Darios und Andys Roadmovie - eine besondere Freundschaft und eine abenteuerliche Suche."Ziemlich beste Freunde" für JugendlicheDario ist 16 und voller Wut. Einer, dem alles egal ist, vor allem, seitdem der Vater die Familie verlassen hat. Nachdem Dario in der Schule randaliert hat, wird er zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Er soll sich um Andy kümmern, der im Rollstuhl sitzt und sich kaum mitteilen kann. Dario hat seine eigenen Vorstellungen von Fürsorge und nimmt Andy kurzerhand mit auf die Suche nach seinem Vater. Es wird eine abenteuerliche Reise, immer der Sonne nach ans Meer. Dario lernt Andys feine Signale zu lesen und diesen "Halbidioten im Rolli" mit anderen Augen zu sehen. Vor allem aber erkennt er, dass nicht die anderen für seine Wut verantwortlich sind. Er hat durchaus die Wahl, welchen Weg er gehen will.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Fridtjof Küchemann folgt Gabriele Climas Figuren gern auf ihrem Roadtrip gen Küste. Ein Junge, der dringend mal rausmuss aus dem Schultrott und seinen Vater sucht, und ein Jungen im Rollstuhl auf Spritztour also. Für Küchemann Gelegenheit für mehr als eine Geschichte. Wie Clima eine ungewöhliche Freundschaft sich entwickeln lässt, mit Einfühlung, Witz und Abenteuerlust, scheint dem Rezensenten lesenswert für Jugendliche.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2019Behindert oder nicht: egal
Gabriele Clima lässt zwei Jugendliche durchbrennen
Wenn man seine Lehrerin fragt, ist Dario eine Niete, wenn der Schuldirektor ihn "ein schlaues Kerlchen nennt", klingt das keine Spur besser. Der sechzehn Jahre alte Junge neigt schon selbst dazu, das zu glauben, auch wenn sein Vater ihn immer "Darius der Große" genannt hat. Aber was nützt das schon, wenn der sich aus dem Staub gemacht hat vor vielen Jahren, und überhaupt: Was kümmert es den einsamen Dario?
Dass er dringend einmal rausmuss, glaubt man dem Jugendlichen sofort, dass er mit seinem Vater noch etwas offen hat, ist klar: Es gibt also einen guten Grund für eine viertägige Spritztour an die Küste in Gabriele Climas Jugendbuch "Der Sonne nach", es gibt ein Ziel - und es gibt einen überraschenden Reisegefährten. Andy sitzt im Rollstuhl, verdreht die Augen, und gelegentlich rinnt ihm ein Spuckefaden übers Kinn. Das letzte Mal beim Direktor hatte sich Dario eingehandelt, sich als "ehrenamtliche Pflegebegleitung" zu bewähren: Er soll sich um Andy kümmern, dabei kümmert sich doch Elisa schon um Andy - allerdings ohne den Jungen richtig anzusehen oder auch nur vernünftig mit ihm zu sprechen, ohne zu merken, wenn er an die Sonne will oder ihm einfach nur heiß ist in den viel zu dicken Klamotten.
Als Dario Andy einfach mitnimmt in den Park, ist dem Leser noch nicht klar, ob er nur Elisa eins auswischen will. Als Dario sieht, dass Polizisten auf die beiden zukommen, und den Weg zum Bahnhof wählt, ist die Flucht Richtung Vater noch kein ausgemachter Entschluss. Als die beiden schließlich Tage später in Torre Saracena ankommen, findet Dario statt der ersehnten Antworten nur neue Fragen.
Aber "Der Sonne nach" ist auch nicht Darios Geschichte, jedenfalls nicht allein, darin liegt die Stärke dieses Buchs: Es geht genauso um Andy - und eine unwahrscheinliche Freundschaft. Einige Episoden - der Umbau des Rollstuhls zu einem "Rakmobil" mit Motor, eine Strand- und eine Schaukelszene, die Party, auf die sich beide mit einem bühnenreifen Auftritt mogeln - nehmen das Empfinden, den Humor, die Abenteuer- und die Lebenslust des Jungen im Rollstuhl auf eine Weise in den Blick, als wären sie eigens für Jugendliche in seiner Situation erzählt - vielleicht sogar für einen Teenager gleichen Namens, an den in Danksagung und Nachwort erinnert wird und dem das Buch gewidmet ist.
Nicht nur Dario wächst im Lauf der Geschichte über sich hinaus und schafft es schließlich, sich seinem Vater gegenüber zu behaupten, als es um Leben und Tod geht. Wie Andy die Hilflosigkeit seines mobileren Freundes wettmacht, was ihn freut und beschäftigt, was er ihm allein durch Blicke mitteilen kann, bevor er schließlich doch zu sprechen vermag und einmal sogar singt, beeindruckt nicht nur die Eltern des Rollstuhlfahrers, als die ihn wiedersehen. Auch nicht nur Dario, wenn er den Freund mal in den Blick nehmen kann, sondern alle Leser.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Gabriele Clima: "Der Sonne nach".
Aus dem Italienischen von Barbara Neeb und Katharina Schmidt. Hanser Verlag, München 2019. 160 S., br., 14,- [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gabriele Clima lässt zwei Jugendliche durchbrennen
Wenn man seine Lehrerin fragt, ist Dario eine Niete, wenn der Schuldirektor ihn "ein schlaues Kerlchen nennt", klingt das keine Spur besser. Der sechzehn Jahre alte Junge neigt schon selbst dazu, das zu glauben, auch wenn sein Vater ihn immer "Darius der Große" genannt hat. Aber was nützt das schon, wenn der sich aus dem Staub gemacht hat vor vielen Jahren, und überhaupt: Was kümmert es den einsamen Dario?
Dass er dringend einmal rausmuss, glaubt man dem Jugendlichen sofort, dass er mit seinem Vater noch etwas offen hat, ist klar: Es gibt also einen guten Grund für eine viertägige Spritztour an die Küste in Gabriele Climas Jugendbuch "Der Sonne nach", es gibt ein Ziel - und es gibt einen überraschenden Reisegefährten. Andy sitzt im Rollstuhl, verdreht die Augen, und gelegentlich rinnt ihm ein Spuckefaden übers Kinn. Das letzte Mal beim Direktor hatte sich Dario eingehandelt, sich als "ehrenamtliche Pflegebegleitung" zu bewähren: Er soll sich um Andy kümmern, dabei kümmert sich doch Elisa schon um Andy - allerdings ohne den Jungen richtig anzusehen oder auch nur vernünftig mit ihm zu sprechen, ohne zu merken, wenn er an die Sonne will oder ihm einfach nur heiß ist in den viel zu dicken Klamotten.
Als Dario Andy einfach mitnimmt in den Park, ist dem Leser noch nicht klar, ob er nur Elisa eins auswischen will. Als Dario sieht, dass Polizisten auf die beiden zukommen, und den Weg zum Bahnhof wählt, ist die Flucht Richtung Vater noch kein ausgemachter Entschluss. Als die beiden schließlich Tage später in Torre Saracena ankommen, findet Dario statt der ersehnten Antworten nur neue Fragen.
Aber "Der Sonne nach" ist auch nicht Darios Geschichte, jedenfalls nicht allein, darin liegt die Stärke dieses Buchs: Es geht genauso um Andy - und eine unwahrscheinliche Freundschaft. Einige Episoden - der Umbau des Rollstuhls zu einem "Rakmobil" mit Motor, eine Strand- und eine Schaukelszene, die Party, auf die sich beide mit einem bühnenreifen Auftritt mogeln - nehmen das Empfinden, den Humor, die Abenteuer- und die Lebenslust des Jungen im Rollstuhl auf eine Weise in den Blick, als wären sie eigens für Jugendliche in seiner Situation erzählt - vielleicht sogar für einen Teenager gleichen Namens, an den in Danksagung und Nachwort erinnert wird und dem das Buch gewidmet ist.
Nicht nur Dario wächst im Lauf der Geschichte über sich hinaus und schafft es schließlich, sich seinem Vater gegenüber zu behaupten, als es um Leben und Tod geht. Wie Andy die Hilflosigkeit seines mobileren Freundes wettmacht, was ihn freut und beschäftigt, was er ihm allein durch Blicke mitteilen kann, bevor er schließlich doch zu sprechen vermag und einmal sogar singt, beeindruckt nicht nur die Eltern des Rollstuhlfahrers, als die ihn wiedersehen. Auch nicht nur Dario, wenn er den Freund mal in den Blick nehmen kann, sondern alle Leser.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Gabriele Clima: "Der Sonne nach".
Aus dem Italienischen von Barbara Neeb und Katharina Schmidt. Hanser Verlag, München 2019. 160 S., br., 14,- [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Aber 'Der Sonne nach' ist auch nicht Darios Geschichte, jedenfalls nicht allein, darin liegt die Stärke dieses Buchs: Es geht genauso um Andy - und eine unwahrscheinliche Freundschaft. Einige Episoden ... nehmen das Empfinden, den Humor, die Abenteuer- und die Lebenslust des Jungen im Rollstuhl auf eine Weise in den Blick, als wären sie eigens für Jugendliche in seiner Situation erzählt... Nicht nur Dario wächst im Lauf der Geschichte über sich hinaus... Wie Andy die Hilflosigkeit seines mobileren Freundes wettmacht, was ihn freut und beschäftigt, was er ihm allein durch Blicke mitteilen kann, bevor er schließlich doch zu sprechen vermag und einmal sogar singt, beeindruckt nicht nur die Eltern des Rollstuhlfahrers, als die ihn wiedersehen. Auch nicht nur Dario, wenn er den Freund mal in den Blick nehmen kann, sondern alle Leser." Fridtjof Küchemann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2019
"Es ist bemerkenswert, wie Clima den Freiheitsdrang des einen Jungen mit dem des anderen verknüpft; und auch, wie er das unaufdringlich poetisch, ohne große Anstrengungen macht ... Ein Roadroman, der Andy und Dario zusammenschweißt und Spannung verheißt ... Solcher Art von 'Ziemlich beste Freunde'-Coverversionen kann es gar nicht genug geben." Gerrit Bartels, Der Tagesspiegel, 06.06.19
"Unterhaltsam und temporeich ... Zum Lachen, Nachdenken, Staunen ... Clima stellt die emotionale Welt der beiden Jungen glaubwürdig und berührend dar. Da hat einer ein ganz besonderes Gespür nicht nur fürs Schreiben, sondern auch für das Innenleben von Jugendlichen." Karin Haller, Österreichischer Rundfunk, 21.04.19
"Es ist bemerkenswert, wie Clima den Freiheitsdrang des einen Jungen mit dem des anderen verknüpft; und auch, wie er das unaufdringlich poetisch, ohne große Anstrengungen macht ... Ein Roadroman, der Andy und Dario zusammenschweißt und Spannung verheißt ... Solcher Art von 'Ziemlich beste Freunde'-Coverversionen kann es gar nicht genug geben." Gerrit Bartels, Der Tagesspiegel, 06.06.19
"Unterhaltsam und temporeich ... Zum Lachen, Nachdenken, Staunen ... Clima stellt die emotionale Welt der beiden Jungen glaubwürdig und berührend dar. Da hat einer ein ganz besonderes Gespür nicht nur fürs Schreiben, sondern auch für das Innenleben von Jugendlichen." Karin Haller, Österreichischer Rundfunk, 21.04.19