Das Hörbuch war für mich eine Wiederbegegnung mit einer Schullektüre vor vielen, vielen Jahren. Damals als Pflichtlektüre natürlich nicht besonders geliebt, wollte ich das Buch schon immer wieder einmal lesen, da mir durchaus bewusst war, dass es sich um große Literatur handelt. Nun also als Lesung
mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 9 h und 27 min.
Der russische Sergeant Grigori Iljitsch…mehrDas Hörbuch war für mich eine Wiederbegegnung mit einer Schullektüre vor vielen, vielen Jahren. Damals als Pflichtlektüre natürlich nicht besonders geliebt, wollte ich das Buch schon immer wieder einmal lesen, da mir durchaus bewusst war, dass es sich um große Literatur handelt. Nun also als Lesung mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 9 h und 27 min.
Der russische Sergeant Grigori Iljitsch Paprotkin flieht gegen Ende des Ersten Weltkrieges aus einem Kriegsgefangenlager in Litauen, weil er nach Hause zu Frau und Kind will. Bei seiner Flucht stößt Grischa auf russische Partisanen, wo er die resolute Babka kennenlernt. Beide verlieben sich und sie verschafft ihm die Ausweispapiere eines anderen Mannes, des verstorbenen Überläufers Ilja Pawlowitsch Bjuschew. Als Grischa dann von einer deutschen Streife aufgegriffen wird, soll er wegen Spionage zum Tode verurteilt werden, denn dieser Bjuschew gilt bei den Deutschen als Spion und Überläufer.
Von nun an wird Grischas Schicksal zu einem juristischen Fall, zu einer Frage der Kompetenzen. Grischa kann zwar beweisen, wer er in Wahrheit ist, aber gewisse Instanzen bestehen auf der Hinrichtung, um die soldatische Disziplin nicht zu gefährden. Grischa nimmt sein Todesurteil, das Unrecht, mit innerer Ruhe entgegen, denn er hat mit dem Leben bereits abgeschlossen. Sein Denken gilt nur noch seiner Frau und seiner geliebten Babka, die ein Kind von ihm erwartet. Selbst einen letzten Rettungsversuch von Babka lehnt er ab. Zur gleichen Zeit, als Grischa erschossen wird, bringt Babka sein Kind zur Welt. In diesem Kind wird Grischa weiterleben.
Der 1928 erschienene Roman, den Tucholsky als das „beste deutsche Kriegsbuch“ bezeichnete, ist noch heute ein Meisterwerk von internationalem Rang. Dem österreichischen Schauspieler und Sprecher Wolfram Berger gelingt es bei seiner Lesung wunderbar, das Schicksal des gutmütigen Grischa im Labyrinth des Krieges und das Mitgefühl des Autors für seinen „Helden“ hör- und erlebbar zu machen. Daneben werden auch der Soldatenalltag und der Instanzenstreit der deutschen „Schreibtischtäter“ für den Hörer ersichtlich. Eine großartige Lesung eines großen Romans und für mich eine Wiederentdeckung.