Fesselnde Fortsetzung des Drachenreiters: Drei Jahre nach ihrem Sieg über Nesselbrand erwartet die Gefährten ein neues Abenteuer: Der Nachwuchs des letzten Pegasus-Paares ist bedroht! Nur die Sonnenfeder eines Greifs kann ihre Art noch retten. Barnabas, Ben und Fliegenbein reisen mit einer fliegenden Ratte, einem Fjordtroll und einer nervösen Papageiin nach Indonesien. Auf ihrer Suche nach dem geheimnisvollsten und gefährlichsten Fabelwesen aller Zeiten eilen Lung und Schwefelfell zur Hilfe.
Ein Muss für großgewordene und kleine Fans vom "Drachenreiter": temporeich, spannend und mit einem sagenhaftem Showdown. Ungekürzt gelesen von Rainer Strecker und Cornelia Funke mit stimmungsvoller Musik
von German Wahnsinn.
Ein Muss für großgewordene und kleine Fans vom "Drachenreiter": temporeich, spannend und mit einem sagenhaftem Showdown. Ungekürzt gelesen von Rainer Strecker und Cornelia Funke mit stimmungsvoller Musik
von German Wahnsinn.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2022Moosfeen haben es vor Gericht schwer
Mit "Der Fluch der Aurelia" setzt Cornelia Funke ihren "Drachenreiter" fort.
Manche Geschichten lassen sich hervorragend auf verschiedenen Ebenen verstehen. Es geht dann nicht um Perspektiven oder um das Rätsel, wer darin gut oder schlecht ist. Sondern um die Fragen: Nehme ich die Erzählung wortwörtlich? Welche Bedeutung messe ich ihr bei? Was will sie mir tatsächlich sagen, was ist überinterpretiert? Und gibt es so was wie "Überinterpretation" überhaupt?
Im dritten Band von Cornelia Funkes "Drachenreiter" zeigt sich die Kinderbuchautorin als Meisterin im Erfinden von Geschichten, die all diese Fragen aufwerfen. Das deckt sich nicht unbedingt mit den bisherigen Werken der Autorin, die mit "Herr der Diebe", den "Wilden Hühnern" und der "Tintenherz"-Trilogie berühmt geworden ist und die ohne Scheu in einem Satz mit J. K. Rowling genannt werden kann. Cornelia Funke ist eine phantastische Erzählerin magischer Welten, daran gibt es auch nach diesem Buch keinen Zweifel. In "Der Fluch der Aurelia" reicht ihr das aber nicht mehr. Sie will auch eine Meisterin von Geschichten sein, die politische Interpretation zulassen. Sie will auch über die Welt schreiben, die uns allen ohne Phantasie zugänglich ist.
Die Rollen im dritten Drachenreiter-Band sind, wie in ihren Büchern üblich, klar verteilt: Der 14 Jahre alte Menschenjunge Ben und sein Drache Lung, die schon in den ersten beiden Bänden gegen das Böse kämpfen, tun dies abermals. Dieses Mal lautet der Feind Cadoc Aalstrom, der frühere Klassenkamerad und Erzfeind von Barnabas Wiesengrund, Bens Adoptivvater. An ihrer Seite stehen aus den anderen Bänden bekannte und neue Fabelwesen wie Schwefelfell, das schottische Koboldmädchen, und Lola Grauschwanz, eine Ratte mit Propellerflugzeug. Wie in den vorherigen Bänden wimmelt es nur so von Fabelwesen: Es gibt Drachenbabys und Zopfnixen, verzauberte Tintenfische und Himmelsschlangen. Ben und Cadoc Aalstrom wären sich eigentlich nicht in die Quere gekommen, doch sie haben aus unterschiedlichen Beweggründen das gleiche Ziel: Die unter Wasser lebende "Aurelia", das wohl größte aller magischen Wesen, bewegt sich auf die kalifornische Küste zu - mit Kapseln, die neue Fabelwesen erschaffen. Wird die Aurelia bei diesem sagenumwobenen Vorgang gestört oder verärgert, reißt sie die Kapsel wieder an sich und alle anderen Fabelwesen auf der Welt mit sich, sie werden vernichtet. Cadoc Aalstrom will die Kapseln stehlen, weil er sich davon ewiges Leben erhofft, Drachenreiter Ben will dagegen Aurelia vor Aalstrom beschützen und dafür sorgen, dass die Kapseln an einen sicheren Ort gelangen.
Die Geschichte orientiert sich an der klassischen Heldenreise, es gibt rückhaltlose Freundschaften und Zusammenhalt, es gibt Rückschläge und Enttäuschungen. So weit, so gewöhnlich: Eine solide zweite Fortsetzung eines Buches, das ursprünglich vor 25 Jahren erschienen ist und in seiner erzählerischen Stärke eigentlich keine Fortsetzung nötig hat.
Funkes Anspruch ist dieses Mal aber ein anderer. Eine magische Meeresbewohnerin fragt sich an einer Stelle etwa, wer genau der Aurelia denn zum Opfer fallen würde, wenn man ihr die Kapsel stiehlt, etwa ihr Laternenfisch namens Koo: "War Koo ein Fabelwesen? Vermutlich. Und die Wale, die in der Tiefe sangen? Würde überhaupt jemand übrig bleiben außer den Menschen?" An anderer Stelle geht es um mögliche Konsequenzen für Cadoc Aalstrom, der gerne Fabelwesen einsperrt, um ihre Magie für sich zu nutzen. Feenstaub gegen Gesichtsfalten etwa. Diese Taten "würden so oder so nicht als Verbrechen gewertet, weil sein Opfer keine Menschen sind", sagt ein Homunkulus dazu. "Die Moosfeen würden vor euren Gerichten wohl kaum als Zeugen seiner Grausamkeit angehört werden."
In Cornelia Funkes Kindergeschichte liest sich das alles schlüssig. In Cornelia Funkes Geschichte über eine Erde, die Jahr für Jahr mehr von Klimaveränderungen mitgenommen wird, in der Fabelwesen schlicht all jene Leben sind, die nicht menschlich sind, in der die Menschen und ihre Gier die Artenvielfalt und das Sagenhafte der Natur vernichten, in dieser Geschichte lesen sich solche Sätze noch viel schlüssiger.
Funke hat sich im vergangenen Herbst bei jungen Menschen für den Klimawandel entschuldigt, ihre Generation sei verantwortungslos und selbstsüchtig gewesen. Der Klimawandel ist ein Grund, warum die Autorin jüngst weggezogen ist von der von Dürre und Feuer bedrohten kalifornischen Westküste und nun wieder in Europa lebt. Dass sie ihre Sorgen in das Buch aufnimmt und die Aurelia an ihrem ehemaligen Wohnort auftauchen lässt, macht es authentisch.
Interessant dabei ist auch: Die Welt um sich herum als fabelhaft zu begreifen, das dürfte dieses Kinderbuch besser schaffen als wissenschaftliche Studien, die vor der Zerstörung warnen. Denn das Magische, das die Menschheit gerade zerstört, das ist, so Funkes Perspektive, gar nicht in Zahlen zu messen. Dass es uns am Ende selbst trifft, dass wir das Ausmaß unserer Bequemlichkeit erst verstehen werden, wenn sie nicht mehr möglich ist, dass Nehmen nie ohne Geben funktioniert, das alles liegt auf der Hand. Überinterpretation kann es da gar nicht geben.
Das Buch hat dabei natürlich einen entscheidenden Vorteil: Es gibt nur einen Feind und viele herzensgute Menschen, die alles füreinander tun würden. Das Böse im echten Leben ist leider häufig viel subtiler. KIM MAURUS
Cornelia Funke: "Drachenreiter. Der Fluch der Aurelia". Roman.
Dressler Verlag, Hamburg 2021. 432 S., geb., 20,- Euro.
Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit "Der Fluch der Aurelia" setzt Cornelia Funke ihren "Drachenreiter" fort.
Manche Geschichten lassen sich hervorragend auf verschiedenen Ebenen verstehen. Es geht dann nicht um Perspektiven oder um das Rätsel, wer darin gut oder schlecht ist. Sondern um die Fragen: Nehme ich die Erzählung wortwörtlich? Welche Bedeutung messe ich ihr bei? Was will sie mir tatsächlich sagen, was ist überinterpretiert? Und gibt es so was wie "Überinterpretation" überhaupt?
Im dritten Band von Cornelia Funkes "Drachenreiter" zeigt sich die Kinderbuchautorin als Meisterin im Erfinden von Geschichten, die all diese Fragen aufwerfen. Das deckt sich nicht unbedingt mit den bisherigen Werken der Autorin, die mit "Herr der Diebe", den "Wilden Hühnern" und der "Tintenherz"-Trilogie berühmt geworden ist und die ohne Scheu in einem Satz mit J. K. Rowling genannt werden kann. Cornelia Funke ist eine phantastische Erzählerin magischer Welten, daran gibt es auch nach diesem Buch keinen Zweifel. In "Der Fluch der Aurelia" reicht ihr das aber nicht mehr. Sie will auch eine Meisterin von Geschichten sein, die politische Interpretation zulassen. Sie will auch über die Welt schreiben, die uns allen ohne Phantasie zugänglich ist.
Die Rollen im dritten Drachenreiter-Band sind, wie in ihren Büchern üblich, klar verteilt: Der 14 Jahre alte Menschenjunge Ben und sein Drache Lung, die schon in den ersten beiden Bänden gegen das Böse kämpfen, tun dies abermals. Dieses Mal lautet der Feind Cadoc Aalstrom, der frühere Klassenkamerad und Erzfeind von Barnabas Wiesengrund, Bens Adoptivvater. An ihrer Seite stehen aus den anderen Bänden bekannte und neue Fabelwesen wie Schwefelfell, das schottische Koboldmädchen, und Lola Grauschwanz, eine Ratte mit Propellerflugzeug. Wie in den vorherigen Bänden wimmelt es nur so von Fabelwesen: Es gibt Drachenbabys und Zopfnixen, verzauberte Tintenfische und Himmelsschlangen. Ben und Cadoc Aalstrom wären sich eigentlich nicht in die Quere gekommen, doch sie haben aus unterschiedlichen Beweggründen das gleiche Ziel: Die unter Wasser lebende "Aurelia", das wohl größte aller magischen Wesen, bewegt sich auf die kalifornische Küste zu - mit Kapseln, die neue Fabelwesen erschaffen. Wird die Aurelia bei diesem sagenumwobenen Vorgang gestört oder verärgert, reißt sie die Kapsel wieder an sich und alle anderen Fabelwesen auf der Welt mit sich, sie werden vernichtet. Cadoc Aalstrom will die Kapseln stehlen, weil er sich davon ewiges Leben erhofft, Drachenreiter Ben will dagegen Aurelia vor Aalstrom beschützen und dafür sorgen, dass die Kapseln an einen sicheren Ort gelangen.
Die Geschichte orientiert sich an der klassischen Heldenreise, es gibt rückhaltlose Freundschaften und Zusammenhalt, es gibt Rückschläge und Enttäuschungen. So weit, so gewöhnlich: Eine solide zweite Fortsetzung eines Buches, das ursprünglich vor 25 Jahren erschienen ist und in seiner erzählerischen Stärke eigentlich keine Fortsetzung nötig hat.
Funkes Anspruch ist dieses Mal aber ein anderer. Eine magische Meeresbewohnerin fragt sich an einer Stelle etwa, wer genau der Aurelia denn zum Opfer fallen würde, wenn man ihr die Kapsel stiehlt, etwa ihr Laternenfisch namens Koo: "War Koo ein Fabelwesen? Vermutlich. Und die Wale, die in der Tiefe sangen? Würde überhaupt jemand übrig bleiben außer den Menschen?" An anderer Stelle geht es um mögliche Konsequenzen für Cadoc Aalstrom, der gerne Fabelwesen einsperrt, um ihre Magie für sich zu nutzen. Feenstaub gegen Gesichtsfalten etwa. Diese Taten "würden so oder so nicht als Verbrechen gewertet, weil sein Opfer keine Menschen sind", sagt ein Homunkulus dazu. "Die Moosfeen würden vor euren Gerichten wohl kaum als Zeugen seiner Grausamkeit angehört werden."
In Cornelia Funkes Kindergeschichte liest sich das alles schlüssig. In Cornelia Funkes Geschichte über eine Erde, die Jahr für Jahr mehr von Klimaveränderungen mitgenommen wird, in der Fabelwesen schlicht all jene Leben sind, die nicht menschlich sind, in der die Menschen und ihre Gier die Artenvielfalt und das Sagenhafte der Natur vernichten, in dieser Geschichte lesen sich solche Sätze noch viel schlüssiger.
Funke hat sich im vergangenen Herbst bei jungen Menschen für den Klimawandel entschuldigt, ihre Generation sei verantwortungslos und selbstsüchtig gewesen. Der Klimawandel ist ein Grund, warum die Autorin jüngst weggezogen ist von der von Dürre und Feuer bedrohten kalifornischen Westküste und nun wieder in Europa lebt. Dass sie ihre Sorgen in das Buch aufnimmt und die Aurelia an ihrem ehemaligen Wohnort auftauchen lässt, macht es authentisch.
Interessant dabei ist auch: Die Welt um sich herum als fabelhaft zu begreifen, das dürfte dieses Kinderbuch besser schaffen als wissenschaftliche Studien, die vor der Zerstörung warnen. Denn das Magische, das die Menschheit gerade zerstört, das ist, so Funkes Perspektive, gar nicht in Zahlen zu messen. Dass es uns am Ende selbst trifft, dass wir das Ausmaß unserer Bequemlichkeit erst verstehen werden, wenn sie nicht mehr möglich ist, dass Nehmen nie ohne Geben funktioniert, das alles liegt auf der Hand. Überinterpretation kann es da gar nicht geben.
Das Buch hat dabei natürlich einen entscheidenden Vorteil: Es gibt nur einen Feind und viele herzensgute Menschen, die alles füreinander tun würden. Das Böse im echten Leben ist leider häufig viel subtiler. KIM MAURUS
Cornelia Funke: "Drachenreiter. Der Fluch der Aurelia". Roman.
Dressler Verlag, Hamburg 2021. 432 S., geb., 20,- Euro.
Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.12.2021Die Weisheit
der Qualle
Cornelia Funke setzt ihre
„Drachenreiter-Reihe“ fort
VON ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Cornelia Funke, die 2006 von Kalifornien aus ihre internationale Karriere als Jugendbuchautorin mit der „Tintenwelt“-Trilogie und der „Spiegelwelt“-Serie startete, schrieb nun eine Fortsetzung ihrer erfolgreichen Drachenreiter“-Reihe. „Der Fluch der Aurelia“ wurde ein Abschiedsgeschenk für ihre Freunde in Malibu, denn sie kehrte dieses Jahr zurück nach Europa und lebt nun in der Toskana.
Es ist die Geschichte eines Kampfes um eine riesige Qualle – die uralte Hüterin der magischen Geschöpfe –, sie spielt am Strand und im Meer vor Malibu. „Ich bin wie ein Schwamm“, erklärt Funke einmal ihr Schreiben. „Ich inhaliere einen Ort. Danach arbeite ich viel mit Literatur und Fotos.“ Wie in den beiden Bänden der „Drachenreiter“ – Geschichten versuchen skrupellose Menschen mit Hilfe von technischen Monstern magische Wesen auszurotten. Besiegt werden sie von Barnabas Wiesengrund, seinen Kindern – Ben, dem Drachenreiter, und der Tochter Guinever.
„Dürfen wir aus Gier andere Lebewesen verletzen“, lässt die Autorin in „Der Fluch der Aurelia“ Barnabas fragen. „Dürfen wir den Schmerz und die Verzweiflung anderer Geschöpfe in Kauf nehmen, damit wir uns bereichern können oder ein bequemeres Leben haben? Nein! Nicht einmal für mehr Wissen.“ Und darum wird er den skrupellosen Cadoc Aalstrom bekämpfen – „einen tödlichen Parasiten, der sich vom Leben und der Magie anderer ernährt“, der Aurelia, das riesenhafte magische Wesen, das seit Entstehung der Erde in den Tiefen des Ozeans lebt, fangen will. Denn diese Qualle, die alle drei- bis viertausend Jahre auftaucht, wenn die Erde in Gefahr ist, transportiert in ihren Samenkapseln neue magische Wesen, von denen sich Aalstrom ewiges Leben verspricht.
Es ist also dieses Mal die Welt im Meer, in der sich die magischen Geschöpfe mit den Menschen und ihren tierischen und fantastischen Helfern zum Kampf zusammentun. Manche fand die Autorin in nordischen Mythen, wie Kelpie, die Wasserpferde, oder Selkie, die Robbenmenschen, sie leben in der Geschichte zusammen mit Wasserwesen, (im Anhang werden sie aufgeführt), die der Fantasie der Autorin entsprungen sind.
Die Handlung, in der natürlich auch die Hauptfiguren der vorhergehenden Bände eine große Rolle spielen, lebt von wild wuchernden Szenen mit überraschenden Dialogen, in denen die Auftritte so lebendig und auch eigenwillig gestaltet sind, dass die Menschen und die magischen Wesen nicht dem Schwarz-Weiß-Schema folgen. Besonders wenn Cornelia Funke ihre Lieblingsfiguren, wie die junge Rättin Lola Grauschwanz, eine tollkühne Fliegerin und Detektivin, auftreten lässt oder den ängstlichen Homunkulus Fliegenbein. Damit nun wirklich die Magie gerettet wird und Ben und seine Schwester Guineva eigene Wege gehen können, brauchen sie die Hilfe einer besonderen Frau, die in den Bergen von Malibu lebt. Ob hier die Autorin ihr Alter Ego in Kalifornien zurückgelassen hat? (ab 10 Jahre)
Cornelia Funke: Drachenreiter. Der Fluch der Aurelia. Aus dem Englischen von Tobias Schnettler. Mit Ill. der Autorin. Dressler, 2021. 428 Seiten, 20 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
der Qualle
Cornelia Funke setzt ihre
„Drachenreiter-Reihe“ fort
VON ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Cornelia Funke, die 2006 von Kalifornien aus ihre internationale Karriere als Jugendbuchautorin mit der „Tintenwelt“-Trilogie und der „Spiegelwelt“-Serie startete, schrieb nun eine Fortsetzung ihrer erfolgreichen Drachenreiter“-Reihe. „Der Fluch der Aurelia“ wurde ein Abschiedsgeschenk für ihre Freunde in Malibu, denn sie kehrte dieses Jahr zurück nach Europa und lebt nun in der Toskana.
Es ist die Geschichte eines Kampfes um eine riesige Qualle – die uralte Hüterin der magischen Geschöpfe –, sie spielt am Strand und im Meer vor Malibu. „Ich bin wie ein Schwamm“, erklärt Funke einmal ihr Schreiben. „Ich inhaliere einen Ort. Danach arbeite ich viel mit Literatur und Fotos.“ Wie in den beiden Bänden der „Drachenreiter“ – Geschichten versuchen skrupellose Menschen mit Hilfe von technischen Monstern magische Wesen auszurotten. Besiegt werden sie von Barnabas Wiesengrund, seinen Kindern – Ben, dem Drachenreiter, und der Tochter Guinever.
„Dürfen wir aus Gier andere Lebewesen verletzen“, lässt die Autorin in „Der Fluch der Aurelia“ Barnabas fragen. „Dürfen wir den Schmerz und die Verzweiflung anderer Geschöpfe in Kauf nehmen, damit wir uns bereichern können oder ein bequemeres Leben haben? Nein! Nicht einmal für mehr Wissen.“ Und darum wird er den skrupellosen Cadoc Aalstrom bekämpfen – „einen tödlichen Parasiten, der sich vom Leben und der Magie anderer ernährt“, der Aurelia, das riesenhafte magische Wesen, das seit Entstehung der Erde in den Tiefen des Ozeans lebt, fangen will. Denn diese Qualle, die alle drei- bis viertausend Jahre auftaucht, wenn die Erde in Gefahr ist, transportiert in ihren Samenkapseln neue magische Wesen, von denen sich Aalstrom ewiges Leben verspricht.
Es ist also dieses Mal die Welt im Meer, in der sich die magischen Geschöpfe mit den Menschen und ihren tierischen und fantastischen Helfern zum Kampf zusammentun. Manche fand die Autorin in nordischen Mythen, wie Kelpie, die Wasserpferde, oder Selkie, die Robbenmenschen, sie leben in der Geschichte zusammen mit Wasserwesen, (im Anhang werden sie aufgeführt), die der Fantasie der Autorin entsprungen sind.
Die Handlung, in der natürlich auch die Hauptfiguren der vorhergehenden Bände eine große Rolle spielen, lebt von wild wuchernden Szenen mit überraschenden Dialogen, in denen die Auftritte so lebendig und auch eigenwillig gestaltet sind, dass die Menschen und die magischen Wesen nicht dem Schwarz-Weiß-Schema folgen. Besonders wenn Cornelia Funke ihre Lieblingsfiguren, wie die junge Rättin Lola Grauschwanz, eine tollkühne Fliegerin und Detektivin, auftreten lässt oder den ängstlichen Homunkulus Fliegenbein. Damit nun wirklich die Magie gerettet wird und Ben und seine Schwester Guineva eigene Wege gehen können, brauchen sie die Hilfe einer besonderen Frau, die in den Bergen von Malibu lebt. Ob hier die Autorin ihr Alter Ego in Kalifornien zurückgelassen hat? (ab 10 Jahre)
Cornelia Funke: Drachenreiter. Der Fluch der Aurelia. Aus dem Englischen von Tobias Schnettler. Mit Ill. der Autorin. Dressler, 2021. 428 Seiten, 20 Euro.
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"Ein Muss für "Drachenreiter"-Fans. Wir wagen sogar die Behauptung: Das Hörbuch ist noch besser." BÜCHER Literatur- und Hörbuchmagazin, Oktober/November 2016
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Neunzehn Jahre nach Erscheinen des ersten Drachenreiter-Bandes liegt mit "Die Feder eines Greifs" endlich ein zweiter Teil vor, freut sich Roswitha Budeus-Budde. Dass Cornelia Funke in der Zwischenzeit ein wenig an "Leichtigkeit und Komik" eingebüßt hat, findet die Kritikerin nicht weiter schlimm: Erfahrungen aus Funkes Recherchereisen und Sorgen über den Zustand der Welt fließen in diese Geschichte ein, informiert die Rezensentin, die hier natürlich trotzdem in eine Fantasiewelt eintauchen kann, die sie an die "magische Phase" der frühen Kindheit erinnert. Und dank des üppigen Personenverzeichnisses, hat die Kritikerin auch keine Probleme mit den verschlungenen Handlungszweigen dieser zwischen indonesischem Dschungel und Norwegen spielenden Geschichte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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