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Hattie hadert mit dem Monster Häuslichkeit, nachdem ihr Töchterchen Kitty geboren ist. Die Karriere und ihr Leben mit Martyn sollen sich nicht verändern. Agnieszka, ein polnisches Au-pair, verspricht Rettung.
Hattie, beruflich auf Erfolgskurs und in eheähnlicher Gemeinschaft mit Martyn lebend, hadert mit dem Monster Häuslichkeit, seitdem Baby Kitty geboren wurde. Agnieszka, ein polnisches Au-pair, verspricht Rettung. Doch auch Au-pairs sind keine Engel, selbst wenn es so scheint. Sie haben Lebenspläne und - wenn sie unter den entsprechenden Bedingungen aufwuchsen - nicht nur eine harte…mehr

Produktbeschreibung
Hattie hadert mit dem Monster Häuslichkeit, nachdem ihr Töchterchen Kitty geboren ist. Die Karriere und ihr Leben mit Martyn sollen sich nicht verändern. Agnieszka, ein polnisches Au-pair, verspricht Rettung.
Hattie, beruflich auf Erfolgskurs und in eheähnlicher Gemeinschaft mit Martyn lebend, hadert mit dem Monster Häuslichkeit, seitdem Baby Kitty geboren wurde. Agnieszka, ein polnisches Au-pair, verspricht Rettung. Doch auch Au-pairs sind keine Engel, selbst wenn es so scheint. Sie haben Lebenspläne und - wenn sie unter den entsprechenden Bedingungen aufwuchsen - nicht nur eine harte Schule hinter sich, sondern auch wenig Skrupel ... Ein humorvoller Roman über die (nicht nur) weibliche Misere in der Mitte unserer Gesellschaft, respektlos und augenzwinkernd.
Autorenporträt
Fay Weldon, geb. 1931 in England, ist 'eine der unterhaltsamsten und provokantesten Gegenwartsautorinnen' (Sunday Telegraph). Ihr pointierter, lässiger Stil, der sich durch Empathie und Scharfblick auszeichnet, ist ihr Markenzeichen. Fay Weldon gilt als Expertin für weibliche Lebenslügen und Rollenspiele. Ihr Werk wurde vielfach prämiert und in dreiundzwanzig Sprachen übersetzt. Sie arbeitete als Werbetexterin und studierte Psychologie und Wirtschaftswissenschaften. Mit dreißig veröffentlichte sie ihr erstes Buch. Die Autorin ist Mitglied der Royal Society of Literature.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.07.2008

Klarer Sieg für das Au-pair-Mädchen
Fay Weldons Romansatire „Die Moral der Frauen”
Was ist das eigentlich für eine Familie, in der die Mutter Lallie, die Tochter Hattie und deren Kind Kitty heißen? Wer bei der Namensgebung Niedlichkeit so überschätzt, riskiert, nicht ernst genommen zu werden. Die Schriftstellerin Fay Weldon, die in dem Roman „Die Moral der Frauen” von dieser Familie erzählt, hat tatsächlich Satirisches mit ihr vor, denn Lallie, Hattie und Kitty fallen bald einer skrupellosen Agnieszka aus Osteuropa zum Opfer, einer Frau, deren Name wie eine Pferdepeitsche klingt.
Die Erzählerin dieses Dienstbotenromans ist Hatties scharfzüngige, klatschmäulige und viermal verheiratete Großmutter Frances, deren Mann wegen Drogenhandels in einem holländischen Gefängnis sitzt. Sie kann Hattie nur davor warnen, sich in ihrer Situation ein Au-pair ins Haus zu holen. Hattie lebt in eheähnlicher Gemeinschaft mit dem politischen Redakteur Martyn und arbeitet in einer Londoner Literaturagentur. Er will heiraten, sie nicht, und die gerade geborene Kitty geht Hattie ziemlich auf die Nerven, obwohl sie das Baby selbstverständlich liebt. Sie will wieder arbeiten, und deshalb brauchen Martyn und sie ein Au-pair.
So zieht die kompetente Erzieherin Agnieszka bei Hattie und Martyn ein, und es kommt, wie es kommen muss. Von Hatties anderer Großmutter Serena heißt es, sie habe einen Roman nach dem anderen geschrieben. Das hat Fay Weldon auch – Serena ist im Roman ihr Alter Ego – und man merkt, dass der Roman mit viel Routine geschrieben wurde. Eindimensionale Figuren und eine gewisse Voraussehbarkeit der Ereignisse vermitteln den Eindruck einer „turbulenten Beziehungskomödie” im Stil rein ertragsorientierter Fernsehproduktionen.
Ganz so anspruchslos ist Weldons Roman aber nicht, denn Großmutter Frances erzählt auch aus ihrem eigenen Leben, aus dem Serenas, aus dem ihrer eigenen Mutter und dem ihrer Tochter Lallie, und zeigt die historischen Alternativen zu Hatties Gegenwartsdasein, von der Dienerrolle bis zur sexuell befreiten Frau. Aus den Vergleichen ergibt sich der satirische Zug des Romans, und Satiriker pflegen konservative Menschen zu sein: Hatties Generation erscheint bei Weldon als eine, die Erwerbssinn und Karriere über Familie und Werte stellt und sich von einem patenten Au-pair aus dem ursprünglicheren, vitaleren Osten Europas – ein arges Klischee – über den Tisch ziehen lässt.
Damit daraus keine Moralkeule wird, wählt Weldon einen lockeren, zupackend-ironischen Stil: „Das Au-pair von heute will ein Sexleben, anständig bezahlt werden, in Pubs und in Clubs gehen und gelegentlich auch einen Kurs besuchen”, erzählt Frances und setzt an zu einer historischen Analyse europäischer Frauenrollen. Das Au-pair-Thema ist gut gewählt, bringt Agnieszka doch das Changieren zwischen Dienen und eigenmächtiger Biestigkeit, das Weldons Frauen kennzeichnet, in einer Person auf den Punkt, und erlaubt es, den Blick in die Vergangenheit ebenso wie über die westliche Industrienation hinaus zu werfen. Schade nur, dass Weldon jenseits Englands vor allem Gemeinplätze findet.
In England macht sie alle Klippen aus, die in einem modernen Leben umfahren werden wollen. Wie soll eine Frau Kinder erziehen, wenn sie im Beruf erfolgreich sein will? Wie politisch soll man sein? Wer arbeitet? Soll man heiraten? Kann man es sich leisten, billige Arbeitskräfte nicht auszubeuten, wenn alle anderen es tun? Ein Panoptikum moderner Fragen ist dieser Roman, und die Antworten, die sich aus Weldons Satire herauslesen lassen, bleiben ihrer Tendenz treu. Sollte die 1931 geborene Engländerin einmal Feministin gewesen sein, so ist sie es in diesem Roman nicht mehr.
Hattie sorgt selbst dafür, dass Agnieszka ihren Platz einnimmt. Damit das Au-pair ihr weiterhin Haus, Staub und Kind vom Leib halten kann, schlägt sie vor, dass Agnieszka Martyn heiratet. So kann sie in England bleiben. Irgendwann ist es so weit, dass diese Ehe auch tatsächlich vollzogen wird: Agnieszka hat dem Baby ein wenig Schlafmittel gegeben, Hattie hat sie ein bisschen mehr davon verabreicht, und dann ist sie zu Martyn und Hattie ins Bett gestiegen, alles während Hattie ahnte, was die Haushaltshilfe plante. Ein paar Tage später packt das Au-Pair für sie den Koffer, und dann hat die erfolgreiche junge Frau, was sie will, sie kann sich frei von Mann und Kind der Arbeit widmen. KAI WIEGANDT
FAY WELDON: Die Moral der Frauen. Roman. Aus dem Englischen von Sabine Hedinger. dtv Verlag, München 2007. 317 Seiten, 14 Euro.
Fay Weldon Foto: Gerard Pleynet
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"Ironisch-witzig!" -- Quelle: inTouch