt schwappt, die sich mit dem "Wunder von Bern" befassen. Gilt der 4. Juli 1954 doch nicht nur als wohl größter Triumph im deutschen Sport, sondern wird von vielen auch als Rückkehr Deutschlands in die Gemeinschaft der anständigen Völker nach dem Zweiten Weltkrieg gefeiert.
Neben sehenswerten Werken wie der liebevoll ausgestatteten Bildchronik "Rahn schießt - Tor, Tor, Tor!", wieder aufgelegten Erinnerungsbüchern wie jenem von Helmut Rahn ("Mein Hobby: Tore schießen") und einer Reihe Sachbücher, die das Wunder von verschiedenen Seiten beleuchten, aber es selten in neuem Lichte erscheinen lassen, sind Autoren angetreten, das "Wunder von Bern" oder andere bedeutende Fußballspiele als Teil einer eigenen Lebensgeschichte zu begreifen. Die Geburt der Biographie aus dem Geiste des Fußballs, das ist ihr Anliegen oder ihr Anspruch. Frei nach dem Motto der deutschen Weltmeistermannschaft von 1974, die vor dreißig Jahren sang: "Fußball ist unser Leben". Was sonst?
Für den Protagonisten in Friedrich Christian Delius' bereits vor zehn Jahren erschienener Erzählung "Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde" bedeutete der 4. Juli 1954 noch keine Widerspiegelung des Lebens, sondern erlaubte ihm im Gegenteil eine zeitweise "Ausgrenzug der Welt", die laut Christian Graf von Krockow gerade der Sport bietet. In Delius' Büchlein, das hierzulande als literarischer Vorreiter gelten darf, entgeht der Pfarrersjunge für einen Nachmittag der engen Welt seines protestantischen Elternhauses, indem er Herbert Zimmermanns Radioreportage vom Endspiel gebannt verfolgt: "Bern war in mir, ich war Liebrich, ich war Weltmeister": Für den Elfjährigen war der Triumph von Bern letztlich "der Schimmer eines Auswegs" aus dem Muff der Provinz.
Für Delius' literarische Nachfolger indes bedeutet Fußball spielen oder Fußball schauen keine Flucht vor der Welt mehr, sondern deren Aneignung; scheinbare "Parallelwelten" überschneiden sich, Fußballgeschichte wird zur Lebensgeschichte. Wie in Sönke Wortmanns Film "Das Wunder von Bern" und dem gleichnamigen Roman von Christof Siemes, in dem die Geschehnisse in der Schweiz mit einer rührseligen Vater-Sohn-Beziehung aus dem Ruhrgebiet rund um den elfjährigen Matthias Lubanski verquickt werden. Oder in dem jüngst erschienenen Sammelband "Fritz Walter, Kaiser Franz und wir", in dem 22 Autoren ihre ganz persönlichen oder popliterarisch inspirierten Geschichten rund um den Fußball zum besten geben. Für den Rundfunkreporter Manni Breuckmann blieben Pralinen, die er als Junge am 24. Juni 1958 von der Nachbarin erhielt, unverbrüchlich mit dem deutschen 1:3 gegen Schweden verbunden; Christian Eichler, Sportkorrespondent dieser Zeitung, liegt heute noch der Geschmack von "kalter Hundeschnauze" auf der Zunge, also jenem Kuchen, den er in Wanne-Eickel während der "Hitzeschlacht von León" 1970 zwischen Deutschland und England (3:2) verputzte; für Frank Goosens Hauptfigur verbindet sich das 0:0 zwischen Deutschland und Österreich 1982 in Gijón auf ewig mit Erdnußflips, Fanta und der Annäherung an die angehimmelte Mitschülerin Carola. Und der Protagonist von Frank Schulz spürt immer noch jenen Knutschfleck, mit dem ihn ein Mädchen während des legendären 3:4 der Deutschen gegen Italien im WM-Halbfinale 1970 überrascht hat. Man muß eben nicht aktiv an Weltmeisterschaften beteiligt gewesen sein, um zu wissen, wie ein Sieg schmeckt oder wie sich eine Niederlage anfühlt.
Klaus Theweleit hingegen ist einer, der selbst Fußball gespielt hat und seine große Begeisterung in ein famoses und kenntnisreiches Buch münden läßt, in dem er den Bogen spannt von der Würdigung des niederländischen Fußballs ("Brilliant Orange") bis hin zur Trefferanalyse bei der vergangenen WM. Der Buchtitel ist Programm: Fußball bedeutet für Theweleit das "Tor zur Welt": "Spielen hieß: Weltanschluß. Die Schnittstelle zwischen ,Ich' und ,Welt': der Ball." Spielend lernt ein Kicker die Welt kennen, bildet auf dem Bolzplatz seine Persönlichkeit, bekommt nebenbei ein Gefühl für die Endlichkeit. Selbst Zuschauen kann der eigenen Entwicklung dienen, so Theweleit, der bis zu seinen Knieverletzungen vor allem als Torwart auflief. "Fußball ist ein unerbittlicher Lehrer in der Anerkennung dessen, was bei Freud Realitätsprinzip (in unfußballerischen Zusammenhängen) heißt. Neunzig Minuten - das ist Spielfilmlänge; das heißt, es ist die Dramaturgie eines Lebensbogens". Es gibt eben kein richtiges Leben im falschen Fußball.
THOMAS KLEMM
Besprochene Bücher: Frank Goosen (Hg.): Fritz Walter, Kaiser Franz und wir. Unsere Weltmeisterschaften; Eichborn 2004, 240 Seiten, 16,95 Euro. - Klaus Theweleit: Tor zur Welt. Fußball als Realitätsmodell; Kiepenheuer & Witsch 2004, 208 Seiten, 8,90 Euro. - Christof Siemes: Das Wunder von Bern; Kiepenheuer & Witsch 2003, 320 Seiten, 8,90 Euro. - F. C. Delius: Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde; Rowohlt 1996, 6,90 Euro. - Helmut Rahn: Mein Hobby: Tore schießen, Reprint von 1959; Deutsche Verlags-Anstalt 2004, 256 Seiten, 15,90 Euro. - Wolfgang Fuhr: Rahn schießt. Die besten Bilder der Fußball-WM 1954, Agon-Sportverlag 2004, 104 Seiten, 19,54 Euro.
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Es gibt Tage, die man nicht vergessen sollte, und es gibt solche Tage, die man nicht vergißt. Zur ersten Kategorie gehören vor allem persönliche Daten wie Geburtstage, Hochzeitstage und Geschäftstermine; zur zweiten Gruppe all jene Tage, die auch Teil des kollektiven Gedächtnisses sind. Schier unvergeßlich, wie jemand die Terroranschläge von New York, den Mauerfall in Berlin oder die Mondlandung für sich erlebt hat. Kaum weniger präsent als diese Daten der Weltgeschichte bleiben jene Tage, an denen Sporthistorie geschrieben wurde. Was für jüngere Deutsche insbesondere Boris Beckers Wimbledon-Sieg am 7. Juli 1985 ist, bedeutet für ältere Jahrgänge auch ein anderer Tag in der ersten Juliwoche. Kein Wunder also, daß augenblicklich eine Welle von Büchern auf den Markt schwappt, die sich mit dem "Wunder von Bern" befassen. Gilt der 4. Juli 1954 doch nicht nur als wohl größter Triumph im deutschen Sport, sondern wird von vielen auch als Rückkehr Deutschlands in die Gemeinschaft der anständigen Völker nach dem Zweiten Weltkrieg gefeiert.
Neben sehenswerten Werken wie der liebevoll ausgestatteten Bildchronik "Rahn schießt - Tor, Tor, Tor!", wieder aufgelegten Erinnerungsbüchern wie jenem von Helmut Rahn ("Mein Hobby: Tore schießen") und einer Reihe Sachbücher, die das Wunder von verschiedenen Seiten beleuchten, aber es selten in neuem Lichte erscheinen lassen, sind Autoren angetreten, das "Wunder von Bern" oder andere bedeutende Fußballspiele als Teil einer eigenen Lebensgeschichte zu begreifen. Die Geburt der Biographie aus dem Geiste des Fußballs, das ist ihr Anliegen oder ihr Anspruch. Frei nach dem Motto der deutschen Weltmeistermannschaft von 1974, die vor dreißig Jahren sang: "Fußball ist unser Leben". Was sonst?
Für den Protagonisten in Friedrich Christian Delius' bereits vor zehn Jahren erschienener Erzählung "Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde" bedeutete der 4. Juli 1954 noch keine Widerspiegelung des Lebens, sondern erlaubte ihm im Gegenteil eine zeitweise "Ausgrenzug der Welt", die laut Christian Graf von Krockow gerade der Sport bietet. In Delius' Büchlein, das hierzulande als literarischer Vorreiter gelten darf, entgeht der Pfarrersjunge für einen Nachmittag der engen Welt seines protestantischen Elternhauses, indem er Herbert Zimmermanns Radioreportage vom Endspiel gebannt verfolgt: "Bern war in mir, ich war Liebrich, ich war Weltmeister": Für den Elfjährigen war der Triumph von Bern letztlich "der Schimmer eines Auswegs" aus dem Muff der Provinz.
Für Delius' literarische Nachfolger indes bedeutet Fußball spielen oder Fußball schauen keine Flucht vor der Welt mehr, sondern deren Aneignung; scheinbare "Parallelwelten" überschneiden sich, Fußballgeschichte wird zur Lebensgeschichte. Wie in Sönke Wortmanns Film "Das Wunder von Bern" und dem gleichnamigen Roman von Christof Siemes, in dem die Geschehnisse in der Schweiz mit einer rührseligen Vater-Sohn-Beziehung aus dem Ruhrgebiet rund um den elfjährigen Matthias Lubanski verquickt werden. Oder in dem jüngst erschienenen Sammelband "Fritz Walter, Kaiser Franz und wir", in dem 22 Autoren ihre ganz persönlichen oder popliterarisch inspirierten Geschichten rund um den Fußball zum besten geben. Für den Rundfunkreporter Manni Breuckmann blieben Pralinen, die er als Junge am 24. Juni 1958 von der Nachbarin erhielt, unverbrüchlich mit dem deutschen 1:3 gegen Schweden verbunden; Christian Eichler, Sportkorrespondent dieser Zeitung, liegt heute noch der Geschmack von "kalter Hundeschnauze" auf der Zunge, also jenem Kuchen, den er in Wanne-Eickel während der "Hitzeschlacht von León" 1970 zwischen Deutschland und England (3:2) verputzte; für Frank Goosens Hauptfigur verbindet sich das 0:0 zwischen Deutschland und Österreich 1982 in Gijón auf ewig mit Erdnußflips, Fanta und der Annäherung an die angehimmelte Mitschülerin Carola. Und der Protagonist von Frank Schulz spürt immer noch jenen Knutschfleck, mit dem ihn ein Mädchen während des legendären 3:4 der Deutschen gegen Italien im WM-Halbfinale 1970 überrascht hat. Man muß eben nicht aktiv an Weltmeisterschaften beteiligt gewesen sein, um zu wissen, wie ein Sieg schmeckt oder wie sich eine Niederlage anfühlt.
Klaus Theweleit hingegen ist einer, der selbst Fußball gespielt hat und seine große Begeisterung in ein famoses und kenntnisreiches Buch münden läßt, in dem er den Bogen spannt von der Würdigung des niederländischen Fußballs ("Brilliant Orange") bis hin zur Trefferanalyse bei der vergangenen WM. Der Buchtitel ist Programm: Fußball bedeutet für Theweleit das "Tor zur Welt": "Spielen hieß: Weltanschluß. Die Schnittstelle zwischen ,Ich' und ,Welt': der Ball." Spielend lernt ein Kicker die Welt kennen, bildet auf dem Bolzplatz seine Persönlichkeit, bekommt nebenbei ein Gefühl für die Endlichkeit. Selbst Zuschauen kann der eigenen Entwicklung dienen, so Theweleit, der bis zu seinen Knieverletzungen vor allem als Torwart auflief. "Fußball ist ein unerbittlicher Lehrer in der Anerkennung dessen, was bei Freud Realitätsprinzip (in unfußballerischen Zusammenhängen) heißt. Neunzig Minuten - das ist Spielfilmlänge; das heißt, es ist die Dramaturgie eines Lebensbogens". Es gibt eben kein richtiges Leben im falschen Fußball.
THOMAS KLEMM
Besprochene Bücher: Frank Goosen (Hg.): Fritz Walter, Kaiser Franz und wir. Unsere Weltmeisterschaften; Eichborn 2004, 240 Seiten, 16,95 Euro. - Klaus Theweleit: Tor zur Welt. Fußball als Realitätsmodell; Kiepenheuer & Witsch 2004, 208 Seiten, 8,90 Euro. - Christof Siemes: Das Wunder von Bern; Kiepenheuer & Witsch 2003, 320 Seiten, 8,90 Euro. - F. C. Delius: Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde; Rowohlt 1996, 6,90 Euro. - Helmut Rahn: Mein Hobby: Tore schießen, Reprint von 1959; Deutsche Verlags-Anstalt 2004, 256 Seiten, 15,90 Euro. - Wolfgang Fuhr: Rahn schießt. Die besten Bilder der Fußball-WM 1954, Agon-Sportverlag 2004, 104 Seiten, 19,54 Euro.
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