“Die Brüder Grimm und das Rätsel des Froschkönigs”! Allein der Titel mit dem Zusatz: “Lebendige Biographie der Arena Bibliothek des Wissens” machte mich neugierig. Als Lesepatin für Schulkinder bin ich immer auf der Suche nach neuem Lese- und Vorlesematerial. Und so holte ich mir das Buch aus
unserer Bücherei und unterzog es dem Praxistext in der empfohlenen Zielgruppe ab 11 Jahren.
Mein Fazit:…mehr“Die Brüder Grimm und das Rätsel des Froschkönigs”! Allein der Titel mit dem Zusatz: “Lebendige Biographie der Arena Bibliothek des Wissens” machte mich neugierig. Als Lesepatin für Schulkinder bin ich immer auf der Suche nach neuem Lese- und Vorlesematerial. Und so holte ich mir das Buch aus unserer Bücherei und unterzog es dem Praxistext in der empfohlenen Zielgruppe ab 11 Jahren.
Mein Fazit: Die Umsetzung in diesem speziellen Band ist nicht zielgruppengerecht. Zur Begründung: Im Prolog findet sich folgender Satz: “Ganz anders in dem anderen, wie hier beim Buchstaben F: seiner gestalt nach digamma (doppeltes g), welches semitischen vag, also der spirans v gleich gesprochen wurde, wie auch lat.v häufig für gv, goth. Q, ags.cv steht.” Andreas Venzke, der Autor des vorliegenden Bandes, versucht hier die zwei Seiten der Arbeit der Brüder Grimm gegenüberzustellen. Auf der einen Seite die Sammlung der Märchen und auf der anderen Seite die Sprachforschung im Deutschen Wörterbuch. Mir als Erwachsenem ist das völlig klar und auch der sachliche Einstieg stört mich wenig. Ein Kind steigt hier sofort aus, bzw. gar nicht erst ein. Beim Vorlesen bleibt nur eine Alternative. Mit eigenen Worten wiedergeben, was der Autor nicht kindgerecht formuliert.
Dafür geht es im ersten Kapitel “Eine heile Welt” umso infantiler zu. Sowohl was die Sprache betrifft, als auch die Illustrationen. Kindlich ist untertrieben, kindisch trifft es eher. Textlich berichten die beiden Brüder als Ich-Erzähler abwechselnd aus ihrem Leben. Den Beginn macht Wilhelm, der jüngere Bruder: “Mir kommt es so vor, als wäre Jacob von Anfang an der Stärkere. Ich bin immer wieder gar so krank.” Einfache Aussagen werden durch komplizierte Erklärungen ergänzt, wie: “Auch wir Geschwister werden alle durch Tat und Beispiel streng reformiert erzogen”. Zum besseren Verständnis, ist dem Buch im hinteren Teil ein Glossar beigefügt, das Begriffe wie beispielsweise “reformiert” erläutert. Beim Vorlesen sind die Kinder aber über wesentlich mehr Begriffe gestolpert, als im Glossar genannt sind.
Im zweiten Kapitel “Die paradiesische Zeit” wird beispielsweise erwähnt, dass die Familie immer größer wird und der Vater beschließt eine neue Zinnschüssel anzuschaffen. Der junge Jacob, in diesem Abschnitt als Ich-Erzähler dran, freut sich “wie viele grüne Erbsen da nun hineingehen”. Hier wäre, nach den Fragen der Kinder zu urteilen, mindestens ein Hinweis auf die Ess- und Tischgewohnheiten zur damaligen Zeit im Glossar nötig gewesen. Auch mir ist nicht klar, warum die Familie eine Zinnschüssel anschafft und nicht etwa Steingut oder Porzellan. Oder warum die Anschaffung einer größeren Schüssel es überhaupt wert ist, so ausdrücklich hervorgehoben zu werden.
Dazu kommt, dass die Erzählpassagen der Brüder sich schwer unterscheiden lassen. Der Tonfall der beiden unterscheidet sich nur in winzigen Nuancen. Jacob, als der Strengere und Wilhelm als der etwas lockere, leicht hypochondrisch veranlagte eingebildete Kranke. Das erfordert viel Aufmerksamkeit und unnötige Rätselraterei. Etwas, dass man Kindern leicht hätte ersparen können, indem man den Unterschied in verschiedenen Schriftarten oder Farben hervorgehoben hätte. Schließlich geht es um den Inhalt und nicht darum, zu spekulieren wer jetzt gerade wieder erzählt.
Vor die Erzählpassagen der Brüder setzt der Autor Sachkapitel mit historischen Erläuterungen. Abgesehen davon, dass auch diese Passagen sprachlich (“das übernahm höchstselbst der Amtmann”) und inhaltlich (“die Romantik entstand, als Deutschland ein zersplittertes, noch fast bäuerliches Gebilde war”) viel zu abgehoben sind, fehlt oft auch der Bezug zu den folgenden Lebenskapiteln. Historische Fakten werden vorweggenommen, die im Leben der Brüder erst viel später oder auch gar nicht relevant werden. Zuviel überflüssiges verwirrt aber nur, was ich an wiederholten Nachfragen ablesen konnte. Lieber weniger Fakten und diese einfach und verständlich erklären.