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Getrieben von Satz zu Satz, in vierundzwanzig Sätzen, gerät eine Filmjournalistin, indem sie den Auftrag annimmt, das Schicksal einer jungen Frau zu rekonstruieren, in Gefahr, das gleiche Schicksal zu erleiden, indem sie, bedroht vom Beobachter, den sie beobachtet, in einer Welt, wo alle alle beobachten, in die Falle geht, die sie sich selber gestellt hat. Für Charlotte lautet die Widmung in Dürrenmatts Novelle. Nun bringt Charlotte Kerr zusammen mit Gert Heidenreich diese philosophische Kriminalnovelle zum Klingen."

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Produktbeschreibung
Getrieben von Satz zu Satz, in vierundzwanzig Sätzen, gerät eine Filmjournalistin, indem sie den Auftrag annimmt, das Schicksal einer jungen Frau zu rekonstruieren, in Gefahr, das gleiche Schicksal zu erleiden, indem sie, bedroht vom Beobachter, den sie beobachtet, in einer Welt, wo alle alle beobachten, in die Falle geht, die sie sich selber gestellt hat.
Für Charlotte lautet die Widmung in Dürrenmatts Novelle. Nun bringt Charlotte Kerr zusammen mit Gert Heidenreich diese philosophische Kriminalnovelle zum Klingen."
Autorenporträt
Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte Philosophie in Bern und Zürich und lebte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel. Bekannt wurde er mit seinen Kriminalromanen und Erzählungen 'Der Richter und sein Henker', 'Der Verdacht', 'Die Panne' und 'Das Versprechen', weltberühmt mit den Komödien 'Der Besuch der alten Dame' und 'Die Physiker'. Den Abschluss seines umfassenden Werks schuf er mit den 'Stoffen', worin er Autobiografisches mit Essayistischem verband. Friedrich Dürrenmatt starb 1990 in Neuchâtel.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.11.2009

DAS HÖRBUCH
Im roten Pelzmantel
Charlotte Kerr und Gert Heidenreich lesen Dürrenmatts „Der Auftrag”
Ein Verlag, der eine Novelle von 1986 neu vorlesen lässt, wird Gründe haben. Es könnte sich um einen zeitlosen Klassiker handeln, um eine Ausgrabung oder vielleicht gar um den Kommentar zu einer Zeit, die 1986 in Umrissen erkennbar war, heute aber Gegenwart heißt. Vom letztgenannten Motiv war offenbar der Diogenes Verlag bewegt. Friedrich Dürrenmatts Novelle „Der Auftrag” trägt den Untertitel „Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter”. Sie enthält an zentraler Stelle einen Satz, der hinein schneidet ins Selbstverständnis des umfassend ausgespähten Staatsbürgers von 2009: „Der Mensch heute sei ein beobachteter Mensch, und dem Staat sei der Mensch und dem Menschen der Staat immer verdächtiger.”
Das Regiment des Misstrauens, das Dürrenmatt vier Jahre vor seinem Tod im bekannt lakonischen, geradezu juristisch-nüchternen Stil imaginierte, scheint nun erst zur Blüte gelangt. Die Dialektik zwischen Beobachtung und Beobachtetwerden, die zwei antagonistische Prinzipien aneinanderkettet und sie in ihrer wechselseitigen Verwiesenheit perpetuiert, entfaltet ihr knechtendes Potential voll unter den Bedingungen von Web 2.0 und Reality-TV. Zudem wartet Dürrenmatts Plot mit Umweltzerstörung und Waffenhandel auf, mit islamischem Fundamentalismus und Kriegsgefahr. Ist die Novelle wirklich von 1986?
Ja, das ist sie, und daran gibt es von der ersten Sekunde an keinen Zweifel. Die 24 Kapitel beginnen als Geschichte einer Ehehölle, wandeln sich zum Krimi, verpuppen sich zur Abenteuer- und Reisenovelle, ehe sie als tiefenpsychologisches Schauerstück enden. Die Filmemacherin F. soll eine Dokumentation drehen über die in einem muslimischen Land angeblich vergewaltigte und getötete Tina von Lambert, die Frau des Psychiaters Otto von Lambert. Dieser, F.s Auftraggeber, hatte einst für Aufsehen gesorgt durch seine „Weigerung, am internationalen Anti-Terroristenkongress arabische Freiheitskämpfer als Terroristen zu bezeichnen”. Musste für diese Kühnheit Tina mit dem Leben bezahlen?
Im namenlosen Wüstenstaat wird F. vom ersten Augenblick an beobachtet – geradeso ist es Tina ergangen, deren Aufzeichnungen der Fremden zum trügerischen Kompass werden. Sie gerät in den Machtkampf zwischen Polizei und Geheimdienst, wird verhaftet und freigelassen, wohnt der Exekution eines jungen Dänen bei, der jene „tollkühne Dänin” ermordet haben soll, die mit der gesuchten Tina verwechselt wurde, gerät an den vermutlich wahren Mörder, einen vom Vietnamkrieg traumatisierten Soldaten, und trägt schließlich selbst einen roten Pelzmantel, Tinas Kleidungsstück.
Den Mantel gibt es tatsächlich. Charlotte Kerr, Dürrenmatts zweite Ehefrau, erstand ihn im Dezember 1983, Dürrenmatt malte sie darin. Und eben dieses „portrait CH.” von 1984 ist jetzt dem Booklet beigegeben zum Hörbuch, auf dem Charlotte Kerr, alternierend mit Gert Heidenreich, die verwirrende Geschichte eines roten Pelzmantels erzählt: Noch immer greift das Dürrenmatt’sche Baugesetz einer fortwährenden Verkomplizierung durch das Transponieren des gerade Gesagten auf eine neue Betrachtungs- und Tonart.
Derlei Versuche im Denklabor sind interessant zu beobachten, aber unmöglich spannend zu lesen. Solche Texte schreien nach einer konzentrierten Lektüre. Anders ist das Wechselspiel von philosophischer Reflexion und philosophierendem „Quark” – so F. über Lamberts Theorien – nicht zu goutieren. Im Hörbuch wird monoton ein Satz an den nächsten gereiht und so das Besondere im Fluss des ewig Gleichen ausgewaschen. Charlotte Kerr lässt bis zum Schluss nicht davon ab, die theoretisch richtige Erkenntnis, hier habe Nüchternheit zu walten, in eine ernüchternde Praxis zu überführen. Gert Heidenreich gestattet sich immerhin Tempowechsel, Pausen, Anflüge von Rollenspiel. Auf Dauer aber will der Konzeptkunst kein Leben sich entwinden – selbst nicht bei der beigegebenen Werkstattlesung der ersten elf Kapitel durch Kerr und Dürrenmatt vom April 1986.
„Der Auftrag” fasziniert als ambitionierter, letztlich gescheiterter Versuch, in einem Kriminalfall die Paranoia des Kalten Krieges stilistisch wirksam werden zu lassen. Als Hörbuch bleibt er ein unmöglich’ Ding. ALEXANDER KISSLER
FRIEDRICH DÜRRENMATT: Der Auftrag. Gelesen von Charlotte Kerr und Gert Heidenreich. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 3 CD, 203 Min., 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "ambitionierten, letztlich gescheiterten Versuch" bezeichnet Rezensent Alexander Kissler diese Adaption von Friedrich Dürrenmatts Novelle als Hörspiel. Dabei kann er dem 1986 geschriebenen Stück tatsächlich eine neue Aktualität beimessen, immerhin werden Themen wie Islamismus und der Überwachungsstaat behandelt. Doch das bei dieser Geschichte auch wieder zur Geltung kommende "Dürrenmatt'sche Baugesetz", welche die Geschichte immer weiter verkompliziert, sorgt dafür, dass es einer "konzentrierten Lektüre" bedarf. In der Hörfassung funktioniert das nach Kisslers Meinung einfach nicht, in der monotonen Aneinanderreihung der Sätze werde "das Besondere im Fluss des ewig Gleichen ausgewaschen".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Der Dialog mit Friedrich Dürrenmatt ist nicht zu Ende - er beginnt erst, und wir werden Mühe haben, in Friedrich Dürrenmatts mächtigem Schatten, ihn zu bestehen.« Walter Jens