Man kann es nicht allen recht machen - vor allem seinen Eltern nicht! Nur wer bereit ist, andere zu enttäuschen, wird sein eigenes Leben finden.Manchmal müssen wir andere Menschen enttäuschen, weil ihre Vorstellungen von unserem Leben einfach nicht zu uns passen - bei aller Liebe nicht. Wie enttäuscht man Erwartungen, um selbstbestimmt leben zu können? Was lernt man aus den eigenen Enttäuschungen - von anderen Menschen, vielleicht auch vom Leben, aber auch von uns selbst?Dabei ist die Kunst, die Eltern zu enttäuschen, vielleicht die Meisterdisziplin. Denn wer mit seinen Eltern innerlich versöhnt ist, ist meist auch anderen gegenüber ein freierer Mensch.Wie findet man zu seinem eigenen Leben, seiner eigenen Stimme?Der Philosoph, Jesuit und Bestsellerautor Michael Bordt schlägt eine neue Sicht auf Enttäuschungen vor, die gewohnte Denkmuster auf den Kopf stellt und den Blick für das eigene Leben freimacht. "Wer mit den Eltern unversöhnt ist, der wird sich immer wieder an ihnen abarbeiten. An ihren Schwächen, Prinzipien, Werten, an ihrer ebenshaltung; ihrer politischen Einstellung, ihren Zu- oder Abneigungen. Und solange ich mich noch an den Eltern abarbeite, habe ich noch nicht ins eigene Leben gefunden."
buecher-magazin.deDer Philosoph Michael Bordt benötigt zwar gerade 106 Minuten für die ungekürzte Lesung seiner gesellschaftlichen Denkschrift. Doch der Hörer sollte weit mehr Zeit einplanen, denn Bordts Worte hallen nach. Sein Thema hat wohl nahezu schon jeden Menschen beschäftigt und der Umgang damit vor Herausforderungen gestellt. Die Beziehung zwischen Kind und Eltern ist per se konfliktbeladen. Der Lebenswandel auf der einen Seite passt häufig nicht zu den Wünschen und Erwartungshaltungen auf der anderen zusammen. Zu entsprechen oder aufzulehnen ist für Bordt der falsche Weg, der die Ablösung von Kind und Eltern verhindert und Ursache für wiederkehrende Konflikte ist. Mit gravierenden Folgen: "Solange ich mich noch an den Eltern abarbeite, habe ich noch nicht ins eigene Leben gefunden", sagt er, der das Hörbuch sehr würdevoll interpretiert. Der 58-Jährige ermutigt, auch mal auf den Tisch zu hauen, um Akzeptanz zu erreichen, die für die Eltern-Kind-Beziehung die notwendige Basis darstellt. Der Philosoph findet immer wieder Leitsätze, die einen den Pause-Knopf drücken lassen, um sich selbst zu reflektieren.
© BÜCHERmagazin, Olaf Ernst (ole)
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»Denkanstöße in Buchform.« Hannes Hintermeier Frankfurter Allgemeine Zeitung 20171111