Man lebt nur zweimal...
Dieses trifft für Chris Mackenbrock, Hauptfigur von "Die besten zehn Sekunden meines Lebens" nicht für zehn Sekunden, sondern für 20 Jahre desselben zu.
Zum Inhalt: Jahrelang trauert der Held des Buches einer verpassten Chance hinterher, die seiner Meinung nach die
Weichenstellung für sein späteres Leben komplett verändert hätte. Nach einem Nervenzusammenbruch im…mehrMan lebt nur zweimal...
Dieses trifft für Chris Mackenbrock, Hauptfigur von "Die besten zehn Sekunden meines Lebens" nicht für zehn Sekunden, sondern für 20 Jahre desselben zu.
Zum Inhalt: Jahrelang trauert der Held des Buches einer verpassten Chance hinterher, die seiner Meinung nach die Weichenstellung für sein späteres Leben komplett verändert hätte. Nach einem Nervenzusammenbruch im Alter von etwa 40 Jahren bekommt er vom Schicksal die Chance, genau diesen Moment noch einmal zu erleben, sein damaliges Fehlverhalten zu korrigieren und die letzten zwanzig Jahre mit den neuen Voraussetzungen ein weiteres Mal zu verbringen. Zwar wird von Schmelzer nicht erklärt, wie sich diese Zeitverschiebung ereignen konnte, aber - seien wir doch ehrlich - es handelt sich um Fiktion, und z.B. Vampirgeschichten sind bestimmt ebenfalls nicht das Logischste, trotzdem werden sie nicht hinterfragt. Natürlich läuft nicht alles nach Plan und Chris muss feststellen, dass sein verändertes Verhalten nicht nur sein, sondern auch das Leben anderer Menschen beeinflusst, - und das nicht immer zu deren Vorteil.
Zur Aufmachung: Orange (fällt sehr gut im Bücherregal und der Buchhandlung auf) mit der Comiczeichnung eines Jungen, der gerade vom Brett im Schwimmbad gesprungen ist. Das symbolisiert sehr schön eine kurze Zeit, in der man vorbehaltlos glücklich ist - bis der Aufprall kommt.
Mein Eindruck: Ich muss gestehen, dass mir die Geschichte schon alleine deshalb so gut gefallen hat, weil Chris Mackenbrock "mein Alter" hat. Seine Schulzeit lief zu meiner Schulzeit ab, an viele Ereignisse und Gerätschaften von damals (AKW, Die Grünen, Cassettenrecorder, nur drei Fernsehprogramme inklusive Testbild am Nachmittag) kann ich mich gut erinnern. Das Ganze wird in eine hübsch eingängige und humorige Sprache verpackt, so dass ich nicht nur einmal in Gedanken verloren geseufzt habe. Schön war ebenfalls, dass Chris wirklich die zwanzig Jahre durchlebt und nicht durch einen Glückskeks, eine verwunschene Truhe oder sonst ein seltsames Gerät diese Zeitschleife unterbrechen kann. Hier muss der Held wirklich 20 Jahre ackern, das Abitur machen und das Studium hinter sich bringen. Obwohl er über das Wissen der verlorenen Jahre verfügt, fällt er trotzdem in einige Fallgruben, nur in andere als in seinem ersten Leben. Einige der Nebenfiguren (Richie, Stefan, Kathleen) sind sehr gut gezeichnet, andere leider weniger. Dabei fällt auf, dass besonders die schrägen Charaktere dem Autor am Herzen liegen. Die brave Beatrix konnte ich mir gar nicht vorstellen.
Gelungen der Schluss: Der Ausgangspunkt und das spätere Desaster, mit dem sein zweites Leben beginnt, könnte dazu führen, dass - wenn auch mit Verspätung - Chris seine tatsächliche Traumfrau findet. Es sei ihm zu gönnen, und zu lachen werden die beiden bestimmt so einiges haben - wie auch ich beim Lesen dieses Buchs.