Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 1,19 €
  • Audio CD

1 Kundenbewertung

Julian, der Promi-Friseur, feiert Triumphe an der Schere und auf höchstem gesellschaftlichem Parkett, bis Gerüchte über ihn aufkommen und eine Rufmordkampagne einsetzt ... Julian ist der Star mit den Scherenhänden: ein gefeierter Promi-Friseur, der die Kunst des kreativen Stylings ebenso beherrscht wie den glanzvollen gesellschaftlichen Auftritt. Der begabte Junge aus der bayerischen Provinz avanciert zum gewitzten Partylöwen und Maitre de Plaisir der Spaßgesellschaft; er jettet zu illustren Events, wird hofiert und umschmeichelt. Und als er Alexa,eine unkonventionelle Fürstin, zum schrillen…mehr

Produktbeschreibung
Julian, der Promi-Friseur, feiert Triumphe an der Schere und auf höchstem gesellschaftlichem Parkett, bis Gerüchte über ihn aufkommen und eine Rufmordkampagne einsetzt ...
Julian ist der Star mit den Scherenhänden: ein gefeierter Promi-Friseur, der die Kunst des kreativen Stylings ebenso beherrscht wie den glanzvollen gesellschaftlichen Auftritt. Der begabte Junge aus der bayerischen Provinz avanciert zum gewitzten Partylöwen und Maitre de Plaisir der Spaßgesellschaft; er jettet zu illustren Events, wird hofiert und umschmeichelt. Und als er Alexa,eine unkonventionelle Fürstin, zum schrillen Edelpunk hochsprayt, scheint ihm ein Logenplatz in der guten Gesellschaft sicher zu sein.
Seine Karriere ist perfekt, und davon wollen auch andere profitieren. Gabriele Himmerl, die ambitionierte Kolumnistin des Regenbogenblattes "Society", schlägt ihm vor, ein Buch über ihn zu schreiben, eine Biografie, die seinen Ruhmmehren soll. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse:
Gerüchte kommen auf; man munkelt von Drogen und erotischen Eskapaden, und dieselbe Klatschpresse, die ihn hochschrieb, lässt ihn nun gnadenlos fallen. Eine Hetzkampagne setzt ein, die ihn fast das Leben kostet. Am Nullpunkt seiner Existenz angekommen, beschließt er, das Spiel fortan nach seinen eigenen Regeln zu spielen.
"Der Salon" ist ein moderner Gesellschafts- und Schelmenroman, der Glanz und Elend einer zum Star gepushten Person nachzeichnet. Eine Achterbahnfahrt durch die Mediengesellschaft und der Roman einer Menschwerdung im unwirtlichen Klima des inszenierten Glamours.
Autorenporträt
Christine Eichel, 1959 geboren, hat Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaft studiert und wurde mit einer Arbeit über Theodor W. Adorno promoviert. Sie war Fernsehregisseurin, Moderatorin, Gastprofessorin der Universität der Künste Berlin und leitete die Kulturressorts der Magazine Cicero und Focus. Sie hat zahlreiche Romane und Sachbücherveröffentlicht. Christine Eichel lebt als Autorin und Publizistin in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2002

Die Gerhard-Passion
Ein Buch, das unter keiner Trockenhaube fehlen sollte: „Der Salon” von Prominenten-Friseur Meir
Von Hermann Unterstöger
München/Hamburg/Berlin – Ihr Roman „Der Salon” sei „eine Art Oberammergau unserer Tage”, sagten Friseur Gerhard Meir und Schriftstellerin Christine Eichel dem Stern. Wenn man das richtig weiterdenkt, dann wäre ja, wo doch Oberammergau immerhin eine Art Jerusalem unserer Tage ist, der Held des genannten Romans nichts Geringeres als eine Art Jesus Christus unserer Tage – da bleibt einem, bei allem Respekt vor Friseuren im Allgemeinen und „Figaro” Meir im Besonderen, denn doch kurz die Luft weg. Andererseits wären nach diesem Muster diejenigen, die im Roman den Helden zuerst hochjubeln und danach in Grund und Boden schreiben, der Jerusalemer Pöbel unserer Tage, und das wiederum scheint auf eine gewisse Sorte Presse gar nicht übel zu passen.
Nach Handke, Grass und Houellebecq jetzt also Meir/Eichel: „Der Salon”, Hoffmann und Campe, 319 Seiten, erscheint am 15. Februar. Ein großer Roman? Nun, sagen wir mal so: Seine Intention geht aufs ganz Große, indem die beiden Autoren, wie angedeutet, eine Passion vorstellen wollen. Es handelt sich um die – mit Verlaub – Julians-Passion, die bis jetzt insofern apokryph war, als kein Mensch ahnte, dass Julian, mit dem unverkennbar Gerhard Meir gemeint ist, überhaupt ein Leidender ist: Nach allgemeinem und vieltausendfach verbürgtem Dafürhalten ist der Friseur der schönen Welt eine eher heitere Existenz, liebenswürdig und witzig – echt easy.
Dieses Buch zwingt zum Umdenken, und das umso dringlicher, als Julian vulgo Meir nicht nur Leidender ist, sondern auch, zusammen mit der promovierten Philosophin Eichel, sein eigener Evangelist. Wem das Genre Passion zu mächtig ist für die Leiden des mitteljungen Friseurs, der kann den „Salon” auch als einen Bildungsroman auffassen, denn um Läuterung geht es darin allemal: per aspera ad astra oder, etwas milieugerechter formuliert, heute bis Oberkante Unterlippe in der Scheiße und morgen wieder in der Society-Kolumne.
Es sei hier kurz skizziert, was Julian alles widerfährt. Wenn die Geschichte beginnt, ahnt man nicht, wie hohl unter seiner Friseursherrlichkeit der Boden ist. Die schöne Welt geht bei ihm aus und ein, man sitzt auf Louis-Seize-Diwans, und wenn eine von seinen Kundinnen sich woanders hat frisieren lassen und Julian draufkommt (und er kommt darauf!), schimmert „Backfischröte” „jäh” durch ihren Puder. Findet aber im Schloss der schrillen Fürstin Alexa ein Fest statt, dann singt der „monströs übergewichtige” Luca Padovani, geben Tänzerinnen „stumme Gesten einstudierter Grazie zum Besten”. Tanzen tun’s halt.
Das Unglück schreitet aber auch hier schnell. Als Julian einmal 50 000 Mark im Wasserbehälter der Klospülung eines Pariser Hotels vergisst und ihm diverse andere Seltsamkeiten unterlaufen, schaltet die liebedienerische, speichel- und champagnerleckende Presse um. Gesteuert von Chefredakteur Hermann Huber („der schlecht angezogenste Schwellkörper der Nation”), bricht eine Kampagne ohnegleichen los, deren Speerspitze zwei Kolumnistinnen bilden: Gabriele Himmerl von der Society, die Julian vergeblich ins Bett zerren wollte, und Beate Budenbach von LebensART, von der man erfährt, dass sie ihre Falten mit Hämorrhoidencreme bekämpft.
Es kommt knüppeldick für Julian. Das Geburtstagsfest auf Sylt ist zwar noch „megamäßig wunderbar”, so Alexa, aber dann wendet sich alle Welt ab, am Ende sogar der neue Lover Robert, der immens reich und körperlich ebenfalls megamäßig gut ist. (Seltsamerweise hat sein Privatjet kein Klo, so dass der Kolumnist Klaus-Dieter Weber Schwierigkeiten mit seiner „Pennälerblase” bekommt. Julian rettet die Situation dadurch, dass er ihn auf den Champagnerkübel schickt. „Leise knackten die Eiswürfel...”)
Schließlich ist Julian so weit unten, dass er „sich in den Strudel der anonymen Nichtsesshaften” begibt, „die sich dem Unterwegssein ungeschützt ausliefern”: Er fährt mit der Bahn. Dies ist übrigens der vorherrschende Stil des Buches, und man fragt sich, wie Meirs Co-Autorin Eichel mit so einer Sprache über Adorno hat dissertieren können. Unverkennbar der Wille, den Slang der Bussi-Gesellschaft sowohl wiederzugeben als auch ironisch zu unterlaufen, und genauso unverkennbar das Scheitern. So etwa heißt es von dem „Beauty- Journalisten” Werner Riesmann, seine Krawatte verriete Frühstücksgewohnheiten, die Kaffee und Eier einschlössen, und der Sinn von Deodorants sei für ihn ein ungelüftetes Geheimnis geblieben. Man hätte auch sagen können: Ist eine Sau und stinkt.
Mit Julian geht es gottlob wieder aufwärts. Er steht nach all den Prüfungen besser da als je zuvor, die hundsföttischen Kolumnistinnen kriechen zu Kreuze, und der Schwellkörper Huber wird in die Wüste geschickt alias in Professor Haberwassers „Vital Resort High Energy”, vormals „Wellness-Zentrum Wiesengrund”, vormals „Sanatorium Bärenhöhe”. Und Julian bekommt das Bundesverdienstkreuz am Bande. (Von dem bekannten Staatsmann, dem er schon mal Strähnen gemacht hat, hoho!) Bei der Gelegenheit revanchiert sich „ Edel feder” Weber für den Champagnerkübel von einst, indem er von der „Gnade der Erlösung” schwallt und das Lob des Handwerks denen überlässt, „die sich in den Necessitäten des frisurästhetischen Gewerbes besser auskennen”.
Dem ist nur noch dies hinzuzufügen: ein Buch, das unter keiner Trockenhaube fehlen sollte.
„Megamäßig wunderbar”: Meistens verschönert Friseur Gerhard Meir aus München Köpfe, jetzt hat er einen Roman geschrieben.
Foto:
Regina Schmeken
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr