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Wer sind wir, woher kommen wir, was prägt uns?Sofia ist Schriftstellerin und Mutter und hat alle Hände voll zu tun, Mann, Kind, Alltag und das Schreiben unter einen Hut zu bringen. Als ihre demente Großmutter ins Heim zieht, muss sie auch noch deren Wohnung ausräumen - und macht dabei eine Entdeckung: eine Sammlung seltsamer alter Listen - wie die von Männern mit schönen Händen oder Menschen, die besser Musiker geworden wären. Sofia ist sofort gefesselt, denn auch sie ist eine leidenschaftliche Listenschreiberin. Der Fund führt sie geradewegs in die Vergangenheit ihrer russischen Familie und zu Onkel Grischa, einem Abenteurer und schrägen Vogel.…mehr

Produktbeschreibung
Wer sind wir, woher kommen wir, was prägt uns?Sofia ist Schriftstellerin und Mutter und hat alle Hände voll zu tun, Mann, Kind, Alltag und das Schreiben unter einen Hut zu bringen. Als ihre demente Großmutter ins Heim zieht, muss sie auch noch deren Wohnung ausräumen - und macht dabei eine Entdeckung: eine Sammlung seltsamer alter Listen - wie die von Männern mit schönen Händen oder Menschen, die besser Musiker geworden wären. Sofia ist sofort gefesselt, denn auch sie ist eine leidenschaftliche Listenschreiberin. Der Fund führt sie geradewegs in die Vergangenheit ihrer russischen Familie und zu Onkel Grischa, einem Abenteurer und schrägen Vogel.
Autorenporträt
Gorelik, Lena§Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihrer Familie nach Deutschland. Mit ihrem Debütroman "Meine weißen Nächte" wurde die damals 23-jährige Autorin als Entdeckung gefeiert, ihr zweiter Roman "Hochzeit in Jerusalem" war 2007 für den Deutschen Buchpreis nominiert.Meckbach, Eva§
Eva Meckbach spielt an der Berliner Schaubühne und war im Kino in Hans-Christian Schmids "Was bleibt" zu sehen. Ihre Stimme setzt sie zudem erfolgreich als Hörbuchinterpretin ein, u.a. in Eva Menasses "Quasikristalle" und Lena Goreliks "Die Listensammlerin". Für ihre Lesung von Annette Hess' "Deutsches Haus" erhielt sie 2019 den Deutschen Hörbuchpreis.
Trackliste
CD 1
1Die Listensammlerin00:04:47
2Die Listensammlerin00:05:00
3Die Listensammlerin00:05:42
4Die Listensammlerin00:03:39
5Die Listensammlerin00:05:56
6Die Listensammlerin00:07:31
7Die Listensammlerin00:05:51
8Die Listensammlerin00:05:12
9Die Listensammlerin00:05:33
10Die Listensammlerin00:06:25
11Die Listensammlerin00:05:52
12Die Listensammlerin00:05:38
13Die Listensammlerin00:05:19
14Die Listensammlerin00:06:05
CD 2
1Die Listensammlerin00:07:20
2Die Listensammlerin00:06:57
3Die Listensammlerin00:05:31
4Die Listensammlerin00:05:06
5Die Listensammlerin00:07:01
6Die Listensammlerin00:04:39
7Die Listensammlerin00:05:34
8Die Listensammlerin00:05:43
9Die Listensammlerin00:06:42
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11Die Listensammlerin00:06:41
CD 3
1Die Listensammlerin00:06:00
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3Die Listensammlerin00:05:32
4Die Listensammlerin00:05:57
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6Die Listensammlerin00:05:04
7Die Listensammlerin00:06:19
8Die Listensammlerin00:06:31
9Die Listensammlerin00:05:15
10Die Listensammlerin00:07:04
11Die Listensammlerin00:06:45
12Die Listensammlerin00:04:57
13Die Listensammlerin00:05:00
14Die Listensammlerin00:04:52
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.09.2013

Überleben mit Listen
Lena Gorelik macht mit einer Familie Ernst

Die Neuauflage des Lexikons der deutsch-jüdischen Literatur verzeichnet einen Artikel zu "Gorelik, Lena, geb. 1. 2. 1981 in Leningrad (Sankt Petersburg)" und lässt den Leser wissen, das Schreiben dieser jungen Autorin kreise um die Frage der Normalität jüdischen Lebens in Deutschland nach der Schoa. Und tatsächlich verarbeitet Lena Gorelik seit ihrem erfolgreichen Debütroman "Meine weißen Nächte" die Erfahrung, als Kind russischer Einwanderer nach Deutschland gekommen zu sein und sich hier plötzlich als Jüdin zu fühlen. In einem Briefroman an ihren Sohn spielte sie mit äußeren Zuschreibungen, mit Klischees und Projektionen und seufzte über die Vielschichtigkeit jeglicher Identität.

Mit der macht sie nun Ernst. Denn ihr neuer Roman verzichtet auf das bisher zentrale Thema, gerade jetzt, wo sich das Bild der Autorin zu verfestigen begann. "Die Listensammlerin" ist ein komischer und ernster Familienroman, dessen Figuren-Ensemble sich auf zwei narrativen Ebenen bewegt. Die Ich-Erzählerin lebt in der Münchner Gegenwart, eine temperamentvolle junge Frau mit einer großen Sorge: Ihre kleine Tochter hat ein krankes Herz und steht vor einer lebenswichtigen Operation. Die Angst um das Kind ist ein Teil des trotz allem mit Leichtigkeit geschilderten Alltags, zu dem auch die Mutter und die Großmutter der Ich-Erzählerin gehören. Beide Frauen sind vor Jahren aus der Sowjetunion nach Deutschland immigriert, und der oft peinlich berührte Tochterblick auf ihre Eigenarten (Spucken beim Bügeln) sorgt für einen humorvollen Ton und einige transkulturelle Spiegeleffekte. Die Einwanderungsthematik führt Lena Gorelik fort und vergewissert sich dabei, wie viele ihrer Generationsgenossinnen, der eigenen Herkunft.

Der zweite, parallel geführte Erzählstrang spielt in der poststalinistischen Sowjetunion. Der Leser folgt hier der Perspektive Grischas, eines anarchisch wilden Jungen, dessen Verhalten zugleich komisch und erschreckend ist. Er ist der Onkel der Ich-Erzählerin, von dessen Existenz und Schicksal diese erst nach und nach erfährt. Die Protagonisten der beiden Romanebenen verbindet eine Passion: das Führen und Sammeln von Listen, mit deren Hilfe das chaotisch andrängende Leben geordnet und gebändigt werden soll. Die junge Frau der Gegenwart erstellt Listen schöner Menschen, von Momenten, die sie nie erleben wollte, Listen mit Tomatengerichten. Der junge Sowjet führt Listen mit Männerhänden, Listen zu lesender Literatur und eine Liste mit Wünschen für die eigene Mutter, der er Arbeit und Leid ersparen möchte. Die Mutter leidet, weil ihr Sohn als unbekümmerter und querulatorischer Individualist ohne jedes Autoritätsempfinden heranwächst und sich bereits als Jugendlicher einer antisowjetischen Gruppe anschließt.

Im Gewand des plaudernden Familienromans liefert Lena Gorelik das Psychogramm eines Dissidenten in seiner ganzen sozialen Ambivalenz. Seine Selbst- und Freiheitsliebe, seine Leichtfertigkeit und sein Mut machen ihn zum Außenseiter und disponieren ihn zur Opposition. Zugleich gefährden seine Charaktereigenschaften und Aktionen die ihm nächsten Menschen und bestimmen ihr Schicksal. Deren Lebensläufe verbinden die russische Vergangenheit und die erzählte Gegenwart. Die Autorin führt aber auch Motive beider Erzählebenen parallel: In Moskau fotografiert der empörte Grischa die menschenunwürdigen Zustände in einem Heim, in dem Systemgegner, Kriegsversehrte und Verrückte vegetieren. In München leidet die Ich-Erzählerin bei jedem ihrer Besuche in einem Altenheim mit den Alzheimerkranken.

Die Darstellung schafft eine eindeutige Differenz zwischen den Systemen. Sie spricht für die selbstverständliche Nähe der Autorin zum Land, in dem sie lebt. Hinter den gewichtigen, den komischen und den feinen Unterschieden, die in diesem Roman geschildert werden, steht allerdings das allen Menschen Gemeinsame. Es findet in der mütterlichen Angst seinen Ausdruck: in der Sorge um den eigensinnigen Jungen, in der Sorge um das kranke Kind. Sie überdauert die Generationen und geht über Grenzen.

SANDRA KERSCHBAUMER.

Lena Gorelik: "Die Listensammlerin". Roman.

Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2013. 350 S., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Hingerissen zeigt sich Rainer Moritz von Lena Goreliks Roman "Die Listensammlerin" und weist gleich darauf hin, dass man diesen nicht wegen seiner Titelähnlichkeit mit seichten Historienromanen wie "Die Gewürzhändlerin" oder "Die Mondspielerin" verwechseln darf. Die Geschichte von Sofia, einer Schriftstellerin in München, die immer wieder in Krisen gerät und sich sehr um ihr herzkrankes Kind sorgt, und ihrem in der Sowjetunion aufgewachsenen Onkel Grischa erzählt für ihn einfühlsam von unterschwelligen familiären Brüchen und davon, wie sehr die Lebensgeschichte der Vorfahren die eigene prägt. Dabei gelingt der Autorin zur Freude des Rezensenten eine gute Balance aus Ernsthaftigkeit und Humor. Besonders lobt er die Klarheit von Goreliks Stil und ihren "feinen, gewitzten Tonfall". Für Moritz ist steht fest: "Mit dem Mond sollen andere spielen."

© Perlentaucher Medien GmbH
Ein in jeder Hinsicht umwerfender Roman NZZ am Sonntag