Hart, clever und packend:
"Der Gerechte" zeigt den Meister des Justizthrillers in Höchstform
Sebastian Rudd ist kein typischer Anwalt. Seine Kanzlei ist ein Lieferwagen, eingerichtet mit Bar, Kühlschrank und Waffenschrank. Er arbeitet allein, sein einziger Vertrauter ist sein Fahrer, der zudem als Leibwächter und Golfcaddie fungiert. Sebastian Rudd verteidigt jene Menschen, die andere als den Bodensatz der Gesellschaft bezeichnen. Warum? Weil er Ungerechtigkeit verabscheut und überzeugt ist, dass jeder Mensch einen fairen Prozess verdient.
Über 270.000 verkaufte Grisham-Hörbücher von Charles Brauer!
(2 mp3-CDs, Laufzeit: 11h 55)
"Der Gerechte" zeigt den Meister des Justizthrillers in Höchstform
Sebastian Rudd ist kein typischer Anwalt. Seine Kanzlei ist ein Lieferwagen, eingerichtet mit Bar, Kühlschrank und Waffenschrank. Er arbeitet allein, sein einziger Vertrauter ist sein Fahrer, der zudem als Leibwächter und Golfcaddie fungiert. Sebastian Rudd verteidigt jene Menschen, die andere als den Bodensatz der Gesellschaft bezeichnen. Warum? Weil er Ungerechtigkeit verabscheut und überzeugt ist, dass jeder Mensch einen fairen Prozess verdient.
Über 270.000 verkaufte Grisham-Hörbücher von Charles Brauer!
(2 mp3-CDs, Laufzeit: 11h 55)
buecher-magazin.deBei Grisham weiß man, was man hat: einen exzellenten Plot, verpackt in laue Sprache. Und das seit fast 30 Jahren. Fraglos hätte der US-Bestsellerautor einen ausgezeichneten Drehbuchschreiber abgegeben. Die besten Zeiten scheint der Meister des Justizthrillers aber hinter sich zu haben. Nun wagt er sich noch einmal auf unbekanntes Terrain: Der Plot sitzt, die Sprache bleibt solide blass, doch Grisham schlägt einen ungewöhnlich düsteren Ton an. Sein Antiheld, der selbstgerechte Anwalt Rudd, verteidigt all diejenigen, die gemeinhin dem moralischen "Abschaum" zugerechnet werden. Aus Angst vor Racheakten verlagert er seine "Kanzlei" in einen kugelsicheren Van; Waffenschrank inklusive. Grisham hat bereits angedeutet, dass Rudd sein erster Serienheld werden könnte. Klingt fast, als habe er die Fernsehverfilmung schon im Hinterkopf. Dass man sich auch als Hörbuchfan auf mehr freuen darf, liegt vor allem an Charles Brauer. Er sorgt mit rauem Timbre für den passenden, schmutzigen Sound. Egal ob alte Männer, junge Frauen oder Kinder: Ohne zu überziehen, konturiert er die Figuren mit feinen Nuancen. Nur selten fehlt seinem blitzsauberen Vortrag ein wenig die Verve.
© BÜCHERmagazin, Stefan Volk (smv)
© BÜCHERmagazin, Stefan Volk (smv)
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2016Schurkenanwalt,
Anwaltsschurke
John Grisham schickt einen
trickreichen Verteidiger auf Tour
Nie ging es bei John Grisham so turbulent und komisch zu wie bei der Hinrichtung von Link Scanlon. Als dessen letztes Stündlein geschlagen hat, nagt er noch an den Resten der Henkersmahlzeit und lässt durchblicken, dass er seinen Anwalt für einen Versager hält. Doch was hätte der tun können? Bei Richtermord lässt sich Justitia nicht erweichen. Während Todeskandidat und Verteidiger miteinander Karten spielen, werden sie wiederholt von Justizmitarbeitern gestört, die hektisch und schwer bewaffnet ins Zimmer stürmen. Jedes Mal hektischer, jedes Mal schwerer bewaffnet. In verschiedenen Gerichten sind Brandbomben hochgegangen; rund um den Todestrakt tobt inzwischen eine Gefangenenrevolte. Endlich wird die Kontrollwut der Wächter belohnt. „,Er ist weg! Er ist weg!‘, brüllten sie. ,Seht auf dem Dach nach!‘“ Aber Scanlon bleibt weg. Nur seinen Anwalt hat er dagelassen.
Das ist gleich doppelt verwerflich, denn dieser Anwalt heißt Sebastian Rudd und im amerikanischen Originaltitel auch „Rogue Lawyer“, was man sich als Schurkenanwalt oder Anwaltsschurke übersetzen könnte. Rudd nimmt Mandate auf robuste Weise wahr, verteidigt echte Richtermörder und vermeintliche Kinderschänder und hat sich damit viele Sympathien verscherzt. Nach einem Bombenanschlag hat er sich deshalb einen gepanzerten Van zugelegt, in dem ein Hüne namens „Partner“ als Chauffeur, Leibwächter und Anwaltsgehilfe agiert. Und wie es aussieht, ist er gekommen, um zu bleiben. Grisham hat schon mal durchblicken lassen, dass Rudd sein erster Serienheld werden solle. Das erklärt das Anekdotische dieses Buchs, dessen Erzählungen sich nur lose zum Roman verbinden.
Obwohl viel beschäftigt und immer auf Achse, darf für Rudd ein kollegialer Gruß an Michael Connelly nicht fehlen. Dessen „Lincoln Lawyer“ Mickey Haller hat die mobile Kanzlei in den Kriminalroman eingeführt. Rudd liest Connellys Bücher zum spätabendlichen Bourbon. Doch obwohl er es hier auch mit einem leibhaftigen Psychopathen zu tun bekommt, entsteht Spannung nicht so sehr wie bei Connelly aus Kriminalfällen. Spannung entsteht bei Grisham vor allem aus dem skandalösen Gegensatz von Rechtspraxis und Rechtsempfinden.
Für Polizisten, Staatsanwälte und besorgte Bürger ist Rudd ein Hassobjekt, ein Rechtsverdreher, der seine Klienten mit miesen Tricks freikämpft. Für Rudd selbst und Grishams Leser ist er der Mann, der einer korrumpierten Justiz mit ihren eigenen schmutzigen Mitteln Paroli bietet. Es gebe schlechte Gesetze, die von ahnungslosen Leuten geschrieben wurden, sagt Rudd. Gesetze, nach denen ein biederer Bürger, der nachts in seinem Haus von einem Sturmtrupp der Polizei überfallen worden ist, dessen Frau und Hunde erschossen wurden, sich einer Anklage wegen versuchten Polizistenmordes ausgesetzt sieht, während Beamte im Einsatz vor jeder Strafverfolgung geschützt seien.
Man wünschte sich mehr Autoren, die so anschaulich und spannend über Recht und Rechtspraxis zu schreiben verstehen wie John Grisham. Nur kann er es einfach zu gut. Wer nach der Lektüre seiner Romane glaubt, nun selbst vor Gericht ziehen zu können, dem kann es ergehen wie dem Herrn von der Mancha mit seinen Ritterromanen. Das Kleingedruckte, die Paragrafen, Fußnoten und Kommentare, ohne die es in der Praxis nicht geht, fehlen, und in welchem Bundesstaat welche schlechten Gesetze gelten, wird leider nicht näher erläutert. Vor Gericht und beim Kampf um Gerechtigkeit generell ist man in der Hand Gottes immer noch besser aufgehoben als in der Grishams. Aber erzählen, das kann er.
ULRICH BARON
John Grisham: Der Gerechte. Roman. Aus dem Englischen von Kristiana Dorn-Ruhl, Bea Reiter und Imke Walsh-Araya. Heyne, München 2016. 416 Seiten, 22,99 Euro. E-Book 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Anwaltsschurke
John Grisham schickt einen
trickreichen Verteidiger auf Tour
Nie ging es bei John Grisham so turbulent und komisch zu wie bei der Hinrichtung von Link Scanlon. Als dessen letztes Stündlein geschlagen hat, nagt er noch an den Resten der Henkersmahlzeit und lässt durchblicken, dass er seinen Anwalt für einen Versager hält. Doch was hätte der tun können? Bei Richtermord lässt sich Justitia nicht erweichen. Während Todeskandidat und Verteidiger miteinander Karten spielen, werden sie wiederholt von Justizmitarbeitern gestört, die hektisch und schwer bewaffnet ins Zimmer stürmen. Jedes Mal hektischer, jedes Mal schwerer bewaffnet. In verschiedenen Gerichten sind Brandbomben hochgegangen; rund um den Todestrakt tobt inzwischen eine Gefangenenrevolte. Endlich wird die Kontrollwut der Wächter belohnt. „,Er ist weg! Er ist weg!‘, brüllten sie. ,Seht auf dem Dach nach!‘“ Aber Scanlon bleibt weg. Nur seinen Anwalt hat er dagelassen.
Das ist gleich doppelt verwerflich, denn dieser Anwalt heißt Sebastian Rudd und im amerikanischen Originaltitel auch „Rogue Lawyer“, was man sich als Schurkenanwalt oder Anwaltsschurke übersetzen könnte. Rudd nimmt Mandate auf robuste Weise wahr, verteidigt echte Richtermörder und vermeintliche Kinderschänder und hat sich damit viele Sympathien verscherzt. Nach einem Bombenanschlag hat er sich deshalb einen gepanzerten Van zugelegt, in dem ein Hüne namens „Partner“ als Chauffeur, Leibwächter und Anwaltsgehilfe agiert. Und wie es aussieht, ist er gekommen, um zu bleiben. Grisham hat schon mal durchblicken lassen, dass Rudd sein erster Serienheld werden solle. Das erklärt das Anekdotische dieses Buchs, dessen Erzählungen sich nur lose zum Roman verbinden.
Obwohl viel beschäftigt und immer auf Achse, darf für Rudd ein kollegialer Gruß an Michael Connelly nicht fehlen. Dessen „Lincoln Lawyer“ Mickey Haller hat die mobile Kanzlei in den Kriminalroman eingeführt. Rudd liest Connellys Bücher zum spätabendlichen Bourbon. Doch obwohl er es hier auch mit einem leibhaftigen Psychopathen zu tun bekommt, entsteht Spannung nicht so sehr wie bei Connelly aus Kriminalfällen. Spannung entsteht bei Grisham vor allem aus dem skandalösen Gegensatz von Rechtspraxis und Rechtsempfinden.
Für Polizisten, Staatsanwälte und besorgte Bürger ist Rudd ein Hassobjekt, ein Rechtsverdreher, der seine Klienten mit miesen Tricks freikämpft. Für Rudd selbst und Grishams Leser ist er der Mann, der einer korrumpierten Justiz mit ihren eigenen schmutzigen Mitteln Paroli bietet. Es gebe schlechte Gesetze, die von ahnungslosen Leuten geschrieben wurden, sagt Rudd. Gesetze, nach denen ein biederer Bürger, der nachts in seinem Haus von einem Sturmtrupp der Polizei überfallen worden ist, dessen Frau und Hunde erschossen wurden, sich einer Anklage wegen versuchten Polizistenmordes ausgesetzt sieht, während Beamte im Einsatz vor jeder Strafverfolgung geschützt seien.
Man wünschte sich mehr Autoren, die so anschaulich und spannend über Recht und Rechtspraxis zu schreiben verstehen wie John Grisham. Nur kann er es einfach zu gut. Wer nach der Lektüre seiner Romane glaubt, nun selbst vor Gericht ziehen zu können, dem kann es ergehen wie dem Herrn von der Mancha mit seinen Ritterromanen. Das Kleingedruckte, die Paragrafen, Fußnoten und Kommentare, ohne die es in der Praxis nicht geht, fehlen, und in welchem Bundesstaat welche schlechten Gesetze gelten, wird leider nicht näher erläutert. Vor Gericht und beim Kampf um Gerechtigkeit generell ist man in der Hand Gottes immer noch besser aufgehoben als in der Grishams. Aber erzählen, das kann er.
ULRICH BARON
John Grisham: Der Gerechte. Roman. Aus dem Englischen von Kristiana Dorn-Ruhl, Bea Reiter und Imke Walsh-Araya. Heyne, München 2016. 416 Seiten, 22,99 Euro. E-Book 18,99 Euro.
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"Niemand versteht es heute besser, seine Leser gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt in Wallungen zu bringen." Süddeutsche Zeitung