Mit dem Urknall hat alles angefangen, nur was ist daraus geworden? Das fragen sich Gott und der Erzähler dieser wunderbaren Parabel auf das Leben. Gelesen von Axel Hacke.Ob Dresden oder Berlin, München oder Köln, kleine Städte oder große, Axel Hackes Lesungen sind legendär und immer ausverkauft. Als Vorleser ist er schwer zu übertreffen und seine Geschichten treffen immer die Seelenlage, von jedem Einzelnen, aber auch der Gesellschaft insgesamt. In Die Tage, die ich mit Gott verbrachte erzählt er von einer seltsamen Begegnung mit einem alten Herrn in einem grauen Mantel, von Schönheit und Scheitern, von einer stehengebliebenen Uhr, von der Evolution und dem großen Egal. Um Glauben geht es nicht, jedenfalls geht es Gott in dieser Geschichte nicht darum, sondern ganz einfach um das Leben. Und keiner kann davon so poetisch erzählen wie Axel Hacke.
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1 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 1 | 00:00:04 | |
2 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 2 | 00:04:27 | |
3 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 3 | 00:05:42 | |
4 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 4 | 00:09:53 | |
5 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 5 | 00:04:05 | |
6 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 6 | 00:05:38 | |
7 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 7 | 00:03:51 | |
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9 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 9 | 00:03:33 | |
10 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 10 | 00:02:54 | |
11 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 11 | 00:04:16 | |
12 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 12 | 00:06:15 | |
13 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 1/Track 13 | 00:05:13 | |
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1 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 1 | 00:02:41 | |
2 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 2 | 00:05:38 | |
3 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 3 | 00:05:56 | |
4 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 4 | 00:06:09 | |
5 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 5 | 00:04:07 | |
6 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 6 | 00:04:23 | |
7 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 7 | 00:03:37 | |
8 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 8 | 00:04:51 | |
9 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 9 | 00:04:32 | |
10 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 10 | 00:03:11 | |
11 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 11 | 00:05:01 | |
12 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 12 | 00:05:31 | |
13 | Die Tage,die ich mit Gott verbrachte/CD 2/Track 13 | 00:04:16 |
buecher-magazin.deBeinahe wäre der Ich-Erzähler, der gut und gerne Axel Hacke selbst sein könnte, von der Welt erschlagen worden - genauer: von einem Globus. Ein alter Herr im grauen Mantel schubst ihn gerade rechtzeitig von der Parkbank. Fortan treffen sich die beiden häufiger, und dem Ich-Erzähler geht auf, dass dieser alte Herr, der sich von rauchenden Schlangen Feuer holt, Gott ist. Und er stellt die richtigen Fragen: Warum ist nahezu nichts perfekt? Warum gibt es Böses auf der Welt? Warum sind wir hier? Wie hat die Schlange sich überhaupt die Zigarette angezündet? Gott antwortet. Hackes Gott ist nicht der aus der Bibel. Mit dem hätte ein gemäßigter und vernünftiger Menschenfreund wie Hacke nicht einfach so die Straße entlang spazieren können. Er ist ein Vergessener, mit dem niemand spricht und dem niemand zuhört. "Ich wollte gerade das Unvollkommene", erklärt er. "Ich bin kein Ingenieur, ich bin Künstler!" Gott ist einsam, braucht Trost, trinkt zu viel. Und auch der Ich-Erzähler braucht einen Gesprächspartner. Axel Hacke liest diesen verspielten, besinnlichen und durchaus ein wenig naiven Text wie ein ausgebildeter Sprecher, mit Elan und Einfühlungsvermögen.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.201622. Gottes Werk und Hackes Beitrag
Eines Tages, es war Sommer, kam Gott ins Münchner Glockenbachviertel - so kann man, wenn es schnell gehen soll, den Plot dieses Buchs beschreiben, welches, wenn man anfängt mit dem Lesen und alt genug ist, sich an den Reporter Axel Hacke zu erinnern, leichte Schübe von Trauer auslösen kann, weil man sich denkt, dass es für beide schade ist, für Hacke und den Journalismus, dass Hacke dem Journalismus verlorengegangen ist. Diese klare, hochkonzentrierte Sprache, die so frei von Floskeln, aber auch von allem Stolz auf die eigene Brillanz ist, diese Sprache, denkt man anfangs, braucht doch den Widerstand der Wirklichkeit, die Herausforderung durch die Empirie, sie wächst mit den Figuren und Ereignissen, die sich Hacke nicht selber ausgedacht hat. Aber dann liest man weiter und erkennt irgendwann, dass dieser Einwand spießig ist - schon weil, wenn Hackes Prosa durch die Hans-Sachs-Straße oder über den Alten Südlichen Friedhof spaziert und dort von Dingen die Rede ist, die eher im Kopf (oder eben in den Sätzen) als in den Straßen geschehen, man ja immer daran denken muss, dass, wie zum Beispiel Markus Gabriel gern beweist, der kleine, blaue Büroelefant des Autors nicht weniger wirklich ist als die Ampel an der Ecke Pestalozzistraße; nur ist er halt wirklich in einem anderen Rahmen.
Man kann also Hackes Text, der ohne Gattungsbezeichnung auskommt, auch als Reportage lesen, als Bericht über ein paar Dinge, die in den Gedanken des Autors erscheinen, während seine Prosa das Viertel auszumessen versucht - und dass da, auf einer Bank in der Thalkirchner Straße, Gott neben dem Erzähler sitzt, dass er aussieht wie ein älterer Herr, der melancholisch, vielleicht sogar ein bisschen traurig, aber keinesfalls depressiv ist; ein Schöpfer, dem es danach ist, mit einem seiner Geschöpfe zu sprechen und zu streiten: das ist alles andere als eine Verniedlichung.
Gott hat, bei Hacke, einen Sinn für praktische Witze; er lässt die steinernen Löwen vor der Feldherrnhalle durch brennende Reifen springen, und manchmal fährt ein Zug durch Straßen, in denen es weder Schienen noch Oberleitungen gibt. Man kann nicht sagen, dass dieser Gott verzweifelt wäre; nur ratlos ist er manchmal, er versteht die Menschen nicht, und der Mensch, der hier den Ich-Erzähler gibt, hat seinerseits ziemliche Probleme damit, Gott zu verstehen. Was nur heißt, dass diese beiden sehr vieles zu besprechen haben - und das ist es, wovon dieses Buch erzählt. Es könnte auch heißen "Meine Gespräche mit Gott", und das Schöne, das Literarische an diesen Gesprächen ist, dass ihnen alles Erbauliche und Sinnstiftende fremd ist. Wenn Gott keine Antwort hat auf die Fragen des Erzählers, dann gehen die beiden eben auf den Viktualienmarkt, trinken drei Halbe schon am Nachmittag, und Gott, leicht angeheitert, nutzt seine Allmacht für derbe Scherze. Natürlich sieht kein anderer, dass es Gott ist, mit dem der Erzähler spazieren geht, so wie keiner den kleinen Büroelefanten sehen kann, und so läuft der ganze Text darauf hinaus, dass Axel Hacke hier eine Kritik der Religionskritik betreibt. Er erfindet sich einen Gott. Er verzaubert mit ihm die Welt. Und findet das gut, richtig und notwendig.
Claudius Seidl.
Axel Hacke: "Die Tage, die ich mit Gott verbrachte". Mit Bildern von Michael Sowa. Kunstmann, 104 Seiten, 18 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eines Tages, es war Sommer, kam Gott ins Münchner Glockenbachviertel - so kann man, wenn es schnell gehen soll, den Plot dieses Buchs beschreiben, welches, wenn man anfängt mit dem Lesen und alt genug ist, sich an den Reporter Axel Hacke zu erinnern, leichte Schübe von Trauer auslösen kann, weil man sich denkt, dass es für beide schade ist, für Hacke und den Journalismus, dass Hacke dem Journalismus verlorengegangen ist. Diese klare, hochkonzentrierte Sprache, die so frei von Floskeln, aber auch von allem Stolz auf die eigene Brillanz ist, diese Sprache, denkt man anfangs, braucht doch den Widerstand der Wirklichkeit, die Herausforderung durch die Empirie, sie wächst mit den Figuren und Ereignissen, die sich Hacke nicht selber ausgedacht hat. Aber dann liest man weiter und erkennt irgendwann, dass dieser Einwand spießig ist - schon weil, wenn Hackes Prosa durch die Hans-Sachs-Straße oder über den Alten Südlichen Friedhof spaziert und dort von Dingen die Rede ist, die eher im Kopf (oder eben in den Sätzen) als in den Straßen geschehen, man ja immer daran denken muss, dass, wie zum Beispiel Markus Gabriel gern beweist, der kleine, blaue Büroelefant des Autors nicht weniger wirklich ist als die Ampel an der Ecke Pestalozzistraße; nur ist er halt wirklich in einem anderen Rahmen.
Man kann also Hackes Text, der ohne Gattungsbezeichnung auskommt, auch als Reportage lesen, als Bericht über ein paar Dinge, die in den Gedanken des Autors erscheinen, während seine Prosa das Viertel auszumessen versucht - und dass da, auf einer Bank in der Thalkirchner Straße, Gott neben dem Erzähler sitzt, dass er aussieht wie ein älterer Herr, der melancholisch, vielleicht sogar ein bisschen traurig, aber keinesfalls depressiv ist; ein Schöpfer, dem es danach ist, mit einem seiner Geschöpfe zu sprechen und zu streiten: das ist alles andere als eine Verniedlichung.
Gott hat, bei Hacke, einen Sinn für praktische Witze; er lässt die steinernen Löwen vor der Feldherrnhalle durch brennende Reifen springen, und manchmal fährt ein Zug durch Straßen, in denen es weder Schienen noch Oberleitungen gibt. Man kann nicht sagen, dass dieser Gott verzweifelt wäre; nur ratlos ist er manchmal, er versteht die Menschen nicht, und der Mensch, der hier den Ich-Erzähler gibt, hat seinerseits ziemliche Probleme damit, Gott zu verstehen. Was nur heißt, dass diese beiden sehr vieles zu besprechen haben - und das ist es, wovon dieses Buch erzählt. Es könnte auch heißen "Meine Gespräche mit Gott", und das Schöne, das Literarische an diesen Gesprächen ist, dass ihnen alles Erbauliche und Sinnstiftende fremd ist. Wenn Gott keine Antwort hat auf die Fragen des Erzählers, dann gehen die beiden eben auf den Viktualienmarkt, trinken drei Halbe schon am Nachmittag, und Gott, leicht angeheitert, nutzt seine Allmacht für derbe Scherze. Natürlich sieht kein anderer, dass es Gott ist, mit dem der Erzähler spazieren geht, so wie keiner den kleinen Büroelefanten sehen kann, und so läuft der ganze Text darauf hinaus, dass Axel Hacke hier eine Kritik der Religionskritik betreibt. Er erfindet sich einen Gott. Er verzaubert mit ihm die Welt. Und findet das gut, richtig und notwendig.
Claudius Seidl.
Axel Hacke: "Die Tage, die ich mit Gott verbrachte". Mit Bildern von Michael Sowa. Kunstmann, 104 Seiten, 18 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main