Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass liest sein erfolgreichstes Werk: ein kunstvoll erzähltes Stück Weltgeschichte mit einem Helden, wie es ihn nie zuvor gab. Ein Lebens- und Zeitpanorama, das vom Danzig des beginnenden 20. Jahrhunderts bis zur Bundesrepublik der Adenauer-Zeit reicht.
Ein literarischer Trommelwirbel von 28 Stunden. Gelesen vom Dichter selbst, der berühmt ist für seine hervorragende Vortragskunst. Mit der »Blechtrommel« wurde Grass 1959 über Nacht berühmt. Sie ist ein lust- und kunstvoll erzähltes Stück Weltgeschichte, mit einem Helden, wie es ihn nie zuvor gab. »Ich kenne keine epische Darstellung des Hitlerregimes, die sich an Prägnanz und Triftigkeit mit der vergleichen ließe, welche Grass, gleichsam nebenbei in der Blechtrommel liefert.« (Hans Magnus Enzensberger) Aus Sicht des grotesken Außenseiters Oscar Matzerath erzählt der moderne Schelmenroman ein Stück Weltgeschichte: von Danzig zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur BRD der Adenauer Zeit; vom kaschubischen Kartoffelacker bis zur Heilanstalt in Düsseldorf.
Ein literarischer Trommelwirbel von 28 Stunden. Gelesen vom Dichter selbst, der berühmt ist für seine hervorragende Vortragskunst. Mit der »Blechtrommel« wurde Grass 1959 über Nacht berühmt. Sie ist ein lust- und kunstvoll erzähltes Stück Weltgeschichte, mit einem Helden, wie es ihn nie zuvor gab. »Ich kenne keine epische Darstellung des Hitlerregimes, die sich an Prägnanz und Triftigkeit mit der vergleichen ließe, welche Grass, gleichsam nebenbei in der Blechtrommel liefert.« (Hans Magnus Enzensberger) Aus Sicht des grotesken Außenseiters Oscar Matzerath erzählt der moderne Schelmenroman ein Stück Weltgeschichte: von Danzig zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur BRD der Adenauer Zeit; vom kaschubischen Kartoffelacker bis zur Heilanstalt in Düsseldorf.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2021Das lesen doch nur die Streber
Sie freue sich auf die zwei Jahre Leistungskurs, sagte unsere Deutschlehrerin, und dass sie auch gern mit uns das Programm diskutieren würde, "aber damit das von vornherein klar ist: Wir lesen auf keinen Fall die ,Blechtrommel'! Die ist mir zu unappetitlich."
Normalerweise sind es ja die Schülerinnen und Schüler, die von Schullektüre traumatisiert sind. Aber eine von Schullektüre traumatisierte Lehrerin: Das war interessant. Und sie war sogar Direktorin unseres Gymnasiums: eine unzeremonielle Katholikin mit liberalem Humor trotz emsländischen Migrationshintergrunds. Anderseits, wer würde schon darauf pochen, die "Blechtrommel" zu lesen, wenn die Lehrerin selbst es nicht ausgehalten hatte? Doch nur Streber.
Genau. Also las ich die "Blechtrommel", freiwillig, allein und zu Hause. Genau wie die "Deutschstunde" von Lenz, ein Roman, der so sagenhaft horrorlangweilig sein sollte, dass sich Gerüchte darüber auf den Fluren unserer Schule wie Gespenster hielten. Mir aber gefiel er. "Die Blechtrommel" dagegen - "unappetitlich" trifft es schon, weil es ja oft um fieses Essen geht, Aale im Pferdekopf, immer wieder aufgekochtes Nudelwasser, Zwiebeln. Wie das nun mit dem Romanthema zusammenhing, ja was das Thema eigentlich sein soll, weiß ich nicht: Ich habe den Roman ja nicht in der Schule gelesen, und es ist auch nicht vorstellbar, dass "In der ,Blechtrommel' geht es um fieses Essen" eine erfolgversprechende Antwort im Deutsch-LK gewesen wäre.
Eine preiswürdige Interpretation der "Blechtrommel" aus einem Deutsch-Abitur ein paar Jahre zuvor war mal in unserem Schuljahrbuch abgedruckt gewesen (anderer Lehrer, stärkerer Magen). Ich wäre froh zu behaupten, dass es die Mechanik der Schullektüre war, die alles, was man nicht in der Schule lesen muss, interessant wirken lässt und umgekehrt alles stigmatisiert: Aber am Ende war es nur rasender Ehrgeiz, was mich die "Blechtrommel" aushalten ließ. Wie sehr das zum Aufsteiger Grass gepasst hat, habe ich damals nicht gewusst.
Tobias Rüther
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sie freue sich auf die zwei Jahre Leistungskurs, sagte unsere Deutschlehrerin, und dass sie auch gern mit uns das Programm diskutieren würde, "aber damit das von vornherein klar ist: Wir lesen auf keinen Fall die ,Blechtrommel'! Die ist mir zu unappetitlich."
Normalerweise sind es ja die Schülerinnen und Schüler, die von Schullektüre traumatisiert sind. Aber eine von Schullektüre traumatisierte Lehrerin: Das war interessant. Und sie war sogar Direktorin unseres Gymnasiums: eine unzeremonielle Katholikin mit liberalem Humor trotz emsländischen Migrationshintergrunds. Anderseits, wer würde schon darauf pochen, die "Blechtrommel" zu lesen, wenn die Lehrerin selbst es nicht ausgehalten hatte? Doch nur Streber.
Genau. Also las ich die "Blechtrommel", freiwillig, allein und zu Hause. Genau wie die "Deutschstunde" von Lenz, ein Roman, der so sagenhaft horrorlangweilig sein sollte, dass sich Gerüchte darüber auf den Fluren unserer Schule wie Gespenster hielten. Mir aber gefiel er. "Die Blechtrommel" dagegen - "unappetitlich" trifft es schon, weil es ja oft um fieses Essen geht, Aale im Pferdekopf, immer wieder aufgekochtes Nudelwasser, Zwiebeln. Wie das nun mit dem Romanthema zusammenhing, ja was das Thema eigentlich sein soll, weiß ich nicht: Ich habe den Roman ja nicht in der Schule gelesen, und es ist auch nicht vorstellbar, dass "In der ,Blechtrommel' geht es um fieses Essen" eine erfolgversprechende Antwort im Deutsch-LK gewesen wäre.
Eine preiswürdige Interpretation der "Blechtrommel" aus einem Deutsch-Abitur ein paar Jahre zuvor war mal in unserem Schuljahrbuch abgedruckt gewesen (anderer Lehrer, stärkerer Magen). Ich wäre froh zu behaupten, dass es die Mechanik der Schullektüre war, die alles, was man nicht in der Schule lesen muss, interessant wirken lässt und umgekehrt alles stigmatisiert: Aber am Ende war es nur rasender Ehrgeiz, was mich die "Blechtrommel" aushalten ließ. Wie sehr das zum Aufsteiger Grass gepasst hat, habe ich damals nicht gewusst.
Tobias Rüther
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»Grass liest, wie er schreibt, entfaltet Satz für Satz seine präzise Sprachkraft von mitreißender Wucht.« Süddeutsche Zeitung »Nur ein von Grass gelesener Grass ist ein echter Grass.« DIE WELT