Der Kinderklassiker endlich als Lesung!
Das Tessin in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Not leidenden Bergbauern verkaufen ihre Kinder nach Mailand. Zwanzig Franken bekommen Giorgios Eltern dafür, dass ihr Sohn als »spazzacamino«, als lebender Kehrbesen, durch die Kamine kriecht. Von der Familie seines Meisters wird er gequält, von anderen verspottet. Vor allem eine Straßenkinderbande macht es den Kaminkehrerburschen schwer. Doch die wehren sich und gründen den Bund der "Schwarzen Brüder" ...
Lisa Tetzners Klassiker hat auch nach Jahrzehnten immer noch nichts von seiner Ausstrahlung verloren. Wie die "Schwarzen Brüder" sich in ihrer Verzweiflung wehren und gegenseitig Halt geben, berührt den Hörer zu tiefst.
Dietmar Bär, Schauspieler und routinierter Hörbuchsprecher, erzählt mit empathischer, ruhiger Stimme diese fesselnde Geschichte. Für sein großes Interpretationstalent wurde der "Tatort"-Darsteller mehrfach ausgezeichnet, z. B. für die "Törtel"-Trilogie von Sauerländer audio.
Das Tessin in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Not leidenden Bergbauern verkaufen ihre Kinder nach Mailand. Zwanzig Franken bekommen Giorgios Eltern dafür, dass ihr Sohn als »spazzacamino«, als lebender Kehrbesen, durch die Kamine kriecht. Von der Familie seines Meisters wird er gequält, von anderen verspottet. Vor allem eine Straßenkinderbande macht es den Kaminkehrerburschen schwer. Doch die wehren sich und gründen den Bund der "Schwarzen Brüder" ...
Lisa Tetzners Klassiker hat auch nach Jahrzehnten immer noch nichts von seiner Ausstrahlung verloren. Wie die "Schwarzen Brüder" sich in ihrer Verzweiflung wehren und gegenseitig Halt geben, berührt den Hörer zu tiefst.
Dietmar Bär, Schauspieler und routinierter Hörbuchsprecher, erzählt mit empathischer, ruhiger Stimme diese fesselnde Geschichte. Für sein großes Interpretationstalent wurde der "Tatort"-Darsteller mehrfach ausgezeichnet, z. B. für die "Törtel"-Trilogie von Sauerländer audio.
CD 1 | |||
1 | Die Schwarzen Brüder von Lisa Tetzner | 00:07:15 | |
2 | Sie stiegen hinter dem Haus den Berg hinauf | 00:08:04 | |
3 | Schön war es hier | 00:08:40 | |
4 | Ein paar Wochen später | 00:09:45 | |
5 | Es waren knapp drei Wochen vergangen | 00:08:55 | |
6 | Der Frost blieb | 00:06:49 | |
7 | Nach langen Beratungen beschlossen die Männer den Abstieg | 00:08:57 | |
8 | Der Mann mit der Narbe saß wie vor einem Jahr | 00:08:49 | |
9 | Sie hatte es abgebunden und hängte es Giorgio um | 00:06:50 | |
CD 2 | |||
1 | Es musste die ganze Nacht geregnet haben | 00:04:14 | |
2 | Es wurde Mittag | 00:06:23 | |
3 | Sie aßen schweigend | 00:07:29 | |
4 | Giorgio wachte auf | 00:05:44 | |
5 | Sie fuhren weiter | 00:07:35 | |
6 | Der Mann mit der Narbe schlug die Augen auf | 00:07:03 | |
7 | "Jetzt haben wir vergessen, nach der Straße nach Mailand zu fragen." | 00:02:59 | |
8 | Am nächsten Morgen kamen sie nach Stresa | 00:07:29 | |
9 | Sie legten sich im Kellerverlies ganz eng zusammen | 00:07:13 | |
10 | Mailand war am Tag noch interessanter | 00:05:40 | |
11 | Ein paar Minuten später | 00:04:56 | |
CD 3 | |||
1 | Unten im Hof war ein kleiner Schuppen | 00:08:51 | |
2 | Gleich darauf wurden sie in ein zweites Haus gerufen | 00:06:22 | |
3 | "Geh du zuerst!" | 00:06:57 | |
4 | Giorgio wurde Punkt 5 von der Frau geweckt | 00:07:27 | |
5 | Er blieb den ganzen Mittag liegen | 00:08:39 | |
6 | Meister Rossi hielt sein Versprechen | 00:06:53 | |
7 | "Parole!", sagte eine Stimme | 00:08:12 | |
8 | Am nächsten Morgen fühlte sich Giorgio wie ausgewechselt | 00:06:45 | |
9 | Angeletta saß aufgerichtet im Bett | 00:02:48 | |
10 | Am übernächsten Abend | 00:03:41 | |
11 | "Also...ich bin aus einem reichen Haus." | 00:07:40 | |
CD 4 | |||
1 | Giorgio erschrak gleich | 00:04:51 | |
2 | Als Giorgio am nächsten Abend in ihren Keller kam | 00:07:59 | |
3 | Giorgio verabschiedete sich und ging | 00:07:02 | |
4 | Der Mann mit der Narbe hatte Wort gehalten | 00:07:06 | |
5 | Giorgio ging bis zur großen Sandgrube | 00:06:25 | |
6 | Als er die Korridortür öffnete, sah er noch Licht | 00:06:55 | |
7 | Es wurde kälter | 00:08:46 | |
8 | Da öffnete sich eine der schweren Türen | 00:10:09 | |
9 | Giorgio wurde durch Geschrei munter | 00:10:28 | |
10 | Giorgio bekam noch eine Decke | 00:06:26 | |
CD 5 | |||
1 | Giorgio hatte es nun 4 Tage so gut wie noch nie | 00:08:49 | |
2 | Gleich nach dem Essen schlüfte Giorgio fort | 00:07:55 | |
3 | Giorgio rannte eilig heim | 00:08:39 | |
4 | Es war langweilig in dem kalten Keller | 00:07:15 | |
5 | Von den Türmen schlug es 11 Uhr | 00:05:07 | |
6 | Das war wirklich Hilfe in höchster Not | 00:06:23 | |
7 | Die drei warteten noch , bis es dunkler wurde | 00:05:03 | |
8 | Dante hielt sich tapfer | 00:10:59 | |
9 | Die Polizisten, der Narbige und Anselmo waren ins Wirtshaus gegangen | 00:10:14 | |
CD 6 | |||
1 | Der Zollwächter Antonia Riva machte einen Rundgang | 00:07:59 | |
2 | "Was ziehen wir nun aber an?" | 00:07:51 | |
3 | Der Doktor saß schon am Tisch | 00:07:57 | |
4 | "Was machen wir nun mit euch?" | 00:09:10 | |
5 | So gingen Giorgio und Lorenzo also gemeinsam nach Roveredo | 00:08:38 | |
6 | Sie durften im Pfarrhaus schlafen | 00:05:26 | |
7 | Es war viele Jahre später | 00:08:48 | |
8 | Nach dem Essen begleitete sie der alte Scatta | 00:06:37 |
buecher-magazin.deGiorgio ist dreizehn, als sein Vater ihn nach Mailand verkauft. Er ist einer von vielen Jungen aus dem Tessin, die dort als spazzacamini in die Schornsteine klettern und Verstopfungen beseitigen - eine gefährliche Arbeit. Giorgios Meister ist ein gutmütiger, aber schwacher Mann, die Meisterin hart und geizig. Außerdem sind da noch die Straßenkinder, die Giorgio verspotten. Doch die Kaminfegerjungen haben sich zur Bande der Schwarzen Brüder zusammengeschlossen und halten einander die Treue. Nachdem Giorgio beinahe an einer Rauchvergiftung gestorben ist, entdeckt Dr. Casella seine Verletzungen und Unterernährung und nimmt sich der Sache der verkauften Kinder an.
Lisa Tetzner ist die Frau von Kurt Held, dem Autor der "Roten Zora". Auch sie schreibt über Kinder, die unter widrigen Bedingungen ihre Würde und Menschlichkeit verteidigen. Der Roman basiert auf Tatsachen: Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Tessiner Kinder als spazzacamini ausgebeutet.
Dietmar Bärs Stimme klingt rau und karg wie die Berglandschaft, in der Giorgio zu Hause ist. Seine Lesung wirkt stellenweise monoton, im Ganzen aber gelungen. Den Kürzungen sind einige poetische Landschaftsbeschreibungen zum Opfer gefallen.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
Lisa Tetzner ist die Frau von Kurt Held, dem Autor der "Roten Zora". Auch sie schreibt über Kinder, die unter widrigen Bedingungen ihre Würde und Menschlichkeit verteidigen. Der Roman basiert auf Tatsachen: Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Tessiner Kinder als spazzacamini ausgebeutet.
Dietmar Bärs Stimme klingt rau und karg wie die Berglandschaft, in der Giorgio zu Hause ist. Seine Lesung wirkt stellenweise monoton, im Ganzen aber gelungen. Den Kürzungen sind einige poetische Landschaftsbeschreibungen zum Opfer gefallen.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2020Mutige Kaminfegerkinder
Wer behält da noch den Überblick? Was Monat für Monat an neuen Kinder- und Jugendbüchern auf den Markt kommt, ist enorm. Deshalb ist es eine gute Alternative, sich an die Klassiker des Genres zu halten. Dabei verhält es sich jedoch andersherum. In den Buchhandlungen steht oft eine sehr identische Auswahl, von Kästner bis Lindgren, von Nöstlinger bis Ende. Wunderbare Bücher, ohne Frage. Aber die Sehnsucht nach Neuentdeckungen stillen sie nicht.
Vielleicht könnte "Die Schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner dann genau das Richtige sein. Auch dieser Roman ist ein Kinderbuchklassiker, jedoch weniger in Deutschland als in der Schweiz. Das Buch, 1940 und 1941 auf zwei Bände verteilt erstmals erschienen, erzählt die Geschichte des Jungen Giorgio, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Tessiner Bergdorf Sonogno als Kaminfegerbub nach Mailand geschickt wird. Seine Eltern, Bergbauern im Verzascatal, sind bettelarm. Als die Mutter sich bei der Landarbeit den Fuß bricht, fehlt das Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Lange hatten Giorgios Eltern sich geweigert, den Sohn zum Arbeiten fortzuschicken, doch nun geben sie nach - und den Jungen in die Hand des bösen, zwielichtigen Antonio Luini. Für Giorgio beginnt eine Odyssee, ein schwerer Weg aus dem Tessin in die fremde Stadt und in ein hartes, gefährliches Leben als Kaminfegerkind. Doch Giorgio findet dort auch Halt, in der Gemeinschaft der "Schwarzen Brüder", einem geheimen Bund der zum Arbeiten in die Ferne geschickten Jungs.
Wie Tetzner von diesen Kindern erzählt, ist faszinierend und fesselnd. Wie sie die Landschaften und die Stadt beschreibt, die Sorgen, aber auch die Begeisterung für das Neue, das Abenteuer, lässt einen nicht los. Zum Vorlesen eignet sich das Buch hervorragend. Gebannte Kinder, die darum betteln, bitte doch noch ein weiteres Kapitel zu lesen, sind einem garantiert. Und auch ihnen fällt schnell auf, für wen das Herz der Schriftstellerin schlägt: für die Jungen, die das Schicksal hart getroffen hat, die sich aber zu helfen wissen, sich nicht unterkriegen lassen und Mut beweisen.
Politisch stand Lisa Tetzner immer links, genau wie ihr Ehemann Kurt Kläber, der Arbeiterführer war, bevor er sich unter dem Pseudonym Kurt Held ebenfalls der Kinder- und Jugendliteratur widmete. Gemeinsam haben die beiden, die vor den Nazis in die Schweiz geflohen waren, an den "Schwarzen Brüdern" gearbeitet. Wenig später unterstützte Tetzner ihren Mann beim Schreiben des Buchs, das sein größter Erfolg werden sollte und in dem eine andere Kinderclique sich gegen das Unrecht stemmt: "Die rote Zora und ihre Bande". Noch ein Klassiker, den man kennen sollte.
ALEXANDER JÜRGS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer behält da noch den Überblick? Was Monat für Monat an neuen Kinder- und Jugendbüchern auf den Markt kommt, ist enorm. Deshalb ist es eine gute Alternative, sich an die Klassiker des Genres zu halten. Dabei verhält es sich jedoch andersherum. In den Buchhandlungen steht oft eine sehr identische Auswahl, von Kästner bis Lindgren, von Nöstlinger bis Ende. Wunderbare Bücher, ohne Frage. Aber die Sehnsucht nach Neuentdeckungen stillen sie nicht.
Vielleicht könnte "Die Schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner dann genau das Richtige sein. Auch dieser Roman ist ein Kinderbuchklassiker, jedoch weniger in Deutschland als in der Schweiz. Das Buch, 1940 und 1941 auf zwei Bände verteilt erstmals erschienen, erzählt die Geschichte des Jungen Giorgio, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Tessiner Bergdorf Sonogno als Kaminfegerbub nach Mailand geschickt wird. Seine Eltern, Bergbauern im Verzascatal, sind bettelarm. Als die Mutter sich bei der Landarbeit den Fuß bricht, fehlt das Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Lange hatten Giorgios Eltern sich geweigert, den Sohn zum Arbeiten fortzuschicken, doch nun geben sie nach - und den Jungen in die Hand des bösen, zwielichtigen Antonio Luini. Für Giorgio beginnt eine Odyssee, ein schwerer Weg aus dem Tessin in die fremde Stadt und in ein hartes, gefährliches Leben als Kaminfegerkind. Doch Giorgio findet dort auch Halt, in der Gemeinschaft der "Schwarzen Brüder", einem geheimen Bund der zum Arbeiten in die Ferne geschickten Jungs.
Wie Tetzner von diesen Kindern erzählt, ist faszinierend und fesselnd. Wie sie die Landschaften und die Stadt beschreibt, die Sorgen, aber auch die Begeisterung für das Neue, das Abenteuer, lässt einen nicht los. Zum Vorlesen eignet sich das Buch hervorragend. Gebannte Kinder, die darum betteln, bitte doch noch ein weiteres Kapitel zu lesen, sind einem garantiert. Und auch ihnen fällt schnell auf, für wen das Herz der Schriftstellerin schlägt: für die Jungen, die das Schicksal hart getroffen hat, die sich aber zu helfen wissen, sich nicht unterkriegen lassen und Mut beweisen.
Politisch stand Lisa Tetzner immer links, genau wie ihr Ehemann Kurt Kläber, der Arbeiterführer war, bevor er sich unter dem Pseudonym Kurt Held ebenfalls der Kinder- und Jugendliteratur widmete. Gemeinsam haben die beiden, die vor den Nazis in die Schweiz geflohen waren, an den "Schwarzen Brüdern" gearbeitet. Wenig später unterstützte Tetzner ihren Mann beim Schreiben des Buchs, das sein größter Erfolg werden sollte und in dem eine andere Kinderclique sich gegen das Unrecht stemmt: "Die rote Zora und ihre Bande". Noch ein Klassiker, den man kennen sollte.
ALEXANDER JÜRGS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mutige Kaminfegerkinder
Wer behält da noch den Überblick? Was Monat für Monat an neuen Kinder- und Jugendbüchern auf den Markt kommt, ist enorm. Deshalb ist es eine gute Alternative, sich an die Klassiker des Genres zu halten. Dabei verhält es sich jedoch andersherum. In den Buchhandlungen steht oft eine sehr identische Auswahl, von Kästner bis Lindgren, von Nöstlinger bis Ende. Wunderbare Bücher, ohne Frage. Aber die Sehnsucht nach Neuentdeckungen stillen sie nicht.
Vielleicht könnte "Die Schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner dann genau das Richtige sein. Auch dieser Roman ist ein Kinderbuchklassiker, jedoch weniger in Deutschland als in der Schweiz. Das Buch, 1940 und 1941 auf zwei Bände verteilt erstmals erschienen, erzählt die Geschichte des Jungen Giorgio, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Tessiner Bergdorf Sonogno als Kaminfegerbub nach Mailand geschickt wird. Seine Eltern, Bergbauern im Verzascatal, sind bettelarm. Als die Mutter sich bei der Landarbeit den Fuß bricht, fehlt das Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Lange hatten Giorgios Eltern sich geweigert, den Sohn zum Arbeiten fortzuschicken, doch nun geben sie nach - und den Jungen in die Hand des bösen, zwielichtigen Antonio Luini. Für Giorgio beginnt eine Odyssee, ein schwerer Weg aus dem Tessin in die fremde Stadt und in ein hartes, gefährliches Leben als Kaminfegerkind. Doch Giorgio findet dort auch Halt, in der Gemeinschaft der "Schwarzen Brüder", einem geheimen Bund der zum Arbeiten in die Ferne geschickten Jungs.
Wie Tetzner von diesen Kindern erzählt, ist faszinierend und fesselnd. Wie sie die Landschaften und die Stadt beschreibt, die Sorgen, aber auch die Begeisterung für das Neue, das Abenteuer, lässt einen nicht los. Zum Vorlesen eignet sich das Buch hervorragend. Gebannte Kinder, die darum betteln, bitte doch noch ein weiteres Kapitel zu lesen, sind einem garantiert. Und auch ihnen fällt schnell auf, für wen das Herz der Schriftstellerin schlägt: für die Jungen, die das Schicksal hart getroffen hat, die sich aber zu helfen wissen, sich nicht unterkriegen lassen und Mut beweisen.
Politisch stand Lisa Tetzner immer links, genau wie ihr Ehemann Kurt Kläber, der Arbeiterführer war, bevor er sich unter dem Pseudonym Kurt Held ebenfalls der Kinder- und Jugendliteratur widmete. Gemeinsam haben die beiden, die vor den Nazis in die Schweiz geflohen waren, an den "Schwarzen Brüdern" gearbeitet. Wenig später unterstützte Tetzner ihren Mann beim Schreiben des Buchs, das sein größter Erfolg werden sollte und in dem eine andere Kinderclique sich gegen das Unrecht stemmt: "Die rote Zora und ihre Bande". Noch ein Klassiker, den man kennen sollte.
ALEXANDER JÜRGS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer behält da noch den Überblick? Was Monat für Monat an neuen Kinder- und Jugendbüchern auf den Markt kommt, ist enorm. Deshalb ist es eine gute Alternative, sich an die Klassiker des Genres zu halten. Dabei verhält es sich jedoch andersherum. In den Buchhandlungen steht oft eine sehr identische Auswahl, von Kästner bis Lindgren, von Nöstlinger bis Ende. Wunderbare Bücher, ohne Frage. Aber die Sehnsucht nach Neuentdeckungen stillen sie nicht.
Vielleicht könnte "Die Schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner dann genau das Richtige sein. Auch dieser Roman ist ein Kinderbuchklassiker, jedoch weniger in Deutschland als in der Schweiz. Das Buch, 1940 und 1941 auf zwei Bände verteilt erstmals erschienen, erzählt die Geschichte des Jungen Giorgio, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Tessiner Bergdorf Sonogno als Kaminfegerbub nach Mailand geschickt wird. Seine Eltern, Bergbauern im Verzascatal, sind bettelarm. Als die Mutter sich bei der Landarbeit den Fuß bricht, fehlt das Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Lange hatten Giorgios Eltern sich geweigert, den Sohn zum Arbeiten fortzuschicken, doch nun geben sie nach - und den Jungen in die Hand des bösen, zwielichtigen Antonio Luini. Für Giorgio beginnt eine Odyssee, ein schwerer Weg aus dem Tessin in die fremde Stadt und in ein hartes, gefährliches Leben als Kaminfegerkind. Doch Giorgio findet dort auch Halt, in der Gemeinschaft der "Schwarzen Brüder", einem geheimen Bund der zum Arbeiten in die Ferne geschickten Jungs.
Wie Tetzner von diesen Kindern erzählt, ist faszinierend und fesselnd. Wie sie die Landschaften und die Stadt beschreibt, die Sorgen, aber auch die Begeisterung für das Neue, das Abenteuer, lässt einen nicht los. Zum Vorlesen eignet sich das Buch hervorragend. Gebannte Kinder, die darum betteln, bitte doch noch ein weiteres Kapitel zu lesen, sind einem garantiert. Und auch ihnen fällt schnell auf, für wen das Herz der Schriftstellerin schlägt: für die Jungen, die das Schicksal hart getroffen hat, die sich aber zu helfen wissen, sich nicht unterkriegen lassen und Mut beweisen.
Politisch stand Lisa Tetzner immer links, genau wie ihr Ehemann Kurt Kläber, der Arbeiterführer war, bevor er sich unter dem Pseudonym Kurt Held ebenfalls der Kinder- und Jugendliteratur widmete. Gemeinsam haben die beiden, die vor den Nazis in die Schweiz geflohen waren, an den "Schwarzen Brüdern" gearbeitet. Wenig später unterstützte Tetzner ihren Mann beim Schreiben des Buchs, das sein größter Erfolg werden sollte und in dem eine andere Kinderclique sich gegen das Unrecht stemmt: "Die rote Zora und ihre Bande". Noch ein Klassiker, den man kennen sollte.
ALEXANDER JÜRGS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hannes Binder hat den Klassiker nun in holzschnittartige Bilder gefasst und daraus eine Graphic Novel erster Klasse gemacht. Christoph Hartner Steirerkrone 20131211