Maria und Henry, die Pastorenfrau und der blinde Musiker, treffen sich nur einmal im Jahr, auf Sylt. Er ist ihr "Novembermann". Doch dann stirbt Maria. Und Hermann, ihr Mann, beginnt, ihre Spur aufzunehmen. Die melancholische Dreiecksgeschichte war als Fernsehfilm ein fulminanter Erfolg. Die Filmautoren haben auch das Hörspiel geschrieben und inszeniert: Mit Michael Mendl und Hans Michael Rehberg wird die Geschichte zum großen Sehnsuchtskino für die Ohren ein Muss für Liebhaber der niveauvollen Liebesgeschichte
CD | |||
1 | Der Novembermann | 00:08:09 | |
2 | Der Novembermann | 00:06:35 | |
3 | Der Novembermann | 00:07:27 | |
4 | Der Novembermann | 00:06:39 | |
5 | Der Novembermann | 00:07:18 | |
6 | Der Novembermann | 00:10:46 | |
7 | Der Novembermann | 00:08:33 | |
8 | Der Novembermann | 00:09:50 | |
9 | Der Novembermann | 00:08:37 | |
10 | Der Novembermann | 00:07:28 |
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.08.2008DAS HÖRBUCH
Zueinander finden
„Novembermann”: Ein Hörspiel um zwei Männer und eine Frau
Zwei alte Hirschbullen krachen aufeinander in dem Hörspiel „Der Novembermann” von Magnus Vattrodt, der das Stück mit dem Regisseur Jobst Oetzmann zuvor schon für den WDR verfilmt hatte. Einer der Hirschbullen ist blind und sammelt Tonaufnahmen anstelle von Fotos – eine ausgezeichnete Vorlage für ein Hörspiel.
Die zwei Männer, die erstmals aufeinandertreffen, weil ihre Frau ums Leben gekommen ist, sind großartig besetzt worden mit Hans Michael Rehberg als Pfarrer im Ruhrgebiet, der elf Monate des Jahres mit Maria (Lena Stolze) zusammenlebt, und mit Michael Mendl als blindem Klavierlehrer an der Nordseeküste, der Maria nur im November und heimlich für sich hat. Beide sprechen mit dem kratzigen Brummen energischer selbstsicherer Typen, die das Leben zu kennen meinen, ihre Köpfe durchsetzen, sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Der Pfarrer hat den Pianisten aufgestöbert als Hinterlassenschaft seiner Frau, die seit zehn Jahren Anfang November angeblich in den Süden reist, um einen Monat für sich allein zu haben. Statt Töpfern in Italien: Liebe auf Sylt.
Rachsüchtig und verzweifelt spielt der Betrogene mit dem Blinden, lässt ihn herumtappen in dem Rätsel, warum Maria in diesem November fernbleibt. Der Pfarrer nimmt Klavierstunden und stöbert im Haus des Rivalen nach den Spuren der geliebten Frau, von der er sich verraten fühlt, bis es zum Streit zwischen den Männern kommt.
Der absurden Geschichte verleiht eine zartfühlende Inszenierung Glaubwürdigkeit. Regisseur Jobst Oetzmann, Dramaturgin Andrea Otte und Komponist Fabian Römer haben einen sehr leichten Klangteppich gewebt, in dem die Musik nicht als Dröhnen über die Stimmen gelegt wird, sondern, ganz traditionell, Gefühlslagen nur ein wenig verstärkt: allein einige Streicher und ein Klavier gehen mit dem Text. Die Nebenrollen umspielen den Konflikt fast dekorativ: Sophie Rogall als talentierte wie vorlaute Schülerin des Pianisten und Lilia Lehner als in ihrer Ehe unglückliche Pfarrerstochter – jedem Greis eine frische junge Hoffnung an die Seite.
Auch das Ende ist zart. Zwei Trauernde finden zueinander. Sie haben gelernt sich zu schätzen, weil sie eine Frau liebten, die sie nicht miteinander konkurrieren ließ, sondern in jedem die besten Saiten zum Klingen brachte.
MARTIN Z. SCHRÖDER
MAGNUS VATTRODT: Der Novembermann. Hörspiel. Regie: Jobst Oetzmann. Mit Hans Michael Rehberg, Michael Mendl, Irene Kugler u.a. 81 min. Produktion: SWR 2004. Hoffmann und Campe, Hamburg 2008. 1 CD, 15,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Zueinander finden
„Novembermann”: Ein Hörspiel um zwei Männer und eine Frau
Zwei alte Hirschbullen krachen aufeinander in dem Hörspiel „Der Novembermann” von Magnus Vattrodt, der das Stück mit dem Regisseur Jobst Oetzmann zuvor schon für den WDR verfilmt hatte. Einer der Hirschbullen ist blind und sammelt Tonaufnahmen anstelle von Fotos – eine ausgezeichnete Vorlage für ein Hörspiel.
Die zwei Männer, die erstmals aufeinandertreffen, weil ihre Frau ums Leben gekommen ist, sind großartig besetzt worden mit Hans Michael Rehberg als Pfarrer im Ruhrgebiet, der elf Monate des Jahres mit Maria (Lena Stolze) zusammenlebt, und mit Michael Mendl als blindem Klavierlehrer an der Nordseeküste, der Maria nur im November und heimlich für sich hat. Beide sprechen mit dem kratzigen Brummen energischer selbstsicherer Typen, die das Leben zu kennen meinen, ihre Köpfe durchsetzen, sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Der Pfarrer hat den Pianisten aufgestöbert als Hinterlassenschaft seiner Frau, die seit zehn Jahren Anfang November angeblich in den Süden reist, um einen Monat für sich allein zu haben. Statt Töpfern in Italien: Liebe auf Sylt.
Rachsüchtig und verzweifelt spielt der Betrogene mit dem Blinden, lässt ihn herumtappen in dem Rätsel, warum Maria in diesem November fernbleibt. Der Pfarrer nimmt Klavierstunden und stöbert im Haus des Rivalen nach den Spuren der geliebten Frau, von der er sich verraten fühlt, bis es zum Streit zwischen den Männern kommt.
Der absurden Geschichte verleiht eine zartfühlende Inszenierung Glaubwürdigkeit. Regisseur Jobst Oetzmann, Dramaturgin Andrea Otte und Komponist Fabian Römer haben einen sehr leichten Klangteppich gewebt, in dem die Musik nicht als Dröhnen über die Stimmen gelegt wird, sondern, ganz traditionell, Gefühlslagen nur ein wenig verstärkt: allein einige Streicher und ein Klavier gehen mit dem Text. Die Nebenrollen umspielen den Konflikt fast dekorativ: Sophie Rogall als talentierte wie vorlaute Schülerin des Pianisten und Lilia Lehner als in ihrer Ehe unglückliche Pfarrerstochter – jedem Greis eine frische junge Hoffnung an die Seite.
Auch das Ende ist zart. Zwei Trauernde finden zueinander. Sie haben gelernt sich zu schätzen, weil sie eine Frau liebten, die sie nicht miteinander konkurrieren ließ, sondern in jedem die besten Saiten zum Klingen brachte.
MARTIN Z. SCHRÖDER
MAGNUS VATTRODT: Der Novembermann. Hörspiel. Regie: Jobst Oetzmann. Mit Hans Michael Rehberg, Michael Mendl, Irene Kugler u.a. 81 min. Produktion: SWR 2004. Hoffmann und Campe, Hamburg 2008. 1 CD, 15,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Martin Z. Schröder empfindet diese Hörspielfassung von Magnus Vattrodt als gelungen und dem Text offenbar sogar angemessener als die Verfilmung. Immerhin geht es unter anderem um einen Blinden, der Tonaufnahmen sammelt statt Fotos. Die Besetzung findet Schröder perfekt. Die Stimmen der beiden Hauptsprecher bilden in seinen Ohren den beiden Figuren angedichteten energischen, selbstsicheren Habitus wunderbar ab. Die gesamte Inszenierung, "zartfühlend" und mit einer die angeschlagenden Emotionen ganz sanft begleitenden musikalischen Untermalung, erscheint Schröder glaubwürdig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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