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Die Hunde sind schuld. Beim Spaziergang mit der Queen rennen sie los, um den allwöchentlich in einem der Palasthöfe parkenden Bücherbus der Bezirksbibliothek anzukläffen. »Ma'am« ist zu gut erzogen, um sich nicht bei dem Bibliothekar zu entschuldigen, leiht sich ebenfalls aus Höflichkeit ein Buch aus - und kommt auf den Geschmack. Von da an deckt sie sich jede Woche mit Lesestoff ein. Sir Kevin, Privatsekretär der königlichen Hoheit, ist »not amused«, beginnt doch die Queen ob ihrer neuen Leidenschaft ihre royalen Pflichten zu vernachlässigen. Umwerfend komisch und very british - gelesen von…mehr

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Produktbeschreibung
Die Hunde sind schuld. Beim Spaziergang mit der Queen rennen sie los, um den allwöchentlich in einem der Palasthöfe parkenden Bücherbus der Bezirksbibliothek anzukläffen. »Ma'am« ist zu gut erzogen, um sich nicht bei dem Bibliothekar zu entschuldigen, leiht sich ebenfalls aus Höflichkeit ein Buch aus - und kommt auf den Geschmack. Von da an deckt sie sich jede Woche mit Lesestoff ein. Sir Kevin, Privatsekretär der königlichen Hoheit, ist »not amused«, beginnt doch die Queen ob ihrer neuen Leidenschaft ihre royalen Pflichten zu vernachlässigen. Umwerfend komisch und very british - gelesen von Jürgen Thormann.Ungekürzte Lesung mit Jürgen Thormann1 mp3-CD ca. 3 h 0 min
Autorenporträt
Alan Bennett, 1934 in Leeds geboren, wurde bekannt durch seine TV-Comedy-Revue »Beyond the Fringe«. Er ist einer der populärsten britischen Dramatiker. Neben zahlreichen Theaterstücken und seinen Arbeiten für Fernsehen und Rundfunk schreibt Bennett seit Mitte der neunziger Jahre auch Prosa, unter anderem den Erfolgstitel »Die souveräne Leserin«.
Rezensionen
»Charmanter, klüger und leichter kann man nicht über das Lesen und das Leben nachdenken, alles 'very british'.« Deutschlandfunk Kultur »Es gibt keinen Zweifel: Wer sich eine Bibliothek mit Weltliteratur in Form von Hörbüchern aufbauen möchte, kommt an dieser Edition nicht vorbei.« WDR 3 »Hier wird fündig, wer an Hörbuchproduktionen Freude hat, die nicht schnell hingeschludert sind, sondern mit einer Regie-Idee zum Text vom und für den Rundfunk produziert sind.« NDR KULTUR »Mehr Zeit hätte man ja immer gern, aber für diese schönen Hörbücher, das Stück nur 10 EUR, besonders.« WAZ »Die Hörbuch-Edition 'Große Werke. Große Stimmen.' umfasst herausragende Lesungen deutschsprachiger Sprecherinnen und Sprecher, die in den Archiven der Rundfunkanstalten schlummern.« SAARLÄNDISCHER RUNDFUNK

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.09.2008

Die einzige Demokratin im Land
Alan Bennetts herrliche Hommage an Elizabeth II. und die Literatur
1997, als Diana zu Grabe getragen wurde, waren die Briten von ihrer Monarchin schwer enttäuscht. Eine Weile lang hatte „die Königin der Herzen” die echte ausgestochen, die als kalt und elitär gebrandmarkt wurde. Der linksliberale Guardian plädierte damals in einer Kampagne für die Abschaffung der Monarchie. Vergeblich. Der Buckingham-Palast hat den Sturm im Wasserglas ausgesessen. Hier und da wurden die offiziellen Auftritte der Queen volksnäher gestaltet, sehr viel mehr war nicht nötig. Stephen Frears’ Film „Die Queen” von 2006, in dem Elizabeth II. als warmherzig-bodenständige Frau gezeigt wird, tat dann ein Übriges. Die britische Monarchie ist nicht in Gefahr. Frears’ Film mag es gewesen sein, der Alan Bennett ein Jahr später zu einer seiner schönsten Erzählungen inspirierte.
Frears zeigt die Queen als eine Frau, die für einen tot geschossenen Zwölfender Mitleid empfindet. Bennett geht darüber weit hinaus: Er lässt sie zur Leseratte werden. „Die Hunde waren schuld.” Die Corgies rennen nämlich zu einem Platz vor dem Hintereingang des Buckingham-Palastes, wo der Bücherbus der Stadtteilbibliothek geparkt hat und auf Kundschaft wartet. Die Queen, den geliebten Hunden auf den Fersen, sieht sich genötigt, dem Busbibliothekar und dem einzigen Leser, einem Küchenjungen der Palastküche, mit der formalen Liebenswürdigkeit zu begegnen, die sie jedem einzelnen ihrer Untertanen schuldet. Sie lässt sich ein Buch schenken, findet es todlangweilig, fühlt sich aber bemüßigt, eine Woche später bei dem Bus wieder aufzutauchen – unhöflich wäre es, wenn sie nicht Interesse heuchelte. Deshalb entleiht sie nun ganz regulär ein weiteres Buch. Weil sie von Literatur keine Ahnung hat, lässt sie sich von dem Küchenjungen, der auch wieder da ist, bei der Auswahl beraten. Der Küchenjunge ist allerdings schwul und frequentiert den Bücherbus, weil er nach erotischer Anregung sucht.
Die Geschichte, die sich nun entspinnt, ist von grandioser Komik, von großer psychologischer Finesse und von Ingo Herzke kongenial übersetzt. Bennett, der Drehbuch- und Theaterschriftsteller, beherrscht das Handwerk des Pointensetzens aus dem Effeff. Er gehört zu den britischen Autoren, deren Werke von der genauen Kenntnis der verschiedenen gesellschaftlichen Klassen und ihres Habitus leben. Hier trifft nicht nur die Welt der Monarchie auf die der Arbeiterklasse. Es trifft auch die Queen auf eine Welt, die sie bisher überhaupt nicht kannte: die der Bücher.
Die feinen Unterschiede
Mit Jane Austen zum Beispiel kann sie zunächst gar nichts anfangen. Bennett erklärt das ironisch einfühlsam: „Die Essenz der Kunst Jane Austens liegt in feinsten gesellschaftlichen Distinktionen, und von der einzigartigen Warte der Queen aus waren diese Unterscheidungen nur schwer auszumachen.” Bis sie zu lesen begonnen hat, ist ihr Blick auf die Gesellschaft simpel gewesen – hier steht sie, dort stehen ihre Untertanen: „Für sie war eines jeden Name ohne Bedeutung, wie übrigens auch alles andere, Kleidung, Sprache, Klassenzugehörigkeit. Sie war eine echte Demokratin, vielleicht die einzige im ganzen Land”.
Je mehr die Queen liest, desto differenzierter lernt sie, ihre Umgebung zu betrachten, und desto neugieriger wird sie auf immer neue Bücher. Auch auf der festlichen Kutschfahrt zur alljährlichen Parlamentseröffnung liest sie. „Das gleichzeitige Lesen und Winken beherrschte sie inzwischen recht gut, es kam nur darauf an, das Buch unterhalb der Fensterkante zu halten”. Ihre royalen Pflichten gehen ihr zunehmend auf die Nerven. Zu ihren Terminen kommt sie unpünktlich, und sie absolviert sie zunehmend nachlässig, was sich vor allem daran zeigt, dass sie ihre vermeintlich spontanen öffentlichen Äußerungen, zu denen sie sich mit großer Disziplin bisher regelmäßig aufgerafft hat, nun unterlässt. Außerdem hat sie ein schlechtes Gewissen, weil sie sich ihre Freude am Lesen nicht zu einer Pflichterfüllung zurechtzureden vermag. Sie entdeckt, dass lesen riskant ist, weil es dazu führen kann, dass der Mensch nicht mehr reibungslos angepasst funktioniert. Je öfter sie sich kenntnisreich über Jean Genet oder Marcel Proust oder Thomas Hardy äußert, desto gewisser sind ihre Höflinge: Die Königin scheint geistig abzubauen. Ist sie vielleicht ein Alzheimer-Fall?
Am Ende belehrt sie alle eines Besseren und bleibt dabei doch die Anarchistin, die sie durch ihre Lektüre geworden ist. Dann werden die Höflinge und die Leser entlassen – mit dem einnehmenden Lächeln, das eine Spur zu intensiv ist, um noch einladend zu wirken, und einem jedem unmissverständlich zu verstehen gibt, dass die Audienz beendet ist. FRANZISKA AUGSTEIN
ALAN BENNETT: Die souveräne Leserin. Aus dem Englischen übersetzt von Ingo Herzke. Wagenbach Verlag, Berlin 2008. 115 Seiten, 14,90 Euro.
Erst lesend begreift Ihre Majestät, dass es Klassenunterschiede gibt: Szene aus Stephen Frears Film „The Queen”mit Helen Mirren als Queen Elizabeth II. Foto: Concorde/Cinetext
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Christine Pries hat große Freude an der Lektüre dieses Gedankenspiels des britischen Autors Alan Bennett und will das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen - auch wenn das Ende sie dann fast zwangsläufig enttäuscht hat. Bennett stellt sich die britische Königin als plötzlich ganz eifrige Leserin vor und erforscht in diesem Zusammenhang die Natur des Lesens, "selbstreflexiv und ungemein liebevoll". Pries vergleicht dieses Buch mit einem "Souffle": Schlichtheit, Raffinesse und Genuss - ein "süßes kleines Nichts".

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