“Ich bin niemand anderer als früher”, sagt sie. “Außer, dass ich einer Verwechslung auf die Spur gekommen bin.” (S.93)
Als Leo seiner Familie erzählt, dass er einen neuen Namen hat und jetzt ein Mädchen ist, ruft dies die unterschiedlichsten Reaktionen hervor. Verständnis und Nachfragen fehlen
darunter jedoch. Eltern und Großeltern entgegen bloß, dass man den eigenen Vornamen doch nicht…mehr“Ich bin niemand anderer als früher”, sagt sie. “Außer, dass ich einer Verwechslung auf die Spur gekommen bin.” (S.93)
Als Leo seiner Familie erzählt, dass er einen neuen Namen hat und jetzt ein Mädchen ist, ruft dies die unterschiedlichsten Reaktionen hervor. Verständnis und Nachfragen fehlen darunter jedoch. Eltern und Großeltern entgegen bloß, dass man den eigenen Vornamen doch nicht wechselt, und dass Leo verwirrt sei.
Doch Leo ist nicht verwirrt, er ist ein Mädchen, ein Mädchen mit Penis, und das Outing am Esstisch ist der Beginn der witzigen und zugleich einfühlsamen Transgendergeschichte eines kleinen Mädchens aus ihrer Sicht und der Reaktionen ihres Umfelds darauf.
Was sich zu Beginn abzeichnet, zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Wie der Titel “Der Katze ist es ganz egal” schon andeutet, sind es in erster Linie die Erwachsenen, die Schwierigkeiten haben Jennifers tatsächliches Geschlecht zu akzeptieren, der Katze ist es egal und Jennifers Klassenkameraden reagieren im ersten Moment vielleicht etwas albern, verwundert oder gar frech, insgesamt können sich die Kinder jedoch schneller und einfacher auf ihre “neue” Klassenkameradin einlassen.
Die innere Zerrissenheit Leos/Jennifers wird gut dargestellt durch die wechselnden Pronomen, die in der Geschichte verwendet werden. Da Leo zu Beginn noch versucht seiner biologischen Rolle nachzukommen, um seine Eltern nicht zu enttäuschen, wird die Figur als “er” bezeichnet.
Im späteren Verlauf wird Jennifer jedoch immer selbstsicherer, nicht zuletzt durch den Rückhalt ihrer Freunde und so tritt im Buch immer häufiger das soziale Geschlecht in den Vordergrund und die Figur erscheint als “sie”.
Das Buch erklärt Transgender kindgerecht und einfach, einfühlsam und mit Humor. Statt wie ein Sachbuch daherzukommen, um den kleinen Lesern Begrifflichkeiten nahe zu bringen, übernimmt diesen Part Jennifers schlaue Freundin Anne. Sie erklärt, was man unter einem biologischen oder sozialen Geschlecht versteht, ohne diese Begriffe überhaupt ins Spiel zu bringen.
Die Geschichte ist trotz, oder auch wegen ihrer Thematik, sehr lustig, was nicht zuletzt auf das Konto der Illustratorin Theresa Strozyk geht, die Franz Orghandls Kinderroman mit genialen Bildern untermalt und ihren Figuren ein Gesicht gegeben hat. Verrückte Szenen werden so noch überspitzter dargestellt und Figuren, die zu Beginn eher engstirnig und ablehnend auf Leos/Jennifers Outing reagieren, auch mal auf die Schippe genommen.
Sehr charmant ist auch das Wiener Flair der Geschichte, welches durch das besondere Vokabular noch hervorgehoben wird. Diese Begriffe wurden für den deutschen Markt unverändert übernommen, aber mit Randbemerkungen innerhalb der Illustrationen für das hiesige Lesepublikum übersetzt.
“Der Katze ist es ganz egal” ist witzig, warmherzig, rührend und stürzt den Leser in ein Wechselbad der Gefühle. Zumindest aus Sicht eines erwachsenen Lesers. Meistens muss man sich die Lachtränen aus den Augen wischen, aber einige Szenen sind so schön und herzerwärmend, dass sich durchaus die eine oder andere “echte” Träne in die Augen verirren kann.
Ich empfehle das Buch allen, die Kinder haben, denen sie das Thema näher bringen möchten, aber auch allen, die selbst mehr Verständnis für Gender entwickeln wollen.
Es ist ein tolles Buch, das Aufklärungsarbeit für ein wichtiges und sensibles Thema leistet, ohne die Moralkeule zu schwingen, sondern stattdessen auf Spaß und Humor setzt.