Hamburg im bitterkalten Winter 1947, die Stadt liegt in Trümmern und wird von den Briten verwaltet. Die Überlebenden versuchen mehr schlecht als recht, irgendwie über die Runden zu kommen. Es gibt kaum Brennmatrerial, das Essen ist streng rationiert und sehr schlecht, auch Strom gibt es nicht immer
und eigentlich fehlt es an allem, das fördert natürlich den Schwarzmarkthandel. Da wird mitten in…mehrHamburg im bitterkalten Winter 1947, die Stadt liegt in Trümmern und wird von den Briten verwaltet. Die Überlebenden versuchen mehr schlecht als recht, irgendwie über die Runden zu kommen. Es gibt kaum Brennmatrerial, das Essen ist streng rationiert und sehr schlecht, auch Strom gibt es nicht immer und eigentlich fehlt es an allem, das fördert natürlich den Schwarzmarkthandel. Da wird mitten in den Trümmern die nackte Leiche einer jungen Frau entdeckt. Oberinspektor Stave wird mit dem Fall betraut, mit Hilfe von Lothar Maschke von der Sitte und Lieutenant MacDonald von der britischen Verwaltung soll er den Fall so schnell wie möglich klären.
Im Nachwort schreibt der Autor, das der Krimifall im Buch auf einem wahren Fall beruht, bei dem weder die Identität der Opfer, noch der Mörder je ausfindig gemacht werden konnten. Mich hat es hier sehr beeindruckt, was der Autor daraus gemacht hat. Die Lösung die er präsentiert ist logisch und glaubwürdig und könnte sich so tatsächlich zugetragen haben.
Schon mit der ersten Seite des Buches wird man unweigerlich in die eisige, von klirrender Kälte und Tristess beherrschte Szenerie gezogen, erlebt die Nöte und Entbehrungen der Menschen mit. Viele von ihnen haben nicht nur all ihr Hab und Gut verloren, sondern auch Familienmitglieder, so wie Oberinspektor Stave, dessen Frau bei einem Bombenangriff ums Leben kam und dessen Sohn immer noch verschollen ist. In jeder freien Minute ist Stave am Bahnhof und befragt erfolglos Heimkehrer.
Akribische, detaillierte Polizeiarbeit, wie man sie heute kennt war in dieser Situation kaum möglich, Benzin ist rationiert und Autos gibt es sowieso kaum, viele Straßen sind zebombt oder von Trümmern verschüttet, also muß ein Großteil der Strecken zu Fuß zurück gelegt werden und das mit ständig knurrendem Magen und der Kälte im Nacken. Trotzdem verbeißt sich Stave in den Fall und ermittelt unermüdlich, als weitere Opfer auftauchen.
Die Atmosphäre im Buch ist wirklich grandios geschildert, dabei bleibt allerdings die Krimispannung ein wenig auf der Strecke und wirklich spannend wird es erst im letzten Drittel, als Stave dann doch noch seinen Mörder findet. Hier hätte ein wenig mehr Ausgewogenheit gut getan, zumal man als aufmerksamer Leser schon nach ca. der Hälfte des Buches ahnen kann, wer als Täter in Frage kommt. Für mich ein weiterer, wenn auch kleiner Kritikpunkt ist die Gegenwartsform in der der Krimi geschrieben wurde, ich tue mich da immer schwer, wenn historische Romane im Präsenz geschrieben sind, weil es für mich das Gefühl vermittelt, das die Geschichte eben nicht in der Vergangenheit spielt, aber das ist sicher Ansichtssache.
Detailreich und vielschichtig sind auch die Charaktere im Buch, was mir gut gefallen hat war, das hier nicht die übliche Schwarz-Weiß Malerei betrieben wurde.
FaziT: grandios vermittelte Zeitgeschichte mit sehr lebensnahen Schilderungen, ich fand es beeindruckend, was der Autor aus dem realen Fall gemacht hat., allerdings bleibt bei der stimmigen Atmosphäre die Krimispannung ein wenig auf der Strecke.