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Sie haben es im Blut: das Bissige, das Heitere, das Angriffslustige - auf ihrer neuen CD Didl-Dudl zeigen die Wellbappn sich textlich und musikalisch von ihrer besten Seite. Nach Unterbayernüberbayern (2013), Schneller (2015), dem Hörbuch Rotes Bayern (2018) ist Didl-dudl bereits die vierte CD von Sarah, Tabea, Jonas und nicht zuletzt Hans Well. Diese Produktion wird - da sind sich die drei mit ihrem Vater ausnahmsweise einig - den internationalen Durchbruch in Ober-Unter-Nieder-und Hinterbayern, Groß-Franken und Schwaben bringen. Alleine schon der Titel Didl-dudl dürfte alle bayerischen und…mehr

Produktbeschreibung
Sie haben es im Blut: das Bissige, das Heitere, das Angriffslustige - auf ihrer neuen CD Didl-Dudl zeigen die Wellbappn sich textlich und musikalisch von ihrer besten Seite.
Nach Unterbayernüberbayern (2013), Schneller (2015), dem Hörbuch Rotes Bayern (2018) ist Didl-dudl bereits die vierte CD von Sarah, Tabea, Jonas und nicht zuletzt Hans Well. Diese Produktion wird - da sind sich die drei mit ihrem Vater ausnahmsweise einig - den internationalen Durchbruch in Ober-Unter-Nieder-und Hinterbayern, Groß-Franken und Schwaben bringen. Alleine schon der Titel Didl-dudl dürfte alle bayerischen und deutschen Radiosender zum ununterbrochenen Abspielen dieser CD bringen. Und dann gibt es noch viele andere wunderbare Songs mit so schönen Titeln wie "Hättat, waarat, daadat", "Das Wunder vom Bayer-Bauer", "Tegernsee Aloha-e" oder "Brrrumm brrrumm Vollgas".
Nicht umsonst nannte der Münchner Merkur die Wellbappn "ein unglaublich locker entspanntes Gesangs-Kabarett, ein generationenübergreifender virtuoser Leckerbissen." Der Hörer dieser CD kann dem nur beipflichten.
Autorenporträt
Well, Hans
Hans Well, geboren 1953, lebt in Oberbayern und ist Mitglied der Biermösl Blosn. Neben "Stoibers Vermächtnis" sind jüngst von ihm die DVD "Offener Vollzug" (zusammen mit Gerhard Polt und der Biermösl Blosn, 2008), das Liederbuch "Rundumadum" (zusammen mit Hans Traxler, 2007) und die gleichnamige CD (zusammen mit seinen Kindern, 2007) erschienen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.04.2020

Und sauft a volle Maß Glyphosat
Is Lam a Bad? Die Well-Familie setzt in vorzüglichen Mundart-Liedern ihre satirische Tradition fort

Das jüngste Album der bayerischen Band Wellbappn ist so gut, dass es sich hinter keinem lyrischen Ich verstecken muss. Die zehn Lieder leben von den Texten aus der Feder von Hans Well, dem Vater in der Familiencombo. Sie entfalten ihre volle Wirkung allerdings erst zusammen mit der Stuben- und Gstanzlmusi, die so wunderbar harmlos daherkommt wie ein Bacherl mit einem Brückerl an einem Frühlingstag zwischen Spessart und Karwendel - nur halt in Zeiten von Corona. Der Albumtitel "Didl-Dudl" wiegt den Hörer zusätzlich in Sicherheit. Doch die Hinterfotzigkeiten lassen natürlich nicht lange auf sich warten, sie kommen spätestens am Ende eines jeden Verses und fühlen sich dann an, als würde man sich im Homeoffice mit seinem halboffenen Bademantel in der Türklinke verfangen, es aber erst nach einem Meter Weiterlaufen merken. Zur Kunst von Wellbappn - neben dem Vater sind das die Töchter Sarah und Tabea sowie Sohn Jonas - gehört freilich auch, dass man dennoch den Eindruck hat, sie seien Menschenfreunde, und zwar mit allem, was zum Menschlichen dazugehört.

Wellbappn besetzt von der Digitalisierung ("Digital Kindergarden") über den Klimawandel ("Tegernsee Aloha-e") bis hin zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche ("Biestum Bayern") ein breites Themenspektrum - manche Partei hätte sich daran im Landtagswahlkampf ein Beispiel nehmen können. Man merkt den Wells an, dass sie wissen, wovon sie singen. Etwa in der Landwirtschaft - auf diesem Feld hatten Hans Well und die legendäre Band Biermösl Blosn der Well-Brüder einst mit dem Lied "Gott mit dir, du Land der BayWa" schon eine tiefe Furche gezogen: "Gott mit dir, du Land der BayWa/deutscher Dünger aus Phosphat/Über deinen weiten Fluren/liegt Chemie von fruah bis spaat." So hieß es vor 40 Jahren, das Volksbegehren "Rettet die Bienen!" schon vorausahnend. Heute: "Morgn versteigerns an Hof drinna im Amt/Da Sepp, der hot sei Stubn zamgrammt/Dann geht er zum Pflanzenschutzdeputat/und sauft a volle Maß Glyphosat." Nicht viel besser als dem Sepp ist es Olching ergangen. Die "Perle vom Amperland" liegt im Landkreis Fürstenfeldbruck, da, wo Wellbappn herkommt: Wer schon mal in Olching war, in der Stadt, die immerhin die am Alkohol zugrunde gegangene 1860er-Legende Rudi Brunnenmeier hervorgebracht hat, der weiß, dass Flächenfraß in Bayern kein Hirngespinst der Grünen ist: "Dein McDonald's an der Tankstelle/das Logistikcenter mit Flachdach/die Outlet-Hallen und von ferne grüßt/die Müllverbrennungsanlage Geiselbullach." Der Genuss beim Hören wird übrigens noch größer, wenn man vor dem inneren Auge all die Pendler vorbeifahren lässt, die sich verbissen glücklich schätzen, dass sie im Einzugsgebiet von München eine Dreizimmerwohnung für 900 000 Euro ergattert haben.

Ganz kann das Album allerdings nicht verbergen, dass es für kritische Geister auch in Bayern nicht einfacher geworden ist. Als sich 2012 Biermösl Blosn auflöste, hat Hans Well schon beklagt, die CSU sei auch nicht mehr das, was sie einmal war. Das stimmt heute umso mehr. Sie ist zu grün, zu schwach, zu verständnisvoll, um sie kabarettistisch so richtig schön durchzulassen. Während Franz Josef Strauß Kulturmenschen noch umstandslos als "Ratten und Schmeißfliegen" betitelt hat, ist bei Söder inzwischen "Feuilletonist" das Maximum an übler Nachrede - und selbst damit hat er aufgehört. Dass der Ministerpräsident zur fünften Startbahn am Münchner Flughafen "steh duat", wie es in "Tegernsee Aloha-e" heißt, wirkt jedenfalls nicht übermäßig zwingend angesichts der Tatsache, dass er seinem Koalitionspartner Freie Wähler sogar den Verzicht auf eine dritte Startbahn versprechen musste - von seinen grünen Anwandlungen ganz abgesehen. Auch die Trias "Söder, Dobrindt und Seehofer" im Lied "Lobeshymne der Saxen" über Rechtsradikalismus verliert etwas an Überzeugungskraft, wenn man bedenkt, dass Söder zuletzt in München an der Seite von Künstlern auf einer Demonstration gegen Rechtsradikalismus sprach. So gesehen sind die allerneuesten sehr guten Umfragezahlen für die CSU auch gut für die Kunst - die Partei könnte zur alten Selbstüberschätzung zurückfinden.

Am besten ist das Album dort, wo Wellbappn zeigt, wie spielerisch leicht sie ihr Handwerkszeug beherrschen. Auf die Instrumente trifft das sowieso zu; von den wunderbaren Live-Auftritten weiß man, dass die Bandmitglieder diese wechseln wie Lady Gaga ihre Bühnenoutfits. Aber es gilt eben auch für die Sprache. Herausragend: "Hättat, waarat, daadat": "Aba moanst du, dass de Mohamedana-Manna oamoi Schnee rama dan?"

Was die Wells in der Sprache, zumal im Dialekt, entdecken, ist famos. Wie sie verborgene Verbindungen und geheime Genealogien freilegen, scheinbar ohne dass es das lyrische Ich, das zum Teil sehr borniert sein kann, überhaupt merkt: "Im Lamer Winkl im Boirischn Woid/Do pfeift da böhmische Wind so saukoid/Doch d'Leit in Lam, de hom an Traam/Sie dadn so gern a Wellnessbad ham/Na wars in Lam und um Lam rum nimma so fad/Aba wann a Araba am Arba arbatat, frogat a: Is Lam a Bad?/Aba wann a Araba am Arba arbatat, frogat a: Islamabad?" Vielleicht kann man damit manchen CSUler und all die anderen Dackel sowieso viel mehr ärgern als mit Spott über ihren Ministerpräsidenten: wenn man ihnen vor Augen führt, dass der Weg vom Bayerischen Wald nach Pakistan sehr kurz sein kann - und dass Bairisch womöglich näher mit Urdu als mit dem Hochdeutschen verwandt ist.

TIMO FRASCH

Wellbappn:

Didl-Dudl.

Kunstmann/ Hörkunst (Indigo)

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