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Die winzige Ortschaft Hesjövallen in Mittelschweden wird Schauplatz eines blutigen Verbrechens: Fast sämtliche Einwohner fallen einem Massaker zum Opfer. Die Nachricht von dem Massenmord erreicht auch Strafrichterin Brigitta Roslin (Suzanne von Borsody). Es steht zu befürchten, dass Ihre Eltern und zahlreiche Verwandte zu den Opfern gehören. Als aus ihrer Angst Gewissheit wird, mischt sie sich gegen den Rat ihres Noch-Ehemannes Staffan (Michael Nyqvist) in die Ermittlungen ein. Dabei stößt sie auf Hinweise, die so seltsam sind, dass die leitende Kommissarin Vivi Sundberg (Claudia Michelsen)…mehr

Produktbeschreibung
Die winzige Ortschaft Hesjövallen in Mittelschweden wird Schauplatz eines blutigen Verbrechens: Fast sämtliche Einwohner fallen einem Massaker zum Opfer. Die Nachricht von dem Massenmord erreicht auch Strafrichterin Brigitta Roslin (Suzanne von Borsody). Es steht zu befürchten, dass Ihre Eltern und zahlreiche Verwandte zu den Opfern gehören. Als aus ihrer Angst Gewissheit wird, mischt sie sich gegen den Rat ihres Noch-Ehemannes Staffan (Michael Nyqvist) in die Ermittlungen ein. Dabei stößt sie auf Hinweise, die so seltsam sind, dass die leitende Kommissarin Vivi Sundberg (Claudia Michelsen) sich weigert, ihnen nachzugehen: Ein Seidenband, das in der Hand eines der Opfer gefunden wurde, scheint von einer Lampe eines chinesischen Restaurants abgeschnitten worden zu sein. Ihre Recherchen machen für Brigitta immer deutlicher: Mit den brutalen Morden ist auch die Geschichte ihrer eigenen Familie eng verwoben. Während die Polizei glaubt, den Täter gefunden zu haben, kommt Brigitta einer tödlichen Wahrheit auf die Spur ...
Autorenporträt
Mankell, Henning
Henning Mankell, 1948 in Härjedalen geboren, war einer der angesehensten und meistgelesenen Schriftsteller in Schweden. Seit Ende der Sechzigerjahre war er als Autor, Theaterregisseur und Intendant tätig. Allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz erreicht die Gesamtauflage seiner Bücher mittlerweile 20 Millionen. Seine Bücher wurden bisher in über 20 Sprachen übersetzt. Für sein umfangreiches Werk erhielt er zahlreiche Preise. Für sein Engagement in Afrika wurde er 2009 mit dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis ausgezeichnet. Henning Mankell lebte in Mosambik und Schweden. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg.

Kaminski, Stefan
Stefan Kaminski, 1974 geboren, schloss sein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« ab. 1996 begann er seine Laufbahn als Sprecher und Schauspieler. Er betreibt die beliebte Live-Hörspielreihe Kaminski on Air und ist seit 2001 am Deutschen Theater Berlin zu sehen. Dank seiner enorm wandelbaren Stimme gilt erals Meister des »Stimm-Morphings«. Seine Lesungen avancieren oft zu Ein-Mann-Hörspielen der Extraklasse. Für seine Hörbuch- und Hörspielproduktionen wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

Borsody, Suzanne von
Suzanne von Borsody, Tochter von Rosemarie Fendel und Hans von Borsody, ist eine der renommiertesten deutschen Schauspielerinnen, die für ihre Film- und Fernsehrollen mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem erhielt sie die Goldene Kamera für die Rolle der Gesine in der Verfilmung von Jahrestage.

Michelsen, Claudia
Claudia Michelsen, geboren 1969 in Dresden, gilt als eine der besten Charakterschauspielerinnen Deutschlands. Zu sehen war sie an der Seite von Samuel Finzi in der ZDF-Krimiserie Flemming, als Kriminalhauptkommissarin im Magdeburger Polizeiruf 110 sowie in dem dreiteiligen Fernsehfilm Ku'damm 56. Für ihre Rolle in der Verfilmung von Uwe Tellkamps Der Turm erhielt sie den Publikums-Bambi, den Hessischen F

ilmpreis, den Grimme-Preis und die Goldene Kamera. Neben dem Schauspielen las sie bereits zahlreiche Hörbücher ein. Für Hörbuch Hamburg wirkte sie an dem Hörspiel Der Chinese von Henning Mankell mit.
Trackliste
CD 1
1Titel 100:05:24
2Titel 200:04:25
3Titel 300:05:23
4Titel 400:05:45
5Titel 500:03:14
6Titel 600:06:42
7Titel 700:05:44
8Titel 800:07:10
9Titel 900:06:53
10Titel 1000:04:32
11Titel 1100:05:41
CD 2
1Titel 1200:06:42
2Titel 1300:07:20
3Titel 1400:09:44
4Titel 1500:06:14
5Titel 1600:08:06
6Titel 1700:12:09
7Titel 1800:05:05
8Titel 1900:08:41
9Titel 2000:09:21
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.09.2008

Pädagogische Provinz

Solidarität ist ein Erbe Maos, aber bei diesem Schweden reden alle Chinesen gleich: Henning Mankell konfrontiert uns mit unserer Verstrickung in Chinas Geschichte.

Die Welt, in die in einer kalten Januarnacht 2006 der Schrecken einbricht, ist eine Welt, in der es so wenige Überraschungen gibt und in der das Gemütsleben so vollständig mit dem verschmolzen ist, was die Medien darüber sagen, dass sich der Chronist Sätze wie diesen leisten kann: "Danach nahm sie sich vor, das Haus zu putzen, was sonst fast immer zu kurz kam." Das ist der Stil, in dem der schwedische Kriminalautor Henning Mankell (dreißig Millionen verkaufte Bücher) seine Figuren auftreten lässt und damit signalisiert: Es kommt nicht mehr darauf an, was die Einzelnen denken und tun. Wir sind alle von einer größeren Macht umfasst, die "Geschichte" heißt oder "Globalisierung".

In besagter Januarnacht werden in einem abgelegenen schwedischen Dorf achtzehn Rentner und ein Kind auf bestialische Weise ermordet. Bald stellt sich heraus, dass ein Chinese dahintersteckt, der auf diese Weise an der Demütigung seiner Vorfahren vor hundertfünfzig Jahren Rache nimmt; beruflich arbeitet derselbe Chinese zufällig an der Kolonialisierung Afrikas.

Es wäre nicht ganz angebracht, dieses Buch als "Krimi" zu bezeichnen, und auch "Polit-Thriller" trifft es nicht recht. Über weite Strecken schleppt sich die Handlung wie ein träger breiter Fluss dahin. Eher wäre eine Gattungsbezeichnung wie "Gefühlte-Geschichte-mit-aktuellen-Auswirkungen-Roman" berechtigt. Die Originalität beschränkt sich auf die weltgeschichtliche Kolportage. Im ersten Teil werden wir als Folie des unheimlichen Weltenlaufs in das gegenwärtige Schweden eingeführt, das sich im Bild eines "von Schweigen erfüllten Frühstücksraums" verdichtet: "Schweigende Menschen, über Zeitungen und Kaffeetassen gebeugt, jeder mit seinen eigenen Gedanken, seinem eigenen Schicksal befasst." Wir lernen schwedische Frauen und Männer in ihrer Midlife-Crisis kennen. Und es zeigt sich, dass ihr depressiv-individualisiertes Idyll brüchig ist.

Im zweiten Teil wird die Geschichte des jungen Chinesen San erzählt, der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts auf der Flucht vor brutalen Großgrundbesitzern in Kanton Menschenhändlern in die Hände fällt, auf amerikanischen Eisenbahnbaustellen unter einem sadistischen schwedischen Vorarbeiter leiden muss und in Fuzhou bei einem bigotten schwedischen Missionar arbeitet, den er schließlich in einer Entladung lange aufgestauter Wut erschlägt. Wir lernen den Psychopathen Ya Ru in der Pekinger Gegenwart kennen, bei dem dann alles zusammenkommt: Er ist ein Nachfahre Sans, dessen verbittertes Tagebuch er gelesen hat, er ist ein erfolgreicher korrupter Unternehmer mit Beziehungen zu höchsten Regierungskreisen, er will die chinesische Kooperation mit Afrika für seine Interessen ausbeuten, und er hat eine idealistische Schwester in der Partei, die noch an Solidarität glaubt und diese für ein Erbe Maos hält.

In den restlichen beiden Teilen werden dann die solchermaßen aufgehängten Handlungsfäden abgespult. Eine schwedische Richterin namens Birgitta Roslin kommt der unglaublichen Rachegeschichte auf die Spur und gerät in Peking in die Fänge von Geheimdiensten. Der psychopathische Kapitalist und Massenmörder bringt in Afrika seine gerechtigkeitsliebende Schwester um und wird in der Londoner Chinatown seinerseits von deren Sohn erschossen. "Es war größer, tiefer, rätselhafter, als sie sich vorstellen konnten", denkt Roslin einmal. "Eigentlich wussten sie nichts."

Als Verdienst könnte man dem Buch anrechnen, dass es den fatalen Zusammenstoß Chinas mit Europa im neunzehnten Jahrhundert, ohne den seine Gegenwart nicht zu verstehen ist, in eine eingängige dramatische Form bringt. Dem Leser drängen sich Fragen auf, die ins Zentrum der heutigen Veränderungen zielen: Ist sich der Westen überhaupt seiner Verstrickung in Chinas bis heute fortwirkender Geschichte bewusst? Lassen sich die tiefsitzenden Traumata friedlich bewältigen? Wiederholt China mit seinen afrikanischen Aktivitäten den westlichen Imperialismus? Und kann das Land inmitten seines nationalen Aufstiegs und des internationalen Kapitalismus sein Gerechtigkeitsproblem lösen?

Zur letzten Frage nimmt das Buch eine vom Mainstream deutlich abweichende Position ein: gegen die Marktliberalen innerhalb der chinesischen Regierung und für jene solidarischen Kräfte, die der Roman im Sinne der gerechtigkeitsliebenden Schwester für eine Errungenschaft der Revolution hält. Mankell versucht sich dabei mit der gleichen Selbstverständlichkeit in die Gedanken und Gefühle von Pekinger Parteistrategen wie die von schwedischen Provinzpolizeikommissarinnen hineinzuversetzen.

Das aber geht gründlich schief. Die Chinesen in diesem Roman reden zwar bisweilen in blumigen Bildern; ansonsten aber unterscheiden sich Sprache, Denk- und Erlebniswelt kein bisschen untereinander und von dem, was ohnehin täglich in der Zeitung steht. Es ist, als sprächen und empfänden alle gerade so, als würden sie einen Artikel über China mit verteilten Rollen vorlesen.

"Sie bewegte sich in einer Stadt, die in hektischer Verwandlung begriffen war", heißt es da, wenn eine Schwedin Peking betritt und kurz danach natürlich auch noch akute Identitätsauflösungsgefühle im Menschengewimmel bekommt. Die vielen Toten, die waghalsigen Konstruktionen und hochsymbolischen Zufälle des Romans sind auch nicht dazu angetan, diesen Mief zu durchlüften, eher steigern sie ihn noch ins Surreale. Es bleibt die pädagogische Absicht, aber leider glaubt man ihr nicht.

MARK SIEMONS

Henning Mankell: "Der Chinese". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Wolfgang Butt. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2008. 606 S., geb., 24,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In recht deutliche Worte fasst Mark Siemons seine Ablehnung von Henning Mankells "Der Chinese": Als Krimi oder Polit-Thriller könne er das weitgehend wenig originelle Buch nicht bezeichnen, dazu ging ihm in diesem "Gefühlte-Geschichte-mit-aktuellen-Auswirkungen-Roman" die Handlung zu schleppend voran. Mit den "aktuellen Auswirkungen" meint der Rezensent die Morde, die ein psychopathischer Chinese an Schweden begeht, um sich für das Unrecht, das seine Vorfahren vor 150 Jahren durch Schweden erlitten haben, zu rächen. Der (einzige) Vorzug des Romans besteht für den Kritiker darin, dass er die chinesisch-europäische Beziehung im 19. Jahrhundert eingängig thematisiert und dadurch Fragen aufwirft. Aber diese pädagogische Absicht sieht Mark Siemons durch den surrealen "Mief" und die eindimensionale Darstellung der Chinesen desavouiert.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Genial!"