Eine Geschichte von weisen Frauen und ihren geheimnisvollen Kräften. Eine Geschichte, die in unserer Zeit und unserer Welt ebenso verankert ist wie in der Welt der Magie und des Abenteuers. Seit Menschengedenken verstecken sich die Klans der friedlichen Omar vor den blutrünstigen Odish. Sie warten auf die Ankunft der Auserwählten, die laut der Prophezeiung von O dem erbitterten Krieg der Hexen ein Ende bereiten wird. Nun deuten alle Zeichen darauf hin, dass dieser Zeitpunkt gekommen ist. Die 14-jährige Außenseiterin Anaíd führt mit ihrer Mutter Selene ein zurückgezogenes Leben in einem kleinen Dorf in den Pyrenäen. Sie ahnt nicht, welche Geheimnisse die Frauen ihrer Familie hüten - Bis Selene eines Tages spurlos verschwunden ist und Anaíd mit einer entsetzlichen Wahrheit konfrontiert wird. Ist Selene in der Gewalt der Odish? Entschlossen, ihre Mutter zu retten, macht Anaíd sich auf einen langen Weg voller Gefahren und Entdeckungen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.12.2007Der Krieg der Hexen
„Der Klan der Wölfin”, Fantasy-Roman aus Katalanien
Im Klan der Wölfin dominiert die Weiblichkeit, wenn der Krieg der Hexen tobt. Männer haben da keinen Platz, spielen allenfalls Statistenrollen. George Cukors Filmklassiker Die Frauen von 1939 kommt einem in den Sinn, dessen Protagonistinnen sich ebenfalls heftig bekämpfen. Während es in der Gesellschaftssatire aber – obwohl kein einziger Mann auftritt – ausschließlich um Männer, Ehe und Liebe geht, interessiert die katalanische Autorin Maite Carranza etwas anderes: Was ist Wirklichkeit und was Täuschung? In ihrer auf drei Teile angelegten modernen Hexen-Saga ist nichts, wie es scheint. Der Leser wird gekonnt am Narrenseil geführt – kaum glaubt er mehr zu durchschauen als die Akteurinnen, raubt ihm das nächste Kapitel schon wieder seine Gewissheiten.
Trotz ihrer vierzehn Jahre ist Anaíd so klein wie eine Elfjährige. Sie fühlt sich mickrig und hässlich, von keinem beachtet. „Zwergin Neumalklug” nennen ihre Mitschüler die hochintelligente Außenseiterin abfällig. Als ihre Mutter Selene spurlos verschwindet, kümmern sich einige Freundinnen der Familie und die Großtante um das Mädchen. Von ihnen erfährt Anaíd zum ersten Mal, dass sie dem Klan der friedliebenden Omar-Hexen angehört, die ihre Macht zum Allgemeinwohl einsetzen. Schockiert muss sie erkennen, dass ihre Mutter sie nicht in die Zauberkünste eingeführt, und dazu auch ihre körperliche Entwicklung gehemmt hat!
Ist Selene freiwillig zu den blutrünstigen Odish-Hexen übergelaufen und deren Verlockungen von Reichtum, ewiger Jugend und Unsterblichkeit erlegen? Oder haben die skrupellosen Odish sie entführt, weil Selene anscheinend die Auserwählte ist, die einer Prophezeiung zufolge die Fehde zwischen den verfeindeten Hexenparteien beenden wird? „Warum tat nichts auf der Welt so weh, wie daran zu zweifeln, geliebt zu werden?”. An Verrat will Anaíd nicht glauben und macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter. Jetzt, da ihr Wachstum nicht mehr gedrosselt wird, brodeln ihre Kräfte. Plötzlich versteht sie die Sprache der Tiere und kann mit Geistern sprechen. Sie lernt die Zauberkraft der Entschlossenheit kennen und findet heraus, dass Erfolge in der Magie maßgeblich vom eigenen Selbstvertrauen abhängen.
Die 1958 geborene Maite Carranza gehört in ihrer Heimat zu den erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen. Mit ungemein suggestivem Ton erzählt sie hier von der Weisheit der Frauen. Und bietet darüber hinaus reichlich Identifikationspotential; die Leiden der Pubertät, die Anaíd zu spüren bekommt, kennen Viele aus eigener Erfahrung: „Wenn man wuchs, hatte man anscheinend dauernd schreckliche Lust zu essen und zu heulen”. Manchmal siegen die menschlichen Schwächen der trotteligen bis zickigen Matriarchinnen über die Hexenwürde, und daraus entstehen komische Momente. Anaíds Großtante Criselda zum Beispiel scheint ein hoffnungslos überfordertes, Pralinen futterndes Nervenbündel zu sein und entpuppt sich doch als eine der besten ihres Fachs. (ab 12 Jahre) VERENA HOENIG
Maite Carranza
Der Klan der Wölfin
Aus dem Spanischen von Hanna
Grzimek. Bloomsbury 2007. 414 Seiten, 17,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
„Der Klan der Wölfin”, Fantasy-Roman aus Katalanien
Im Klan der Wölfin dominiert die Weiblichkeit, wenn der Krieg der Hexen tobt. Männer haben da keinen Platz, spielen allenfalls Statistenrollen. George Cukors Filmklassiker Die Frauen von 1939 kommt einem in den Sinn, dessen Protagonistinnen sich ebenfalls heftig bekämpfen. Während es in der Gesellschaftssatire aber – obwohl kein einziger Mann auftritt – ausschließlich um Männer, Ehe und Liebe geht, interessiert die katalanische Autorin Maite Carranza etwas anderes: Was ist Wirklichkeit und was Täuschung? In ihrer auf drei Teile angelegten modernen Hexen-Saga ist nichts, wie es scheint. Der Leser wird gekonnt am Narrenseil geführt – kaum glaubt er mehr zu durchschauen als die Akteurinnen, raubt ihm das nächste Kapitel schon wieder seine Gewissheiten.
Trotz ihrer vierzehn Jahre ist Anaíd so klein wie eine Elfjährige. Sie fühlt sich mickrig und hässlich, von keinem beachtet. „Zwergin Neumalklug” nennen ihre Mitschüler die hochintelligente Außenseiterin abfällig. Als ihre Mutter Selene spurlos verschwindet, kümmern sich einige Freundinnen der Familie und die Großtante um das Mädchen. Von ihnen erfährt Anaíd zum ersten Mal, dass sie dem Klan der friedliebenden Omar-Hexen angehört, die ihre Macht zum Allgemeinwohl einsetzen. Schockiert muss sie erkennen, dass ihre Mutter sie nicht in die Zauberkünste eingeführt, und dazu auch ihre körperliche Entwicklung gehemmt hat!
Ist Selene freiwillig zu den blutrünstigen Odish-Hexen übergelaufen und deren Verlockungen von Reichtum, ewiger Jugend und Unsterblichkeit erlegen? Oder haben die skrupellosen Odish sie entführt, weil Selene anscheinend die Auserwählte ist, die einer Prophezeiung zufolge die Fehde zwischen den verfeindeten Hexenparteien beenden wird? „Warum tat nichts auf der Welt so weh, wie daran zu zweifeln, geliebt zu werden?”. An Verrat will Anaíd nicht glauben und macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter. Jetzt, da ihr Wachstum nicht mehr gedrosselt wird, brodeln ihre Kräfte. Plötzlich versteht sie die Sprache der Tiere und kann mit Geistern sprechen. Sie lernt die Zauberkraft der Entschlossenheit kennen und findet heraus, dass Erfolge in der Magie maßgeblich vom eigenen Selbstvertrauen abhängen.
Die 1958 geborene Maite Carranza gehört in ihrer Heimat zu den erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen. Mit ungemein suggestivem Ton erzählt sie hier von der Weisheit der Frauen. Und bietet darüber hinaus reichlich Identifikationspotential; die Leiden der Pubertät, die Anaíd zu spüren bekommt, kennen Viele aus eigener Erfahrung: „Wenn man wuchs, hatte man anscheinend dauernd schreckliche Lust zu essen und zu heulen”. Manchmal siegen die menschlichen Schwächen der trotteligen bis zickigen Matriarchinnen über die Hexenwürde, und daraus entstehen komische Momente. Anaíds Großtante Criselda zum Beispiel scheint ein hoffnungslos überfordertes, Pralinen futterndes Nervenbündel zu sein und entpuppt sich doch als eine der besten ihres Fachs. (ab 12 Jahre) VERENA HOENIG
Maite Carranza
Der Klan der Wölfin
Aus dem Spanischen von Hanna
Grzimek. Bloomsbury 2007. 414 Seiten, 17,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH