Dann steht man da und ist nur Deutschland.
Fred ist eine erfahrene und ehrgeizige deutsche Konsulin. Eine Frau, die eigentlich nichts aus der Ruhe bringt, überall und nirgends zu Hause. Dann jedoch, in Montevideo, scheitert sie erstmals in ihrer Karriere. Sie wird versetzt ins politisch aufgeheizte Istanbul, ihrer bisher größten Herausforderung. Zwischen Justizpalast und Sommerresidenz, Geheimdienst und deutsch-türkischer Zusammenarbeit, zwischen Affäre und Einsamkeit stößt sie an die Grenzen von Freundschaft, Rechtsstaatlichkeit und europäischer Idee.
In ihrem fulminanten, so komischen wie bitteren neuen Roman erzählt Lucy Fricke von einer Diplomatin, die den Glauben an die Diplomatie verliert - und das, was in ihrem Beruf das Wichtigste ist: die Geduld.
Bettina Hoppe liest herrlich trocken - ein außergewöhnliches Hörerlebnis.
Fred ist eine erfahrene und ehrgeizige deutsche Konsulin. Eine Frau, die eigentlich nichts aus der Ruhe bringt, überall und nirgends zu Hause. Dann jedoch, in Montevideo, scheitert sie erstmals in ihrer Karriere. Sie wird versetzt ins politisch aufgeheizte Istanbul, ihrer bisher größten Herausforderung. Zwischen Justizpalast und Sommerresidenz, Geheimdienst und deutsch-türkischer Zusammenarbeit, zwischen Affäre und Einsamkeit stößt sie an die Grenzen von Freundschaft, Rechtsstaatlichkeit und europäischer Idee.
In ihrem fulminanten, so komischen wie bitteren neuen Roman erzählt Lucy Fricke von einer Diplomatin, die den Glauben an die Diplomatie verliert - und das, was in ihrem Beruf das Wichtigste ist: die Geduld.
Bettina Hoppe liest herrlich trocken - ein außergewöhnliches Hörerlebnis.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2022Das Land vertreten
Lucy Frickes Roman "Die Diplomatin"
Welchen Wert hat die Diplomatie heute noch? Diese Frage stellt sich in einer Kriegssituation wie der aktuellen mit besonderer Dringlichkeit. Zwischen verschiedenen Parteien zu vermitteln, verbindende Elemente festzuhalten, den Frieden zu bewahren - das stellt man sich gemeinhin als diplomatische Aufgaben vor. So weit die Theorie.
"Ich stehe rum und bin nur Deutschland." So lakonisch und ein wenig resigniert beschreibt Friederike Andermann, die Protagonistin des Romans "Die Diplomatin", ihre Repräsentationspflichten bei Empfängen anderer Botschaften. Nach langen Jahren im Dienst des Auswärtigen Amtes ist der erfahrenen Diplomatin mit Ende vierzig der Karrieresprung zur deutschen Botschafterin in Montevideo geglückt. Der Alltag in Uruguay erscheint ihr im Gegensatz zu ihren bisherigen Stationen allerdings recht beschaulich und nicht allzu fordernd; als erste Amtshandlung steht das Aussuchen der Bratwürstchen für die Botschaftsfeier zum 3. Oktober auf dem Programm. So hatte Andermann sich den Höhepunkt ihres ehrgeizigen Wegs aus einfachen Hamburger Verhältnissen bis an die Spitze einer Botschaft nicht vorgestellt - sie wollte doch etwas bewirken mit ihrem Beruf! Doch schon bald gerät ihre Beschaulichkeit durch das Verschwinden einer Instagram-Influencerin ins Wanken.
Zwei Jahre später setzt der Hauptteil der Handlung in der Türkei neu ein, und der Auftakt in Montevideo ist für den weiteren Verlauf kaum noch von Bedeutung. Nach Versetzung findet sich Friederike Andermann nunmehr als Konsulin in Istanbul wieder. Es geht um willkürliche Inhaftierungen von Künstlern und deren Angehörigen, um Kontrolle ausländischer Journalisten und um die Frage, welche Rolle die bröckelnden deutsch-türkischen Beziehungen dabei überhaupt noch spielen (können). Die Diplomatie scheint angesichts einer übermächtigen Autokratie an ihre Grenzen zu geraten, und genau an dieser Stelle ist Andermanns Einsatz für die Freiheit gefragt.
Daneben streift die Erzählung etliche weitere Themen. Mit dem Verhältnis der Diplomatie zu den deutschen Medien wird Andermann sowohl in Montevideo als auch in Istanbul sehr persönlich konfrontiert. Überhaupt spielt "Die Diplomatin" in einer Welt, in der die sozialen Medien den beruflichen Alltag bestimmen. Die spezifischen Herausforderungen für Diplomaten wie auch etliche Beispiele des Berufsjargons prägen das Buch. Sie zeugen vom umfangreichen Hintergrundwissen der Autorin: Die Leser lernen Ausdrücke wie MAP (offiziell "mitausreisender Partner", auch dechiffriert als "man at the pool"), erfahren, dass man bei der CYA-Strategie (cover your ass) Verantwortung von sich auf andere abwälzt, und vor allem, dass das Leben als Gesandter aus mehr als dem selbstreferenziellen "Lachen, Lügen und Lachsfressen" besteht.
Durchweg stellt der Roman das Erzähltalent von Lucy Fricke unter Beweis, die selbst für etliche Monate in Istanbul gelebt hat. Die Schönheit der Stadt schildert sie ebenso realistisch wie die politische Lage in der Türkei. Die Bestsellerautorin überzeugt mit prägnanten Dialogen und pointierten Charakteren. Friederike Andermann zeichnet sie einfühlsam als mutige Frau, die ihren Beruf zunehmend hinterfragt, aber dennoch weiterkämpft und sich mit trockenem Humor vor Verbitterung zu bewahren versucht. Das Buch schildert jedoch nicht nur das vermeintlich typische Narrativ einer starken ledigen Frau, die sich auf höchster diplomatischer Ebene gegenüber "Männerbünden" zu behaupten weiß. Bei dem spannenden Roman, in dem im Übrigen der Name des türkischen Präsidenten kein einziges Mal fällt, handelt es sich um ein wirklich politisches Buch mit aktueller Brisanz und persönlichen Folgen für die Autorin. Wie die "Berliner Morgenpost" berichtete, wurde Lucy Fricke bis auf Weiteres von Reisen in die Türkei abgeraten. JEANETTE SCHÄFER
Lucy Fricke:
"Die Diplomatin". Roman.
Claassen Verlag,
München 2022. 256 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lucy Frickes Roman "Die Diplomatin"
Welchen Wert hat die Diplomatie heute noch? Diese Frage stellt sich in einer Kriegssituation wie der aktuellen mit besonderer Dringlichkeit. Zwischen verschiedenen Parteien zu vermitteln, verbindende Elemente festzuhalten, den Frieden zu bewahren - das stellt man sich gemeinhin als diplomatische Aufgaben vor. So weit die Theorie.
"Ich stehe rum und bin nur Deutschland." So lakonisch und ein wenig resigniert beschreibt Friederike Andermann, die Protagonistin des Romans "Die Diplomatin", ihre Repräsentationspflichten bei Empfängen anderer Botschaften. Nach langen Jahren im Dienst des Auswärtigen Amtes ist der erfahrenen Diplomatin mit Ende vierzig der Karrieresprung zur deutschen Botschafterin in Montevideo geglückt. Der Alltag in Uruguay erscheint ihr im Gegensatz zu ihren bisherigen Stationen allerdings recht beschaulich und nicht allzu fordernd; als erste Amtshandlung steht das Aussuchen der Bratwürstchen für die Botschaftsfeier zum 3. Oktober auf dem Programm. So hatte Andermann sich den Höhepunkt ihres ehrgeizigen Wegs aus einfachen Hamburger Verhältnissen bis an die Spitze einer Botschaft nicht vorgestellt - sie wollte doch etwas bewirken mit ihrem Beruf! Doch schon bald gerät ihre Beschaulichkeit durch das Verschwinden einer Instagram-Influencerin ins Wanken.
Zwei Jahre später setzt der Hauptteil der Handlung in der Türkei neu ein, und der Auftakt in Montevideo ist für den weiteren Verlauf kaum noch von Bedeutung. Nach Versetzung findet sich Friederike Andermann nunmehr als Konsulin in Istanbul wieder. Es geht um willkürliche Inhaftierungen von Künstlern und deren Angehörigen, um Kontrolle ausländischer Journalisten und um die Frage, welche Rolle die bröckelnden deutsch-türkischen Beziehungen dabei überhaupt noch spielen (können). Die Diplomatie scheint angesichts einer übermächtigen Autokratie an ihre Grenzen zu geraten, und genau an dieser Stelle ist Andermanns Einsatz für die Freiheit gefragt.
Daneben streift die Erzählung etliche weitere Themen. Mit dem Verhältnis der Diplomatie zu den deutschen Medien wird Andermann sowohl in Montevideo als auch in Istanbul sehr persönlich konfrontiert. Überhaupt spielt "Die Diplomatin" in einer Welt, in der die sozialen Medien den beruflichen Alltag bestimmen. Die spezifischen Herausforderungen für Diplomaten wie auch etliche Beispiele des Berufsjargons prägen das Buch. Sie zeugen vom umfangreichen Hintergrundwissen der Autorin: Die Leser lernen Ausdrücke wie MAP (offiziell "mitausreisender Partner", auch dechiffriert als "man at the pool"), erfahren, dass man bei der CYA-Strategie (cover your ass) Verantwortung von sich auf andere abwälzt, und vor allem, dass das Leben als Gesandter aus mehr als dem selbstreferenziellen "Lachen, Lügen und Lachsfressen" besteht.
Durchweg stellt der Roman das Erzähltalent von Lucy Fricke unter Beweis, die selbst für etliche Monate in Istanbul gelebt hat. Die Schönheit der Stadt schildert sie ebenso realistisch wie die politische Lage in der Türkei. Die Bestsellerautorin überzeugt mit prägnanten Dialogen und pointierten Charakteren. Friederike Andermann zeichnet sie einfühlsam als mutige Frau, die ihren Beruf zunehmend hinterfragt, aber dennoch weiterkämpft und sich mit trockenem Humor vor Verbitterung zu bewahren versucht. Das Buch schildert jedoch nicht nur das vermeintlich typische Narrativ einer starken ledigen Frau, die sich auf höchster diplomatischer Ebene gegenüber "Männerbünden" zu behaupten weiß. Bei dem spannenden Roman, in dem im Übrigen der Name des türkischen Präsidenten kein einziges Mal fällt, handelt es sich um ein wirklich politisches Buch mit aktueller Brisanz und persönlichen Folgen für die Autorin. Wie die "Berliner Morgenpost" berichtete, wurde Lucy Fricke bis auf Weiteres von Reisen in die Türkei abgeraten. JEANETTE SCHÄFER
Lucy Fricke:
"Die Diplomatin". Roman.
Claassen Verlag,
München 2022. 256 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Verena Mayer bewundert die Rechercheleistung, die in Lucy Frickes Diplomatinnen-Roman steckt. Die Geschichte der deutschen Botschafterin Andermann in der Türkei und die authentische Geschichte der verhafteten Journalistin Mesale Tolu verbindet die Autorin laut Mayer zu einem spannenden Stück Literatur über ein politisches Dilemma auf dem diplomatischen Parkett zwischen Repräsentation und Moral. Darüber hinaus erkennt Mayer in dem Buch einen Roman zur Stunde, der die Rolle der Diplomatie in Krisenzeiten thematisiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein rundum gelungener, unterhaltender und sogar brisanter Roman. Ein Schmöker! Im besten Sinne.« Elke Heidenreich Kölner Stadt-Anzeiger 20220618