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"Es liegt an uns, ob Liebe ewig währt"
Für Irina ist der neue Job ein Glücksfall. Die junge Frau soll für die Millionärin Alma Belasco als Assistentin arbeiten. Mit einem Schlag ist sie nicht nur ihre Geldsorgen los, sondern gewinnt auch eine Freundin, wie sie noch keine hatte: extravagant, überbordend, mitreißend und an die achtzig. Doch bald spürt sie, dass Alma verwundet ist. Eine Wunde, die nur vergessen scheint, wenn eines der edlen Kuverts im Postfach liegt. Aber wer schreibt Woche um Woche diese Liebesbriefe? Und von wem stammen all die Blumen? Auch um sich von den eigenen…mehr

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Produktbeschreibung
"Es liegt an uns, ob Liebe ewig währt"

Für Irina ist der neue Job ein Glücksfall. Die junge Frau soll für die Millionärin Alma Belasco als Assistentin arbeiten. Mit einem Schlag ist sie nicht nur ihre Geldsorgen los, sondern gewinnt auch eine Freundin, wie sie noch keine hatte: extravagant, überbordend, mitreißend und an die achtzig. Doch bald spürt sie, dass Alma verwundet ist. Eine Wunde, die nur vergessen scheint, wenn eines der edlen Kuverts im Postfach liegt. Aber wer schreibt Woche um Woche diese Liebesbriefe? Und von wem stammen all die Blumen? Auch um sich von den eigenen Lebenssorgen abzulenken, folgt Irina den Spuren, und es beginnt eine abenteuerliche Reise bis weit in die Vergangenheit.

(6 CDs, Laufzeit: 7h 8)
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Isabel Allende, 1942 in Lima (Peru) geboren, arbeitete als Journalistin und Schriftstellerin in Chile und engagierte sich schon früh für Frauenrechte. Als Salvador Allende, ein Cousin ihres Vaters und Präsident Chiles, 1973 bei einem Militärputsch ums Leben kam, floh sie nach Venezuela, wo sie dreizehn Jahre lebte. Hier entstand ihr erster, weltberühmter Roman 'Das Geisterhaus' (dt. 1984). Es folgten viele weitere Romane. Im Hörverlag erschienen zuletzt 'Amandas Suche' (2014), 'Der japanische Liebhaber' (2015), 'Ein unvergänglicher Sommer' (2018), 'Dieser weite Weg' (2019), 'Was wir Frauen wollen' (2021) und 'Violeta' (2022). Isabel Allende lebt heute mit ihrer Familie in Kalifornien.
Trackliste
CD 1
1Lark house00:00:12
2Lark house00:05:54
3Lark house00:06:39
4Der Franzose00:05:42
5Der Franzose00:05:58
6Alma Belasco00:06:19
7Alma Belasco00:07:56
8Der unsichtbare Mann00:04:38
9Der unsichtbare Mann00:06:13
10Das polnische Mädchen00:06:26
11Das polnische Mädchen00:05:54
12Das polnische Mädchen00:06:54
13Alma, Nathaniel und Ichimei00:04:36
14Alma, Nathaniel und Ichimei00:05:33
CD 2
1Irina Bazili00:04:34
2Irina Bazili00:04:32
3Seth Belasco00:07:53
4Die Fukudas00:06:33
5Die Fukudas00:05:51
6Die Fukudas00:06:29
7Die gelbe Gefahr00:06:20
8Die gelbe Gefahr00:06:34
9Irina, Alma und Lenny00:06:22
10Irina, Alma und Lenny00:04:40
11Irina, Alma und Lenny00:05:25
CD 3
1Die Gefangenen00:06:31
2Die Gefangenen00:07:16
3Arizona00:03:53
4Arizona00:04:50
5Boston00:04:49
6Boston00:04:42
7Boston00:05:39
8Auferstehung00:06:56
9Auferstehung00:07:43
10Das Schwert der Fukudas00:06:20
11Das Schwert der Fukudas00:06:24
12Das Schwert der Fukudas00:05:38
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.09.2015

Nicht ohne meinen Samurai
Groschenromanödnis: Isabel Allende erzählt aufs Neue von der Kraft der Liebe

Wer dreihundert Seiten lang Geduld für die lähmend gewöhnliche, in Rückblickschleifen erzählte Liebesbiographie von Alma Belasco aufbringt, erfährt, dass die leidenschaftslos mit ihrem Cousin verheiratete, ihrem feurigen japanischen Geliebten nachtrauernde Frau aus besseren Verhältnissen einst versuchte, ihr Sexualleben wenigstens auf Reisen ein wenig auf Trab zu bringen, denn schließlich sei dies wichtig für das Wohlbefinden: "Durch derlei Überlegungen wurde jede sexuelle Begegnung zu einer weiteren Aufgabe, die erledigt werden musste."

Mit diesem Satz hat die Autorin selbst die treffendste Beschreibung für den Eindruck gefunden, den dieser Roman beim Leser hinterlässt: Es wird hier laufend abgehakt, Szene um Szene, Erzählstrang um Erzählstrang, Emotion um Emotion, und das im schüttersten Stil. Entworfen sind die eher platt durch das Amor-vincit-omnia-Leitmotiv verschnürten Biographien - sicher ein Dutzend an der Zahl - dabei bis ins uninteressanteste Detail: Wir werden geradezu erschlagen durch den Plot, blättern durch eine Drehbuchskizze für eine ganze Vorabend-Soap. Doch nichts von erzählerischer Bravour ist in diesem Buch, kein Wagnis, kein Geheimnis, nur Groschenromanödnis und kalkulierte kleine Überraschungen.

Isabel Allende, die chilenische Bestsellerfee mit dem übergroßen ererbten Namen, hat sich neben ihren Jugendbüchern mit hausbackenen Romanen nach eigenem Rezept einen Namen gemacht: magisch-realistische Familienerzählungen am Rande des Kitsches, die früher immerhin zur gehobenen Unterhaltung gezählt werden konnten. Zuletzt ist die Autorin jedoch zusehends verpilchert, und auch der neue Roman muss trotz einiger lehrbuchartiger Ausgriffe in die Historie - Drangsalierung von Japanern in den Vereinigten Staaten zu Zeiten des Pazifik-Kriegs; ein in seiner Abgegriffenheit fast schon schäbiger Blick in die nationalsozialistischen Konzentrationslager - zum Genre der Schmalzliteratur gerechnet werden.

Als Erzählgerüst dient eine lustlos ausgedachte Rahmenhandlung, die vielleicht deshalb so misslungen wirkt, weil Isabel Allende verständliche Probleme damit hat, Armut zu schildern: "Die Laken waren sauber, wie das übrige Zimmer auch, denn von ihren Großeltern hatte sie gelernt, dass Armut keine Entschuldigung dafür sein kann, dass man nicht putzt." Irina Bazili soll dabei mehr sein als nur die Quasi-Erzählerin (geschrieben ist das Buch in dritter Person), nämlich eine Spiegelung der Hauptfigur: vor einem Trauma auf der Flucht und erlösungsbedürftig. Doch das vermittelt sich nur in Ansätzen. Die junge Frau aus Moldau hat jedenfalls furchtbare Erfahrungen hinter sich, von denen wir im Laufe des Buches alles erfahren - kein Geheimnis auch hier. Sie findet einen Job in einem Altenheim, wo sie zum Sehnsuchtsziel von Lustgreisen wird und sich mit der elitären Seniorin Alma anfreundet. Bald ist auch Almas Enkel Seth hinter Irina her, wird aber von ihr auf Abstand gehalten: "Dieser Mann bot ihr eine Liebe wie aus einem Schnulzenroman, aber sie konnte sie nicht annehmen." Dass Alma geheimnisvolle Liebesbriefe erhält, stachelt indes die Neugier von Seth und Irina an. Gemeinsam spüren sie Almas Lebensgeschichte nach. Natürlich will Seth, der sich für einen Dichter hält, ein Buch über seine Großmutter schreiben - sonst hätte man schließlich das handelsüblichste Motiv schlechter Rahmenhandlungen ausgelassen.

Und so stößt man bald auf den Japaner Ichimei, mit dem Almas Lebensgeschichte verflochten ist. Der Sohn des Gärtners der Belascos freundete sich bereits als Kind mit Alma an, die bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von ihren Eltern - polnischen Juden, später in Treblinka ermordet - zu den so reichen wie gutherzigen amerikanischen Verwandten gegeben wurde. Eine Verbindung ihres Schützlings mit einem Japaner hätten aber wohl auch die Belascos nicht billigen können. Wie genau sich die Phasen der Zu- und Abneigung zwischen Alma und Ichi verteilen, welche Rolle dabei ein Beau namens Lenny spielt, weshalb Alma schließlich zur Ehefrau des Sohns der Belascos wird und wieso sie urplötzlich beschließt, ihren Lebensabend in der Seniorenresidenz zu verbringen, das möge nachlesen, wen es interessiert.

Erwähnt sei aber noch, mit welcher völker- und geschlechterpsychologischen Nonchalance hier operiert wird: Ichimeis Vater, für seine Gartenarrangements lebend, begegnet allen Demütigungen mit fernöstlichem Stoizismus. Er verachtet die "Großspurigkeit und materialistische Weltsicht der Amerikaner". Seine Angst, die eigenen Söhne könnten zu Kaugummiwiederkäuern verkommen, ist zumindest im Falle des Jüngsten unbegründet. Denn der japanische Liebhaber ist von kühler Eleganz: Eine "erlesene innere Beschaffenheit" weise er auf, schreibt Allende, sei aber gleichwohl ein "Mann der hitzigen Liebe, der erotischen Einfälle". Seine Briefe sind "wie stilles, klares Wasser", während Alma, die Osteuropäerin, berauscht ihre ganze Leidenschaft herauslässt. Als dann noch das unvermeidliche Samuraischwert auftaucht, "aus dem besten, sechzehn Mal gefalteten Stahl getrieben", kann nur mehr konstatiert werden, dass hier eine Romanhandlung Harakiri begangen hat.

OLIVER JUNGEN

Isabel Allende: "Der japanische Liebhaber". Roman.

Aus dem Spanischen von Svenja Becker. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015. 336 S., geb., 21,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.10.2015

Wenn die Seeanemone sich öffnet
Mit ihrem neuen Roman „Der japanische Liebhaber“ wird die chilenische Autorin Isabel Allende endgültig zur ernsthaften Konkurrenz für Paulo Coelho
Als Isabel Allende 1982 ein Exemplar ihres ersten gedruckten Romans in Händen hielt, „La casa de los espíritus“, da fühlte sie so etwas wie Berufung: „Das ist es, was ich für den Rest meines Lebens machen will.“ Auf Deutsch erschien „Das Geisterhaus“ im Jahr 1984. Wer sich hin und wieder durchringt, einen weiteren Allende-Roman zu lesen, weiß, dass sie damals, 1982, eine folgenschwere Entscheidung getroffen hat, nicht nur für sich, sondern auch für ihre Leserinnen und Leser. Denn „Die Königin der Gefühle“, zu der sie El Mundo einst erkoren hat, ist in Wahrheit „Die Königin des Kitsches“.
  Mit den Jahren hat sie ihre sprachliche Soap-Technik vervollkommnet. Doch noch nie war Allende so vollkommen wie heute, in ihrem Roman „Der japanische Liebhaber“. In „Mayas Tagebuch“ noch, vor ein paar Jahren, konnte man sich wenigstens da und dort festhalten, weil Allende streckenweise das Genre des härteren US-Krimis ausprobierte. Davon ist nichts mehr übrig geblieben. Der neue Roman ist Trivialliteratur, und das Beste, was man darüber sagen kann, ist, dass sie ihn gnadenlos heruntererzählt. „Ich glaube, dass auch mein neues Buch“, schreibt Allende in einer Art Beipackzettel, „so etwas wie einen epischen Atem hat.“ Schön gesagt. Aber ich glaube das nicht. Dazu nämlich fehlt es an allem, an Verdichtung, an Witz, an Erregung, an Wagemut. Stattdessen ruft sie ein Thema nach dem anderen auf, da sie ja einen sehr zeitgenössischen Roman schreiben will. Mithilfe von Rückblenden rafft sie einiges zusammen: Juden, Holocaust, Rassismus, Pearl Harbor, Internierungslager für Japaner, Inzest, Demenz, die Schwulen von San Francisco, Aids, Sterbehilfe, Kindesmissbrauch und Kinderpornografie im Internet.
In einer Residenz für Senioren lernt die junge Pflegerin Irina die gut 80-jährige Alma kennen, sie gewinnt ihr Vertrauen, und nach und nach erfährt man so Almas Geschichte. Als Kind vor den Nazis aus Polen geflohen, wächst sie in einem großbürgerlichen Anwesen bei Verwandten auf, mit Blick auf die San Francisco Bay. Früh verliebt sie sich in den Sohn des Gärtners, der später zu ihrem japanischen Liebhaber wird und es zeitlebens bleibt.
  Mit Allende gesagt: „Es liegt an uns, ob die Liebe ewig währt.“ In dem Kapitel, das „Die Liebe“ heißt, müsste „Die Königin der Gefühle“ in ihrem Element sein, aber sie lässt es kitschig missraten, dass man den Glauben an die Liebe ganz zu verlieren droht. Sex wirkt hier wie ein Opfer endloser Diskurse, die das Männliche und das Weibliche ins Neutrale verwischt haben. Der Rest ist Behauptung.
  In einem Interview mit der kolumbianischen Zeitung El Tiempo gibt Isabel Allende vor, sie habe die verschwiegene Geschichte der Konzentrationslager für Japaner in den Vereinigten Staaten aufgedeckt. Zum Spaß könnte man die Worte „concentration camps japanese USA“ in die Suchmaschine eingeben. Worauf man 2 440 000 Verweise erhielte. Verschwiegene Geschichte schaut anders aus. Trotzdem, in den Abschnitten, da Allende den Alltag der Camps beschreibt, weckt sie etwas Aufmerksamkeit, was ihr sonst, was immer sie vorbringt, nur schwer gelingt. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor 1941, der 2500 Menschenleben forderte, erklärte Präsident Roosevelt Japan den Krieg.
  Um den potenziellen Feind im Landesinneren unschädlich zu machen, internierten die Vereinigten Staaten alle japanischstämmigen Menschen in Lagern, gesichert durch Stacheldraht, Wachtürme und bewaffnete Soldaten. Mit der herrschenden Politik im Rücken gedieh die übliche Hetze: „Eine Viper bleibt eine Viper, egal, wo sie ihre Eier ablegt.“ Selbst ein Japaner mit US-Pass galt damals als Viper. „Die Königin der Gefühle“ aber bringt es fertig, dass eine süße Japanerin einem ritterlichen Wachmann verfällt.
Ungewollt wird Alma von ihrem japanischen Liebhaber schwanger. Da sie das Kind nicht haben will, fährt sie mit einem Bündel Banknoten nach Tijuana. „Mexiko wartete mit allen Klischees auf.“ Was, bitte, soll das heißen? Ist es eine Entschuldigung, eine Welt voller Klischees nur mit literarischen Klischees beantworten zu können? Es sieht ganz danach aus, denn kurz darauf erzählt Allende ihre Mexiko-Klischees herunter; sie lässt nicht mal die Flasche Tequila aus, die der Arzt der schwangerschaftsabbruchwilligen Alma zur Betäubung hinhält.
  Als Klischee-Spürhund kommt man bei Allende nicht zur Ruhe. Da ist zum Beispiel Irina, die Altenpflegerin. Sie ist, ihrer Mutter folgend, als Kind aus Moldawien eingereist. Was erscheint beim Stichwort Moldawien im Horizont der Isabel Allende? Genau. Sex, Sex, Sex, und zwar Sexsklavinnen-Sex. Die Mutter ist im Bordell zur Hure gemacht worden, die Tochter wird vom Stiefvater missbraucht, vor der Videokamera, damit die Lüstlinge im Internet ihr Vergnügen haben an einem scheuen, kleinen, flachbrüstigen Mädchen.
  Mein Exemplar von „Der japanische Liebhaber“ ist mit Gekritzel versehen. Ein ums andere Mal hab ich „oje“ an den Rand geschrieben. Kurzzeitig spielte ich mit dem Gedanken, diese Besprechung mit Oje-Zitaten zu bestreiten, mit nichts als Allende im Original: „Sie spürte, wie etwas in ihrem Inneren zersprang, es hörte sich an wie ein Tonkrug, der in Scherben geht, und ihr dankbares Herz wurde größer, weitete sich, öffnete sich wie eine Seeanemone im Meer.“ Oder: „Manchmal schaute der Mond kurz bei ihr vorbei, ehe er seinen Weg fortsetzte, aber heute war keine dieser gesegneten Nächte.“ Oder auch: „In Topaz hatte sie bei etlichen Geburten geholfen und bei jedem Neugeborenen die gleiche überbordende Freude empfunden, die einer göttlichen Offenbarung so nah kam, wie sie glaubte, ihr kommen zu können.“
  „Sie ist der chilenische Paulo Coelho“, kommentiert ein Leser das El-Tiempo-Interview im Internet. „Hier geht es nicht um Literatur, sondern um Kommerz.“ Es fällt schwer, ihm zu widersprechen. Zwar will Allende die großen Themen haben, aber gleichzeitig dann doch nicht allzu sehr. Insgeheim will sie gar nicht so genau wissen, in welche Nöte ihre Themen den Einzelnen stürzen können. Alles muss leicht verdaulich sein. Nie gräbt sie tiefer als unbedingt nötig. Und darum berührt einen das alles nicht. Irgendwann ist die alte Katze der alten Alma tot. Es heißt, sie liege steif gefroren im Eisschrank. Überlegt wird, die Katze zum Präparator zu bringen, dann könnte sie Alma ins Regal stellen.
  Unternommen wird nichts, weil zu abwegig offenbar und zu pervers. Wer einmal mit einem Tierpräparator gesprochen hat, weiß, dass er in einer Stunde packendere Geschichten erzählen kann als Allende auf 336 Seiten – von dem Paar zum Beispiel, das jahrelang mit einer Python in der Wohnung lebte und, als die Schlange tot war, die Schlangenhaut, weich gegerbt, als Reizwäsche begehrte.
  Der Zeitung El Tiempo sagte Isabel Allende, sie sei offen für alles Mögliche, auch für alles Verrückte und Magische. Wäre das wirklich der Fall, sie schriebe andere Bücher. Doch weil ihr Heruntererzählen keine Verstörung duldet, steht sie, wenn auch erfolgreich, immer nur auf der Schwelle zur Literatur. Schon jetzt ist „Der japanische Liebhaber“ wieder ein Bestseller, auch in Deutschland, während die fabelhafte jüngere lateinamerikanische Literatur, von Lucía Puenzo, Daniel Alarcón oder César Aira, weithin unbeachtet bleibt. Nie wieder werde ich einen Roman von Isabel Allende lesen, es sei denn, sie holt ihre Katze aus dem Eisschrank.
RALPH HAMMERTHALER
Vom zeitweiligen Flirt Allendes
mit dem härteren Krimigenre ist
hier nichts geblieben
Sind Klischees in der
Literatur entschuldbar, wenn die
Wirklichkeit sie liefert?
Einer Zeitung sagte Isabel Allende,
sie sei offen für alles
Magische – ach, wäre es doch so!
  
   
 
Isabel Allende:
Der japanische Liebhaber.
Roman. Aus dem Spanischen
von Svenja Becker. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015.
336 Seiten, 21,95 Euro.
E-Book 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Isabel Allende schreibt stimmungsvoll über eine Liebe, die weit in die Vergangenheit reicht.« Meike Schnitzler Brigitte 20150902