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Wenn der Morgen auf der indonesischen Insel Belitung graut, kann sie nichts aufhalten, weder Hitze noch Regen, kein auf dem Weg lauerndes Krokodil. Sie wollen nicht eine Schulstunde bei Bu Mus und Pak Harfan verpassen, die mit grenzenlosem Idealismus ihre »Regenbogentruppe« unterrichten: Söhne und Töchter von Fischern und Minenarbeitern, für die die Schule die einzige Möglichkeit ist, der Armut zu entkommen. In Die Regenbogentruppe erzählt Andrea Hirata seine bewegende Lebensgeschichte und eröffnet uns damit tiefe Einsichten in ein zerrissenes Land.

Produktbeschreibung
Wenn der Morgen auf der indonesischen Insel Belitung graut, kann sie nichts aufhalten, weder Hitze noch Regen, kein auf dem Weg lauerndes Krokodil. Sie wollen nicht eine Schulstunde bei Bu Mus und Pak Harfan verpassen, die mit grenzenlosem Idealismus ihre »Regenbogentruppe« unterrichten: Söhne und Töchter von Fischern und Minenarbeitern, für die die Schule die einzige Möglichkeit ist, der Armut zu entkommen. In Die Regenbogentruppe erzählt Andrea Hirata seine bewegende Lebensgeschichte und eröffnet uns damit tiefe Einsichten in ein zerrissenes Land.
Autorenporträt
Andrea Hirata wurde 1984 auf Belitung, Indonesien geboren. An der University of Indonesia schloss er ein Wirtschaftsstudium ab. Mit einem EU-Stipendium setzte er seine Ausbildung in Paris und Sheffield fort und erwarb einen Master of Science. Er lebt in Bandung City in West Java, südlich von Jakarta.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.06.2013

Die Kinder von Madame
Andrea Hiratas Roman "Die Regenbogentruppe"

Kaum ein Thema erregt hierzulande die Gemüter mehr als das der Bildung. Eine Reform jagt die nächste, den oft mageren Bildungserfolgen merkt man diesen Eifer selten an. Ein Grund mag darin liegen, dass die Reformer die eigentlichen Akteure im System leicht aus den Augen verlieren. Das sind allem digitalen Lernen und Selbstlernen zum Trotz immer noch Schüler und Lehrer. Wenn die einen nicht wollen und die anderen nicht können, findet Bildung eben nicht wirklich statt.

Andrea Hirata, geboren auf Belitung, einer neben Sumatra gelegenen indonesischen Insel, erzählt in seinem autobiographisch geprägten Romandebüt von nichts anderem als von Schülern und Lehren und davon, wie sie gemeinsam unter primitivsten Bedingungen ein kleines Bildungswunder vollbringen. Das Wunder verdanken die zehn Schüler der Regenbogentruppe vor allem ihrer blutjungen Lehrerin, die sich hartnäckig dafür einsetzt, dass die seit Jahren geschlossene Schule für die Ärmsten der Armen überhaupt wieder eröffnet wird.

Die Behörden, denen das auch in der indonesischen Verfassung garantierte Recht auf Bildung ziemlich schnuppe ist, hatten die Schule längst aufgegeben und geschlossen. Das Geld für den weiten Schulweg auf die benachbarte Insel, geschweige denn die Schuluniformen können die armen Fischer- und Arbeiterfamilien von Belitung nicht aufbringen, und die örtliche Privatschule einer Bergbaugesellschaft bleibt ihnen verschlossen. Jetzt sollen zehn Kinder, die es dazu offiziell braucht, ihre Chance bekommen; mit Müh und Not und vielen Fusseln am Mund trommelt die engagierte Lehrerin sie zusammen.

Die beiden Lehrer - neben Frau Bu Mus gibt es auch einen Direktor - verzichten auf ein Gehalt und schuften nebenbei, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Ein soziales Wunder braucht eben doch eine Mutter Teresa und einen selbstlosen Monsieur Mathieu. Sie kämpfen gegen die nahegelegene Zinnmine, die auf dem Schulgelände abbauen will. Sie benutzen Palmblätter als Schirmersatz, wenn Regen und Sturm durch das kaputte Dach dringen und die Schule im wahrsten Sinne des Wortes zum fliegenden Klassenzimmer wird. Schließlich bereiten sie ihre straßenklugen Schützlinge mit aller Strenge auf einen nationalen Wissenswettbewerb vor, den diese, man ahnt es, gewinnen. Das ist vor allem Lintang zu verdanken, einem armen Fischersohn, der nicht nur jeden Tag vierzig Kilometer auf einem klapprigen Fahrrad im Morgengrauen durch den bedrohlichen Dschungel fährt, um zu lernen, sondern dem es auch besonders leichtfällt, weil er ein mathematisches Genie ist.

Daneben gibt es zum Beispiel Mahar, eine Künstlerseele, Harun, den Lernbehinderten, und natürlich Ikal, der die Geschichte als Hommage an alle erzählt und dem es nach Abschluss der Schule mit viel Mühe gelingt, zu studieren und schließlich sogar ein Stipendium im fernen Europa zu gewinnen. Es gibt Erfolgsgeschichten und erste Liebesromanzen und jede Menge Rückschläge, vor allem dann, wenn die Heranwachsenden aus der Not heraus lieber in der Mine schuften als Algorithmen oder Vokabeln zu pauken. Die korrupten Behörden und Politiker schmücken sich besonders gern vor Wahlen mit dem erfolgreichen Schulprojekt, dann gerät es schnell wieder in Vergessenheit. Das kommt einem bekannt vor.

Ikals Erfolgsgeschichte steht die traurige des hochbegabten Lintang gegenüber, der nach dem Tod des Vaters für eine Großfamilie sorgen muss und trotz seiner Intelligenz in Armut und Trostlosigkeit gefangen bleibt, weil er eine höhere Bildung nicht finanzieren kann. Diese Erfahrung scheint in einem Land, in dem gerade einmal zehn von tausend jungen Indonesiern studieren, eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Andrea Hirata hat ein modernes Märchen über den Zauber und den Ernst der Kindheit in armen Verhältnissen geschrieben, ein Buch, das er den vergessenen Menschen gewidmet hat, jenen, die keine Stimme haben. Ursprünglich gar nicht zur Veröffentlichung bestimmt, verkaufte es sich allein in Indonesien seit seinem Erscheinen 2005 mehr als fünf Millionen Mal. Es ist eine mit leichter Feder geschriebene Anleitung zum aufrechten Gang. Frau Bu Mus, die im wahren Leben Muslima Hafsari heißt, sei Dank.

SABINE BERKING

Andrea Hirata: "Die Regenbogentruppe".

Roman.

Aus dem Indonesischen von Peter Sternagel. Verlag Hanser Berlin, Berlin 2013. 272 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wie gemacht zum Vorlesen und Anhören erscheinen Sabine Berking Andrea Hiratas Texte. Wenn der indonesische Literaturstar vom Willen nach Bildung und sozialem Aufstieg erzählt, anekdotenreich, bildstark und einfach linear, fühlt sich Berking gut aufgehoben. Der simplen Erzähllogik, derzufolge der Held jede noch so schwere Hürde auf dem Weg zur Erfüllung seines Traumes nimmt, folgt Berking gern. Ein modernes Märchen, meint sie, munter und auch ein bisschen naiv.

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