Der Auftritt vor Publikum war für Thomas Kling eine "hochwichtige Angelegenheit", und drei Faktoren waren dabei entscheidend. Zuerst die Bühne: gutes Licht, ein Tisch, ein Stuhl, ein Mikro. Dann der Vortrag: "1. Kein Genuschel bitte. 2. Didaktik hat weder im Gedicht noch auf der Bühne etwas verloren. Also: bitte keine autoexegetischen Turnübungen. 3. Bittebitte keine Mätzchen (keine Performance) mehr! Und 4. siehe 1.: Kein Genuschel bitte." Und schließlich das Publikum: "Ein konzentriertes Publikum ist enorm wichtig. Dann wird man auch gut auf der Bühne. Es setzt noch einmal alle Kräfte frei…mehr
Der Auftritt vor Publikum war für Thomas Kling eine "hochwichtige Angelegenheit", und drei Faktoren waren dabei entscheidend. Zuerst die Bühne: gutes Licht, ein Tisch, ein Stuhl, ein Mikro. Dann der Vortrag: "1. Kein Genuschel bitte. 2. Didaktik hat weder im Gedicht noch auf der Bühne etwas verloren. Also: bitte keine autoexegetischen Turnübungen. 3. Bittebitte keine Mätzchen (keine Performance) mehr! Und 4. siehe 1.: Kein Genuschel bitte." Und schließlich das Publikum: "Ein konzentriertes Publikum ist enorm wichtig. Dann wird man auch gut auf der Bühne. Es setzt noch einmal alle Kräfte frei ..." Für alle, die Thomas Kling verpasst haben, und alle, die ihn wieder erleben wollen, wird seine lebendige Wortmacht erfahrbar: auf vier CDs mit den prägnantesten Lesungen aus den 1980er und 90er Jahren sowie zwei Gesprächen.
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Autorenporträt
Thomas Kling, 1957 geboren, berief sich zwar u.a. auf die Literatur der Dadaisten und der Wiener Gruppe, aber deren multimediale Events oder "Aktionen" waren für ihn, als er Anfang der 1980er Jahre aufzutreten begann, obsolet geworden, genauso wie die "piepsigen" und "verdrucksten" Dichterlesungen der 70er Jahre. Für seine Form des Auftritts prägte er den Begriff der "Sprachinstallation". Ab 1995 lebte Kling zusammen mit der Malerin Ute Langanky auf der ehemaligen Raketenstation Insel Hombroich am Niederrhein, wo sich heute auch sein literarischer Nachlass befindet. Für die deutschsprachige Lyrik ist die Bedeutung des 2005 an Lungenkrebs Verstorbenen ungebrochen. Sein Andenken wird zudem intensiv gepflegt, u.a. durch die von der Kunststiftung NRW initiierte Thomas-Kling-Poetikdozentur an der Universität Bonn.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Vier großartige unter dem Titel "Die gebrannte Performance" erschienene Hörbücher kann Rezensent Nico Bleutge zu Thomas Klings zehntem Todestag empfehlen. Angetan lauscht er hier Klings Kunst der "Sprachinstallation", lässt sich zu den Wurzeln der Lyrik führen und bewundert die spürbare, unterhaltsame Lust am Sprachmaterial. Aber damit nicht genug: Bleutge folgt in diesem exzellente editierten Werk auch Gesprächen mit dem Autor, die einen seltenen Einblick in seine Kindheit gewähren, hört die Hintergründe zu seinen Texten und taucht in den aufgezeichneten Lesungen in die bild- und klangreiche Welt des Dichters. Vor allem lobt der Kritiker die gemeinsam mit dem Schlagzeuger Frank Köllges inszenierten Lesungen. Gebannt hat der Rezensent mit Thomas Kling die vielfältigen Möglichkeiten des "Wahrnehmungsinstrument Gedicht" kennengelernt.