Deutschland. Ein Wintermärchen ist Heinrich Heines bedeutendste politische Dichtung. Heine verbindet sensible Wahrnehmung sozialer, religiöser und politischer Veränderungen in Deutschland und Europa mit dem für Heine typischen spöttelnden und ironischen Witz. 1844 entstanden jene berühmten Verse, von denen der Dichter selbst sagte, sie seien "mit großer Leichtigkeit" entstanden und "höchst humoristisch".
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2005Zerstreuende Fußtritte
Im stillen Mondenglanze: Katharina Thalbach liest Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen”
Dass die Hunde zu Aachen um Fußtritte betteln, von denen sie Zerstreuung erhoffen, dass 1844 auch die Franzosen Philister geworden sind, dass es von schlechten Dichtern und Lumpen nur so wimmelt, dass wir die Stöcke, mit denen man uns schlug, verschluckt haben - man glaubt Heinrich Heines Pointen so gut zu kennen wie seine Polemik. So sah es wohl einmal aus im zersplitterten Deutschland. Dass sein „Wintermärchen”, randvoll mit Anspielungen auf Zeitgenossen, deren Namen kaum dem Fachmann noch etwas sagen, dennoch heutig wirkt wie nur wenige der gegenwärtig verfassten Verse, ist Katharina Thalbach zu danken. Ihre Stimme scheint zu rau fürs Deklamieren, sie liest mit raffinierter Naivität, folgt liebevoll Reim und Rhythmus: wie ein Kind, das in farbigen Kugeln neue Welten entdeckt. Wer dem Sog dieser Lesung zu widerstehen vermag, muss im früheren Leben ein Hund gewesen sein. jby
Heinrich Heine
Deutschland. Ein Wintermärchen
Gelesen von Katharina Thalbach. Goya Lit, Hamburg 2005. 2 CD, 90 Minuten, 16,99 Euro.
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Im stillen Mondenglanze: Katharina Thalbach liest Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen”
Dass die Hunde zu Aachen um Fußtritte betteln, von denen sie Zerstreuung erhoffen, dass 1844 auch die Franzosen Philister geworden sind, dass es von schlechten Dichtern und Lumpen nur so wimmelt, dass wir die Stöcke, mit denen man uns schlug, verschluckt haben - man glaubt Heinrich Heines Pointen so gut zu kennen wie seine Polemik. So sah es wohl einmal aus im zersplitterten Deutschland. Dass sein „Wintermärchen”, randvoll mit Anspielungen auf Zeitgenossen, deren Namen kaum dem Fachmann noch etwas sagen, dennoch heutig wirkt wie nur wenige der gegenwärtig verfassten Verse, ist Katharina Thalbach zu danken. Ihre Stimme scheint zu rau fürs Deklamieren, sie liest mit raffinierter Naivität, folgt liebevoll Reim und Rhythmus: wie ein Kind, das in farbigen Kugeln neue Welten entdeckt. Wer dem Sog dieser Lesung zu widerstehen vermag, muss im früheren Leben ein Hund gewesen sein. jby
Heinrich Heine
Deutschland. Ein Wintermärchen
Gelesen von Katharina Thalbach. Goya Lit, Hamburg 2005. 2 CD, 90 Minuten, 16,99 Euro.
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