Wie schuldig darf man sich machen, um das Richtige zu tun? Ausgerechnet jetzt, da Hector Guzman im Koma liegt, steht sein international agierendes Drogenkartell gleich von zwei Seiten unter Beschuss: die Konkurrenz und die Polizei sind ihm auf der Spur - ihm und seiner Geliebten Sophie Brinkmann. Die unbescholtene Krankenschwester Sophie ist eher zufällig zwischen die Fronten der organisierten Kriminalität geraten. Aber jetzt ist es an ihr, das Schlimmste zu verhindern. Sie muss sich auf die Spielregeln der Widersacher einlassen und das Böse in sich selbst entdecken.
buecher-magazin.de"Unbescholten", Teil 1 der Trilogie um die ehemalige Stockholmer Krankenschwester Sophie Brinkmann, die sich in einen Patienten verliebt und dadurch zwischen die Fronten von Mafia und (korrupter) Polizei gerät, hatte David Nathan gelesen. Dass ein Mann der weiblichen Heldin die Stimme lieh, spielte angesichts von Nathans sensiblem, fast hypnotischem Vortrag kaum eine Rolle. Dennoch entschied man sich beim zweiten Teil für eine Sprecherin. Vera Teltz liest ausgesprochen gut. Sophie, deren Mafiafreund im Koma liegt und deren Sohn entführt wird, verleiht sie die nötige Tiefe und Ambivalenz. Dass die Heldin mit sich selbst ringt angesichts der moralischen Grenzen, die sie überschreiten muss, wenn sie ihren Sohn retten will, hört man ihr an. Nuanciert, emotional, ohne ins Pathetische abzugleiten, skizziert Teltz ihre Facetten. Auch das restliche, meist zwielichtige Figureninventar des auf Verfilmung getrimmten Thrillers, an dem Ridley Scott die Rechte hält, hat sie meist im Griff. Nur bei den schmierigsten Typen verrutscht ihr manchmal der Ton. Doch so taktvoll, dynamisch und griffig sie liest, sie erreicht nie ganz die magisch-melancholische Sogkraft ihres Vorgängers.
© BÜCHERmagazin, Stefan Volk (smv)
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