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Im hohen Gebirge Kirgisiens streift der alte majestätische Schneeleopard Dschaa-Bars umher. Sein Rudel hat ihn verstoßen, er ist zum Jagen zu schwach. Er bricht auf zu einem Gebirgspass, den er noch ein letztes Mal übersteigen möchte. Sein Schicksal ist verbunden mit dem von Arsen Samantschin, einem Journalisten und einstigen Anhänger der Perestroika. Arsen ist enttäuscht, von der Liebe und vom Ausverkauf seines Landes. Er zieht sich in sein kirgisisches Heimatdorf zurück. Dort erfüllt sich ein jahrhundertealter Mythos ... Das gleichnamige Buch, aus dem Russischen von Friedrich Hitzer, ist im Unionsverlag erschienen.…mehr

Produktbeschreibung
Im hohen Gebirge Kirgisiens streift der alte majestätische Schneeleopard Dschaa-Bars umher. Sein Rudel hat ihn verstoßen, er ist zum Jagen zu schwach. Er bricht auf zu einem Gebirgspass, den er noch ein letztes Mal übersteigen möchte. Sein Schicksal ist verbunden mit dem von Arsen Samantschin, einem Journalisten und einstigen Anhänger der Perestroika. Arsen ist enttäuscht, von der Liebe und vom Ausverkauf seines Landes. Er zieht sich in sein kirgisisches Heimatdorf zurück. Dort erfüllt sich ein jahrhundertealter Mythos ... Das gleichnamige Buch, aus dem Russischen von Friedrich Hitzer, ist im Unionsverlag erschienen.
Autorenporträt
Tschingis Aitmatow, geb. 1928 in Kirgisien. Nach der Ausbildung an einem landwirtschaftlichen Institut arbeitete er zunächst als Viehzuchtexperte in einer Kolchose. Nach ersten Veröffentlichungen zu Beginn der Fünfzigerjahre besuchte er das Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau und wurde Redakteur einer kirgisischen Literaturzeitschrift, später der Zeitschrift 'Novyj Mir'. Mit der Erzählung 'Dshamilja' gewann er Weltruhm. Von 1995 an arbeitete er als Botschafter der Republik Kirgistan in Brüssel. Tschingis Aitmatow verstarb am 10. Juni 2008 im Alter von 79 Jahren.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.06.2007

Kitsch in Kirgistan
Tschingis Aitmatow hat kein Erbarmen mit dem Schneeleoparden

Ein liebeskranker Journalist auf Abwegen, eine Nationaloper, eine Operndiva, die des schnöden Mammons wegen zum Popstar wird, reiche arabische Ölprinzen und bitterarme kirgisische Nomaden, die Globalisierung und der postsowjetische Kapitalismus mit seinen Oligarchen, der den Kommunismus wie einen Hort der Gerechtigkeit erscheinen lässt, und dazwischen ein alternder Schneeleopard im Tienschan-Gebirge, die deutsche Romantik, Afghanistan und ein russischer Soldat im Zweiten Weltkrieg.

Es ist kaum zu glauben, dass dieses bizarre Potpourri aus holzschnittartigen Protagonisten und kruden Klischees der Feder Tschingis Aitmatows entstammt, der in den fünfziger Jahren mit seiner Liebesgeschichte "Dshamila" international bekannt wurde und dessen Romane und Erzählungen aus den siebziger und achtziger Jahren zu literarischen Wegbereitern der Perestrojka wurden. Aus dem mythologischen Reichtum seiner Heimat - der kirgisischen Nomadenwelt - schöpfend, hatte Aitmatow einst die Zerstörung der Natur und die Verwerfung der Tradition durch die technokratische sowjetische Moderne angeprangert, freilich ohne das System je in Frage zu stellen. Unter Gorbatschow avancierte der 1928 geborene Schriftsteller zum Politikberater und galt eine Zeitlang gar als Anwärter für den Literaturnobelpreis. Seit Anfang der neunziger Jahre ist Aitmatow als Botschafter bei der Europäischen Union akkreditiert, erst für die Sowjetunion und heute für Kirgistan. Die seitdem erschienenen Bücher haben Leser und Kritiker eher enttäuscht, der nun auf Deutsch vorliegende neueste Roman bildet darin leider keine Ausnahme. Wehmütig erinnert man sich an die poetische Kraft des "Weißen Dampfers", einer vor fast vier Jahrzehnten entstandenen Novelle Aitmatows, während man sich durch die Kolportage des neuen Romans quält.

Der Protagonist Arsen arbeitet als freier Journalist in Kirgistans Hauptstadt Bischket. Für seine Angebetete, eine Operndiva, möchte er ein Libretto zu einer Art nomadischer Götterdämmerung schreiben. Auf einer Konzertreise nach Heidelberg schwärmt er ihr von seiner Idee zur "Ewigen Braut" - frei nach einem kirgisischen Volksmythos - vor: "Wo bist du, wo bist du, ich eile zu dir", tönt es durch den nächtlichen Garten der Schlossruine am Neckar. Seit der Kapitalismus die postsowjetische Republik fest im Griff hat, steht es dort jedoch schlecht um die schöne Kunst. Zurück in der Heimat, trällert die Diva Schlager statt Opernarien und verlässt den aufrechten Mann des Wortes für einen neureichen Pop-Manager. Da kommt ein Angebot zur Ablenkung von Eifersucht und Mordgelüsten gerade recht.

Ein Onkel und ehemaliger Kolchosvorsitzender, der sich auf das exotische Jagdgeschäft mit seltenen Tieren, darunter Schneeleoparden, spezialisiert hat, heuert den unglücklichen Neffen an. Der des Englischen mächtige Journalist soll auf einer Jagd für saudiarabische Prinzen "simultan und konsekutiv" - wie immer man sich das im Hochgebirge vorstellen mag - übersetzen. Doch verarmte Viehzüchter, die als Treiber fungieren, wollen dem Onkel einen Strich durch die Dollarrechnung machen und die Ölprinzen, die schließlich ihrer Meinung nach am "Globalismus" Mitschuld tragen, kidnappen, um ein ordentliches Lösegeld zu erpressen. Danach will man sich nach Afghanistan absetzen. Mitgefangen, mitgehangen! Dem Helden droht ein unredliches Dollarleben oder der ehrliche Tod. Die Tragödie nimmt ihren Lauf: Arsen verhindert die Entführung in Robin-Wood-Manier und stirbt zusammen mit seinem Alter Ego, dem Schneeleoparden.

Über den Alltag in dem mittelasiatischen Land, über Nomaden, die von der Viehhaltung offensichtlich nicht mehr existieren können, über die Pressezensur und die Zerstörung der Natur hätte man gern mehr erfahren. Bei Aitmatow ist das Zeitgeschehen als Hintergrund in Schwarzweiß für ein Melodram drapiert, das überquillt von Wortkitsch und stümperhaften Dialogen. Der Mond prangt "in völliger Einsamkeit" unter den Sternen, ein Fluss "vereint sich voller Ekstase mit den Ufern", Liebende reißen sich die Kleider vom Leib, "um völlig nackt in sich zu versinken", ein "Potential an Ewigkeit" wird "in den Wind geschlagen", der Held, der sich im Todeskampf in eine Berghöhle rettet, begrüßt den dort bereits sterbenden Leoparden so: "Auch du bist hier?" Dazu singt die Ewige Braut: "Wo bist du, wo bist du, mein Jäger!" Leopard und Leser fehlen da die Worte.

SABINE BERKING

Tschingis Aitmatow: "Der Schneeleopard". Aus dem Russischen übersetzt von Friedrich Hitzer. Unionsverlag Zürich, Zürich 2007. 310 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hingerissen ist Rezensent Peter Lückemeier von diesem Hörbuch, das er "unbedingt empfehlen" kann. Wie er berichtet, führt Tschingis Aitmatows Roman "Schneeleopard", gelesen von Dieter Wien, in die ferne Welt Kirgisiens, die von der Globalisierung nicht verschont geblieben ist. Im Mittelpunkt sieht er einen Journalisten, der an Idealen und Werten festhält, der herrschenden Geldgier und dem tristen Alltag zum Trotz, und der nach der Entführung zweier arabischer Prinzen als Vermittler eingesetzt wird. Dabei würdigt Lückemeier Aitmatow als "Meister der Gefühle", der Lesern beziehungsweise Hörern den genannten Journalisten glaubhaft näher bringt. Obschon der in der Gegenwart angesiedelte Roman mit seinem Hauptthema Globalisierung durchaus politisch ist, gelingt es dem Autor zur Freude Lückemeiers, meisterhaft die Mythen und Sagen seiner Heimat einzubeziehen. Besonders lobt er schließlich den Vorleser Dieter Wien, der den Hörer als "großartiger Reiseführer" in Aitmatows Welt begleite: "Es ist eine Lust, sich als Hörer dieser kraftvollen, ein wenig an den John-Wayne-Synchronsprecher Arnold Marquis erinnernden Stimme anzuvertrauen".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein packender Gesellschaftsroman, der über den Sog eines Thrillers verfügt.« Claus Biegert natur + kosmos