Gottfried Keller erzählt in seinem Bildungsroman „Der grüne Heinrich“ die stark autobiografisch geprägte Lebensgeschichte des jungen Heinrich Lee, der wegen seiner uniformgrünen Jacken und Röcklein „grüner Heinrich“ genannt wird. Kindheitserinnerungen, Wahrheit und Dichtung flossen ineinander. Ein
einsamer junger Mann verlässt seine Schweizer Vaterstadt; er bricht auf, um in der Großstadt Maler zu…mehrGottfried Keller erzählt in seinem Bildungsroman „Der grüne Heinrich“ die stark autobiografisch geprägte Lebensgeschichte des jungen Heinrich Lee, der wegen seiner uniformgrünen Jacken und Röcklein „grüner Heinrich“ genannt wird. Kindheitserinnerungen, Wahrheit und Dichtung flossen ineinander. Ein einsamer junger Mann verlässt seine Schweizer Vaterstadt; er bricht auf, um in der Großstadt Maler zu werden. Ein Aufbruch in eine bisher unbekannte und vielfältige Bürgerwelt, dabei ist das Ziel ungewiss. Nachdem sich der erhoffte Erfolg nicht eingestellt hat und er keinen geeigneten Platz in der Gesellschaft gefunden hat, kehrt der grüne Heinrich schließlich als gescheiterte Existenz in sein Dorf zurück. Am Ende stirbt er „in selbstquälerischer Reue über die Vernachlässigung seiner Mutter“
Keller distanzierte sich bald heftig von seiner ersten Fassung und unterwarf den Roman einer grundlegenden Umarbeitung („Die Hand möge verdorren, welche je die alte Fassung wieder zum Abdruck bringt.“) und legte eine Neufassung des „Grünen Heinrich“ vor. U.a. wurde der dunkle Schluss der ersten Fassung gemildert: Heinrich stirbt nicht, sondern nimmt ein Amt im Staatsdienst an und findet in der verführerischen Witwe Judith eine treue Begleiterin. Heinrichs individuelle Tragik wird durch die Arbeit für das Gemeinwohl ersetzt. Außerdem nahm Keller Streichungen und Entschärfungen von polemischen Stellen gegen Staat und Kirche vor. Die beiden Fassungen zeigen nicht nur Kellers gereifte Einsichten, sondern auch die Emanzipation des Individuums sowie das gestiegene Bewusstsein des Bürgertums.
Im Audio Verlag liegt nun eine ungekürzte Lesung (knapp 30 Stunden) des Romans auf drei mp3-CDs vor. Es ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks aus dem Jahr 1976 - gelesen von dem Radiosprecher Baldur Seifert. Da es sich um eine Lesung der ersten Romanfassung handelt, hat man die Möglichkeit diese Erstfassung, die heute kaum noch verlegt wird, kennenzulernen. Danke an den Verlag.