Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 14,15 €
  • Audio CD

1 Kundenbewertung

Rufus Beck liest Lemony Snicket - Amerikas Antwort auf Harry Potter
Die Geschwister Baudelaire: das sind Violet (14), Klaus (12) und das Baby Sunny. Bei einem tragischen Unfall verlieren sie ihre Eltern und müssen von nun an auf der Hut sein, denn der schreckliche Graf Olaf ist hinter ihnen her, um an das große Erbe zu gelangen, das den Kindern zufallen soll, sobald sie volljährig sind.
In "Die dunkle Allee" geht es betrüblich weiter. Wieder einmal haben Sunny, Klaus und Violet Pech, denn es dauert nicht lange, bis Graf Olaf die Geschwister auch bei ihren neuen Pflegeeltern, Mr. und Mrs.
…mehr

Produktbeschreibung
Rufus Beck liest Lemony Snicket - Amerikas Antwort auf Harry Potter

Die Geschwister Baudelaire: das sind Violet (14), Klaus (12) und das Baby Sunny. Bei einem tragischen Unfall verlieren sie ihre Eltern und müssen von nun an auf der Hut sein, denn der schreckliche Graf Olaf ist hinter ihnen her, um an das große Erbe zu gelangen, das den Kindern zufallen soll, sobald sie volljährig sind.

In "Die dunkle Allee" geht es betrüblich weiter. Wieder einmal haben Sunny, Klaus und Violet Pech, denn es dauert nicht lange, bis Graf Olaf die Geschwister auch bei ihren neuen Pflegeeltern, Mr. und Mrs. Elend, aufgespürt hat. Das Schlimmste aber: Graf Olaf hat die Quagmeir-Drillinge in seiner Gewalt, die besten Freunde der Baudelaires.
Autorenporträt
Lemony Snicket ist das Pseudonym eines angesehenen amerikanischen Autors. Der ist in San Francisco geboren, wurde mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet und lebt in New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.09.2007

Sollen sie doch Kuchen essen!
Lemony Snicket schickt die Baudelaire-Waisen in die Oper

"Wenn du gern Geschichten mit einem Happy End liest, solltest du lieber zu einem anderen Buch greifen" - so hebt das Ganze an, und zwölf Bände lang wird dieses Versprechen eingelöst: Ob die drei Waisenkinder, von denen die Romanserie handelt, den "Seufzersee" besuchen, die "Schule des Schreckens", das "düstere Dorf", den "grausigen Jahrmarkt", die "grimmige Grotte" oder das "haarsträubende Hotel" (so die Titel einzelner Bände), überall geraten sie aufs Neue in eine Abfolge von Katastrophen, überall finden sich diese vernünftigen, vielleicht etwas übervernünftigen Geschwister in einer Welt wieder, die von grotesk unzuverlässigen, nicht selten grundlos bösartigen Erwachsenen bevölkert ist. Und wenn dieser Tage der dreizehnte und letzte Band von Lemony Snickets "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" mit dem Titel "Das erstaunliche Ende" auf Deutsch erscheint, so wird man feststellen, dass auch hier jede urplötzliche Wendung ins Positive, auf die man vielleicht gehofft hätte, ausbleibt.

Das Unglück von Violet, Klaus und Sunny Baudelaire beginnt mit dem Satz "Eure Eltern sind in einem schrecklichen Feuer verschieden", der sie während eines Strandspaziergangs aus dem Mund eines ewig hustenden Bankangestellten namens Poe erreicht, und wem das schon zu anspielungsreich ist, der sollte besser nicht weiterlesen. Im Laufe ihrer Odyssee wird den Baudelaire-Waisen unter anderem ein verrückter geigespielender Schuldirektor namens Nero begegnen, sie werden im Treppenhaus eines Wolkenkratzers völlig unvermittelt eine Frauenstimme mit französischem Akzent "Sollen sie doch Kuchen essen" sagen hören und dergleichen mehr; vor allem Sunny, die jüngste der drei, wird im Verlauf der Geschichte ihr säuglingshaftes Gebrabbel immer häufiger mit Fremdwörtern spicken, die eine ungewöhnlich breit gefächerte Bildung verraten - "akrofil", murmelt sie, während die Kinder besagtes Treppenhaus meistern, und das soll heißen, dass die Bewohner dieses Hauses offenbar gern so weit oben wohnen. Ihre Geschwister verstehen sie.

Überhaupt Sunny: Dass die Zeit ungesund schnell vergeht, während die so unvermittelt elternlos gewordenen Baudelaires ihren Platz im Leben suchen (das heißt hier: den Nachstellungen ihres entfernten Verwandten Graf Olaf entkommen, der es auf ihr ererbtes Vermögen abgesehen hat), bildet sich am deutlichsten in der Entwicklung der Jüngsten ab. Eben noch krabbelte Sunny mühsam ihren Geschwistern hinterher, dann erweitert sich ihr Wortschatz urplötzlich, sie rettet unter Einsatz ihrer vier Zähne Violet und Klaus wiederholt das Leben, sie schuftet als Schulsekretärin und Köchin, lernt nebenbei das Laufen und hat im dreizehnten Band ihre allzu kurze Kindheit endgültig hinter sich gelassen.

Ist das nicht alles ein bisschen arg melodramatisch? Natürlich ist es das, und weil es der Schriftsteller Daniel Handler, der sich hinter der Erzählerfigur Lemony Snicket verbirgt, ersichtlich darauf anlegt, gewinnt die Sache ihren eigenen Reiz. Handler, dessen Vater 1938 als Kind aus Deutschland flüchten musste und dessen Mutter aus Montana nach Los Angeles zog, nachdem ein Hagelsturm das elterliche Geschäft zerstört hatte, Handler also bezeichnet sich mit einigem Recht als Produkt zweier Katastrophen. Ebenso gut könnte er sich als Produkt zweier Opernkarrieren verstehen, denn beide Eltern haben im Musiktheater gearbeitet (auch Handler komponiert und tritt als Musiker auf), und seine Bücher verdanken diesem Hintergrund eine Menge, wenigstens, wenn es um das richtige Timing geht, den Einsatz von unvorhersehbaren Wendungen und von retardierenden Elementen. Der Erzähler, dessen Verstrickung in die Baudelaire-Tragödie von Band zu Band deutlicher wird, wendet sich liebend gern mit Ratschlägen an die Leser, denen er etwa empfiehlt, das nächste Kapitel am besten mit geschlossenen Augen zu lesen, um die enorme Dunkelheit um die Waisen richtig nachempfinden zu können.

Natürlich könnte man einwenden, die Lektüre dieser ausgesprochen witzigen Romane sei für Erwachsene ein Genuss, für Kinder aber, denen habituell die nötige Distanz fehle, aber doch entschieden zu gruselig: Ob denn Zehnjährige so einfach weckstecken, wie Sunny in der "unheimlichen Mühle" mit den bloßen Zähnen schwere Baumstämme abnagen muss, oder wie Klaus und Violet in der "Schule des Schreckens" nächtelang über den Sportplatz laufen müssen, gescheucht von dem sadistischen Turnlehrer Dschingis, hinter dem sich natürlich wieder Graf Olaf verbirgt? Aber warum sollten die offensichtlich absurden Situationen nicht auch für junge Lesern als solche kenntlich werden? Für manche mehr, für andere überhaupt nicht?

In den Vereinigten Staaten teilen sich Snickets Romane seit Jahren die obersten Plätze der Bestsellerlisten mit den Harry-Potter-Bänden; der Autor, der sein Pseudonym erst spät lüftete, wird hoch verehrt. Bei uns sind die Bücher, trotz einiger Anläufe und trotz der von Rufus Beck eingelesenen Hörbücher, noch zu entdecken. Es ist die Mühe wert.

TILMAN SPRECKELSEN

Lemony Snicket: "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse". Insgesamt 13 einzeln erhältliche Bände. Manhattan Bücher im Wilhelm Goldmann Verlag, München 2004 bis 2007. Je 176 bis 320 S., geb., je 10,- bis 13,- [Euro]. Die von Rufus Beck gelesenen Hörbuch sind bei Random Books Audio erschienen. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr