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4 Kundenbewertungen

Ein Fischer verschwindet spurlos vor Peru. Ölexperten stoßen in der norwegischen See auf Würmer, die riesige Ozeanflächen besiedeln. In Kanada greifen Wale Touristen an. Eine unbekannte Macht aus dem Meer erhebt sich gegen die Menschheit. Sigur Johanson, norwegischer Biologe, und Leon Anawak, kanadischer Walforscher, schließen sich einem wissenschaftlichen Team an, das die Gewalt aus dem Meer erforschen will. Gemeinsam mit der Wissenschaftsjournalistin Karen Weaver kommen sie einer unheimlichen Wahrheit auf die Spur. Gewaltige Soundeffekte und opulente Kompositionen führen in unbekannte Tiefen…mehr

Produktbeschreibung
Ein Fischer verschwindet spurlos vor Peru. Ölexperten stoßen in der norwegischen See auf Würmer, die riesige Ozeanflächen besiedeln. In Kanada greifen Wale Touristen an. Eine unbekannte Macht aus dem Meer erhebt sich gegen die Menschheit.
Sigur Johanson, norwegischer Biologe, und Leon Anawak, kanadischer Walforscher, schließen sich einem wissenschaftlichen Team an, das die Gewalt aus dem Meer erforschen will. Gemeinsam mit der Wissenschaftsjournalistin Karen Weaver kommen sie einer unheimlichen Wahrheit auf die Spur. Gewaltige Soundeffekte und opulente Kompositionen führen in unbekannte Tiefen und lassen die furchterregende Meereskraft lebendig werden. Die mächtigen Bilder verdichten sich in der inszenierten Lesung, die Apokalypse wird vorstellbare Realität.
Autorenporträt
Frank Schätzing, geboren 1957, lebt gleich mehrere Leben. Als Kreativchef einer Werbeagentur, Musiker und Musikproduzent, begeisterter Hobbykoch und seit Mitte der Neunziger als Schriftsteller. Frank Schätzing gehört zu den erfolgreichsten deutschen Spannungsautoren und lebt und arbeitet in Köln. Er erhielt den KölnLiteraturpreis 2002.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.03.2004

Ein Erdbeben ist immer nur der Anfang
Angriff der Einzeller: Im Roman "Der Schwarm" sucht Frank Schätzing die Gefahr in der Tiefsee

Wenn es mit der Welt zu Ende geht, dann blühen Literatur und Kino erst richtig auf. Unter den vielen Arten, sich die Apokalypse auszumalen, haben seit dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts die Naturkatastrophen die Außerirdischen und den Nuklearschlag verdrängt, und unter den Naturkatastrophen wiederum sind Erdbeben oder Monstermutanten Klimakollaps, Bakterien und anderen Mikroorganismen gewichen. "Feldzug der Natur gegen den Menschen": so lautet der Köder, den der Verlag ausgelegt hat. Wer Michael Crichtons Roman "Beute" gelesen hat, der weiß, daß er ebensogut auch "Der Schwarm" hätte heißen können, weil die Nanopartikel sich zu einem solchen organisieren. Frank Schätzings Roman "Der Schwarm" hat allerdings mehr zu bieten als Crichtons lokal begrenzter Thriller. Die Gefahr kommt aus der Tiefsee, und sie ist global - da hätte es die Werbung, dieses sei das dickste Buch der Verlagsgeschichte, gar nicht gebraucht. Man liest es nicht, weil, sondern obwohl es tausend Seiten hat.

"Der Schwarm" ist eines jener Bücher, welche die Gemeinde der Dichter und Denker lange ignoriert hat und die erst in den letzten Jahren wie Außerirdische auf den Radarschirmen des Literaturbetriebs aufgetaucht sind. Das kann einem ziemlich egal sein, denn der sechsundvierzigjährige Schätzing, der nicht nur Romane schreibt, sondern auch Musiker und Kreativchef einer Werbeagentur ist, arbeitet mit anderen Ressourcen. Im Interview mit dieser Zeitung hat er gesagt: "Ich habe immer einen Spielfilm im Kopf und schreibe stets das, was ich gerne im Kino sähe." Was er schreibt, das sähe man auch gern im Kino, wobei das Budget dafür schon aus Hollywood kommen müßte, wo der gebürtige Schwabe Roland Emmerich gerade "The Day After Tomorrow" fertiggestellt hat, in dem es um die Klimakatastrophe, um Tornados, eine Flutwelle und anschließende Blitzeiszeit geht.

Das Thema liegt also in der Luft, genauer gesagt: im Meer. Schätzing hat mit vielen Experten gesprochen, er hat sich enorme Kenntnisse nicht nur der Meeresbiologie angeeignet, und soweit man das als Laie beurteilen kann, macht er souveränen Gebrauch davon. Sein Roman beginnt mit dem Charme eines B-Movies: Man glaubt das Tickergeräusch zu hören, mit dem auf der Leinwand Buchstaben erscheinen, welche einen neuen Schauplatz ankündigen: Peru, Trondheim, Vancouver Island, ein Dreissternerestaurant im französischen Roanne, Kiel, der Kontinentalabhang vor der norwegischen Küste. Ein mutierter Wurm in Methanhydraten taucht auf, Wale, die Menschen attackieren, Ölfirmen, die nach Möglichkeiten suchen, Methanhydrat als neue Energiequelle auszubeuten. Lauter kleine Anomalien treffen zusammen, und weil heute niemand mehr an den Zufall glaubt, muß eine Theorie her.

Nachdem ein Tsunami, eine haushohe Flutwelle, in den Anrainerstaaten der Nordsee für Verwüstungen gesorgt hat, versammeln sich Forscher unter Leitung des amerikanischen Militärs. Die Weltwissenschaftlerelite tagt in einem Hotel, das sich "Chateau Disaster" nennt, dann auf dem umgerüsteten Flugzeugträger "USS Independence". Und sie entwickelt die Hypothese, daß eine hochentwickelte Intelligenz hinter den Anomalien steckt. "Yrr", so taufen sie die Forscher, das sind Milliarden von Einzellern, die sich organisieren, Gallertmassen, eine bläuliche Biolumineszenz, eine denkende DNS - lauter biotechnologisch gestützte Entwicklungen oder, wie es einmal mit dem Willen zur Poesie heißt: "der sich seiner selbst bewußt gewordene Ozean".

Schätzing hat dabei die alte Hollywood-Regel befolgt, die empfiehlt, mit einem Erdbeben zu beginnen und sich dann langsam zu steigern. Wie er nach gut vierhundert Seiten im Detail die Zerstörung Stavangers und Trondheims beschreibt, das läßt ahnen, daß alles noch schlimmer kommen könnte und womöglich kommen wird. Das knappe Dutzend Charaktere, das den "Yrr" und der Apokalypse ins Gesicht schaut, zeichnet das Buch mit unterschiedlicher Präzision. Manchen läßt es zuviel Raum wie dem Inuit und Walforscher Leon Anawka, manche wirken etwas zu feinziseliert wie der Meeresbiologe Sigur Johanson oder zu schematisch wie der zynische CIA-Mann oder die karrieregeile Chefin des Krisenstabs. Doch insgesamt ist Schätzings erzählerische Ökonomie intakt: Sie hält die Balance zwischen Plot und Personal, sie läßt die divergierenden Interessen von Politik, Militär und Wissenschaft zum Vorteil der Spannung kollidieren und enthält eine diskrete ökologische Botschaft, die mit dem Anthropozentrismus ins Gericht geht.

Wie bei Freud Tagesreste in die Träume eingehen, so finden sich in solchen Science-fiction-Romanen die Erkenntnisse der Wissenschaft in einem neuen Koordinatensystem wieder. Es sind nur kleine Eingriffe und Verschiebungen, die für große Wirkungen sorgen: Wer sich sachkundig gemacht hat, der kann Albträume aussehen lassen wie wissenschaftliche Hochrechnungen. Die Fiktion generalisiert, wo die Naturwissenschaften auf den begrenzten Geltungsansprüchen ihrer Erkenntnisse beharren müssen. Sie tauscht den Indikativ gegen die Möglichkeitsform ein, welche mal wie ein Potentialis und mal wie ein Irrealis erscheinen kann, aber immer im Rahmen des Denkmöglichen bleibt. In Romanen wie "Der Schwarm" wird daher daher so etwas wie der Umriß jener "Dritten Kultur" sichtbar, die das alte Schisma zwischen Natur- und Geisteswissenschaften aufhebt. Über die fossilen Restbestände wie den penetranten Antiamerikanismus des Buches kann man dabei leicht hinwegsehen. Diese Haltung ist Teil einer Abgrenzungsstrategie in einer literarischen Gattung, die seit langem von amerikanischen Autoren dominiert wird; und sie ist im übrigen ziemlich widersprüchlich, weil Schätzings leicht entflammbare Phantasie ganz unverkennbar von Hollywoods Desasterszenarien befeuert ist.

Am Ende gerät der Roman dann allerdings kurzfristig ins Rutschen, wenn auch nicht so heftig wie der nordeuropäische Kontinentalabhang. Weil er unbedingt Tiefe suggerieren will, wechselt der Ton, ein merkwürdiges kosmisches Pathos breitet sich aus, wenn die Wissenschaftsjournalistin Kate zu den "Yrr" hinabtaucht. Das Kapitel heißt kaum zufällig "Contact" - genau wie jener Film mit Jodie Foster, der sich am Ende mehr ausmalt, als ihm guttut. Ernsthaften Schaden im Biotop der Erzählung richtet diese unheimliche Begegnung nicht an. Schätzing schafft es, seine Geschichte ohne das enervierende Happy-Ending der meisten Weltendefiktionen ins Ziel zu bringen. "Die Welt zerfällt", heißt es lapidar, und wer die wissenschaftliche Basis des Buches ernst nimmt, der weiß, daß der Zeitraum nach einer Katastrophe nur die Atempause vor dem nächsten Desaster ist. Frank Schätzing ist mit seinem neuen Roman zu einer Art Roland Emmerich der deutschen Literatur geworden.

Frank Schätzing: "Der Schwarm". Roman. Verlag Kiepenheuer&Witsch, Köln 2004. 1000 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.03.2004

Die Rache des Killerschleims
Mit „Der Schwarm” hebt Frank Schätzing den deutschen Spannungsroman auf internationales Niveau
Nachdem das Wunder von Bern die Last der „Wann-sind-wir-endlich-wieder-wer?”-Frage von den Deutschen genommen hatte, begannen sie, sich die viel schwerer zu beantwortende „Warum-sind-wir-immer-noch-wir?”-Frage zu stellen, die gern verkleidet als „Warum-können-wir-das-nicht-auch?”-Frage auftritt. Warum hat Deutschland keinen Buchmarkt nach angloamerikanischem Vorbild mit seinen tollen Megasellern? Warum sind die Bestsellerautorinnen der Deutschen ältere Amerikanerinnen, die in Venedig leben und in der Schweiz verlegt werden? Warum können wir das nicht auch, damit das Geld im Lande bleibt?
Im Kampf um eine profitable deutsche Nationalkultur tritt nun der Kölner Frank Schätzing, der seit seinem Roman „Tod und Teufel” (1995) vor allem im Rheinland eine bekannte Größe ist, mit dem Bio-Thriller „Der Schwarm” in den Ring. Das Buch müsste eigentlich „Der Schleim” heißen. Es handelt von einem lernfähigen Glibberwesen aus Einzellern, das vom Grund der Tiefsee aus die Menschheit ausrotten will, weil sie gemein zum Meer und all seinen Bewohnern war. Wir hätten auf Greenpeace hören sollen! Nun programmiert das Glibberwesen Wale und Muscheln zum Schiffeversenken um und hetzt Heerscharen vergifteter Krebse auf New York, das deshalb leider geschlossen werden muss.
Die kleine Gruppe überlebender Wissenschaftler und Militärs, die von einem amerikanischen Flugzeugträger aus die Welt retten will, eint der Traum, das pulsierende Herz des Urschleims in einem Raketen-U-Boot zu penetrieren. Aber zu welchem Ende? Um ihn zu beherrschen, zu zerstören, oder um ihn zu einem paradiesischen Frieden zu bekehren? Da denken die fiesen Militärs dieses Genres seit jeher anders als die naiven Wissenschaftler, was nach vielen hundert Seiten zum Höhepunkt führt.
Der klassische Spannungsroman von Hailey bis Chrichton ist ein US-produzierter Literaturersatz für Technokraten. Er protzt mit wissenschaftlichen Fakten, arbeitet im Spannungsfeld von Urangst und Technikglaube und bedient sich der Klischeefiguren des Melodrams, um die Ängste der Leser in einer mechanisch heraufbeschworenen Katastrophe aufzuheben. Handlung und Figurenzeichnung sind schematisch, damit der Spielcharakter des Unternehmens offensichtlich bleibt. Die Inszenierung des allumfassenden Kontrollverlusts macht die Ängste im Spiel letztendlich wieder beherrschbar; darin liegt der Reiz des Genres. Wer so ein Ventil konstruieren kann, wird verständlicherweise gut bezahlt.
All das scheint der Werbefachmann und Musikproduzent Schätzing zu wissen. Jedenfalls beherrscht er sein grausames Handwerk, das ihn oftmals zwingt, uns Figuren nur zu dem einzigen Zweck nahezubringen, um sie zum Beispiel in einer besonders prächtigen Flutwelle ersaufen zu lassen (Würmer knabbern den Kontinentalschelf ab, was zu Erschütterungen führt). Das Menschenopfer des Spannungsromans erinnert uns an den kultischen Ursprung unserer Kultur. Andere Figuren sollen uns rühren, erregen oder erheitern, jede hat ihre Funktion im großen Räderwerk, das mit unserer Hoffnung auf Erlösung spielt.
Denn der Grundton des Buches ist eindeutig religiös, aller religions- und sogar wissenschaftskritischen Anwandlungen und Pflichtbekenntnisse zum Trotz. Dies wäre kein deutsches Buch, wenn es nicht von den allerletzten Dingen handelte. Der Autor hat das gesamte Katastrophenpotential der Weltmeere ausgeschöpft. Wie ein Bastler, der den Kölner Dom aus Streichhölzern nachbauen will, leimt er Information an Information, seitenlange, kathedralenartig sich auftürmende Traktate, von zahlreichen Bischöfen, pardon: Professoren beglaubigt.
Ganz brav hinterfragt Schätzing seine Methode, lässt die Figuren jene Katastrophenfilme zitieren, von denen er sich absetzen will. Nur zum Schein, so wie wissenschaftlicher Rationalismus in diesem Buch auch nur zum Schein verfochten wird, als apartes Deko-Element. Einmal weist die Alien-Forscherin Samantha Crowe, eine Art Urmutter der heldenhaften Wissenschaftler-Horde, ihren Trupp darauf hin, dass man die Vorstellungen der Menschen von Außerirdischen immer als „ins Groteske übersteigerten Ausdruck menschlicher Hoffnungen und Ängste” verstehen müsse, und entlarvt so die Art des Umgangs, die der Autor mit dem rachsüchtigen Glibber pflegt.
Und ein paar Seiten nach diesem Anfall von aufklärerischer Vernunft wird ein hymnischer neuer Öko-Pantheismus propagiert, und uns wird empfohlen, vom allumfassenden Schleim zu lernen, dass wir alle der Regenwald sind, ein demütiger Einzeller im Gesamtgebilde der geschändeten Mutter Natur.
Am Ende hat eine kleine Handvoll guter Menschen überlebt, und die Welt liegt in Trümmern, reif für ein neues, ökologisch korrektes Frühchristentum. Aber das alles ist ja nur Spiel und Spaß, und man muss anerkennen, dass die philosophische Grundierung des Buches gründlich ausgeführt worden ist und eigentlich nichts zu wünschen übrig lässt. Wir müssen also respektvoll melden: Im Genre des Spannungsromans ist die Qualitätsmutation gelungen. Schätzings deutsches Öko-Weltgenesungswesen genügt endlich internationalen Thriller-Standards und bleibt doch ganz „wir”, was den Roman in einem Epilog an metaphysischen Sandbänken stranden lässt. Das Buch ist in seinen deutlich zur Schau getragenen Grenzen genau das, was es sein will: spannend. Ein Fall von Edelschrott, den man nicht verachten soll, ein Qualitätsprodukt der Kulturindustrie, wie es der Rest der deutschen Industrie schon lange nicht mehr zustande bringt, das passende Sommerferiengeschenk für alle Studenten der naturwissenschaftlichen Fakultäten an den deutschen Elite-Universitäten.
Dem Vernehmen nach arbeitet Schätzing bereits an einem Roman für angehende Juristen über das Drama von Toll Collect. Titel: „Das Konsortium”. Vertrags-Urschleim im Angriff auf das Bundesverkehrsministerium! Kann die großbusige Staatssekretärin (alleinerziehende Mutter) den guten alten Kirchen- und Geheimdienstmann retten, bevor die Staatsverschuldung uns alle in die Tiefe reißt?
ROBIN DETJE
FRANK SCHÄTZING: Der Schwarm. Roman. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2004. 1001 Seiten, 22,90 Euro.
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