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Alltag auf einem Gutshof. Der Ich-Erzähler schildert seine Beobachtungen detailliert, distanziert und minutiös. Erst allmählich fügt sich dem Hörer aus einzelnen Mosaiksteinen eine Welt, eine Zwangsgemeinschaft von Flüchtlingen, in der sich menschliche Nähe nicht entfalten will. Michael Farin montiert die innere Stimme des Beobachters mit den Stimmen seiner Außenwelt und stellt so dem Hörer eindringlich die Frage: Wie weit kann man Auge und Ohr trauen?
(1 CD, Laufzeit: 1h 18)

Produktbeschreibung
Alltag auf einem Gutshof. Der Ich-Erzähler schildert seine Beobachtungen detailliert, distanziert und minutiös. Erst allmählich fügt sich dem Hörer aus einzelnen Mosaiksteinen eine Welt, eine Zwangsgemeinschaft von Flüchtlingen, in der sich menschliche Nähe nicht entfalten will. Michael Farin montiert die innere Stimme des Beobachters mit den Stimmen seiner Außenwelt und stellt so dem Hörer eindringlich die Frage: Wie weit kann man Auge und Ohr trauen?

(1 CD, Laufzeit: 1h 18)

Autorenporträt
Peter Weiss wurde am 8. November 1916 in Nowawes bei Berlin geboren und starb am 10. Mai 1982 in Stockholm. Zwischen 1918 und 1929 lebte er in Bremen, wo er das Gymnasium besuchte. 1929 kehrte die Familie Weiss nach Berlin zurück, musste jedoch 1934 emigrieren. Die erste Station bildete London, darauf folgte 1936 die SR. In diesen Jahren widmete sich Peter Weiss vorwiegend der Malerei 1937/1938 studierte er Malerei an der Kunstakademie in Prag. In dieser Zeit besuchte er Hermann Hesse während zweier längerer Aufenthalte in der Schweiz. Die dritte und letzte Emigrationsstation bildete 1939 Schweden, wo Peter Weiss zunächst in Alingsås, ab 1940 in Stockholm wohnte. Hier setzte er seine Tätigkeit als Maler fort. 1947 hielt er sich als Korrespondent einer schwedischen Tagesszeitung in Berlin auf. Seine Artikel versammelte er 1948 zu seiner ersten Buchpublikation. Der Band erschien posthum 1985 unter dem Titel Die Besiegten . Ab diesem Zeitraum entstanden, in schwedischer Sprache, die
Trackliste
CD
1Der Schatten des Körpers des Kutschers00:00:08
2Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:17
3Der Schatten des Körpers des Kutschers00:03:56
4Der Schatten des Körpers des Kutschers00:03:28
5Der Schatten des Körpers des Kutschers00:03:10
6Der Schatten des Körpers des Kutschers00:03:56
7Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:39
8Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:02
9Der Schatten des Körpers des Kutschers00:05:16
10Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:44
11Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:23
12Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:13
13Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:50
14Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:44
15Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:50
16Der Schatten des Körpers des Kutschers00:04:58
17Der Schatten des Körpers des Kutschers00:05:07
18Der Schatten des Körpers des Kutschers00:06:05
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.07.2011

DAS HÖRBUCH
Auf dem Gutshof
Was man sieht und hört: Ein
Hörspiel nach Peter Weiss
Es hat lange gedauert, bis Peter Weiss für seinen „Mikroroman“ einen Verleger fand: 1952 vollendete er „Der Schatten des Körpers des Kutschers“, erst acht Jahre später erschien das Buch im Suhrkamp Verlag. Es wurde ein Erfolg. Die Kritik pries die Konsequenz der Sprache, die Radikalität der minutiösen Beschreibung. Für ein Hörspiel bietet dieser Klassiker der Nachkriegsliteratur sich nicht unbedingt an. Es fehlt an konventioneller Handlung, an Dialogen. Der Erzähler schildert die Oberfläche, benennt, was er sieht und hört auf einem Gutshof, weit entfernt von der Stadt. „Durch die halboffene Tür sehe ich den lehmigen, aufgestampften Weg und die morschen Bretter um den Schweinekofen. Der Rüssel des Schweines schnuppert in der breiten Fuge, wenn er nicht schnaufend und grunzend im Schlamm wühlt. Außerdem sehe ich noch ein Stück der Hauswand, mit zersprungenem, teilweise abgebröckeltem gelblichen Putz, ein paar Pfähle, mit Querstangen für die Wäscheleinen, und dahinter, bis zum Horizont, feuchte, schwarze Ackererde.“
Nach Tier und Landschaft geraten Menschen in den Blick, eine Familie etwa, deren ältester Sohn verprügelt wird, eine Haushälterin, der Kutscher und einige mehr. Aber nahe kommt der abgesonderte Erzähler seiner Umgebung nicht. Am Ende sieht er die Schatten des Kutschers und der Haushälterin sich auf dem Küchentisch vereinigen. Er bleibt Beobachter. Beinahe pedantisch notiert er seine Wahrnehmungen. Jeder Ausschnitt der Wirklichkeit gewinnt sinnliche Präsenz, aber es gibt keine umfassenden Zusammenhänge, in denen die Beobachtungen Bedeutung bekämen.
Michael Farin lässt für sein Hörspiel nach Peter Weiss fünf Sprecher den Text vortragen. Sie nehmen sich die Zeit, die es braucht, dieser gedehnten Prosa gerecht zu werden, die ein eigenes Tempo vorgibt, in der kein Wort überhört werden will, weil keines bloß so dahingesagt ist. So konzentriert und eindringlich wie hier wird selten gesprochen, man spürt beim Hören, wie die fragmentarische Welt in der Beschreibung entsteht. Spielereien, auch die akustische Füllung der Lücken, hat sich Farin versagt. Wenn es heißt „dies sind die Geräusche“, dann werden diese nicht Klang, sondern bleiben Wort. Würde man Schwein und Mensch, Wind und Bretterquietschen hören, würde der Text naturalistisch, läppisch wirken. Ihn untermalt allein Musik von Zeitblom. Sie ist karg, zurückgenommen und legt dem Hörer doch nahe, zu deuten, Zusammenhänge herzustellen, das Geschilderte symbolisch zu verstehen, als verweise jedes Detail auf ein Allgemeines. Sie erzeugt eine eigene Atmosphäre, dramatisiert, pointiert, verwirrt – und das tut dem Text nicht gut. Er ist ein Schattenbild der Wirklichkeit, kein künstlerisches Rätsel.
JENS BISKY
PETER WEISS: Der Schatten des Körpers des Kutschers. Hörspielbearbeitung und Regie: Michael Farin. Musik: Zeitblom. Mit Jochen Noch, Tobias Lelle, Paul Herwig, Volker Bruch, Nico Holonics. Hörverlag, München 2011. 1 CD, 77 Minuten, 14,95 Euro.
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