Phantásien ist in Gefahr. Das Nichts droht alles zu verschlingen, denn die Kindliche Kaiserin ist krank. Wenn ihr nicht geholfen wird, muss Phantásien sich auflösen. Bastian möchte helfen - aber wie? Phantásien ist doch nur eine fiktive Welt, in die er sich durch ein Buch Tag für Tag hineinflüchtet. Schließlich findet er einen Weg, um in der Geschichte zu bleiben. Gemeinsam mit dem jungen Krieger Atréju muss er nun etliche Abenteuer bestehen, um die Kindliche Kaiserin und seine neue Wirklichkeit zu retten.
CD 1 | |||
1 | ANTIQUARIAT. Inhaber: Karl Konrad Koreander - Teil 01 | ||
2 | ANTIQUARIAT. Inhaber: Karl Konrad Koreander - Teil 02 | ||
3 | ANTIQUARIAT. Inhaber: Karl Konrad Koreander - Teil 03 | ||
4 | ANTIQUARIAT. Inhaber: Karl Konrad Koreander - Teil 04 | ||
5 | Phantasien in Not - Teil 01 | ||
6 | Phantasien in Not - Teil 02 | ||
7 | Phantasien in Not - Teil 03 | ||
8 | Phantasien in Not - Teil 04 | ||
9 | Phantasien in Not - Teil 05 | ||
10 | Phantasien in Not - Teil 06 | ||
11 | Phantasien in Not - Teil 07 | ||
12 | Phantasien in Not - Teil 08 | ||
13 | Atrejus Berufung - Teil 01 | ||
14 | Atrejus Berufung - Teil 02 | ||
15 | Atrejus Berufung - Teil 03 | ||
CD 2 | |||
1 | Atrejus Berufung - Teil 04 | ||
2 | Atrejus Berufung - Teil 05 | ||
3 | Atrejus Berufung - Teil 06 | ||
4 | Atrejus Berufung - Teil 07 | ||
5 | Atrejus Berufung - Teil 08 | ||
6 | Die Uralte Morla - Teil 01 | ||
7 | Die Uralte Morla - Teil 02 | ||
8 | Die Uralte Morla - Teil 03 | ||
9 | Die Uralte Morla - Teil 04 | ||
10 | Die Uralte Morla - Teil 05 | ||
11 | Ygramul, die Viele - Teil 01 | ||
12 | Ygramul, die Viele - Teil 02 | ||
13 | Ygramul, die Viele - Teil 03 | ||
14 | Ygramul, die Viele - Teil 04 | ||
CD 3 | |||
1 | Ygramul, die Viele - Teil 05 | ||
2 | Die Zweisiedler - Teil 01 | ||
3 | Die Zweisiedler - Teil 02 | ||
4 | Die Zweisiedler - Teil 03 | ||
5 | Die Zweisiedler - Teil 04 | ||
6 | Die Drei Magischen Tore - Teil 01 | ||
7 | Die Drei Magischen Tore - Teil 02 | ||
8 | Die Drei Magischen Tore - Teil 03 | ||
9 | Die Drei Magischen Tore - Teil 04 | ||
10 | Die Drei Magischen Tore - Teil 05 | ||
11 | Die Drei Magischen Tore - Teil 06 | ||
12 | Die Stimme der Stille - Teil 01 | ||
13 | Die Stimme der Stille - Teil 02 | ||
CD 4 | |||
1 | Die Stimme der Stille - Teil 03 | ||
2 | Die Stimme der Stille - Teil 04 | ||
3 | Die Stimme der Stille - Teil 05 | ||
4 | Im Gelichterland - Teil 01 | ||
5 | Im Gelichterland - Teil 02 | ||
6 | Im Gelichterland - Teil 03 | ||
7 | Im Gelichterland - Teil 04 | ||
8 | Spukstadt - Teil 01 | ||
9 | Spukstadt - Teil 02 | ||
10 | Spukstadt - Teil 03 | ||
11 | Spukstadt - Teil 04 | ||
12 | Spukstadt - Teil 05 | ||
CD 5 | |||
1 | Der Flug zum Elfenbeinturm - Teil 01 | ||
2 | Der Flug zum Elfenbeinturm - Teil 02 | ||
3 | Der Flug zum Elfenbeinturm - Teil 03 | ||
4 | Der Flug zum Elfenbeinturm - Teil 04 | ||
5 | Die Kindliche Kaiserin - Teil 01 | ||
6 | Die Kindliche Kaiserin - Teil 02 | ||
7 | Die Kindliche Kaiserin - Teil 03 | ||
8 | Die Kindliche Kaiserin - Teil 04 | ||
9 | Die Kindliche Kaiserin - Teil 05 | ||
10 | Der Alte vom Wandernden Berge - Teil 01 | ||
11 | Der Alte vom Wandernden Berge - Teil 02 | ||
12 | Der Alte vom Wandernden Berge - Teil 03 | ||
CD 6 | |||
1 | Der Flug zum Elfenbeinturm - Teil 04 | ||
2 | Der Flug zum Elfenbeinturm - Teil 05 | ||
3 | Perelin, der Nachtwald - Teil 01 | ||
4 | Perelin, der Nachtwald - Teil 02 | ||
5 | Perelin, der Nachtwald - Teil 03 | ||
6 | Perelin, der Nachtwald - Teil 04 | ||
7 | Goab, die Wüste der Farben - Teil 01 | ||
8 | Goab, die Wüste der Farben - Teil 02 | ||
9 | Goab, die Wüste der Farben - Teil 03 | ||
10 | Goab, die Wüste der Farben - Teil 04 | ||
11 | Goab, die Wüste der Farben - Teil 05 | ||
12 | Graograman, der Bunte Tod - Teil 01 | ||
CD 7 | |||
1 | Graograman, der Bunte Tod - Teil 02 | ||
2 | Graograman, der Bunte Tod - Teil 03 | ||
3 | Graograman, der Bunte Tod - Teil 04 | ||
4 | Die Silberstadt Amarganth - Teil 01 | ||
5 | Die Silberstadt Amarganth - Teil 02 | ||
6 | Die Silberstadt Amarganth - Teil 03 | ||
7 | Die Silberstadt Amarganth - Teil 04 | ||
8 | Die Silberstadt Amarganth - Teil 05 | ||
9 | Die Silberstadt Amarganth - Teil 06 | ||
10 | Ein Drache für Held Hynreck - Teil 01 | ||
11 | Ein Drache für Held Hynreck - Teil 02 | ||
CD 8 | |||
1 | Ein Drache für Held Hynreck - Teil 03 | ||
2 | Ein Drache für Held Hynreck - Teil 04 | ||
3 | Ein Drache für Held Hynreck - Teil 05 | ||
4 | Ein Drache für Held Hynreck - Teil 06 | ||
5 | Ein Drache für Held Hynreck - Teil 07 | ||
6 | Die Acharai - Teil 01 | ||
7 | Die Acharai - Teil 02 | ||
8 | Die Acharai - Teil 03 | ||
9 | Die Acharai - Teil 04 | ||
10 | Die Weggenossen - Teil 01 | ||
11 | Die Weggenossen - Teil 02 | ||
12 | Die Weggenossen - Teil 03 | ||
13 | Die Weggenossen - Teil 04 | ||
CD 9 | |||
1 | Die Weggenossen - Teil 05 | ||
2 | Die Weggenossen - Teil 06 | ||
3 | Die Sehende Hand - Teil 01 | ||
4 | Die Sehende Hand - Teil 02 | ||
5 | Die Sehende Hand - Teil 03 | ||
6 | Die Sehende Hand - Teil 04 | ||
7 | Die Sehende Hand - Teil 05 | ||
8 | Die Sehende Hand - Teil 06 | ||
9 | Das Sternenkloster - Teil 01 | ||
10 | Das Sternenkloster - Teil 02 | ||
11 | Das Sternenkloster - Teil 03 | ||
CD 10 | |||
1 | Das Sternenkloster - Teil 04 | ||
2 | Das Sternenkloster - Teil 05 | ||
3 | Das Sternenkloster - Teil 06 | ||
4 | Die Schlacht um den Elfenbeinturm - Teil 01 | ||
5 | Die Schlacht um den Elfenbeinturm - Teil 02 | ||
6 | Die Schlacht um den Elfenbeinturm - Teil 03 | ||
7 | Die Schlacht um den Elfenbeinturm - Teil 04 | ||
8 | Die Schlacht um den Elfenbeinturm - Teil 05 | ||
9 | Die Schlacht um den Elfenbeinturm - Teil 06 | ||
10 | Die Schlacht um den Elfenbeinturm - Teil 07 | ||
11 | Die Alte-Kaiser-Stadt - Teil 01 | ||
CD 11 | |||
1 | Die Alte-Kaiser-Stadt - Teil 02 | ||
2 | Die Alte-Kaiser-Stadt - Teil 03 | ||
3 | Die Alte-Kaiser-Stadt - Teil 04 | ||
4 | Die Alte-Kaiser-Stadt - Teil 05 | ||
5 | Die Alte-Kaiser-Stadt - Teil 06 | ||
6 | Dame Aiuola - Teil 01 | ||
7 | Dame Aiuola - Teil 02 | ||
8 | Dame Aiuola - Teil 03 | ||
9 | Dame Aiuola - Teil 04 | ||
10 | Dame Aiuola - Teil 05 | ||
11 | Dame Aiuola - Teil 06 | ||
12 | Dame Aiuola - Teil 07 | ||
CD 12 | |||
1 | Das Bergwerk der Bilder - Teil 01 | ||
2 | Das Bergwerk der Bilder - Teil 02 | ||
3 | Das Bergwerk der Bilder - Teil 03 | ||
4 | Das Bergwerk der Bilder - Teil 04 | ||
5 | Das Bergwerk der Bilder - Teil 05 | ||
6 | Die Wasser des Lebens - Teil 01 | ||
7 | Die Wasser des Lebens - Teil 02 | ||
8 | Die Wasser des Lebens - Teil 03 | ||
9 | Die Wasser des Lebens - Teil 04 | ||
10 | Die Wasser des Lebens - Teil 05 | ||
11 | Die Wasser des Lebens - Teil 06 | ||
12 | Die Wasser des Lebens - Teil 07 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.09.2019Phantásien und wie man wieder rausfindet
Eskapismus? Ach was! Illustriert von Sebastian Meschenmoser, gewinnt Michael Endes "Die unendliche Geschichte" eine Dimension dazu.
Die Sache hat gerade Fahrt aufgenommen, der von seinen Mitschülern gepeinigte und verfolgte Junge ist geflohen, hat in einem Antiquariat ein Buch gestohlen und sitzt nun damit im Dachbodenzimmer seiner Schule, gespannt darauf, was ihm jenes Werk mit dem Titel "Die unendliche Geschichte" wohl zu bieten hat. Auch der Leser ist gespannt. Da meldet sich der Erzähler mit einer Erklärung zu Wort. "Bastians Gedanken kehrten nur ungern in die Wirklichkeit zurück. Er war froh, dass die unendliche Geschichte nichts mit ihr zu tun hatte. Er mochte keine Bücher, in denen ihm auf eine schlecht gelaunte und miesepetrige Art die ganz alltäglichen Begebenheiten aus dem ganz alltäglichen Leben irgendwelcher ganz alltäglichen Leute erzählt wurden." Warum plötzlich dieser Einschub - der sogar noch eine Weile weitergeht - in den Erzählfluss der "Unendlichen Geschichte"?
Weil Michael Endes sensationell erfolgreicher Roman 1979 erstmals in einer bewegten Zeit erschien, in der grundlegend darüber gestritten wurde, wie Literatur für Kinder und Jugendliche zu sein hätte. Gegen die "Kindsein ist mies"-Bücher, so benannt nach einem provozierenden Gedicht, das in einem einflussreichen Almanach des Verlags Beltz & Gelberg erschienen war, wandten sich auch Autoren wie Otfried Preußler, die wiederum von der anderen Seite der Verbreitung einer verklärenden Heile-Welt-Literatur bezichtigt wurden.
Vor diesem Hintergrund spielt sich Endes Roman ab, in dem sich sein Held Bastian mit voller Absicht diesem Eskapismus hingibt, den die Autoren einer realistisch orientierten Jugendliteratur wie Peter Härtling oder Christine Nöstlinger ablehnten. Ende präsentiert einen Fantasyroman und dessen Leser gleich mit, markiert beide Sphären durch unterschiedliche Druckfarben und öffnet zugleich Wege zwischen Realität und Fiktion, die Bastian zögernd, aber begeistert beschreitet, bevor er erkennt, dass sein Rettungswerk in dem von Auflösung bedrohten Märchenland Phantásien - er muss der kindlichen Kaiserin im Zentrum des Landes einen neuen Namen geben, also das allem zugrundeliegende phantastische Element neu beleben - nur der Anfang ist. Denn er ist in Gefahr, sich selbst dort zu verlieren, wo seine Wünsche mit derselben Geschwindigkeit wahr werden wie seine Erinnerungen an sein früheres Leben schwinden und damit ebenso die Konturen seiner Persönlichkeit.
Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der "Unendlichen Geschichte" hat nun Thienemann, der Hausverlag des 1995 gestorbenen Ende, eine Prachtausgabe des Werks vorgelegt, die Sebastian Meschenmoser illustriert hat. Keine leichte Aufgabe, schließlich wird die Vorstellung des Romangeschehens optisch wohl noch immer erheblich von den entsetzlich kitschigen Bildern jener Verfilmung bestimmt, die 1984 nach dem Buch entstanden war. Wo Meschenmosers Illustrationen daran erinnern, liegt das daran, dass er sich mit dem Film dieselbe Vorlage teilt und die gleichen Beschreibungen umsetzt. Meist aber sind sie beglückend eigenständig, auch dem Roman gegenüber, und besonders seine Landschaften und Bauwerke zeigen einen besonderen Zugriff auf die Welt Phantásiens. Meschenmoser abstrahiert gern von realen Landschaften, seine Böden und Hintergründe sind oft sparsam und manchmal auch wie leergefegt, seine Gestalten wollen lieber fremd als schön sein, und besonders in den wie Skizzen wirkenden, eingestreuten Schwarzweißzeichnungen lässt er Raum für die Imaginationskraft der Leser. An sie geht daher die Aufforderung, das hier Angebotene zu beleben, so als schlüpfte jeder von uns in die Rolle eines Bastian Balthasar Bux.
Nach der beispiellosen Welle von euphorischen, oft genug sentimentalen literarischen Feiern des gedruckten Buches und seiner Haptik gerade in der Literatur für junge Leser ist es nicht leicht, einem Werk, das am Anfang dieser Welle steht, in dieser Hinsicht gerecht zu werden. Zugleich aber sieht man, wie viele Motive "Die unendliche Geschichte" in die Jugendliteratur eingebracht oder zumindest popularisiert hat: etwa, dass Bastian sich die Frage stellt, was eigentlich in einem Buch passiert, wenn die Deckel zugeklappt sind, und überhaupt das physische Eintreten des Lesers in ein literarisches Reich, das dann 24 Jahre später zum Zentralmotiv in Cornelia Funkes "Tintenherz" werden sollte, allerdings mit dem bezeichnenden Unterschied, dass für Funke der Weg in beide Richtungen führt und die Gestalten daher aus dem Buch in die Wirklichkeit der Leserin gelangen.
Bei Endes Bastian jedoch, der zu Beginn des Romans noch dadurch gekennzeichnet ist, dass der Junge keine Bücher mochte, die ihn zu irgendeiner Weltanschauung bringen wollten, ergibt sich für den Fantasy-Leser eine doch recht klare Botschaft: Du musst dich nicht in Phantásien verlieren, lautet sie, du kommst da wieder raus - sogar reicher, besser, vollständiger als zuvor. Weil kein Mensch ohne beide Seiten sein kann. Erst so wird Endes Kommentar zur damaligen Diskussion über die Literatur für junge Leser komplett.
TILMAN SPRECKELSEN
Michael Ende: "Die unendliche Geschichte". Illustriert von Sebastian Meschenmoser.
Thienemann Verlag, Stuttgart 2019. 416 S., geb., 35,- [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eskapismus? Ach was! Illustriert von Sebastian Meschenmoser, gewinnt Michael Endes "Die unendliche Geschichte" eine Dimension dazu.
Die Sache hat gerade Fahrt aufgenommen, der von seinen Mitschülern gepeinigte und verfolgte Junge ist geflohen, hat in einem Antiquariat ein Buch gestohlen und sitzt nun damit im Dachbodenzimmer seiner Schule, gespannt darauf, was ihm jenes Werk mit dem Titel "Die unendliche Geschichte" wohl zu bieten hat. Auch der Leser ist gespannt. Da meldet sich der Erzähler mit einer Erklärung zu Wort. "Bastians Gedanken kehrten nur ungern in die Wirklichkeit zurück. Er war froh, dass die unendliche Geschichte nichts mit ihr zu tun hatte. Er mochte keine Bücher, in denen ihm auf eine schlecht gelaunte und miesepetrige Art die ganz alltäglichen Begebenheiten aus dem ganz alltäglichen Leben irgendwelcher ganz alltäglichen Leute erzählt wurden." Warum plötzlich dieser Einschub - der sogar noch eine Weile weitergeht - in den Erzählfluss der "Unendlichen Geschichte"?
Weil Michael Endes sensationell erfolgreicher Roman 1979 erstmals in einer bewegten Zeit erschien, in der grundlegend darüber gestritten wurde, wie Literatur für Kinder und Jugendliche zu sein hätte. Gegen die "Kindsein ist mies"-Bücher, so benannt nach einem provozierenden Gedicht, das in einem einflussreichen Almanach des Verlags Beltz & Gelberg erschienen war, wandten sich auch Autoren wie Otfried Preußler, die wiederum von der anderen Seite der Verbreitung einer verklärenden Heile-Welt-Literatur bezichtigt wurden.
Vor diesem Hintergrund spielt sich Endes Roman ab, in dem sich sein Held Bastian mit voller Absicht diesem Eskapismus hingibt, den die Autoren einer realistisch orientierten Jugendliteratur wie Peter Härtling oder Christine Nöstlinger ablehnten. Ende präsentiert einen Fantasyroman und dessen Leser gleich mit, markiert beide Sphären durch unterschiedliche Druckfarben und öffnet zugleich Wege zwischen Realität und Fiktion, die Bastian zögernd, aber begeistert beschreitet, bevor er erkennt, dass sein Rettungswerk in dem von Auflösung bedrohten Märchenland Phantásien - er muss der kindlichen Kaiserin im Zentrum des Landes einen neuen Namen geben, also das allem zugrundeliegende phantastische Element neu beleben - nur der Anfang ist. Denn er ist in Gefahr, sich selbst dort zu verlieren, wo seine Wünsche mit derselben Geschwindigkeit wahr werden wie seine Erinnerungen an sein früheres Leben schwinden und damit ebenso die Konturen seiner Persönlichkeit.
Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der "Unendlichen Geschichte" hat nun Thienemann, der Hausverlag des 1995 gestorbenen Ende, eine Prachtausgabe des Werks vorgelegt, die Sebastian Meschenmoser illustriert hat. Keine leichte Aufgabe, schließlich wird die Vorstellung des Romangeschehens optisch wohl noch immer erheblich von den entsetzlich kitschigen Bildern jener Verfilmung bestimmt, die 1984 nach dem Buch entstanden war. Wo Meschenmosers Illustrationen daran erinnern, liegt das daran, dass er sich mit dem Film dieselbe Vorlage teilt und die gleichen Beschreibungen umsetzt. Meist aber sind sie beglückend eigenständig, auch dem Roman gegenüber, und besonders seine Landschaften und Bauwerke zeigen einen besonderen Zugriff auf die Welt Phantásiens. Meschenmoser abstrahiert gern von realen Landschaften, seine Böden und Hintergründe sind oft sparsam und manchmal auch wie leergefegt, seine Gestalten wollen lieber fremd als schön sein, und besonders in den wie Skizzen wirkenden, eingestreuten Schwarzweißzeichnungen lässt er Raum für die Imaginationskraft der Leser. An sie geht daher die Aufforderung, das hier Angebotene zu beleben, so als schlüpfte jeder von uns in die Rolle eines Bastian Balthasar Bux.
Nach der beispiellosen Welle von euphorischen, oft genug sentimentalen literarischen Feiern des gedruckten Buches und seiner Haptik gerade in der Literatur für junge Leser ist es nicht leicht, einem Werk, das am Anfang dieser Welle steht, in dieser Hinsicht gerecht zu werden. Zugleich aber sieht man, wie viele Motive "Die unendliche Geschichte" in die Jugendliteratur eingebracht oder zumindest popularisiert hat: etwa, dass Bastian sich die Frage stellt, was eigentlich in einem Buch passiert, wenn die Deckel zugeklappt sind, und überhaupt das physische Eintreten des Lesers in ein literarisches Reich, das dann 24 Jahre später zum Zentralmotiv in Cornelia Funkes "Tintenherz" werden sollte, allerdings mit dem bezeichnenden Unterschied, dass für Funke der Weg in beide Richtungen führt und die Gestalten daher aus dem Buch in die Wirklichkeit der Leserin gelangen.
Bei Endes Bastian jedoch, der zu Beginn des Romans noch dadurch gekennzeichnet ist, dass der Junge keine Bücher mochte, die ihn zu irgendeiner Weltanschauung bringen wollten, ergibt sich für den Fantasy-Leser eine doch recht klare Botschaft: Du musst dich nicht in Phantásien verlieren, lautet sie, du kommst da wieder raus - sogar reicher, besser, vollständiger als zuvor. Weil kein Mensch ohne beide Seiten sein kann. Erst so wird Endes Kommentar zur damaligen Diskussion über die Literatur für junge Leser komplett.
TILMAN SPRECKELSEN
Michael Ende: "Die unendliche Geschichte". Illustriert von Sebastian Meschenmoser.
Thienemann Verlag, Stuttgart 2019. 416 S., geb., 35,- [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main